Budweis in Tschechien erkunden


Nahe der deutschen und österreichischen Grenze liegt das tschechische Budweis, eine echte Perle an der Moldau. Wer an historischen Bauwerken und einer wunderschönen Landschaft interessiert ist, sollte eine Reise nach Südböhmen wagen. Nicht wenige Urlauber verbinden die Stadt mit einer bekannten Biermarke.

Überblick

Die schöne tschechische Stadt Budweis heißt in der Landessprache České Budějovice und ist bei uns auch noch als Böhmisch-Budweis oder Böhmisch-Budwitz bekannt. Sogar weltweit berühmt ist die Stadt für das Budweiser Bier. Wer hierher reist, kommt also unweigerlich in den Genuss einer ausführlichen Probe des leckeren Kaltgetränks. Wer sich sein Bier am Abend redlich verdienen will, der sollte sich das historische Zentrum tagsüber ausgiebig anschauen. Die fast 800 Jahre alte Stadt verfügt über etliche historische Gebäude sowie interessante Museen. Wer es grüner mag, findet in der Umgebung außerdem viele schöne Seen, Flüsse und Hügelketten zum Wandern und Radfahren.

Blick auf Budweis
Blick auf Budweis

Geschichte

Budweis wurde auf Geheiß des böhmischen Königs Ottokar II. Mitte des 13. Jahrhunderts gegründet und wuchs aufgrund der strategisch günstigen Lage an der Moldau schnell zu einer bedeutenden Stadt heran. Später wurden Salz und Silber zu Exportschlagern, wobei Budweis aus letzterem eigene Münzen prägen durfte. Budweis gehörte lange zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und war bis ins 20. Jahrhundert hinein sehr deutsch geprägt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wandelte sich das Sprachbild der Stadt. Heute ist Budweis Universitäts- und Bistumsstadt und ein Geheimtipp.

Sehenswürdigkeiten

Budweis verfügt über eine ganze Reihe von historisch bedeutsamen und architektonisch interessanten Gebäuden aus verschiedenen Epochen. Dazu zählen Kirchen und Festungsanlagen, aber auch verschiedene Türme und nicht zuletzt ein ganz besonderer Brunnen. Die meisten der Sehenswürdigkeiten befinden sich am oder um den zentral gelegenen Hauptplatz.

Samsonbrunnen

Eines der Wahrzeichen der Stadt und zudem der zentrale Fixpunkt, ist der Samsonbrunnen am Hauptplatz von Budweis. Das fast 300 Jahre alte Kulturdenkmal besteht aus einem Sockel, auf dem sich vier Atlanten befinden und über diesen wiederum der namensgebende mythologische Held Samson mit einem Löwen thront. Der Brunnen diente einst der Wasserversorgung der Stadt. Gespeist wurde er aus einem Wasserturm, der sein kostbares Gut aus der Moldau bezog. Als Vorbild diente wohl der Kohlbrunnen der Prager Burg. Für Besucher ist der Brunnen der ideale Ausgangspunkt für Streifzüge durch die Altstadt.

Samsonbrunnen in Budweis
Der Samsonbrunnen auf dem Hauptplatz

Rathaus von Budweis

An der südwestlichen Ecke des Platzes, auf dem der Samsonbrunnen steht, befindet sich das altehrwürdige Rathaus der Stadt. Das auffällige, weißblaue Kulturdenkmal im Barockstil wurde 1730 vollendet und zeichnet sich vor allem durch die drei Türme und die aufwändige Fassadengestaltung aus. Das heutige Rathaus entstand an der Stelle des Vorgängers und auch unter Benutzung einiger Materialien des alten Rathauses. Dieses wiederum war durch Brände stark beschädigt worden. Architekt war der Österreicher Anton Erhard Martinelli, der sich vor allem in Wien einen Namen gemacht hat.

