Ein Urlaub im weit entfernten Australien steht bei vielen Europäern ganz weit oben auf der Liste der Traumreiseziele. Neben den bekannten Küstenstädten wie Sydney oder Melbourne lockt auch die australische Hauptstadt Canberra mit einem reichhaltigen kulturellen Angebot nach Down Under.
Überblick
Nicht Sydney oder Melbourne, sondern das meist etwas verkannte Canberra ist die Hauptstadt Australiens. Genauer gesagt war es sogar die Rivalität der beiden großen Küstenstädte, die überhaupt erst zur Planung und Anlage der Gartenstadt im Inland führte. Wer Australien erkunden möchte, kommt an einem Besuch von Canberra also schwerlich vorbei.
Canberra ist eine typische Planstadt, die erst Anfang des 20. Jahrhunderts am Reißbrett entworfen und gebaut wurde. Genau das macht aber auch den architektonischen Reiz der Stadt aus. Eingebettet in eine tolle Landschaft bietet Canberra zudem ein reiches kulturelles Programm aus Museen, Theatern und jährlichen Veranstaltungen.
Geschichte
Die australische indigene Bevölkerung, die Aborigines, lebten bereits seit vielen zehntausend Jahren in der Gegend des heutigen Australian Capital Territory. Die Briten wiederum besiedelten die Gegend erst ab dem Jahr 1824. Das erste Grundstück wurde Canberry genannt, woraus sich später der heutige Name entwickelte. Ob dieser vom Aborigine-Wort „kambera“ für „Treffpunkt“ stammt, ist umstritten.
Im Zuge des Zusammenschlusses der britischen Kolonien zu einem geeinten Australien konnten sich die Repräsentanten der jeweiligen Gebiete zunächst nicht auf eine Hauptstadt einigen. Also schuf man ein unabhängiges Bundesterritorium und plante dort eine gänzlich neue Stadt, die bis heute als Hauptstadt fungiert.
Gebremst durch die Weltkriege wuchs Canberra erst nach dem Jahr 1945, erreichte aber Ende der 1960er-Jahre schon 100.000 Einwohner. Durch zahlreiche repräsentative Gebäude und Institutionen ist Canberra heute eine der wichtigsten und größten Städte des Landes und wird auch für Besucher immer interessanter.
Sehenswürdigkeiten
Die besondere Architektur einer Planstadt ist meist schon eine Sehenswürdigkeit für sich. Das ist auch bei Canberra nicht anders. Hinzu kommen zahlreiche Gebäude wie das Parlamentshaus, Nationalmuseen oder Denkmäler, welche die Stadt zu einem lohnenden Ziel für eine Sightseeing-Tour machen.
Gartenstadt
Ein Blick auf den Stadtplan von Canberra offenbart bereits, dass die City damals sehr geometrisch entworfen und angelegt wurde. Vor allem die Innenstadt besitzt einige sechs- und achteckige Straßenmuster und richtet sich zudem nach dem Lake Burley Griffin aus. Der See wurde extra durch Stauung des Molonglo River erschaffen und trennt die Altstadt in zwei Teile.
Ein Streifzug durch die urbanen Stadtgebiete ist für alle interessant, die sich für die Geschichte des Städtebaus allgemein oder die Historie der Gartenstadt im Besonderen interessieren. Bei dem Konzept aus dem 19. Jahrhundert wurden Stadtteile durch breite Grünstreifen getrennt und kulturelle Einrichtungen auf zentralen Plätzen angelegt – so wie eben in Canberra.
(Old) Parliament House
Der Capital Hill am Südufer des Sees ist das administrative Zentrum Australiens und beherbergt gleich zwei prächtige Parlamentsgebäude. Das aktuelle Parliament House ist ein riesiger Komplex, der zu großen Teilen in das Gestein des Capital Hill eingelassen wurde. Er besteht aus rund 3.000 Räumen, einem sage und schreibe 81 Meter hohen Flaggenmast und einer Flagge so groß wie ein halber Tennisplatz.
