Kanada ist riesig, etwa so groß wie ganz Europa. Manitoba allein erstreckt sich über eine Fläche, welche in etwa der doppelten Größe von Deutschland entspricht. Die Prärie im südlichen Teil, die Tundra im Norden und die mehr als 100.000 Seen machen die Provinz vielfältig, wild und den Urlaub dort zu einem atemberaubenden Abenteuer.
Überblick
Alberta, Saskatchewan und Manitoba gelten als die drei „Prärieprovinzen“. Offiziell zählt Manitoba zu Kanadas Westen, obwohl es geografisch in der Mitte liegt. Der Name dieser Provinz bedeutet so viel wie „Der Engpass des Großen Geistes“ und stammt aus der Sprache der Cree. Es handelt sich dabei um jenes indigene Volk, dessen Stammesgebiet früher ungefähr das Land zwischen der Hudson Bay im Norden und den Great Lakes im Süden umfasste. Das ursprüngliche Wort „Manitou bou“ bezog sich allerdings nur auf den Manitobasee, dessen Südufer nur eine Autostunde von Winnipeg entfernt ist.
In Manitoba wird euch zwischen regem Stadtleben, wie zum Beispiel in Winnipeg, und der rauen Natur alles geboten. Mit dem Mietwagen, Zug oder per Inlandsflug habt ihr alle Möglichkeiten für Entdeckungstouren. Plant Ausflüge durch die unberührte Natur, badet im Sommer in den Seen, lernt die Nationalparks kennen und beobachtet wilde Tiere.
Städte
Ob Großstadt oder kleinere Orte – Manitoba ist absolut einzigartig und kann jeden Wunsch eines erfolgreichen Urlaubs erfüllen.
Winnipeg
Die multikulturelle Hauptstadt der Provinz Manitoba hat ihren Namen vom Winnipegsee, dessen südwestliches Ufer 55 Kilometer von der Stadt entfernt liegt. Ableiten lässt sich der Name übrigens aus der Sprache der Cree und bedeutet dort so viel wie „Schlammiges Wasser“. Durch die Stadt schlängelt sich der Red River, welcher dem Winnipegsee entstammt. Winnipeg verfügt über viel Grün, wie etwa den verwinkelten Kings Park.
Die Provinzhauptstadt ist bekannt für ihre Theaterszene. Die Centennial Concert Hall, das Manitoba Theatre Centre sowie das Pantages Playhouse sind zentral gelegen und bieten ein abwechslungsreiches Programm. Dazu kommt das Le Cercle Molière – die älteste Theatervereinigung in ganz Kanada. Das Kunstangebot der Stadt wird euch ebenfalls nicht enttäuschen. Immerhin gibt es mit der Winnipeg Art Gallery die älteste Galerie in Westkanada.
Brandon
200 Kilometer westlich von Winnipeg liegt mit Brandon die zweitgrößte Stadt Manitobas. Es galt im Jahr 1881 als Knotenpunkt der kanadischen Eisenbahngesellschaft „Canadian Pacific Railway“. Viele Güter wurden über Brandon hinweg transportiert und noch heute sind die Landwirtschaft sowie die Verarbeitung von Erzeugnissen vorherrschend, weshalb Brandon auch den Beinamen „Weizenstadt“ trägt. Abgesehen davon ist Brandon ein idealer Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung: Erkundet den Weg am Assiniboine River im Norden der Stadt oder unternehmt eine Wanderung durch die Brandon Hills. Auch für Mountainbiker sind diese Ziele der perfekte Ort.
Thompson
Zwischen dem Lake Winnipeg und der Hudson Bay liegt Thompson inmitten einer wunderschönen Seen- und Flusslandschaft. Sie ist die größte und bevölkerungsreichste Gemeinde in Nordmanitoba. In der Umgebung findet ihr duftende Kiefernwälder, Wasserfälle und viele wilde Tiere. Angeboten werden geführte Ausflüge zum Sichten von Eisbären, Wölfen und Vogelschwärmen. Auch Walbeobachtungen in der Hudson Bay können gebucht werden. Bei ausgedehnten Wanderungen genießt ihr rund um Thompson die raue, pure und wunderbar wilde Natur.
