Molise – Region in Italien


Wer sich im Urlaub am liebsten für Geheimtipps ohne große Besucherströme entscheidet, sollte die italienische Region Molise aufsuchen. Die herrlichen Landschaften und urigen Dörfer mit ihren Sehenswürdigkeiten versprechen einen nahezu ungestörten Einblick in die Ursprünglichkeit des Landes.

Überblick

Italien in seiner traditionellsten Form, gepaart mit unberührten Landschaften und Stränden, an denen noch kein Andrang von Gästen aus aller Welt herrscht: Das bietet Molise als eher unbekanntes Reiseziel in Süditalien. Zwischen den Abruzzen im Norden und Apulien im Süden erstreckt sich unser Tipp, der euch das typische Flair Italiens quasi zu Füßen legt.

Strand von Termoli
Strand von Termoli

Ihr findet malerische Dörfer, historische Bauwerke, alte Traditionen und idyllische Wanderziele. Wer sich an der frischen Luft austoben und höhere Berggipfel erklimmen möchte, wählt die Gegend Alto Molise. Deutlich niedrigere Hügelwelten erwarten euch im Gegenstück Basso Molise, das dank seiner Küste auch für Badeurlauber reizvoll erscheint. So oder so verzaubert die Natur, die der Region sogar den Status als Biosphäre von der UNESCO einbringen konnte. Auch die kulturelle Komponente kommt beim Besuch verschiedener Dörfer und der antiken Ausgrabungsstätten nicht zu kurz.

Orte

In ganz Molise leben in etwa 300.000 Menschen – eine Zahl, die sonst einer gewöhnlichen Stadt entsprechen könnte. Deshalb verwundert es nicht, dass der Charme der Orte nicht in ihrem Trubel liegt. Vielmehr handelt es sich um ausgewählte Spots, die sich über die gesamte Region hinweg erstrecken.

Campobasso

Eingebettet in die Apenninen präsentiert sich Molises Hauptstadt Campobasso. In diesem Ort kommt am ehesten ein städtisches Flair auf, das sich bei der Besichtigung von Highlights wie einem imposanten Schloss und alten Gotteshäusern offenbart. So thront das Castello Monforte auf einem Hügel und ist eines der Wahrzeichen von Campobasso. Die Stadt ordnete 2022 eine aufwendige Restaurierung an, weshalb ihr euch vor einer Besichtigung über die Öffnungszeiten informieren solltet. Im Stadtkern warten Bauwerke aus längst vergangenen Zeiten und gemütliche Cafés auf Besucher.

Termoli

Termoli liegt an der Adria im östlichen Molise und ist ein potenzieller Lieblingsort für Badeurlauber und Wassersportler. Von den Sandstränden abgesehen, bezaubern aber auch Sehenswürdigkeiten wie das Castello Svevo, welches ihr allerdings nur von außen besichtigen könnt. Ebenso sehenswert sind die Pfahlbauten am Wasser, die sich „Trabucchi“ nennen, und entlang der Trabucchi-Promenade zum Staunen einladen. Diese sogenannten Fischergalgen oder auch Fischwaagen leisteten den Fischern im 19. Jahrhundert gute Dienste. Sakralbauten wie die romanische Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert solltet ihr euch nicht entgehen lassen.

Termoli
Termoli aus der Vogelperspektive

Isernia

Den Titel der kleinsten Provinzhauptstadt Italiens darf Isernia für sich beanspruchen. Trotz der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg konnte sich der Ort in der gleichnamigen Provinz viele interessante Zeitzeugen des vergangenen Jahrhunderts bewahren. Darunter: alte Gotteshäuser und ein berühmter Brunnen, den wir später noch näher vorstellen.

Agnone

Agnone ist das Zentrum der Glockengießerei in Italien und der Sitz eines Familienunternehmens dieser Branche, das mehrere hundert Jahre zurückgeht. Die älteste Glockengießerei weltweit ist das Aushängeschild von Agnone. Außerdem wird der kleine Ort gern als Startpunkt für Ausflüge in die Berge genutzt, die sich im Umland gen Himmel recken.

