In der spanischen Stadt Reus erleben Kunstliebhaber eine große Vielfalt an eindrucksvollen Bauten und Museen. Kataloniens Architekturjuwel, in dem Antoni Gaudí vermutlich das Licht der Welt erblickte, besticht zudem mit der Nähe zur Costa Dorada.
Überblick
Im Süden Kataloniens liegt Reus, eine knapp 100.000 Einwohner zählende Stadt, die etwa 100 Kilometer von Barcelona entfernt ist. Hier fühlen sich Kulturreisende wohl, die sich für alte Bauten und spannende Museen interessieren. Der wohl berühmteste Sohn von Reus, Antoni Gaudí, wurde hier zwar, anders als in Barcelona, nie als Architekt aktiv, doch seine Spuren bleiben dank des Gaudí-Centre bis heute im Ort bestehen.
Ausflugsziele wie die Stadt Tarragona und die Costa Dorada mit ihren traumhaften Stränden am Mittelmeer liegen höchstens einen Tagestrip entfernt. Auch die herrliche Natur mit Wanderzielen wie verlassenen mystischen Dörfern ist ein absoluter Pluspunkt für den Urlaub in Reus. Freut euch im Stadtzentrum auf eine Mischung aus gemütlichen Einkehr- und Einkaufsmöglichkeiten sowie sehenswerten Gebäuden, die Reus zu einem guten Ziel für den Städteurlaub machen.
Sehenswürdigkeiten
Die Sehenswürdigkeiten von Reus werden überwiegend vom modernistischen Stil geprägt. Es gibt aber auch andere Schätze für die Besichtigung, wie eine Kirche mit Elementen aus der Gotik und Renaissance, die über einen Aussichtsturm verfügt.
Casa Navàs
Ein erstes modernistisches Gebäude, das ihr bei eurer Besichtigungstour durch Reus nicht verpassen dürft, ist die Casa Navàs an der zentral gelegenen Plaça del Mercadal. Zwar nicht von Antoni Gaudí, sondern von Lluís Domènech i Montaner entworfen, präsentiert es sich als prächtiges Bauwerk des frühen 20. Jahrhunderts, das sich definitiv nicht verstecken muss. Der Auftraggeber des Gebäudes war der Kaufmann Joaquim Navàs, der es sowohl zum Wohnen als auch als Geschäft verwendete. Das Kaufhaus im unteren Stock bestand noch bis ins Jahr 2018 hinein.
Eine Besichtigung des Hauses, dessen Architektur bewusst mit der Sonne spielt und dessen Eckturm im Spanischen Bürgerkrieg unglücklicherweise Zerstörungen zum Opfer fiel, ist im Rahmen einer Führung möglich. Es lohnt sich: Das originale Mobiliar ist noch immer vorhanden und sorgt für eine kleine Zeitreise.
Kirche Prioral Sant Pere
In der prachtvollen Pfarrkirche Sant Pere mit dem über 65 Meter hohen Glockenturm wurde Antoni Gaudí getauft. Während das Gotteshaus selbst im Renaissancestil erbaut wurde, lässt sich der Turm in den Stil der Gotik einordnen. Beide Elemente stammen aus dem 16. Jahrhundert. Im Inneren ist das Grab des Heiligen Petrus Sant Pere, nach dem die Kirche benannt wurde, zu finden. Die schmalen Fenster der prächtigen Kirche erzählen Geschichten aus der Bibel und Kataloniens.
Ein weiterer Höhepunkt ergibt sich ebenfalls bei dem Sakralbau. Der achteckige Turm der Kirche Prioral Sant Pere kann von schwindelfreien Besuchern bestiegen werden und erfüllt den Wunsch nach einem Ausblick über Reus mit Leichtigkeit. Zumindest fast, denn der Aufstieg über die Wendeltreppe kann durchaus herausfordernd sein und bedingt auf jeden Fall Trittsicherheit und festes Schuhwerk.
Plaça de Prim
Die Plaça de Prim ist neben der Plaça del Mercadal einer der Hauptplätze von Reus und sticht durch seine Gestaltung hervor. An ihn grenzt das Fortuny-Theater aus dem 19. Jahrhundert, welches das kulturelle Leben in Reus damals auf eine neue Stufe hob, und das Reiterstandbild von General Prim. Auch dieses wurde im 19. Jahrhundert erbaut und erinnert an den im Jahr 1814 in der Stadt geborenen General Joan Prim i Prats, der zum spanischen Ministerpräsidenten avancierte, jedoch bei einem Attentat ums Leben kam. Tipp: Von der Plaça de Prim aus könnt ihr zu einem Spaziergang in die verschlungenen Gassen der Altstadt aufbrechen und euch auf weitere Gebäude im modernistischen Stil freuen, wozu die Casa Gasull und die Casa Rull zählen.
