Die raue Atlantikküste Portugals ist vor allem für Naturfreunde ein beliebtes Reiseziel. Es gibt aber noch eine andere Gruppe, die hier goldrichtig ist, nämlich die Surfer. Vor allem in und um die Gemeinde Ericeira gibt es zahlreiche tolle Gelegenheiten fürs Wellenreiten und Windsurfen. Welche das sind und was der Ort sonst noch zu bieten hat, erfahrt ihr hier.
Überblick
Der äußerste Südwesten Europas fasziniert Reisende durch natürliche Felsformationen und lange Strände, aber auch die Städte und reichhaltige Kultur üben ihren Reiz aus. Neben Metropolen wie Lissabon oder Porto gibt es zahlreiche kleinere Urlaubsziele, etwa Ericeira, nur knapp 40 Kilometer von der Hauptstadt entfernt.
Ericeira ist auf den ersten Blick kein wirklich herausragender Ort. Es gibt ein paar Kirchen, einige wirklich schöne Strände und natürlich leckere und fangfrische Meeresfrüchte. Für Surfer allerdings ist das Ericeira längst mehr als nur ein Geheimtipp. Wer gerne surft und vor Herausforderungen nicht zurückschreckt, findet hier auf jeden Fall sein Glück.
Geschichte
Die Geschichte des Ortes geht bis in die Antike zurück, als phönizische Siedler aus dem Nahen Osten hier eine Handelsniederlassung gründeten. Über die Jahrhunderte hinweg war Ericeira dann kaum mehr als eine bescheidene Küstenstadt mit einem zeitweise bedeutenden Hafen und einer Fischfangflotte, vor allem für Sardinen.
Eine gewisse Bekanntheit erlangte Ericeira im Jahre 1910. Von dort aus floh nämlich der letzte portugiesische König nach England, nachdem Revolutionäre die Republik Portugal ausgerufen hatten. In neuerer Zeit ist Ericeira als Urlaubsziel immer attraktiver geworden. Das liegt nicht zuletzt an den beliebten Surfspots, sondern auch daran, dass es etwas ruhiger und weniger überlaufen zugeht.
Strände
Ericeira liegt direkt am Atlantik und verfügt über eine lange Küstenlinie mit entsprechend vielen Strandkilometern. Die Strände des Stadtgebiets sind allesamt fußläufig erreichbar und damit ideal für schöne Tage am Meer, ein kurzes Abtauchen am Morgen oder Abend und natürlich für aufregende Stunden auf dem Surfbrett.
Praia dos Pescadores
Die Praia dos Pescadores ist der zentral gelegene Strand von Ericeira. Er befindet sich unmittelbar am Fischereihafen und damit auch direkt in der Nähe zu den Annehmlichkeiten des Ortskerns. Für einen kurzen Sprung ins kühle Nass ist diese Badestelle ebenso geeignet wie für einen ausgedehnten Tag am Meer. Der Strand liegt in einer Bucht, die durch einen langen Wellenbrecher gebildet wird. Steile Klippen sorgen dafür, dass die oft recht starke atlantische Brise nicht ganz so heftig zu spüren ist. Hier treffen sich daher auch gerne die Einheimischen, was für ein authentisches Flair sorgt.
Praia do Sul
Die Praia do Sul – also der Südstrand – befindet sich im Stadtteil Bairro Joao David Soares und ist eine tolle Alternative zur zentraleren Praia dos Pescadores. Der schöne Sandstrand mit sehr sauberem Wasser ist ideal für Familien mit Kindern. Es gibt nämlich einen Bereich mit vorgelagerten Felsen im Wasser, der Schutz vor den Wellen bietet. Der Südstrand verfügt über ein kleines Stück Strandpromenade, an der es alles Nötige zu kaufen gibt, was man für einen gelungenen Badetag benötigt. Restaurants und Bars laden nach dem Schwimmen dazu ein, die Kraftreserven wieder aufzufüllen.
Praia da Foz do Lizandro
Einer der schönsten Strände der Gegend befindet sich etwas außerhalb des eigentlichen Gemeindegebietes in südlicher Richtung. Dort mündet der Fluss Lizandro in den Atlantik. An dieser Stelle gibt es einen wunderbaren und vergleichsweise großen Sandstrand, der beliebt, aber nicht überlaufen ist. Die Praia da Foz do Lizandro schmiegt sich auf der einen Seite an das offene Meer und bietet durchaus ein paar brauchbare Wellen für Surfer. Der Strand verläuft auf der anderen Seite aber auch entlang des Flusses, wo das Wasser ruhiger ist und vor allem auch wärmer. Das seichte Flusswasser ist ideal für Kleinkinder und andere Nichtschwimmer.
Sehenswürdigkeiten
Ericeira ist vergleichsweise klein und daher auch nicht mit allzu vielen Sehenswürdigkeiten ausgestattet. Es gibt aber immerhin einen idyllischen Ortskern sowie einige ästhetische Kirchen. Wer auf lange Besichtigungen aus ist, der sollte lieber einen Ausflug ins nahe Lissabon machen.
