Zieht es euch an die belgische Nordseeküste, empfiehlt sich ein Urlaub in De Haan mit seinem langen Strand. Westlich und östlich des Zentrums der Gemeinde locken bewaldete Landschaftsschutzgebiete, dahinter erstrecken sich Felder und Wiesen.
Überblick
Das an der Küste Flanderns befindliche De Haan gibt es noch gar nicht so lange, zumindest, was den heutigen Kern der Gemeinde angeht. Dieser entstand unter dem Namen Concessie im Jahr 1889, nachdem König Leopold II. eine Genehmigung (auf Niederländisch “Concessie”) zur Bebauung dieses Bereichs erteilt hatte. Erst vier Jahre vorher wurde die Kusttram, eine Küstenstraßenbahn entlang der belgischen Nordsee eröffnet, die nach und nach ausgebaut wurde und zur wirtschaftlichen Entwicklung der belgischen Nordseeregion beitrug.
Ein erstes Hotel entlang der Straßenbahnlinie wurde schon 1888 eröffnet und mit der Zeit kamen weitere hinzu. Die Käufer der Grundstücke innerhalb der Siedlung Concessie, die zwischen dem Meer und der Straßenbahn in einem Dünengebiet lagen, mussten strenge Vorschriften einhalten. Die Häuser durften eine bestimmte Höhe nicht überschreiten und mussten im anglo-normannischen Stil gebaut sein. Darüber hinaus war ein die Gebäude umgebender Garten verpflichtend. Diese Bestimmungen trugen dazu bei, dass sich De Haan heute optisch von anderen Orten an der belgischen Nordseeküste unterscheidet.
Nachdem 1979 der auf 90 Jahre ausgelegte Erbpachtvertrag für die Grundstücke auf dem Concessie-Viertel auslief und das Gebiet an den Staat zurückging, setzten sich die Einwohner dafür ein, dass quasi alles blieb, wie es war und keine großen Hotelgebäude die hübschen Villen ersetzten. Davon profitiert ihr, seid ihr Freude der schönen Architektur der Belle Époque. Die beiden Polderdörfer Klemskerke (erstmals 1003 erwähnt) und Vosseslag, Harendijke sowie Wenduine und Vlissegem sind neben De Haan Zentral weitere Orte der Gemeinde.
Strand
Mit über zehn Kilometern Länge zählt De Haans Strand zu den längsten an der Küste des Landes. De Haan Zentral und Wenduine grenzen direkt an den Sandstrand, dort verlaufen Promenaden und es gibt öffentliche Toiletten, Gastronomie, Liegestühle und Sonnenschirme. Hier finden mitgereiste Kinder garantiert schnell Spielkameraden. Wer lieber unter sich sein möchte, weicht einfach auf die hinter den Dünen befindlichen Strandabschnitte aus, wo weniger los ist. Lasst mit den Kindern einen Drachen steigen oder leiht euch einen Strandsegler aus, um bei Ebbe in der Nebensaison über den Sand zu fahren. Das verspricht Action pur! Worauf ihr zudem vor Ort achten solltet, erfahrt ihr nachfolgend.
Sicherheit
Denkt daran, nur dort zu baden, wo es erlaubt ist. Damit sind die bewachten Zonen gemeint. Wie ihr es von anderen Stränden kennt, ist der Aufenthalt im Wasser bei grüner Flagge erlaubt, bei roter Flagge verboten. Bei gelber Flagge wird um erhöhte Vorsicht gebeten und man geht maximal bis zur Hüfte ins Meer. In der ersten Junihälfte sind Rettungsschwimmer an den Wochenenden anwesend, ab dem 16. Juni bis 31. August täglich von 10:30 Uhr bis 18:30 Uhr.
Tiere
Beim Urlaub mit Hund müsst ihr darauf achten, dass ihr euch im Zeitraum vom 1. Juni bis 15. September mit eurem tierischen Liebling weder auf dem Strand, in den Dünen oder im Wasser aufhaltet, wenn es zwischen 10 und 19 Uhr ist. In den für die Vierbeiner zugelassenen Strandbereichen dürfen sie von der Leine gelassen werden und die Besitzer müssen Hundekotbeutel dabeihaben. Für Pferde gelten derselbe Zeitraum und dieselben Uhrzeiten, was den Aufenthalt am Strand angeht. Darüber hinaus dürfen sie den Bereich bei Flut nicht betreten.