Sepino

Kleiner Ort mit großem Effekt: Sepino lädt mit einem von verschlungenen Gassen dominierten Ortskern zu Spaziergängen ein. Zusätzlich befindet sich eine archäologische Ausgrabungsstätte in der Nähe. „Saepinum“, wie die antike Stadt hieß, wird gern als „kleine Schwester von „Pompeji“ bezeichnet und das nicht ohne Grund. Den Park zeigen wir euch gleich noch im Detail.

Sepino
Gassen in Sepino

Sehenswürdigkeiten

Molises Sehenswürdigkeiten liegen mal in den Orten und mal außerhalb. Damit ihr sie nicht selbst aufwendig recherchieren müsst, haben wir euch nachfolgend die, die uns besonders gut gefallen haben, herausgesucht.

Castello Svevo

Das Castello Svevo thront in Meeresnähe über den Dächern von Termoli und stammt ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert. Es sollte die Bevölkerung gegen Angriffe verteidigen und wurde im Stil einer schwäbischen Burg errichtet. Das heutige Erscheinungsbild der Festung geht jedoch auf einen Umbau im 15. Jahrhundert zurück, der durch ein Erdbeben erforderlich war. Im Zuge des Wiederaufbaus wurde das Castello auch erweitert. Seit dem 19. Jahrhundert gilt es als wichtiges Nationaldenkmal in Italien, ist allerdings nur von außen zu besichtigen.

Molise Castello Svevo
Das Castello Svevo in Termoli

Basilica Minore dell’Addolorata

Die imposante neugotische Basilika, die auch als „Heiligtum der Addolorata“ bekannt ist, wurde der Schmerzensmutter gewidmet und steht in Castelpetroso. Sie verfügt über eine Fassade mit drei Spitzen und drei Eingängen. Ein Blick ins Innere der einzelnen Kapellen offenbart hochwertigen Marmor. Die Hauptkuppel zeigt Mosaike, die wiederum Heiligenfiguren repräsentieren.

Basilica Minore dell Addolorata
Die hübsche Basilika von Castelpetroso

Kathedrale von Termoli

Diese Kirche von Termoli wurde der Jungfrau Maria geweiht. Die historische Kathedrale stammt aus dem 13. Jahrhundert und stellt eines der zentralen Gotteshäuser in der Region Molise dar. Das vergleichsweise schlichte Gotteshaus im romanischen Stil wurde auf einem noch viel älteren Gebäude aus dem 4. Jahrhundert errichtet, das wahrscheinlich einmal einen Tempel markierte. Im Inneren werdet ihr viele Reliquien bestaunen können.

Parco Archeologico di Altilia-Saepinum

Die Ausgrabungsstätte bei Sepino breitet sich auf einem großen Areal aus. Für die Besichtigung der Reste einer römischen Stadt der Antike solltet ihr daher genug Zeit einplanen. Schaut euch zum Beispiel die gut erhaltene Stadtmauer, das alte Forum, das Theater und ehemalige Tempel an. Das heute als „Kleines Pompeji“ geltende Örtchen wurde im frühen Mittelalter von den dort lebenden Einwohnern verlassen.

Parco Archeologico di Altilia Saepinum
Die antiken Ruinen von Saepinum

Pietrabbondante

Gefallen euch archäologische Stätten wie Saepinum, dürfte auch Pietrabbondante als einer der wichtigsten Spots in ganz Molise interessant sein. Zu sehen gibt es historische Theater, ein Mausoleum und mehrere Tempel. Außerdem lässt sich anhand der Bauten nachvollziehen, wie die Verteidigung des Areals durch ein cleveres System gesichert wurde. Die Ausgrabungsstätte ragt auf einem Hang in mehr als 1.000 Metern empor.

Fontana Fraterna

Der Brunnen von Isernia komplettiert die Besichtigungstipps für Molise. Er stammt aus dem 13. Jahrhundert und wechselte bereits mehrfach seinen Platz. Gewidmet wurde der über sechs Wasserstrahlen verfügende Brunnen einst Papst Celestine V. Mit seinen Säulen ist er eines der Wahrzeichen von Isernia.

Die Fontana Fraterna als Wahrzeichen Isernias

Aktivitäten

Trotz der ruhigen Atmosphäre in Molise heißt das nicht, dass es an Abwechslung im Urlaub fehlt. Vielmehr könnt ihr die umliegende Natur auskosten, indem ihr Wanderungen oder Fahrradtouren unternehmt. Auch ein Bade- oder Wassersporttag ist möglich. Schaut euch die Museen an, um den Kulturfokus auszudehnen.

