Wenn die Bäume sich in Rot, Gelb und Orange kleiden, dann ist es so weit: Der „goldene Herbst“ hat begonnen. Gehört ihr zu den „Leaf Peeper“, den Lauburlaubern, wie die Amerikaner sagen? Dann ist eine Reise zum Indian Summer in Kanada und den USA das Richtige! Wir stellen von Nova Scotia über Neuengland bis nach Vermont die schönsten Regionen für das Naturphänomen vor.
Überblick
Mit der Umwandlung der dichten Wälder im Norden Kanadas beginnt meist gegen Mitte September der Indian Summer, im Englischen “Foliage” genannt, bevor sich das Naturschauspiel im südlichen Nachbarland fortsetzt. Ende Oktober, passend zu Halloween, fallen die Blätter ab und der Übergang zum Winter beginnt.
Doch vorher könnt ihr bei strahlendem Himmel und angenehmen Temperaturen von bis zu 30 Grad das einzigartige Farbspektakel in seiner vollen Schönheit bewundern. Erkundet auf eurem Trip aufregende Reservate, herrliche Gewässer und spannende Städte – wir haben die schönsten Regionen, um den Indian Summer zu erleben, für euch zusammengestellt.
1. Maine (USA)
Südlich der Grenze Kanadas verzaubert euch der Indian Summer im US-Bundesstaat Maine mit unberührten Felsküsten, Seen und dichten Kiefernwäldern. Der „Pine Tree State“ in Neuengland ist mit vielen der namensgebenden Bäume versehen, deren sattes Grün einen faszinierenden Kontrast zu den frühherbstlichen Laubverfärbungen bilden. Über 30 State Parks mit rauer Landschaft, Bergen und Gewässern laden zu Wanderungen und Mountainbiketouren ein.
Ganz besonders schön ist der Indian Summer auf Mount Desert Island. Neben dem sehenswerten direkt am Meer gelegene Bar Harbor nimmt das Acadia Naturschutzgebiet die halbe Insel ein. Genießt das Leuchten der Farben zum Sonnenaufgang auf dem 465 Meter hohen Cadillac Mountain, setzt euch auf ein Fahrrad und erkundet die grüne Umgebung der Carriage Road oder überquert die Panoramaroute, auch Staatsstraße 11 genannt, von Portage bis Fort Kent für ein unvergessliches Erlebnis.
2. New Hampshire (USA)
Ein Eldorado für Wintersportfans findet ihr in New Hampshire. Die Wildnis im Norden der Vereinigten Staaten wartet mit kleinen Stränden, unzähligen Bäumen und schneebedeckten Gipfeln auf und zeigt sich im September sowie Oktober von ihrer magischen Seite. Für die beste Aussicht auf das Spektakel bietet sich der White Mountains National Forest mit dem Mount Washington an. Plant für eure Reise den Scenic Byway ein und vergesst den Rucksack für einen Ausflug zum längsten Fernwanderweg der Welt nicht: Der Appalachian Trail zieht sich über 3.500 Kilometer und beeindruckt mit fantastischen Panoramen.
In der Lakes Region, die mit hunderten Weihern, Seen und dem Lake Winnipesaukee lockt, zeigt sich die Verfärbung auf eine ganz faszinierende Weise, wenn sich die rot-gelb-goldene Kolorierung im kristallklaren Wasser spiegelt. In der Hafenstadt Portsmouth lohnt sich ein Bootsausflug auf dem Piscataqua River, um das mannigfaltige Blattwerk vom Wasser aus zu bestaunen.
3. Vermont (USA)
Mit einer bewaldeten Fläche von mehr als 70 Prozent ist Vermont im Nordosten der USA ein Paradies für Naturliebhaber. Besonders der beeindruckende 1.615 Quadratkilometer große National Forest bietet perfekte Voraussetzungen für einen unvergesslichen Indian Summer. Die sonst so grüne Gegend verwandelt sich gegen Anfang Oktober in ein leuchtendes Farbenmeer, das von knallroten Ahornblättern geprägt ist. Den besten Blick auf das Schauspiel im „Green Mountain State“ erhascht ihr auf einer Fahrt mit dem Mietwagen über die malerischen Landstraßen und die Route 100.
Vermont ist für seine Vielzahl an alten überdachten Holzbrücken bekannt, die unter freiem Himmel einen ganz besonderen Charme ausstrahlen. Ein echter Höhepunkt ist die Green Mountain Railroad: Bei der Zugfahrt könnt ihr euch entspannt zurücklehnen und den bunten Wald mit seiner pittoresken Anmut genießen. Im Urlaub müsst ihr unbedingt den hier produzierten berühmten Ahornsirup kosten, klassisch zu Pancakes oder als Maple Creemee Softeis.
4. Massachusetts (USA)
Ein weiteres Reiseziel zum Indian Summer ist Massachusetts: In den Berkshire Mountains und der Hauptstadt Boston begegnen euch leuchtende Blätter in den schönsten Erdtönen: Macht einen Spaziergang durch den Franklin Park und stattet dem Campus des Cambridge-College einen Besuch ab, um das frühherbstliche Ereignis gemütlich von einer Bank aus zu bestaunen. Kostet außerdem die kulturellen Schätze und kulinarischen Leckerbissen in einer der ältesten und wohlhabendsten Städte der Vereinigten Staaten von Amerika.