Institut Pere Mata
Hat euch die Casa Navás gefallen, trifft das Institut Pere Mata optisch ebenso euren Geschmack. Es ist nämlich ein weiterer Bau, der auf den Architekten Lluís Domènech i Montaner zurückgeht und gleichzeitig die Behandlung psychisch erkrankter Patienten revolutionieren sollte. Das Ziel war eine menschliche und wohltuende Rehabilitation in einer ansprechenden Umgebung. Die Zielgruppe bestand überwiegend aus wohlhabenden Personen. Zudem nahm das im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert errichtete Institut Einfluss darauf, dass die modernistische Architektur vermehrt in Katalonien Einzug halten konnte. Weiterhin gilt es als Vorgänger des berühmten Sant Pau Hospitals in Barcelona.
Aktivitäten
Viele Stunden füllt ihr in Reus sicherlich schon mit dem Besichtigen der Stadt. Doch auch für andere Freizeitbeschäftigungen ist reichlich gesorgt. Ein paar Beispiele folgen hier.
Gaudí Centre
Das Gaudí Centre ist ein 1.200 Quadratmeter großes Museum, das sich mit dem berühmten Architekten befasst, der im Jahr 1852 in Reus oder einem nahe gelegenen Dorf geboren wurde. Sein genauer Geburtsort ist unbekannt und somit existiert auch kein offizielles Geburtshaus. Allerdings wurde ihm mit dem Gaudí Centre ein mehr als ansprechendes Denkmal gesetzt.
Mit Fotografien, Modellen und audiovisuellen Elementen erlebt ihr die Geschichte Gaudís und seiner Werke auf moderne Weise, reist aber trotzdem gedanklich in die Zeit vor über 100 Jahren zurück. In den verschiedenen thematischen Ausstellungen erfahrt ihr mehr über die Inspiration für seine Bauten, die er überwiegend in der Natur der Costa Dorada fand, oder blickt hinter die Kulissen seiner kreativen Prozesse, die in so manchem Meisterwerk resultierten. In seinen frühen Jahren zog Gaudí schließlich nach Barcelona um und zeigte sich dort für einzigartige Bauten wie die bis heute unvollendete Sagrada Família verantwortlich.
Weitere Museen
Eine Stippvisite im Museu del Vermut könnte sich unmittelbar anschließen, wenn ihr euch für die Geschichte des Likörweins interessiert. Im Jahr 1892 wurde die erste Fabrik, in der das alkoholische Getränk hergestellt wurde, in Reus eröffnet und trug dazu bei, dass die Stadt wirtschaftlich erblühen konnte. Noch immer existieren mehrere Produzenten in und um Reus herum. Den Beinamen „Stadt des Wermuts“ trägt der Ort nicht von ungefähr. Im Museum werden unter anderem über 1.300 Flaschen aus der ganzen Welt präsentiert.
Ist die allgemeine Geschichte der Stadt für euch spannender, weicht ihr einfach auf das Museu de Reus aus. Es erzählt in einem auf Kunst spezialisierten sowie einem archäologischen Part von der Vergangenheit der Region. Die Ausstellungsstücke sind unter anderem wunderschöne Werke, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen, und teils noch ältere Funde aus der Gegend. Es wäre wirklich schade, das Museum bei einem Aufenthalt in Reus auszusparen!
Wanderung nach La Mussara unternehmen
La Mussara ist ein nahe Reus gelegenes und verlassenes Dorf, das vielen Urlaubern als Wanderziel dient. Nach einer Spazierfahrt von 40 Minuten seid ihr in der idyllischen Gegend und könnt einen der Wege wählen, der zu dem charmanten „Lost Place“ führt. Sogar eine alte Kirche findet ihr in dem Ort. Zudem ist eine in der Nähe befindliche Höhle für ihre interessanten Malereien bekannt, die ihren Ursprung vermutlich in der Bronzezeit verzeichnen. Entdecker kommen hier absolut auf ihre Kosten.
Einkaufen gehen
Neigt sich der Urlaub in Reus dem Ende zu, kommt der Wunsch nach einem Mitbringsel oder Andenken auf. Die Markthalle, die Mercat Central de Reus, ist eine passende Anlaufstelle, wenn ihr nach einer kleinen Erinnerung sucht. Auf eindrucksvollen 4.000 Quadratmetern in einem nostalgischen Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert kauft ihr Köstlichkeiten aus der Region, die teilweise gut verpackt im Koffer mit nach Hause reisen könnten.
Alternativ punktet ein Bummel durch die Innenstadt, in der einerseits international vertretene Geschäfte und andererseits inhabergeführte Boutiquen auf Schnäppchenjäger warten. Reus gilt unter den Einheimischen als geeignet fürs Shopping.
Strandurlaub an der Costa Dorada
Eine gute halbe Stunde beziehungsweise zehn Kilometer trennen die Stadt Reus von der malerischen Costa Dorada. Insgesamt erstreckt sich dieser Teil der spanischen Küste auf mehr als 80 Kilometern und wird einerseits von belebten Partystränden, andererseits von ruhigen Fischerdörfern geprägt. Entscheidet euch bei einem Ausflug ans Mittelmeer nicht nur zwischen diesen beiden Möglichkeiten, sondern auch zwischen purer Gemütlichkeit beim Sonnenbad oder Spaziergang und Action beim Surfen oder der Bootsfahrt. Die Auszeit am Strand ist in jedem Fall das ideale Pendant zum Kulturtrip in Reus!