Rathaus von Budweis
Das Rathaus mit seinen drei Türmen

Schwarzer Turm

Ein weiteres Wahrzeichen befindet sich ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft, nämlich der sogenannte Schwarze Turm. Dabei handelt es sich um einen Glockenturm der nebenstehenden Nikolaikirche, aber auch um einen Wachturm sowie ein weithin sichtbares Symbol für den Wohlstand des örtlichen Bürgertums. Der Turm wurde im 16. Jahrhundert errichtet und zeigt Merkmale der Gotik und Renaissance. Die für Mitteleuropa untypische Lage des Turms ohne direkte Verbindung zur Kirche erklärt sich über die italienischen Baumeister, die den Turm erbauten. In Italien ist diese Bauweise sehr weit verbreitet.

Rabensteiner Turm

Ein weiterer prägender Turm steht am nördlichen Rand der Altstadt. Der Rabensteiner Turm gehörte einst zur mittelalterlichen Stadtbefestigung von Budweis und wachte über den nördlichen Zugang durch das Stadttor am Fuße des Baus. Seit dem Jahr 1958 ist der Rabensteiner Turm ein geschütztes Kulturdenkmal. Charakteristisch für den Turm sind die drei Erker am hohen Walmdach, aus denen man die Wehranlagen besser überblicken konnte. Im Bauwerk selbst war zudem ein kleines Gefängnis der Stadtwache untergebracht. Heute befindet sich hier ein Museum, welches über die Stadtgeschichte aufklärt.

Eiserne Jungfrau

An der südlichen Seite der Altstadt, direkt am Zusammenfluss zwischen Moldau und Maltsch, befindet sich ein weiteres Überbleibsel der alten Stadtbefestigungen. Die Eiserne Jungfrau ist ein gotischer Turm aus dem 14. Jahrhundert, dessen vier Etagen auch als Gefängnis, Waffenlager und Wohnraum dienten. Seinen Namen erhielt der Turm von dem berüchtigten Foltergerät, welches sich dort befunden haben soll. Ein Modell der grausamen Vorrichtung lässt sich heute im Museum im Turm besichtigen. Ansonsten thematisiert das Museum eher die Geschichte des Gründers von Budweis, König Ottokar II.

St.-Nikolaus-Kathedrale

Neben dem Schwarzen Turm steht die Kathedrale St. Nikolaus an der nordöstlichen Ecke des Marktplatzes. Errichtet wurde sie bereits im 13. Jahrhundert, also im Zuge der Stadtgründung. Seitdem wurde die Kirche aber mehrfach umgebaut und erweitert und weist heute vor allem barocke Züge auf. Erst im 21. Jahrhundert wurden bei Ausgrabungen neben und später auch im Gotteshaus eine Reihe von Gräbern entdeckt. Bis ins 18. Jahrhundert bestattete man hier begüterte Bürger von Budweis, oft umgeben von reichen Grabbeigaben.

St Nikolaus Kathedrale und Schwarzer Turm
St.-Nikolaus-Kathedrale und Schwarzer Turm

Salzhaus

In der westlichen Altstadt finden Besucher das alte Salzhaus aus dem 16. Jahrhundert. Hier lagerte man viele Jahre eines der bedeutendsten Handelsgüter der Stadt, nämlich Salz. Dies gelangte über den sogenannten Linzer Steig aus den Alpen nach Böhmen. Die Region wurde lange Zeit mit Salz aus den Alpen versorgt. Schiffe fuhren die Moldau entlang, wurden am sogenannten Salztor entladen und das Gut dann im Salzhaus gelagert.

Altes Salzhaus in Budweis
Das Alte Salzhaus diente als Lagerstätte

Schloss Hluboká

Wer ein bisschen Zeit für einen kleinen Ausflug außerhalb der Stadt mitgebracht hat, dem sei das Schloss Hluboká nad Vltavou (zu Deutsch Schloss Frauenberg) in der gleichnamigen Gemeinde nördlich von Budweis ans Herz gelegt. Dieses schöne, strahlend weiße Schloss steht anderen berühmten Schlössern Europas in puncto Ästhetik in Nichts nach. Im 13. Jahrhundert entstand zunächst eine frühgotische Burg, später dann ein Renaissanceschloss und Anfang des 18. Jahrhunderts bekam das Anwesen ein barockes Antlitz. Im Zuge der Burgenrenaissance wurde 1871 das heutige malerische Schloss im Tudorgotikstil errichtet.