Churchill
Mit nur knapp 1.000 Einwohnern ist Churchill – wunderschön an der Hudson Bay gelegen – ein deutlicher kleinerer Ort in Manitoba. Rund um die selbsternannte „Eisbären-Hauptstadt“ könnt ihr mit lokalen Anbietern auf Entdeckungstour gehen. Im Sommer und ganz besonders im Herbst lassen sich die gigantischen Raubtiere an der Küste der Bucht und im Hinterland mit ein bisschen Glück beobachten. Je kälter es wird, desto eher finden sich die Eisbären in Küstennähe ein. Dort warten sie, bis das Wasser in der Bucht gefriert, so dass sich ihr Jagdgebiet automatisch erweitert. Neben Eisbären könnt ihr euch auf eine Vielzahl weiterer arktischer Tiere freuen: Schneehühner und -eulen sowie Füchse.
Während Kajaktouren oder Bootsausflügen auf der Hudson Bay trefft ihr auf Belugawale, die sich euch neugierig nähern. Bei schlechter Witterung ist das Itsanitaq Museum im Ort eine gute Option, um mehr über die Ureinwohner, ihr Leben sowie ihre Kunst und Kultur zu erfahren. Zwischen August und September sowie von Januar bis April solltet ihr euch die Polarlichter in Churchill nicht entgehen lassen.
The Pas
Am Saskatchewan River liegt die alte Handelsstation The Pas, ein früherer Knotenpunkt für das Geschäft mit Tierfellen. Aber auch die Holzwirtschaft, der Fischfang und der Bergbau dienten als Existenzgrundlage für die Bewohner. Das „Tor zum Norden“ besticht mit einer atemberaubenden Umgebung. Besonders toll ist es im Sommer beispielsweise am Clearwater Lake. Doch auch ganzjährig ist The Pas eine Reise wert, wie zum Beispiel im Februar, wenn das Northern Manitoba Trappers Festival stattfindet und Rennen mit Hundeschlitten das Stadtbild dominieren. Im Winter könnt ihr im Eis angeln, Skilanglauf betreiben oder Schneeschuhwanderungen unternehmen.
Sehenswürdigkeiten
Die unberührte Natur ist der eigentliche Star Manitobas. Doch auch an natürlichen und von Menschenhand geschaffenen Sehenswürdigkeiten mangelt es nicht. Wir stellen euch drei vor.
Assiniboine Park
Der Assiniboine Park ist neben dem Central Park das wichtigste Naherholungsgebiet innerhalb der Stadtgrenzen Winnipegs. Neben der Natur, welche sich euch im dort ansässigen Botanischen Garten bietet, solltet ihr einen Blick auf den Assiniboine Park Pavilion werfen. Nachdem das Gebäude mit seinem markanten Turm im Jahr 1929 durch einen Brand zerstört und innerhalb eines Jahres wieder errichtet wurde, gehört es inzwischen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Winnipegs. Macht hier auch einen Abstecher zum Leo Mol Sculpture Garden am Ufer des Assiniboine Rivers. Die Kunstwerke des Bildhauermeisters Dr. Leo Mol stehen hier im Einklang mit der Natur.
Manitoba Legislative Building
Politikinteressierte sollten sich eine Tour durch das Parlamentsgebäude von Manitoba nicht entgehen lassen. Regelmäßig werden Führungen durch die Räume angeboten, in denen die Legislative der kanadischen Provinz arbeitet. Das Gebäude gilt als eines der beeindruckendsten Bauwerke in Nordamerika. Insgesamt vertreten hier 57 Bürger die Bevölkerung Manitobas. Zudem beherbergt der Bau das Büro des Premierministers, des Gouverneursleutnants und der anderen Minister.
Maison Goulet
In Saint-Pierre-Jolys, etwa 60 Kilometer südlich von Winnipeg, liegt das Maison Goulet. Der Bau aus dem 19. Jahrhundert ist ein gutes Beispiel für die frühe französische Wohnarchitektur in Manitoba. Damals wurden die Häuser aus Baumstämmen errichtet. Es soll Moïse Goulet gehört haben, der seine Waren – ganz typisch – mit einem Ochsenkarren auf dem Red River durch die Provinz transportierte. Für Handelsreisende diente es regelmäßig als Rastplatz. Seit 1985 befindet sich das Haus im Besitz des St-Pierre-Jolys-Museums.