Tarragona erkunden
Steht euch der Sinn nach einer weiteren von Sehenswürdigkeiten geprägten Stadt, könnte Tarragona das perfekte Ziel für euch sein. Eine circa halbstündige Fahrt mit dem Auto ist erforderlich, um den Ort mit seinen römischen Zeitzeugen zu besuchen. Da wäre zum Beispiel ein gut erhaltenes Amphitheater mit Aussicht auf das Mittelmeer, ein römisches Prätorium und ein Zirkus, der einmal als Standort für die römischen Wagenrennen genutzt wurde.
Die Lage an der Costa Dorada ermöglicht auch in Tarragona einen Tag am Wasser, den ihr gekonnt mit dem Besichtigen verbinden könnt. Am Hausstrand Platja del Miracle entspannt ihr im weichen Sand und genießt den Blick auf den Hafen. An weniger sonnigen Tagen landet ein Nachmittag im Biblischen Museum oder Archäologischen Nationalmuseum auf der Liste.
Barcelona besichtigen
Nachdem ihr bereits auf den Spuren von Antoni Gaudí in Reus gewandelt seid, könnt ihr diesen Weg in Barcelona vollenden. Immerhin lebte und wirkte der Architekt dort nach seiner Jugend und kreierte Highlights wie die Sagrada Família und den Park Güell. Beide gehören ohnehin zu den Wahrzeichen von Barcelona. Die Stadt ist von Reus aus binnen anderthalb Stunden mit dem Auto, Zug oder Bus erreicht und rundet euren Urlaub durch die zusätzlichen Hotspots aus dem Leben von Gaudí ab. Außerdem könnt ihr von dort aus bequem per Direktflug zurück nach Deutschland reisen.
Reise-Infos
Die Reise nach Reus steht nun fest im Terminkalender? Dann bucht doch einen Urlaub an der Costa Dorada! Die folgenden Tipps helfen dabei.
Ideale Reisezeit und Reisedauer
Wer sich keine allzu hohen Temperaturen für den Urlaub in Reus wünscht, sollte im Mai, Juni, September oder Oktober herkommen. Ein Badeurlaub an der Costa Dorada eignet sich hingegen auch im Hochsommer. Ruhig und nicht allzu kalt werden der Herbst und der Winter in Reus, die mit vielfältigen Aktivitäten gefüllt werden können.
In Hinblick auf die Reisedauer empfehlen wir mindestens ein Wochenende, wenn ihr nur für Reus anreist. Ein Tag reicht für die Geburtsstadt Gaudís aus, wenn ihr in Tarragona oder Barcelona Urlaub macht und von dort aus eine kleine Stippvisite plant.
Flüge nach Reus in Spanien
Es gibt die Möglichkeit, von Deutschland aus direkt nach Reus zu fliegen, dafür müsst ihr euch zum Flughafen Weeze begeben. Von dort aus beträgt die Flugzeit etwas mehr als zwei Stunden. Eine Alternative ist der Flug nach Barcelona. Die Distanz zwischen Kataloniens Hauptstadt und Reus wird binnen anderthalb Stunden mit dem Bus, Zug oder Mietwagen überbrückt.
Fortbewegung vor Ort
Zur Küste oder nach Tarragona könnt ihr bequem mit dem Zug reisen oder flexibel mit dem PKW unterwegs sein. In Reus selbst ist es ratsam, das Auto auch mal stehen zu lassen und die Stadt mit ihren sehenswerten Gebäuden zu Fuß zu erkunden.
Sprache und Verständigung
Die spanische Sprache für den Reus-Urlaub zu erlernen, ist grundsätzlich ein gutes Vorhaben, aber nicht zwingend notwendig. In größeren Hotels, Geschäften und Restaurants wird auch Englisch gesprochen. Es kann jedoch nicht schaden, ein paar grundlegende Wörter auf Spanisch zu beherrschen.
Essen und Spezialitäten
Neben spanischen Traditionsgerichten wie Paella und Tapas steht besonders ein Getränk im Fokus in Reus: Der Wermut, dem sogar ein eigenes Museum gewidmet wurde. Der mit süßem Zucker und Kräutern versetzte Wein muss im Urlaub unbedingt gekostet werden, sofern keine Autofahrt mehr bevorsteht. Als Mitbringsel für die Familie zu Hause ist er hervorragend geeignet.
Hotels und Unterkünfte
Müde Füße sind nach einem langen Tag mit Besichtigungen und neuen Eindrücken in Reus ganz normal. Ruht sie am besten in einem der städtischen Hotels aus, sodass die Heimkehr nach dem Bummel kurz ausfällt. Die zentrale Lage punktet außerdem mit Ausgehmöglichkeiten vor Ort, falls doch noch ein Energieschub folgt. Wer etwas außerhalb des Zentrums übernachtet, muss zwar einen längeren Weg zu den Sehenswürdigkeiten in Betracht ziehen, spart aber mitunter viel Geld bei der Buchung. Auch kann eine ruhige Lage durch die erholsame Nacht zu mehr Kraft am Tag führen. Und die braucht ihr in Reus mit seinen vielseitigen Möglichkeiten definitiv!