Schloss Hluboka
Das schöne Schloss Hluboká

Aktivitäten

Wer genug hat vom Besichtigen, der kann noch viele andere Möglichkeiten nutzen, sich in der alten böhmischen Königsstadt die Zeit zu vertreiben. Museen, Parks und die schöne Umgebung bieten sich geradezu an. Und wer zur richtigen Zeit da ist, findet sich plötzlich in einem riesigen Bierfest wieder.

Ins Museum gehen

Wer von Kultur nicht genug bekommen kann, sollte sich die Budweiser Museumslandschaft etwas genauer anschauen. In den kleinen Museen der einstigen Wehrtürme sowie im Südböhmischen Museum erfährt man einiges an Wissenswertem zur Geschichte der Region und der Stadt. Wer es etwas spezieller möchte, der informiert sich im Pferdeeisenbahnmuseum Budweis über die Geschichte einer der ältesten Pferdebahnstrecken Europas. Alternativ geht es ins Brauereimuseum der Brauerei Budvar, wo sich alles um den berühmten Gerstensaft dreht.

Internationales Bierfest besuchen

Stichwort Bier: An einem Wochenende im Frühjahr dreht sich in Budweis alles um das goldgelbe Getränk, weswegen die böhmische Stadt in der ganzen Welt bekannt ist. Viele hundert Aussteller und zehntausende Besucher strömen dann zum Budweiser Bierfest, dem größten seiner Art in ganz Tschechien. Dabei geht es nicht nur um das Probieren von Biersorten aus nah und fern. Die Hersteller kämpfen um das Goldene Biersiegel. In 28 Kategorien geht es um Geschmack, Farbe, Duft, Bitterkeit, Vollmundigkeit und mehr – inklusive Sonder-Awards für Cider und die Produkte von Mikrobrauereien.

Im Park entspannen

Nach so viel Aktivität ist es vielleicht auch mal an der Zeit, die Seele baumeln zu lassen und sich zu entspannen. Das geht zum Beispiel im Park Stromovka, der mit 68 Hektar die größte Grünanlage der Stadt ist und sich westlich der Altstadt direkt am Moldauufer erstreckt. Ein enges Geflecht aus Wegen für Fußgänger sowie Radfahrer und Spuren für Inlineskater machen den Park zum idealen Erholungsort. Für Jüngere gibt es einen geräumigen Spielplatz sowie einen Skatepark und auch für das leibliche Wohl ist gesorgt.

Park Stromovka in Budweis
Im Park Stromovka entspannen

Die Moldau befahren

Die Moldau ist der Fluss, der durch Budweis fließt und sich bestens als Möglichkeit anbietet, die Gegend vom Wasser aus zu erkunden. Egal ob mit dem Tretboot, einem Ausflugsboot oder auf dem Hausboot – auf der Moldau ist es vor allem im Frühling und Sommer einfach wunderschön. Wer Zeit und Lust hat, der fährt die gesamten 98 Kilometer der sogenannten Moldau-Wasserstraße. Los geht es in Budweis, dann weiter nach Hluboká nad Vltavou und Týn nad Vltavou, wo es jeweils hübsche Schlösser zu sehen gibt und schließlich zur Ortschaft Orlík nad Vltavou.

Eiserne Jungfrau an der Moldau
Eiserne Jungfrau an der Moldau und Maltsch

Wandern und Radfahren

Alternativ bietet sich das Umland von Budweis auch für Wanderer oder Radfahrer an. Für kurze Touren in der unmittelbaren Umgebung locken zahlreiche Seen und Flüsschen. Wer von Budweis aus zu einer größeren Wandertour aufbrechen möchte, dem sei der Burgen- und Schlösserweg empfohlen. Dieser führt in südlicher Richtung vorbei an einigen atemberaubenden Bauwerken in Böhmen und Oberösterreich bis in die Stadt Grein an der Donau.