Aktivitäten
Manitoba schreit geradezu danach, dass ihr dort Aktivurlaub macht. Ob auf lokalen Bauernmärkten, am See, im Museum oder beim Wandern: Die Provinz ist unfassbar vielseitig.
Wandern gehen
Von Winnipeg bis Emerson an der Grenze zum US-Bundesstaat North Dakota führt über 200 Kilometer der Crow Wing Trail. Ursprünglich nutzte man den Weg im 18. Jahrhundert zum Transport von Handelsgütern, heute dient er der Erholung. Hier lernt ihr die herrliche Natur der kanadischen Prärielandschaft kennen. Da es mehrere Ein- und Ausstiegspunkte gibt, können Urlauber mit verschiedensten Fitnessgraden teilnehmen.
Anderthalb Autostunden östlich von Winnipeg, an der Grenze zu Ontario, liegt der Falcon Lake. Er lockt mit einem Wegnetz aus hunderten von Kilometern durch Wald oder entlang des Ufers. Einen spektakulären Aussichtspunkt bietet euch die etwa vier Kilometer lange Route „Top of the World Trail“ zur höchsten Erhebung der Gegend. Genießt den Blick über den Falcon Lake. Von dort sind es nur noch wenige hundert Meter zur Falcon Ridge, wo sich im Winter Skifahrer an den Pisten erfreuen.
Einen Tag am Winnipegsee verbringen
In nur knapp über einer Stunde seid ihr von Winnipeg aus am gleichnamigen See. Im kleinen Ort Winnipeg Beach gibt es eine prima Auswahl an Stränden und eine schöne Promenade. Kleine Cafés und Restaurants entlang dieser sorgen für die nötige Verpflegung. Wenn ihr mit Kindern anreist, könnt ihr Zeit auf einem der Spielplätze verbringen, bevor ihr euer Handtuch in den Sand legt. Auch südlich des Ortes, zum Beispiel in Matlock oder Dunnottar findet ihr Spielgeräte für Kinder, Badestrände und Gastronomie. Da Kanada von indigenen Traditionen geprägt ist, besteht für euch die Möglichkeit, im Sommer an einem der Festivals teilzunehmen. In Gimli, unweit von Winnipeg Beach, findet zum Beispiel jährlich im August das „Icelandic Festival“ statt.
Museen besuchen
Mit mehr als 24.000 Werken internationaler sowie kanadischer Künstler ist die bereits erwähnte Winnipeg Art Gallery die älteste ihrer Art in Kanada. Außerdem besitzt das Museum die weltweit größte Sammlung von der Kunst der Inuit. Des Weiteren ist die Galerie am Memorial Boulevard in Winnipeg empfehlenswert.
Rund eineinhalb Stunden von Winnipeg entfernt liegt das Canadian Fossil Discovery Centre, welches mit seinen etlichen Fossilien von Meeresreptilien die umfangreichste Sammlung des Landes darstellt.
Riding-Mountain-Nationalpark besuchen
Drei Autostunden sind es von Winnipeg zum Riding-Mountain-Nationalpark und dem Clear Lake, nicht zu verwechseln mit dem Clearwater Lake bei The Pas. Auf dem Weg hierher geht die südliche Prärielandschaft Manitobas langsam über in eine bewaldete Seegegend. Bis 1936 waren hier noch Ureinwohner vom Stamm der Keeseekoowenin Ojibway beiheimatet, bevor sie vertrieben wurden und nun in drei Reservaten leben. Die Schönheit der Natur ist überwältigend. Hier leben unter anderem Schwarzbären, Wapitis, Elche und Wölfe sowie eine große Bisonherde. Rund um den See mit seinem unfassbar klaren Wasser findet ihr eine schöne Auswahl an Wanderwegen.
Reise-Infos
Sicher seid ihr gedanklich jetzt schon in Manitoba – wer könnte es euch verdenken? Bevor ihr die Koffer packt, lest noch unsere letzten Tipps, um ideal vorbereitet zu sein.
