Litauisches Essen ist aufgrund der kulinarischen Einflüsse von Polen, Skandinavien und Russland sehr vielfältig. Bei einer Reise durch Vilnius, Klaipėda und andere Städte solltet ihr euch Speisen wie das Nationalgericht Cepelinai oder die extrem leckeren Desserts mit Käse auf keinen Fall entgehen lassen.
Überblick
Wer kann auf Anhieb ein typisches litauisches Gericht nennen? Zugegeben die litauische Küche ist nicht gerade weltbekannt. Das ist schade, denn sie begeistert mit abwechslungsreichen Köstlichkeiten. Sie beruht vorwiegend auf Zutaten, die im Klima des Landes zwischen Polen und Lettland gut wachsen können. Dazu gehören unter anderem Kartoffeln, Roggen und Gerste sowie Rote Bete und Pilze. Eine wichtige Stellung nimmt auch der Käse ein, der sich auf vielerlei Arten präsentiert und etwa als Räucherkäse oder als Hartkäse genossen wird. Sehr stolz sind die Litauer auf die reiche Bierbrautradition, die das Land zu einem beliebten Reiseziel für Bierliebhaber macht.
Insgesamt dürft ihr euch in Litauen auf eine bodenständige und äußerst sättigende Küche freuen, deren Speisen vorwiegend für Fleischfreunde geeignet sind. Doch auch vegetarische Versionen bestimmter Gerichte können geordert werden.
Geschichte und Traditionen
In die litauische Küche hat vor allem Polens Küche Einzug gehalten. Den Einflüssen des Nachbarlandes verdankt Litauen bis heute Köstlichkeiten wie gefüllte Teigtaschen. Auch die skandinavischen Länder trugen ihren Teil zur litauischen Küche bei, ebenso gibt es russisch geprägtes Essen wie Ucha in einer litauischen Variante auf der Speisekarte. Aus Deutschland kommen Inspirationen durch Kartoffeln und Fleisch vom Schwein.
Drei kleine Besonderheiten weist die Küche Litauens auf: Kalte Speisen sind sehr beliebt und die Portionen sind im Vergleich zu anderen Ländern sehr üppig. So kann es durchaus sein, dass euch bereits eine Vorspeise für fast den ganzen Tag sättigt. Außerdem verfügen die Hauptgerichte nicht immer über die in Deutschland populären Beilagen; das ist bei der Portionsgröße aber auch gar nicht nötig. Eine noch immer gängige Tradition ist das Brot vor dem Essen.
Wie in Deutschland sind für die Litauer drei Mahlzeiten am Tag üblich. Wer hart arbeitet, gönnt sich zudem eine Zwischenmahlzeit am späten Morgen oder Nachmittag. Die Familie sitzt am Esstisch beisammen, bis alle aufgegessen haben, was durch einen umgedrehten Löffel symbolisiert wird, und es wird sich anschließend beim Koch bedankt. Traditionell wird in einem ruhigen Umfeld gegessen und nicht viel geredet, während gespeist wird. Die Arten der Mahlzeiten differenzieren von westeuropäischen Bräuchen, denn schon am Morgen kann es in Litauen eine deftige Suppe geben. Auch Pfannkuchen zum Frühstück ist gängig. Mittags wird ein Hauptgericht serviert, das von einer erneuten Suppe eingeleitet wird. Auch am Abend essen die Einheimischen vergleichsweise reichhaltig, da sie daran glauben, nur mit einem gefüllten Magen gut schlafen zu können.
Typische Vorspeisen
Bereits die Vorspeisen können in Litauen sehr satt machen und euch für abenteuerliche (Sightseeing-)Touren wappnen. Viele von ihnen werden auch als eigenständiger Snack angeboten. Im Fokus stehen Brot und Fleisch.
Brot (vegetarisch)
Das Brot, insbesondere das Roggenbrot, genießt eine hohe Priorität in der litauischen Küche. Es kann Zwischenmahlzeit, Vorspeise und Beilage sein, wobei die Beilagen-Version bevorzugt wird. Das traditionelle Roggenbrot aus Litauen wird aus Sauerteig gefertigt. Außerdem schneiden es die Litauer nicht in Scheiben, sondern brechen es mit den Händen in kleine Stücke.