Sehenswürdigkeiten
Die schönen Villen im Ortszentrum sind eindeutig der Star unter den Sehenswürdigkeiten De Haans. Daneben gibt es noch einige Kirchen und Mühlen auf dem Gemeindegebiet, die es sich zu besichtigen lohnt.
Concessie
Beim Schlendern durch das Villenviertel Concessie wollen wir eure Aufmerksamkeit auf einige bestimmte Häuser lenken. So könnt ihr in der Shakespearelaan 5 einen Blick auf die Villa Savoyarde werfen, in der der Physiker Einstein 1933 für ein halbes Jahr lebte, bevor er in die USA auswanderte. An der Leopoldlaan 24 befindet sich heute das Rathaus, früher war in dem Bau ein Hotel untergebracht, das als erstes über fließend warmes Wasser in De Haan verfügte. Hervorzuheben sind auch die Häuser des Architekten Vaerwyck, der sich unter anderem in der Rembrandtlaan mit seinen Bauten verewigt hat.
Mühlen
Von den einst zehn Mühlen der Gemeinde können heute noch zwei Mühlen bewundert werden. Die Geersens-Mühle im Ortsteil Klemskerke mahlte ab 1693 Getreide, an ihrem Standort konnte eine Vorgängerin nachgewiesen werden, die erstmals 1571 Erwähnung fand. Bis 1979 war sie mit Unterbrechungen in Betrieb. Das auf Pfosten stehende hölzerne Bauwerk befindet sich mittlerweile ungefähr 100 m von seinem ursprünglichen Platz entfernt und ist eine Kopie. Im Ortsteil Wenduine steht seit 1880 die Hubert-Mühle, welche bis 1934 genutzt wurde. Auch diese Konstruktion besteht aus Holz und weist mit einer Meerjungfrau als Wetterfahne ein nennenswertes Detail auf. Der Bau ähnelt Wippmühlen, wie man sie aus Holland kennt.
Kirchen
Auf dem Gemeindegebiet stehen fünf Kirchen, von denen wir euch zwei näher vorstellen möchten. Die Sankt-Monica-Kirche in De Haan-Zentrum stammt aus der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert und wurde 1934 um ein Querschiff und einen Chor erweitert, so dass sie vom Grundriss her einem Lothringerkreuz ähnelt. Über dem Haupteingang ist die Schutzpatronin des aus rotem Backstein gefertigten Gotteshauses abgebildet. Verglichen mit der Gesamtgröße fällt der Kirchturm des neugotischen Baus recht klein aus.
Im östlich gelegenen Gemeindeteil Wenduine trefft ihr auf die Heilige Kruisverheffingskerk, an deren Stelle sich bereits im Jahr 1135 eine Kapelle befand. Nachdem circa 1300 einer Erweiterung um Seitenschiffe und -chöre erfolgte, fand der nächstgrößere Um- beziehungsweise Ausbau erst wieder Anfang des 20. Jahrhunderts statt. Seitdem präsentiert sich die Kirche als dreischiffiges Gebäude mit achteckigem Vierungsturm. Im Inneren des roten Backsteingebäudes ist die Eichenholzkanzel im Stil des Rokokos hervorzuheben.
Aktivitäten
Die Freizeitaktivitäten, denen ihr in De Haan idealerweise nachgeht, spielen sich im Wesentlichen draußen ab. Das ist auch sinnvoll, bekommt ihr auf diese Weise viel von der gesunden Nordseeluft ab.
Wassersport
Ihr möchtet nicht nur am Strand liegen und faulenzen? Kein Problem, denn vor Ort könnt ihr einiges auf dem Wasser unternehmen! Habt Spaß beim Wind- oder Kitsurfen, beispielsweise, nachdem ihr als Anfänger einen der angebotenen Kurse absolviert habt. Leiht euch alternativ ein Kajak oder SUP-Board aus, wenn es etwas weniger rasant sein darf. Bei schlechtem Wetter weicht ihr ins Hallenbad im Ortsteil Wenduine aus, wo ihr über eine Länge von 25 Metern eure Bahnen ziehen könnt.