Das viel kleinere und klassischere Old Parliament House am Fuße des Hügels ist der Vorgänger und wurde bis zum Jahr 1988 als Parlamentssitz genutzt. Im neoklassizistischen Gebäude befindet sich heute das Australische Demokratiemuseum. Davor steht die inoffizielle Zeltbotschaft der Aborigines, die seit dem Jahr 1972 auf den Kampf der indigenen Bevölkerung hinweist.
Canberra Museen
Canberra verfügt über eine beachtliche Museumslandschaft. Vor allem das National Museum of Australia und die National Portrait Gallery stechen hier heraus. Das architektonisch auffällige Nationalmuseum führt durch die Geschichte des Landes anhand von über 200.000 Objekten, sowohl aus der indigenen als auch europäisch geprägten Epoche des Kontinents.
Die National Portrait Gallery verfolgt einen künstlerischen Ansatz. Hier werden Gemälde und Büsten früherer sowie Fotografien aktueller australischer Persönlichkeiten ausgestellt. Ein Teil der Galerie befindet sich im Old Parliament House, ein anderer Teil in einem Museumsgebäude am Commonwealth Place.
Ein tolles Erlebnis bietet zudem das Canberra Museum and Gallery am London Circuit im Stadtzentrum. Hier dreht sich alles um regionale Kunst, etwa Gemälde, Fotografien oder auch multimediale Werke. Zur Dauerausstellung gesellen sich Wechselausstellungen mit unterschiedlichen Themen.
National Carillon
Auf einer kleinen Insel mitten im Lake Burley Griffin befindet sich ein weiteres Highlight Canberras, nämlich das Turm-Glockenspiel namens National Carillon. Der weithin sichtbare, 50 Meter hohe Turm aus Beton beinhaltet 55 Glocken, die eine chromatische Tonleiter von viereinhalb Oktaven abdecken.
Das Glockenspiel war einst ein Geschenk der britischen Regierung zum 50. Geburtstag der Grundsteinlegung der neuen Hauptstadt. Eröffnet wurde das Carillon im Jahr 1970 durch die damalige britische Königin Elisabeth II. Seit Juni 2022 trägt die Insel mit dem Carillon den Namen der langjährigen Queen.
Captain James Cook Memorial
Ein besonderes Denkmal Canberras wurde dem englischen Entdecker James Cook gewidmet. Dabei handelt es sich nämlich um eine Wasserfontäne, die das Wasser mit einer Geschwindigkeit von 260 Kilometer pro Stunde mehr als 150 Meter hoch katapultiert. Zu besonderen Anlässen ist die Fontäne sogar beleuchtet.
Captain James Cook war jener Entdecker, der im Jahre 1770 als erster Europäer die Ostküste Australiens betrat. Begeistert berichtete er von neuen Pflanzen und „riesigen Hasen“ (Kängurus), als er wieder in England war. Das Memorial ist ihm und den kundigen Seefahrern jener Zeit gewidmet.
ANZAC Parade
Östlich von Canberra Central befindet sich eine breite und repräsentative Straße, die ANZAC Parade genannt wird. Am ANZAC Day, dem 25. April, finden hier Paraden von Veteranen statt. ANZAC steht für das Australian and New Zealand Army Corps, welches im Ersten Weltkrieg in Europa kämpfte. Die Allee ist gesäumt mit einer Reihe von Kriegsdenkmälern aus jeglichen Konflikten, in die Australien verwickelt war. Dazu gehören der Erste und Zweite Weltkrieg, der Koreakrieg, der Vietnamkrieg, der Burenkrieg sowie Einsätze der UN-Blauhelmtruppen mit australischer Beteiligung. Die Straße mündet hin zum Australian War Memorial, einem Kuppelbau mit angrenzendem Skulpturengarten.
Aktivitäten
Canberra verfügt über eine lebhafte Veranstaltungskultur, sodass ihr so gut wie jeden Monat ein Festival oder eine Show besuchen könnt. Zahlreiche Theater und Sportstadien laden zu vergnüglichen Nachmittagen ein. Wem das nicht reicht, der wandert oder radelt durch die tolle Landschaft des Capital Territory.