Reise-Infos

Das südböhmische Budweis liegt sehr nah an der deutschen Grenze und ist daher ein perfektes Ausflugsziel für ein langes Wochenende. Viel Vorbereitung braucht es dazu nicht – einfach ins Auto oder den Zug steigen und los geht es. Ein paar Tipps zur Vorbereitung auf den Urlaub in Tschechien haben wir dennoch für euch im Folgenden zusammengestellt.

Reisezeit & Reisedauer

Am besten eignen sich die Sommermonate für eine Reise nach Böhmen. Von Mai bis September ist das Wetter in und um Budweis mild und warm, im Hochsommer manchmal auch recht heiß. Nur wer dem Wintersport frönen möchte, nutzt natürlich die schneereichen Monate.

Budweis liegt nur ein kleines Stück hinter der bayerischen und oberösterreichischen Grenze und ist somit ein geeignetes Reiseziel für Kurzurlauber. An einem langen Wochenende lässt sich die Stadt erkunden und auch der eine oder andere Museumsbesuch sowie ein geselliger Abend mit traditionellem Budweiser Bier ist machbar.

Anreise & Reisevorbereitung

Wer einen etwas weiteren Anreiseweg hat, kann mit dem Flugzeug zunächst nach Prag oder Linz fliegen und dort auf die Straße oder die Schiene umsteigen. Für alle anderen empfiehlt sich eine Anfahrt mit dem Zug, Bus oder dem Auto. Günstige und schnelle Bahnverbindungen gibt es ab München oder Prag.

Von der tschechischen Hauptstadt aus ist es meist sogar praktischer und günstiger, mit dem Bus zu fahren. Eine Fahrt dauert rund zweieinhalb Stunden und damit in etwa so lange wie mit dem Zug. Mit dem Auto benötigt man von München, Nürnberg oder Dresden aus ungefähr vier Stunden. Von Wien benötigt man hingegen nur zweieinhalb Stunden mit dem Wagen nach Budweis.

Da Tschechien ein vollwertiges Mitglied der Europäischen Union ist, entfallen Grenzkontrollen und eine Einreise ist problemlos mit dem Personalausweis möglich. Der Euro wurde noch nicht in Tschechien eingeführt, sodass man etwas Geld in die örtliche Währung, die Tschechische Krone, umtauschen sollte.

Fortbewegung vor Ort

Budweis ist nicht sonderlich groß und kann problemlos zu Fuß erkundet werden. Wer möchte, greift auf das recht dichte Busnetz zurück, welches die Stadt zudem mit einer Reihe von Ortschaften im Umland verbindet. Außerdem gibt es immer Taxis, die vor dem Rathaus warten und Reisende gerne zu ihrem Ziel bringen.

Sprache & Verständigung

Budweis war lange Zeit eine Stadt mit einem großen deutschsprachigen Bevölkerungsanteil. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Deutschen jedoch vertrieben. Dank der Nähe zu Bayern und Österreich kommen Urlauber aber immer noch ganz gut mit Deutsch zurecht. Es macht einen guten Eindruck, wenn man sich ein paar Brocken Tschechisch aneignet.

Essen & Spezialitäten

Die südböhmische Küche ist bekannt für herzhafte Speisen, zu denen Knödel und Sauerkraut gehören. Zur Kirchweih im Herbst reicht man Hnětýnky, süßes Gebäck mit großartigen Verzierungen. Wild- und Fischgerichte aus den Wäldern und Gewässern der Region vervollständigen den Speiseplan.

Die Stadt ist aber natürlich vor allem für eine kulinarische Spezialität berühmt, nämlich das Budweiser Bier. 1895 gegründet, gibt es das Budvar mittlerweile in über 60 Ländern und ist auch in Deutschland sehr beliebt. Die Brauerei befindet sich übrigens in Staatsbesitz und hat außerdem nichts mit der gleichnamigen amerikanischen Biermarke zu tun.

Hotels & Unterkünfte

Vor allem die Altstadt besitzt eine ganze Reihe von Hotels im günstigen und mittleren Preisniveau. Schnäppchenjäger finden hier auf jeden Fall eine Unterkunft für wenig Geld. Wer es etwas komfortabler will, sucht sich ein Hotel mit mehr als drei Sternen.

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