Wandern
Eine beliebte Aktivität in De Haan ist das Wandern, wozu sich insbesondere die Dünenwälder zwischen Bredene im Westen und Wenduine im Osten eigenen. Das Naturschutzgebiet ist 157 Hektar groß. Eine offizielle Route führt von De Haans zentraler Straßenbahnhaltestelle über das Concessie-Viertel durch den Dünenwald bis zu einer Hütte namens “Spioenkop” in Wenduine und zurück. Dabei legt ihr etwas mehr als elf Kilometer zurück. Der Wanderweg ist mit sechseckigen Schildern an Holzpfosten gekennzeichnet. In den Dünenwäldern gibt es zur Freude eures jungen Nachwuchses übrigens Spielmöglichkeiten.
Ein bisschen weiter weg vom Meer lockt ein Gang durch den Ortsteil Vlissegem, der von Feldern und Wiesen geprägt ist. Die Wanderung führt an einem Teich entlang, der ein Naturschutzgebiet für Wasservögel darstellt, man kommt an einer deutschen Geschützstellung aus dem Zweiten Weltkrieg vorbei und ihr seht die Vlissegemer Kirche. Die über fünf Kilometer lange Strecke verlangt weniger ab als der Weg durch die Dünen.
Radfahren
Habt ihr kein eigenes Fahrrad dabei, mietet ihr eines vor Ort und erweitert so euren Radius. Dank der flachen Umgebung habt ihr es nicht mit Steigungen zu tun, dafür aber mit dem an der Küste unvermeidlichen Wind, der natürlich nie nur von vorne kommt. Verschiedene Themenrouten lassen Radler De Haan von unterschiedlichen Seiten kennenlernen. So führt eine Strecke beispielsweise durch die Dünen und rückwärtig gelegene Polderlandschaft, während eine andere Route bebaute Flächen in den Vordergrund rückt. Vielleicht habt ihr ja auch Lust, auf eigene Faust loszufahren und das nahe Ostende oder Brügge zu besuchen?
Aussichten genießen
In De Haan gibt es mehrere Gelegenheiten, die Umgebung von oben zu betrachten. Ins Blickfeld geraten dabei die Nordsee, der Strand, die Dünenwälder, die bebauten Flächen sowie die Kulturlandschaft im Hinterland. Möglichkeit eins besteht in Form des Leuchtturms von Vosselag, welcher in Wirklichkeit keiner ist, sondern nur so aussieht. Der weiß-grün gestreifte Turm mit rotem Dach ist 13,75 m hoch, die Aussichtsplattform in zehn Metern Höhe habt ihr nach 56 Treppenstufen erreicht. Wir empfehlen die Mitnahme eines Fernglases, damit ihr möglichst weit schauen könnt.
Am entgegengesetzten Ende der Gemeinde, in Wenduine, hat man zwei weitere Optionen, den Blick über die Landschaft schweifen zu lassen. Vom euch bereits bekannten Spioenkop seht ihr aus 31 m Höhe, was sich in der Umgebung befindet und abspielt. Interessant ist auch die Geschichte dieser Stelle. Dem Militär diente die Düne mit dem besonderen Namen ab den 1770-er Jahren des Öfteren als Beobachtungsposten, im 19. Jahrhundert nutzte dann der Zoll die strategisch günstige Lage. 1902 wurde auf dem Spioenkop der erste Pavillion für touristische Zwecke errichtet. Einen Fußmarsch von 1.200 m in südwestliche Richtung trennt euch von einer hölzernen Plattform, die sich direkt über dem Boden befindet, aber trotzdem eine gute Sicht gewährt. Zu allen vier Seiten des Baus sind Tafeln angebracht, auf denen erklärt ist, was ihr seht.
Ostende besuchen
Nur durch die Gemeinde Bredene getrennt, liegt das bekannte belgische Seebad Ostende westlich von De Haan. Ihr könnt es komfortabel in 40 Minuten mit der Küstenstraßenbahn erreichen. Dort bietet sich ein Bummel über die Strandpromenade an und im Stadtzentrum beeindruckt die St. Peter und Paul Kirche am Visserskai. Im Hafen liegt der Dreimaster Mercator, wobei es sich um ein Museumsschiff handelt. Für Geschichtsinteressierte empfiehlt sich des Weiteren das Atlantikwall-Museum, welches sich unter freiem Himmel befindet, weil es unter anderem aus Bunkern und Geschützstellungen besteht.