Wandern und Fahrradfahren

Die Region wurde von Mutter Natur reich beschenkt, befinden sich doch gleich mehrere Nationalparks in der Umgebung. Einer von ihnen ist der Regionalpark Matese. Er liegt unweit Molises Grenze zu Kampanien und verfügt über schattenspendende Wälder, ausgedehnte Täler, beschauliche Steindörfer und bis zu 2.000 Meter hohe Berge. Wanderungen und Fahrradtouren mit dem Mountainbike sind ebenso zu realisieren wie ein lauschiges Picknick, etwa am idyllischen Lago del Matese.

Regionalpark Matese
Der Lago del Matese

Alternativen für die Wanderung bilden zum Beispiel der antike Schafsweg Tratturo, der sich quer durch Molise zieht, und der nordwestlich in der Region befindliche Nationalpark der Abruzzen. Eine Fahrradtour kann auch entlang der Küste toll sein, beispielsweise auf einer Etappe des Adria-Radwegs.

Strand besuchen und Wassersport treiben

Die langen Sandstrände der Adria sind in Molise ebenfalls in greifbarer Nähe. Orte wie Campomarino und Termoli eignen sich für einen Badetag, der auch mit Aktivitäten wie Jetski-Fahrten, Tauchgängen oder Schnorcheltouren aufgepeppt werden kann. Ein Eldorado für Aktive am und im Wasser ist etwa Termolis Spiaggia di Rio Vivo, die dank der guten Wasserqualität mit der Blauen Flagge ausgezeichnet wurde. Für ein Sonnenbad ist auch die Spiaggia d’Ayala in Campomarino passend, welche als naturbelassener Strand besonders viel Ruhe verspricht.

Termoli Strand
Am Strand von Termoli baden

Ein Ausflugstipp sind die Tremiti-Inseln, die mit der reichen Flora und Fauna im Meer für einen aufregenden Tauchgang der Extraklasse sorgen. Die Eilande sind mit der Fähre von Termoli aus zu erreichen und gehören bereits zur apulischen Region.

Museen erleben

Ein Museumstag in Molise schafft einen angenehmen Kontrast zu den Aktivitäten an der frischen Luft. Eventuell begeistert euch schon unser erster Tipp: das Nationalmuseum des Paläolithikums in Isernia, das Exponate wie Werkzeuge aus Kalkstein und Überreste von Elefanten oder Bisons präsentiert. Es ist eines der Hauptmuseen von Molise.

Die Geschichte der eben erwähnten Glockengießerei wird unterdessen im Museum Marinelli nacherzählt. Die authentische Schmiede verrät mehr über das interessante Handwerk der Glockenherstellung. Im War Museum Winterline Venafro erblickt ihr dank einer öffentlich zugänglich gemachten Privatsammlung beeindruckende historische Funde aus dem Zweiten Weltkrieg.

Einkaufen auf dem Wochenmarkt

Auf den Wochenmärkten von Campobasso, Termoli oder Agnone könnt ihr euch mit der kulinarischen Seite von Molise vertraut machen. Kauft in Campobasso täglich, außer an Feiertagen, am Corso Bucci frische Lebensmittel und regionale Spezialitäten, entdeckt zudem Textilien oder italienische Souvenirs. Dienstags seid ihr auf dem Markt auf der Piazzale di Via Montecarlo in Termoli willkommen. In Agnone ist samstags an der Piazza del Popolo Marktzeit.

Foggia besuchen

Die Stadt Foggia markiert als Hauptstadt der gleichnamigen Provinz ein beliebtes Ausflugsziel in der Gegend und ist nach knapp zwei Stunden mit dem Auto zu erreichen. Alternativ nutzt ihr die gute Zuganbindung und seid etwa von Termoli aus per Direktverbindung binnen einer Stunde in Foggia.