Ins Theater gehen
Obwohl Canberra gar nicht so riesig ist, gibt es hier auffällig viele Theaterbühnen in bester britischer Tradition. Das größte Theater ist das Canberra Theatre Centre mit mehr als 1.200 Plätzen vor dem Playhouse mit etwa rund 600 Plätzen. Grundsätzlich gibt es aber in allen Stadtteilen Gemeinschaftszentren mit kulturellen Veranstaltungen.
Wer es eher mit der Kleinkunst hält, findet auf dem Gelände der Universität das Street Theatre für Laiendarstellungen. Steht euch der Sinn eher nach klassischer Musik, dann ist die Llewellyn Hall der Musikhochschule die passende Anlaufstelle. Sie gilt im ganzen Land als eine der besten Konzerthallen für Klassik.
Festivals besuchen
Je nachdem, zu welchem Zeitpunkt ihr in Canberra weilt, könnt ihr das Glück haben, dem einen oder anderen Festival beiwohnen zu dürfen. Am Jahresanfang findet unter anderem das Summernats-Automobilfestival und die Feuerwerksparade Enlighten Canberra statt.
Der 11. März ist der offizielle Canberra Day, ein australischer Feiertag. Das zugehörige Volksfest Celebrate Canberra dauert sogar insgesamt zehn Tage an. Weitere Highlights sind das National Folk Festival zu Ostern, die Gartenausstellung Floriade im September oder Oktober sowie das Stonefest, das größte Rock-Musikfestival des Landes, ebenfalls im Oktober.
Rugbyspiele ansehen
Rugby ist neben Cricket der wohl wichtigste Sport. Bereits zweimal konnte die Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft der Rugby Union gewinnen. Wer also in Australien Urlaub macht, der sollte es sich nicht nehmen lassen, zumindest einmal Rugby in einem der örtlichen Stadien angeschaut zu haben.
Canberra hat gleich zwei namhafte Rugbyteams, nämlich die Canberra Raiders in der Variante Rugby League und die Brumbies für die Variante Rugby Union. Beide spielen im Canberra Stadium, dem mit 25.000 Plätzen größten Stadion der Stadt. Dahinter folgt das Manuka Oval, in dem vor allem Cricketspiele stattfinden.
Umgebung erkunden
Wer genug von der Stadt, den Sehenswürdigkeiten und den Veranstaltungen hat, der sollte sich hinaus in die Natur wagen. Der angrenzende Lake Burley Griffin lädt zu einer Erkundungstour mit dem Rad ein. Auf diese Weise erreicht ihr auch wunderbar die Außenbezirke der Stadt. Wer gern wandert, dem sei das Tidbinbilla Naturreservat empfohlen. Es befindet sich einige Kilometer südwestlich von Canberra und eignet sich hervorragend für ausgedehnte Spaziergänge und Wanderungen. Die Chance, hier auf Koalas, Wallabys und Kängurus zu treffen ist außerdem sehr hoch.
Den Zoo besuchen
Wer in der freien Wildbahn kein Glück hatte, dem bleibt immer noch der National Zoo and Aquarium beim Scrivener Damm am westlichen Ende des Sees. Die kombinierte Anlage aus Zoo und Aquarium verfügt über einen Süß- sowie Salzwasserbereich und die größte Anzahl an Großkatzen auf dem ganzen Kontinent.
Fans von Pflanzen kommen hingegen im Botanischen Garten auf ihre Kosten. Auf einer Fläche von 40 Hektar gibt es hier vor allem endemische Arten, die teilweise vor dem Aussterben bewahrt werden. Im Herbarium findet ihr die größte Sammlung von Pflanzen im Land.