Kepta Duona (vegetarisch)
Kepta Duona ist eine mögliche Option, das traditionelle Roggenbrot aus Litauen zu kosten. Das mit der Hand geknetete, dunkle Brot wird mit Knoblauch in Öl frittiert und warm gegessen. Häufig gibt es litauisches Bier dazu, sodass der Genuss von Kepta Duona als Zwischenmahlzeit zu einem ausgelassenen Tag mit Familie oder Freunden passt.
Skilandis (fleischhaltig)
Mit Skilandis habt ihr eine erste fleischhaltige Leckerei aus Litauen auf der Speisekarte, die meistens in die Kategorie der Vorspeisen einsortiert wird. Es ist kalt-geräuchertes Fleisch vom Schwein, das mit Speck, Pfeffer, Salz sowie Knoblauch zubereitet und abschließend in einen Saumagen gepresst wird. In dünnen Scheiben geschnitten, fungiert es als Vorspeise vor einem umfangreicheren Mahl.
Suppen und Eintöpfe aus Litauen
Eine kräftigende Suppe wird in Litauen gerne zu allen drei Hauptmahlzeiten eingenommen. Sie kann somit schon als Frühstück auf dem Speiseplan stehen oder auch das Mittagessen einläuten. Manche der Suppengerichte werden sogar kalt serviert.
Pilzsuppe (vegetarisch)
Pilzsuppen in Litauen können auf verschiedene Art und Weise zubereitet werden. Doch stets setzt sie sich aus der Hauptzutat der Waldpilze und einer cremigen Soße zusammen. Ein frisches Stück Roggenbrot darf ebenfalls nicht fehlen, denn die Litauer tauchen es immer wieder in die Suppe ein und genießen sie auf diese Weise. Alternativ wird das Brot als eine Art Nachtisch als Abschluss gegessen. Je nach Koch werden die Suppen auch direkt in einem ausgehöhlten Brot serviert.
Žuvienė (fischhaltig)
Fisch ist im Vergleich zu Fleisch eher selten in der typischen litauischen Küche zu finden. Doch mit Žuvienė wird ein leckeres fischhaltiges Gericht angeboten. Die Suppe beruht auf einem mit Gemüse und Gewürzen gekochten Fisch, der in eine Brühe aus Kartoffeln, Zwiebeln, Dill, Lauch und Petersilie gegeben wird. Es ist praktisch die litauische Version des russischen Gerichtes Ucha. Eine Besonderheit ist die lange Garzeit des Fischs, die daher einer guten Vorbereitung bedarf.
Šaltibarščiai (vegetarisch)
Diese vegetarische Suppe ist eine kalt genossene Spezialität aus Rote Bete, Gurken, Sauerrahm, Schnittlauch und saurer Sahne. Manchmal werden auch gekochte Eier zugefügt. Den Abschluss macht Dill, mit dem die pink leuchtende Suppe ansprechend bestreut wird. Oft wird zum Gericht auch eine Beilage aus sättigenden Kartoffeln gereicht.
Hauptspeisen in der litauischen Küche
Bleibt nach der Vorspeise noch genug Platz im Magen oder geht ihr ohnehin gleich zur Hauptspeise über, könnt ihr euch in Litauen auf sehr unterschiedliche Gerichte freuen. Eine Auswahl seht ihr hier!
Cepelinai (fleischhaltig)
Als litauisches Nationalgericht darf eine Kostprobe von traditionellen Cepelinai beim Urlaub im Baltikum nicht fehlen – zumindest nicht für Fleischesser. Denn das Gericht basiert auf mit Fleisch gefüllten Klößen. Den Namen „Cepelinai“ trägt die Speise aufgrund der Zeppelin-Form, denn die Klöße werden in der Fleischvariante nicht rund, sondern länglich geformt. Sie bestehen aus Kartoffeln, während die Füllung das Hackfleisch markiert. Dazu erhaltet ihr meist eine aus gebratenem Speck, Sauerrahm und Zwiebeln bestehende Soße.