Foggia Stadt Platz
Abstecher nach Foggia unternehmen

Die Besichtigung der Stadt mit ihren Highlights wie der Kathedrale Santa Maria Icona Vetere oder dem Stadtpark Villa Comunale Karol Wojtyla erfordert mindestens einen halben Tag Zeit. Auch zu empfehlen bei einem Abstecher nach Foggia: die Wallfahrtskirche Santuario di Santa Maria delle Grazie.

Reise-Infos

Hat euch die italienische Provinz Molise überzeugt und ihr könnt es kaum erwarten, in das ursprüngliche Dolce Vita Italiens einzutauchen? Dann findet ihr abschließend die relevanten Infos für eine Reise nach Italien.

Ideale Reisezeit und Reisedauer

Die Hauptreisezeit für Aktivurlauber in Molise liegt im Frühjahr und Frühsommer, wenn es noch nicht zu heiß ist. Der Sommer ist durch die Temperaturen von rund 35 Grad Celsius und mehr ebenso ungeeignet für Wanderer und Radfahrer wie der Herbst mit seinen vielen Regentagen. Besichtigungstouren ist fast ganzjährig möglich, während der Badeurlaub zwischen Juli und August am meisten Spaß bringt.

Da es keinen Flughafen in der Region gibt, dauert die Anreise etwas länger, so dass sich automatisch der Wunsch ergibt, vor Ort länger zu verweilen. Wir empfehlen mindestens drei Tage Aufenthalt. Doch keine Sorge: Durch die vielen Optionen der Freizeitgestaltung könnt ihr mehrere Tage in Molise mit Leben und Abenteuern füllen.

Anreise und Fortbewegung vor Ort

Die Anreise über den Internationalen Flughafen von Neapel ist eine der Optionen, um nach Molise zu gelangen. Nach einem Direktflug von zwei Stunden Dauer, etwa ab Frankfurt am Main, seid ihr im unteren Teil des Stiefels angekommen. Allerdings müsst ihr noch einmal gute zwei bis drei Stunden Anfahrt in die Region Molise einkalkulieren. Die öffentliche Anbindung ist nicht ganz optimal, sodass wir einen Mietwagen empfehlen. Auch ein Flug nach Bari wäre eine Option, doch auch hier solltet ihr eine längere Anreise zu eurem Zielort einplanen.

Der Mietwagen ist ohnehin perfekt für Tagesausflüge zu den Dörfern und Kleinstädten von Molise geeignet. Dadurch könnt ihr jeden Tag aufs Neue eine individuelle Route festlegen. Alternativ lässt es sich von Orten wie Termoli aus auch mit dem Zug in andere Gegenden aufbrechen. Oder ihr wählt eine Bustour durch die Region.

Sprache und Verständigung

Der Status als Geheimtipp in Italien erklärt, warum ihr für Molise über ein paar Italienischkenntnisse verfügen solltet. Ist das nicht der Fall, sollte ein Wörterbuch mit im Gepäck sein. Doch keine Sorge, wenn einmal gar nichts zu funktionieren scheint: Die freundlichen Einheimischen helfen sicher auch mit Gesten weiter.

Essen und Spezialitäten

Eine Spezialität von Molise ist das Lammfleisch aus der Bergregion, das als deftiges Gericht gekocht im Nu für neue Energie sorgt. Ebenso häufig landet Ziegenfleisch auf den Speisekarten. Vegetarier entscheiden sich unterdessen für ein Käsegericht oder probieren die muschelförmige Pastasorte Cavalli, die traditionell aus der Gegend stammt.

Hotels und Unterkünfte

Die Hotels in Molise sind üblicherweise traditionelle Pensionen mit familiärem Ambiente. Große Komplexe oder internationale Ketten sucht ihr aufgrund der geringen Infrastruktur weitgehend vergeblich. Das macht aber gar nichts, denn gerade in einem inhabergeführten Haus werdet ihr euch sicherlich schnell heimisch fühlen. Ein ausgiebiges Frühstück gehört in den meisten Unterkünften ebenso zum guten Ton wie eine umfangreiche und komfortable Ausstattung. Bezüglich der Lage ist mal der Blick in die Natur wie die Berge drin und mal ein kurzer Weg in das jeweilige Ortszentrum. Unterkünfte an der Adria versprechen durch die Strandnähe und den Meerblick pure Erholung und erlauben auch in Molise einen raschen Sprung ins Wasser.

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