Reise-Infos
Wer jetzt Lust auf einen Urlaub in Australien hat, der sollte diesen Ausflug bestens planen. Die lange Anreise, das gänzlich andere Klima und der Jetlag wollen wohl eingeplant sein. Zudem brauchen Reisende die nötigen Papiere, das passende Geld und natürlich die richtige Kleidung für einen Winter im Sommer. Wie das? Das erklären wir im Folgenden.
Ideale Reisezeit
Grundsätzlich solltet ihr bei Reisen zur Südhalbkugel stets beachten, dass die Jahreszeiten dort umgekehrt sind. Im Dezember bis Februar ist in Australien Hochsommer und im Juli schneit es vereinzelt. Letzteres ist aber für Canberra unüblich, auch wenn es im Inland im Winter recht frostig werden kann.
Die beste Reisezeit für Canberra ist eher im Frühling oder Herbst. Dann ist es nicht so heiß und trocken wie im Sommer, aber immer noch angenehm warm. Die Stadt liegt außerdem im Regenschatten eines Höhenzugs, daher halten sich auch die Niederschlagsmengen und Regentage in Grenzen.
Reisedauer
Um die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Canberras anzuschauen, reichen in der Regel zwei bis drei Tage. Australien eignet sich aber wegen der langen Anreise nicht für einen Kurztrip. Besser ihr bleibt mindestens zehn bis 14 Tage und erkundet die nähere Umgebung oder stattet der traumhaften Pazifikküste oder dem Outback einen kleinen Besuch ab.
Reisevorbereitung
EU-Bürger benötigen bei der Einreise nach Australien nicht nur einen gültigen Reisepass, sondern auch ein Visum oder eine elektronische Einreisegenehmigung (ETA oder eVisitor Visum). Dieses muss allerdings vor der Anreise beantragt werden, nicht erst bei der Einreise.
Die Währung in Australien ist der Australische Dollar. Zwar sind Kreditkarten weit verbreitet, aber ein paar „Aussies“ solltet ihr immer einstecken haben. Definitiv sollten Urlauber den großen Zeitunterschied beachten. Canberra ist volle acht Stunden vor Berlin. Wenn es bei uns 16 Uhr ist, ist dort schon Mitternacht und ein neuer Tag bricht an.
Anreise und Fortbewegung vor Ort
Zum Canberra International Airport verkehren leider fast nur Inlandsflüge, mit Ausnahme von Singapur. Wer also aus Europa fliegt, muss mindestens eine Zwischenlandung einplanen. Vom Flughafen habt ihr es nicht weit ins Stadtzentrum. Die rund sieben Kilometer bewältigt ihr einfach mit einem Taxi, Mietwagen oder Bus.
Wer nicht sowieso einen Mietwagen gebucht hat, um die Gegend zu erkunden, der kommt innerhalb Canberras auch ganz gut ohne Auto klar. Es gibt zuverlässige Busse und Straßenbahnen sowie Taxis. Sie bringen Urlauber an die interessantesten Orte der Stadt oder in die verstreuten Vororte.
Sprache und Verständigung
Australien bestand einst aus britischen Kolonien und viele Einwohner stammen von Briten ab. Daher ist Englisch die faktische Amtssprache und wird überall gesprochen, wenn auch teils mit starker Dialektfärbung. Wer also passables Schulenglisch aufweist, hat in Canberra keine Probleme, sich zu verständigen.
Essen und Spezialitäten
Canberra steht nicht unbedingt in dem Ruf, eine besonders markante lokale Küche zu besitzen. Dafür gibt es die Stadt nicht lang genug. Wer in Australien ist, sollte sich aber die landestypischen Gerichte nicht entgehen lassen. Dazu gehört Krokodil, Känguru und Emu ebenso wie der Brotaufstrich Vegemite oder Yabbies (Krebse) und Barramundi Fisch.
Hotels und Unterkünfte
Die meisten Hotels befinden sich in Canberra Central, dem Stadtzentrum, sowie dem Areal rund um den Capitol Hill. Die Palette reicht von einfachen und zweckmäßigen Unterkünften bis hin zu luxuriösen 5-Sterne-Hotels.