Tipp für Vegetarier: Eine vegetarische Version von Cepelinai wird mit Quark gefüllt. Diese Variante ist in der Regel an der nicht mehr länglichen, sondern runden Form erkennbar. Auf die Speck-Soße müsst ihr dann verzichten.
Kugelis (fleischhaltig)
Kugelis bezeichnet einen Kartoffelkuchen, der entgegen dem Namen „Kuchen“ kein Dessert, sondern ein Hauptgericht der litauischen Küche darstellt. Es ist ein aus geriebenen Kartoffeln, Eiern, Milch, Speck und Zwiebeln gemachter Auflauf, der im Ofen knusprig gebraten wird. Er leuchtet herrlich goldfarben, wenn er fertig ist und lässt auf den ersten Blick das Wasser im Mund zusammenlaufen. Als „Beilage“ zur Leckerei fungiert wahlweise Apfelmus, um dem Kugelis eine gewisse Süße zu verleihen, oder herzhafter Sauerrahm.
Balandėliai (fleischhaltig)
Balandėliai ist die litauische Antwort auf Kohlrouladen, denn das Gericht besteht aus Krautwickeln mit einer Reis- und Hackfleischfüllung, die, schon fertig gerollt, in einer Pfanne gebraten und schlussendlich in einer Tomatensoße gekocht werden. Wichtig ist eine hauchzarte Konsistenz, die das Gericht zu einem Liebling in der litauischen Küche ernennt. Traditionell gibt es Sauerrahm dazu, eine potenzielle Alternative ist Kartoffelpüree. Tipp für Vegetarier: Ihr könnt Balandėliai dort, wo es möglich ist, nicht mit Hackfleisch, sondern mit Zucchini bestellen!
Kibinai (vegetarisch oder fleischhaltig)
Kibinai ist durch die Einflüsse östlich gelegener Länder nach Litauen gekommen und bezeichnet ein Blätterteig-Gericht, das trotz seines Status als Snack zwischendurch äußerst satt machend daherkommt. Denn die übliche Füllung besteht aus Schweinefleisch und Gemüse, hinzu kommt in der Regel eine schmackhafte Soße. Eine Alternative bildet der herzhafte Käse als alleiniger Inhalt, der Kibinai auch als vegetarische Speise punkten lässt. Veganer können immerhin zur süßen Ausführung von Kibinai greifen, die aber eher unter den Desserts einzuordnen wäre und mit Beeren oder Pflaumen alle Naschkatzen in Litauen zu überzeugen weiß.
Traditionelle Nachspeisen
Bleiben wir nun direkt bei den Nachspeisen, habt ihr in Litauen die Qual der Wahl. Denn allein unsere Beispiele zeigen: Hier gibt es kaum etwas, das es nicht gibt!
Varškės sūris (vegetarisch)
Käse ist in Litauen keineswegs nur Bestandteil von Vor- und Hauptspeisen. Auch die Nachspeisen sind reichlich von Käse geprägt. Ein Beispiel ist der litauische Quarkkäse, Varškės Sūris, der gemeinsam mit den Cepelinai den Status als Nationalgericht des Landes innehat. Als Topping ist Honig die erste Wahl. Denkbare Zubereitungsarten sind neben dem Genuss von frischem Quarkkäse vor allem in Städten wie Klaipėda das Anbraten oder Räuchern, was einen intensiven aber sehr leckeren Geschmack zur Folge hat.
Varškėčiai (vegetarisch)
Der litauische Quark spielt auch in diesem Dessert eine entscheidende Rolle: Er markiert die Füllung der frittierten Kuchen Varškėčiai, der mit Honig und Beeren serviert wird. Wer mag, sorgt mit einer Extraportion Schlagsahne im wahrsten Sinne für das Sahnehäubchen. Laktoseintolerant solltet ihr hier definitiv nicht sein!
Skruzdelynas (vegan)
Ein klassisches Gebäck zum Nachmittags-Snack, den sich die Litauer an arbeitsreichen Tagen gönnen, ist das optisch an einen Ameisenhaufen erinnernde Skruzdelynas. Und genau das bedeutet auch der Name des mehrteiligen Kuchens mit Honig, Nüssen und Mohn. Ein absoluter Leckerbissen!