Igreja Paroquial de São Pedro
Die katholische Pfarrkirche São Pedro ist eines der Gotteshäuser der Stadt und dabei wohl das bekannteste und schönste. Der Bau befindet sich zentral im Ort unweit der Praia Norte. Wenn es ein Gebäude gibt, welches man in Ericeira gesehen haben sollte, dann dieses. Die Kirche wurde im Jahr 1466 errichtet und ab dem 17. Jahrhundert mehrfach erweitert. Vor allem der Altarraum ist für kirchen- und kunsthistorisch Interessierte bedeutsam. Hier gibt es Bildnisse aus dem Leben des Simon Petrus, dem die Kirche gewidmet ist, im Kirchenschiff gibt es weitere Bilderfolgen zu entdecken.
Ortskern von Ericeira
Ericeira besitzt ein romantisches kleines Zentrum mit vielen der typisch weiß getünchten Häuser und einigen historisch interessanten Gebäuden. Das Meer ist gerade mal um die 100 Meter entfernt, was dem Stadtbummel ein besonderes Flair verleiht. Am besten startet man im Norden an der kleinen Kapelle Ermida de São Sebastião. Von dort aus geht es die Strandpromenade herunter Richtung Hafen und dann vorbei an Tapas-Bars und kleinen Marktständen bis zum Park Santa Maria, wo man sich im Schatten der Bäume eine Pause gönnt oder eine Runde Minigolf spielt.
Forte de São Pedro de Milreu
Etwas nördlich der Stadt und direkt hinter einem beliebten Surferstrand liegt eine alte Festungsruine. Zwar stehen nur noch wenige der alten Mauern, immerhin ist das Forte de São Pedro de Milreu ja auch zwischen 1670 und 1675 geschaffen worden. Wer im Norden der Stadt unterwegs ist, sollte dem Bau also einen kleinen Besuch abstatten. Die Befestigung entstand nach dem portugiesischen Restaurationskrieg, der die Iberische Union mit Spanien beendete und Portugal wieder zum eigenständigen Königreich machte. Portugal wollte sich nun besser gegen Angriffe vom Meer aus schützen und errichtete zahlreiche solcher, mit Kanonen bestückten Festungen an der Küste.
Palácio Nacional de Mafra
Der Nationalpalast von Mafra ist die größte Schloss- und Klosteranlage Portugals. Das königliche Gebäude liegt in der etwa zehn Minuten entfernten Kleinstadt Mafra. Der Palast wurde in einer Rekordzeit von 13 Jahren erbaut und verfügt neben 1.200 Räumen auch über eine riesige Bibliothek mit etwa 36.000 historischen Bänden.
Die Außenanlage des UNESCO-Kulturerbes besteht aus einem weitläufigen, schönen botanischen Garten und im Norden befindet sich der Jagdpark Tapada Nacional de Mafra. Der Klosterpalast ist ein absoluter Hingucker, nicht umsonst dauerte es weitere 25 Jahre, bis der Gebäudekomplex mit seinen Ausschmückungen fertiggestellt werden konnte. Nach dem Besuch des prunkvollen Baus solltet ihr unbedingt das einzigartige Pão de Mafra (zu Deutsch Brot von Mafra) kosten.
Aktivitäten
Die wichtigste und beliebteste Aktivität in und um Ericeira ist das Surfen. Auch Urlauber, die nichts mit den sportlichen Brettern am Hut haben, können sich amüsieren. Die Küste ist ein beliebtes Wandergebiet und auch der Nationalpark Sintra ist nicht weit.
Surfen gehen
Surfer bilden an den Stränden von Ericeira eine sichtbar große Gruppe. Das liegt an den idealen Bedingungen, wie es sie angeblich sonst nur vor Hawaii gibt. Egal ob Anfänger oder Profi – bei Ericeira findet jeder den perfekten Strand zum Surfen. Ericeira ist ein sogenanntes Surfreservat, womit bestätigt wird, dass vor Ort die Qualität und Beständigkeit der Wellen überaus passend für diesen Wassersport sind. An den Stränden Ribeira de Ilhas, Coxos oder Empa gibt es die besten Bedingungen dafür. Aus diesem Grund finden in Ericeira auch Surf-Weltmeisterschaften statt. Zahlreiche Surfschulen und Camps kümmern sich um Neulinge ebenso wie um Fortgeschrittene.
An der Steilküste wandern
Portugals Küste ist für ihre steilen Felsformationen bekannt. Diese sind nicht nur ein guter Wellenbrecher und Windschutz, sondern auch ein traumhaftes Panorama für ausgedehnte Wanderungen. Mit der Sonne und dem Wind im Gesicht fühlt man das westliche Ende Europas mit allen Sinnen. Besonders schön gestalten sich die Routen Richtung Norden. Von Ericeira aus geht es vorbei an Stränden und malerischen Fischerdörfern, für Radfahrer gerne bis nach Peniche. Eine Alternative ist der rund neun Kilometer lange Wanderweg nach Süden bis nach Foz de Lizandro.