Brügge besichtigen
In Brügge könnt ihr den kulturellen Teil eurer Reise an die belgische Nordseeküste ausweiten. Ebenfalls 40 Minuten per Bahn trennen euch von dieser Stadt, dessen historisches Zentrum man per Grachtenfahrt erkunden kann. Sehenswert sind der Grote Markt sowie der Belfried. Das gilt auch für den Beginenhof, in dem einst über Jahrhunderte Mitglieder einer religiösen Laiengemeinschaft lebten und aktuell von Nonnen genutzt wird. Bevor es wieder zurück nach De Haan geht, solltet ihr noch belgische Schokolade einkaufen. Für diese Leckerei stellt Brügge die “Landeshauptstadt” dar.
Reise-Infos
Ihr seid fest entschlossen, der flämischen Nordseeküste einen Besuch abzustatten? Dann beherzigt zum Abschluss noch ein paar wichtige Tipps, damit der Urlaub in De Haan zum vollen Erfolg wird!
Ideale Reisezeit und Reisedauer
Möchtet ihr in der belgischen Nordsee baden, eignen sich die Monate Juni bis September, dann bewegt sich die durchschnittliche maximale Wassertemperatur zwischen 20 °C bis 23 °C. Im selben Zeitraum betragen die durchschnittlichen Tageshöchsttemperaturen 20 °C bis 22 °C, was angenehm für Aktivitäten an der frischen Luft ist.
Aufgrund der guten Erreichbarkeit von De Haan lohnt sich schon ein Wochenendtrip, wollt ihr hingegen vollends vom Nordseeklima profitieren, solltet ihr schon eine Woche oder mehr in Richtung des flämischen Küstenorts reisen.
Anreise und Fortbewegung vor Ort
Wohnt ihr im Rheinland, benötigt ihr mit dem Auto beispielsweise ab Köln circa vier Stunden bis nach De Haan. Wer keine Lust hat, mit dem eigenen KFZ anzureisen, für den bietet sich ein Flug nach Brüssel oder Antwerpen an, in Richtung der belgischen Hauptstadt gelangt ihr von Berlin oder München aus in einer Stunde und dreißig Minuten. Ab den beiden Zielflughäfen in Belgien sitzt ihr noch einmal je anderthalb Stunden im Mietwagen. Die Bahnfahrt von Antwerpen dauert etwa drei, ab Brüssel ungefähr zweieinhalb Stunden.
In De Haan gibt es fünf Haltestellen der Kusttram (zu Deutsch “Küstenstraßenbahn”), innerhalb der Ortsteile seid ihr am besten zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Letzteres bietet sich außerdem zur Erkundung der ländlichen Gemeindeteile abseits der Küste an.
Essen und Spezialitäten
Als Urlaubsort am Meer mit jeder Menge Restaurants bekommt ihr ein vielfältiges Essensangebot, das nicht bei Fisch haltmacht. Neben den für Belgien typischen Pommes frites und anderen Gerichten der Landesküche werden auch internationale Speisen serviert.
Die belgischen Biere gehören zu den sortenreichsten der Welt. So verwundert es nicht, dass in De Haan zwei Brauereien ansässig sind, nämlich Coast und SeeKing. Sie ermöglichen es, Gertensaft jenseits weltweit bekannter Marken in den Restaurants zu ordern. Käseliebhaber können sich im Hofladen des “‘t Reigershofs” zudem mit leckeren Milchprodukten von Ziegen eindecken.
Hotels und Unterkünfte
An Unterkünften mangelt es nicht. Die Hotels bewegen sich im Bereich von zwei bis vier Hotelsternen und sind auf das Ortszentrum konzentriert. In denselben Kategorien findet ihr auch Bed & Breakfasts vor. Die Selbstversorger unter euch werden sich über die Vielzahl an Ferienwohnungen und -häusern freuen. Letztere sind vor allem hinter dem östlichen Landschaftsschutzgebiet Zandpanne zu finden.