Šakotis (vegetarisch)
Šakotis ist ein in Schichten gebackener Kuchen, der wie ein Baumkuchen hergestellt wird und sowohl in der polnischen als auch in der litauischen Küche nicht wegzudenken ist. Sein Teig besteht aus Mehl, Butter, Zucker, Vanillezucker, Schmand oder Schlagsahne und Eiern. Die Herstellung ist dabei recht aufwändig. Schichtweise wird der Teig auf einen rotierenden Spieß gestrichen. Die Äste entstehen durch das Abtropfen des Teiges, der durch die Hitze des Ofens erstarrt.
Das Besondere: Je mehr Eier enthalten sind, desto knuspriger wird die Konsistenz des geschichteten Kuchens, der optisch an einen Weihnachtsbaum erinnert. Trotzdem ist er kein reines Weihnachtsgebäck, sondern wird auch an Festtagen wie Hochzeiten oder großen Geburtstagen gerne gebacken oder bestellt – pur oder mit verzierenden Elementen versehen.
Grybukai (vegetarisch)
Grybukai werden auch Pilz-Kekse genannt, obwohl sie mit den Waldgewächsen nichts gemein haben. Außer vielleicht die Optik, die sie zu charakteristischen Gebäcken der litauischen Küche macht! Tatsächlich bestehen sie aus einem Teig aus Mehl, Milch, Zucker und Eiern und werden, fertig gebacken, noch frittiert. Eine Kalorienbombe, die es aber wert ist, gekostet zu werden!
Tinginys (vegan)
Den Abschluss typischer litauischer Desserts macht Tinginys. Dahinter verbirgt sich ein Gebäck aus zerbröseltem Biskuit, der gemeinsam mit Butter, Milch, Zucker und Kakaopulver zu einem Teig geformt wird.
Getränke
Neben den üblichen Softdrinks und frischem Wasser weiß die litauische Küche mit einem fast einzigartigen Getränk zu überraschen: Gira oder auch Kvass, einer Art Brot zum Trinken, das aus den Zutaten getrocknetem Roggenbrot, Rosinen und Honig besteht. Ebenso ungewöhnlich für den westeuropäischen Gaumen mag das Getränk Mohnmilch sein, das durch zermahlene Mohnsamen in kochendem Wasser seinen eigenwilligen Geschmack bekommt. Normalerweise reichen die Litauer frische Kekse dazu. Eine süße Sünde!
In puncto Alkohol lassen sich die Einheimischen von Litauen auch nicht zweimal bitten. Im Vordergrund steht das heimische Bier, das fast zu jeder Mahlzeit und jedem Anlass passt und schon so manchen Bierliebhaber hergelockt hat. Eine übliche Sorte des Landes ist das Malzbier aus dem nordöstlichen Teil Litauens. Auch echter Met aus Blütenhonig hat sich seine Daseinsberechtigung auf den Speisekarten gesichert. Wer es kräftiger mag, greift auf den heimischen Vodka oder den Likör Zalgiris zurück. Vorsicht: Bis zu 75 Prozent Alkoholgehalt sind keine Seltenheit!
Vegetarisch und vegan in Litauen
Wahrscheinlich habt ihr bemerkt, dass die meisten Gerichte der litauischen Küche auf Fleisch setzen. Doch auch vegetarische Varianten werden zunehmend angeboten; wenn auch eher auf konkrete Nachfrage, da ihr unter den Einheimischen nur selten auf Vegetarier oder gar auf Veganer treffen werdet. Am ehesten habt ihr die Chance auf vegane Restaurants, wenn ihr Großstädte wie die Hauptstadt Vilnius bereist. Dort ist man eher auf internationale Kunden eingestellt.
Alternativ bestellt ihr zum Beispiel Cepelinai, das litauische Nationalgericht, in der vegetarischen Abwandlung mit einer Quark- statt einer Hackfleischfüllung. Der Mix aus Brot und Käse ist auch für Vegetarier möglich, das Brot allein ebenfalls für Veganer. In den Nachspeisen finden sich häufig Zutaten wie Milch oder Eier, wodurch sie zwar vegetarisch, aber nicht vegan sind. Im Zweifel gilt immer: Einfach freundlich nachfragen!