Ausflug in den Nationalpark Sintra-Cascais
Die Kleinstadt Sintra liegt nur einige Kilometer von Ericeira entfernt und ist allein wegen der schönen Paläste einen Ausflug wert. Dort beginnt zudem der Parque Natural de Sintra-Cascais, ein großer Nationalpark, der ideal für Naturliebhaber und alle Reisenden ist, die sich entspannen wollen. Der Park verfügt über kleine Anwesen und Burgen sowie Blumengärten und viele weitere Wohlfühloasen, in denen sich Kraft tanken lässt. Am Rand des Gebiets befindet sich das Cabo da Roca, der westlichste Punkt des europäischen Festlandes.
Meeresfrüchte probieren
Die Lage am Atlantik hat aus Ericeira ein wahres Eldorado für Meeresfrüchte gemacht. Auf vielen Karten der örtlichen Restaurants dominieren Fisch und Co. Wer sich also einmal quer durch das reichhaltige Angebot an Nahrung aus dem Meer probieren will, der ist hier wahrhaftig am richtigen Ort.
Regionale Spezialitäten sind neben gegrillten Sardinen und Tintenfisch vor allem Bacalhau. Das ist Kabeljau, den es in Portugal in vielen verschiedenen Variationen gibt. Immer wieder gibt es Fischmärkte, auf denen man sich fangfrische Fische besorgen und dann selbst grillen und genießen kann.
Tagesausflug nach Lissabon machen
Ericeira ist eher klein und ruhig. Wer möchte, kann dem mal einen Tag entfliehen und sich nach Lissabon aufmachen, das nur 36 Kilometer entfernt ist. Die Stadt am Tejo verfügt über eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten sowie Veranstaltungen. Besonders hinreißend ist die Festungsanlage Castelo de Sao Jorge, die oben über der Stadt thront. Schlendern über die Prachtstraße Avenida da Liberdade ist ebenso ein Muss wie ein Besuch des Torre de Belém, einem 1521 fertig gebauten Schutz- und Leuchtturm.
Reise-Infos
Auf der Suche nach einer der europäischen Top-Adressen für einen Surfurlaub? Oder einfach Lust auf die portugiesische Atlantikküste, aber ohne den Massenandrang der klassischen Urlaubsregionen? Dann bucht euren Urlaub in Portugal und auf geht’s nach Ericeira! Was dabei zu beachten ist, haben wir hier kurz zusammengefasst.
Ideale Reisezeit & Reisedauer
An die Atlantikküste Portugals reist man am besten in den Sommermonaten. Die sind zwar recht warm, aber dank der Winde vom Atlantik trotzdem nicht so heiß wie weiter im Inland. Anders als etwa an der Algarve wird es hier auch in der Hochsaison nicht so überfüllt sein.
Aufgrund der verhältnismäßig langen Anreise taugt Ericeira nicht unbedingt für einen Wochenendtrip. Die Stadt selbst ist zwar klein und sicher in ein paar Stunden erkundet, doch ein Erholungseffekt stellt sich natürlich erst ab mindestens einer Woche Aufenthalt ein. Wer die perfekten Wellen erwischen will, muss bekanntlich auch etwas Geduld und Zeit aufbringen.
Anreise & Fortbewegung vor Ort
Ericeira liegt keine 40 Kilometer von Lissabon entfernt. Daher bietet sich eine Anreise über den Flughafen der Hauptstadt an. Von der Campo Grande Station fahren normale Linienbusse Richtung Mafrense und steuern dabei auch Ericeira an. Die Fahrtzeit beträgt mit der Express-Linie rund eineinhalb Stunden.
Wer mit dem Mietwagen unterwegs ist, erreicht Ericeira von Lissabon aus kommend über die Autobahn. Dabei ist allerdings zu beachten, dass auf dieser Strecke Mautgebühren anfallen. Aus Richtung Peniche anfahrend empfiehlt sich die Landstraße parallel zur Küstenlinie. Dabei gibt es wunderschöne Ausblicke.
Das Ortszentrum ist recht klein und kann problemlos zu Fuß erkundet werden. Zu den vielen Stränden in Stadtnähe ist es nicht weit. Lediglich für Ausflüge ins Umland oder gar nach Lissabon empfehlen sich Bus, Taxi oder Mietwagen.
Essen & Spezialitäten
Eine ganze Weile war die Fischerei der bedeutendste Wirtschaftszweig in Ericeira. Ganze Flotten von Fischerbooten liefen aus und kehrten mit Tonnen von Sardinen in den Hafen zurück. Diese Zeiten sind zwar vorbei, doch noch immer haben diese Fische einen festen Platz auf den Speisekarten der lokalen Restaurants. Hinzu gesellen sich viele weitere köstliche Meeresfrüchte, wie etwa die Langusten, welche vor Ort in speziellen Meereszuchtbecken gezüchtet werden.
Hotels & Unterkünfte
Anders als in manch anderen Küstenstädten finden sich in Ericeira eher weniger große Hotels. Die Unterkünfte hier sind eher klein, schlicht und vor allem bezahlbar gehalten. Aber auch für üppigere Übernachtungsmöglichkeiten mit Blick auf den Atlantik, zugehörigen Außenpools und Bars ist gesorgt. So lässt sich für jeden Urlauber eine passende Bleibe finden.