Ideale Reisezeit und Reisedauer
In Manitoba wird es im Winter sehr kalt und im Sommer ziemlich heiß. Als Reisezeit ideal sind daher die Monate von Juni bis November, da die Temperaturen angenehm ausfallen und ihr mit geringem Niederschlag rechnen könnt. Danach kann es zwar schon richtig kalt werden, doch rund um Churchill an der Hudson Bay herrscht dann die beste Zeit, um Eisbären zu beobachten.
Wenn ihr im Manitoba-Urlaub viel von der Provinz sehen wollt, solltet ihr mindestens zwei Wochen Reisezeit einplanen – besser mehr. Die An- und Abreise sind relativ zeitaufwendig und mit einem Jetlag verbunden.
Reisevorbereitung
Früher bedurfte es eines Visums zur Einreise, heute genügt die elektronische Einreiseerlaubnis. Diese (abgekürzt: eTA) könnt ihr auf der Website der kanadischen Regierung (Government of Canada) vorab beantragen. Zudem benötigt ihr einen gültigen Reisepass. Auch ein vorläufiger Reisepass wird genehmigt.
Landeswährung ist der Kanadische Dollar. In den Städten könnt ihr mit der Kreditkarte zahlen. In den ländlicheren Regionen von Manitoba empfiehlt es sich hingegen, zur Sicherheit stets ausreichend Bargeld mitzuführen.
Sprache
In Manitoba werdet ihr mit klassischem Schulenglisch weit kommen, da es eine der Amtssprachen ist. Allerdings begegnet ihr mit Sicherheit auch vielen Menschen, die Französisch sprechen, da auch diese Sprache gängig ist. In Winnipeg und auf dem Land werdet ihr französischsprachige Gemeinden finden.
Anreise und Fortbewegung vor Ort
In Winnipeg befindet sich der einzige internationale Flughafen von Manitoba. Von Frankfurt aus gibt es Flüge hierher, jedoch keine direkten Verbindungen. Meist müsst ihr in Toronto umsteigen.
Vor Ort ist ein Mietwagen unabdingbar, wenn ihr die Natur von Manitoba kennenlernen möchtet. Bis in die Gegenden von Brandon, The Pas und Thompson (200, 600 und 750 Kilometer) sind Autofahrten vertretbar. Churchill an der Hudson Bay ist von Winnipeg aus allerdings 1.000 Kilometer entfernt (Luftlinie). Zwischen diesen Städten gibt es dafür Verbindungen mit dem Zug oder Flugzeug.
Essen und Spezialitäten
Wer an Kanada und Essen denkt, der hat vermutlich Pancakes mit Ahornsirup vor Augen. Doch kanadisches Essen ist weit mehr als das. Die Küche verbindet die Ernährung der indigenen Völker mit jener der Einwanderer. Fisch und Meeresfrüchte, Wild und Geflügel und zudem die Einflüsse der USA machen das Essen vielfältig und einzigartig.
Eine kanadische Besonderheit sind die Zwischenmahlzeiten, denn zwischen dem Frühstück und frühen Dinner ab 17 Uhr gibt es keine weitere Hauptmahlzeit. Dann wird Gebäck gegessen in Form von Bagels, Bannoch (Fladenbrot) und Beaver Tails (süßes, frittiertes Gebäck mit Schokocreme, Zucker, Ahornsirup oder Früchten). Auch Chicken Wings oder Nuggets, Fiddleheads (Farnblätter mit Füllung), Suppen und die kanadische Version von Pommes frites mit Poutine (eine Bratensauce) sind sehr beliebt.
Hotels und Unterkünfte
In Winnipeg findet ihr Hotels, Bed & Breakfasts und Ferienwohnungen in allen Preisklassen und für jeden Urlauber. In Brandon ist die Auswahl kleiner und teurer. Dasselbe gilt auch für Thompson und Churchill sowie die jeweilige Umgebung. In den Provinzstädten ist eine frühe Buchung unbedingt zu empfehlen, für Winnipeg schadet eine zeitige Reservierung ebenfalls nicht.