Für einen Einblick in die Geschichte Bostons bietet sich ein Rundgang über den Freedom Trail an, der euch auf rund vier Kilometern an 16 bedeutenden Sehenswürdigkeiten vorbeiführt. Insbesondere der 1634 gegründete Boston Common verzaubert im Goldenen Herbst seine Besucher. Der älteste Stadtpark der Vereinigten Staaten ist nicht nur reich an Natur, sondern bietet während des Aufenthalts auch tolle Blicke auf das Massachusetts-State-House sowie die Park Street Station, welche zu den ersten beiden U-Bahn-Stationen der USA gehört.
5. Rhode Island (USA)
Mit einer Größe von 4.001 Quadratkilometern ist Rhode Island der kleinste Bundesstaat der Vereinigten Staaten und im Gegensatz zur weitverbreiteten Meinung keine Insel. Die Region geizt dennoch nicht mit Vielfalt: Am besten lässt sich die über 5.500 Hektar große und dicht bewaldete Arcadia-Management-Area auf Wanderungen und Radtouren durchqueren und die rund 640 Küstenkilometer laden zu ausgedehnten Erkundungen ein.
Auf einem Ausflug ins John H. Chafee National Wildlife Refuge seht ihr das Naturphänomen des Indian Summers zum Beispiel bei einer Kajakfahrt auf dem Narrow River. Reist ihr im September an, könnt ihr vor Rhode Island mit ein wenig Glück sogar Wale beobachten. Zudem liegt eine malerische Insel etwa zwei Stunden vom Festland entfernt: Block Island begeistert mit seinen Felsklippen sowie einsamen Stränden und ist dank der großen Artenvielfalt ein beliebtes Ausflugsziel für Vogelliebhaber.
6. Connecticut (USA)
Wunderschöne Sandstrände, weitläufige Forste und Hügellandschaften finden „Leaf Peeper“ zwischen Boston und New York. Der Bundesstaat Connecticut bietet zahlreiche Orte, die sich für einen Urlaub in der zweiten Jahreshälfte eignen: Die Panoramastraße Litchfield Hills führt euch auf 155 Kilometern vorbei an eng bewachsenen Waldgebieten sowie entlang einer Vielzahl atmosphärischer Dörfer und Städte zum Lake Waramaug, wo sich die Bäume in ihrer herbstlichen Erscheinung zeigen. Im Kent Falls State Park könnt ihr die Wasserfälle bewundern, die sich sanft in die leuchtende Landschaft einfügen.
Wanderfreunde finden ihre nächste Herausforderung auf dem Appalachian Trail – ein Teil davon führt nämlich durch Connecticut. Ein unvergessliches Abenteuer zum Indian Summer ist die Fahrt mit der Valley Railroad. Auf der Strecke der alten Eisenbahn von Essex nach Chester begleiten euch die eindrucksvollen Blätter fast durchgehend. Doch es wird noch besser: An der Station Deep River Landing habt ihr die Möglichkeit, mit einem Dampfschiff über den Connecticut River zu fahren, sodass ihr das Phänomen in allen seinen Facetten bestaunen könnt. Anschließend geht es mit dem Zug wieder zurück nach Essex.
7. Nova Scotia (Kanada)
In der kanadischen Provinz Nova Scotia, auch als Neuschottland bekannt, verfärben sich die ersten Ahornblätter Ende September. Besonders intensiv bekommt ihr die bunten Monate auf dem Cabot Trail mit seiner üppigen Bewaldung zu sehen: Die knapp 300 Kilometer lange Straße schlängelt sich durch den Cape-Breton-Highlands-Nationalpark bis zum Annapolis Valley. Die umliegenden Flüsse und Wasserfälle laden zum Schwimmen ein, ihr könnt Kanufahren oder Angeln. Mit etwas Glück begegnen euch Elche, Bären und andere Wildtiere in ihrem natürlichen Lebensraum – am besten jedoch mit genügend Abstand.
Bei einer Fahrt über die Lighthouse Route von Halifax bis Yarmouth entlang des Atlantiks kommt ihr an kleinen Fischerorten, malerischen Buchten und alten Leuchttürmen vorbei. Legt einen Stopp im Public Garden ein oder genießt die frische Luft und das maritime Flair der Region in dem 650-Seelendorf Peggys Cove oder in Lunenburg, einer von deutschen, französischen und schweizerischen Auswandernden gegründeten Siedlung.
8. New Brunswick (Kanada)
Wenn ihr den Indian Summer im Urlaub in Kanada erleben möchtet, habt ihr außerdem in New Brunswick die Gelegenheit dazu. Das Paradies für Outdoorliebhaber liegt ebenfalls im Osten des Landes und besticht zum Frühherbst mit seiner wunderschön anzusehenden Flora. Neu Braunschweig, wie die Provinz auf Deutsch heißt, verdankt seinen Namen dem gleichnamigen welfischen Fürstenhaus. Mit einem Mietwagen könnt ihr den Indian Summer an der Atlantikküste des Landes in seiner vollen Pracht genießen. Auch auf einer Wanderung durch die weitläufigen Laub- und Nadelwälder der Appalachen oder bei einer kurzen Rast am Saint John River im Mactaquac Provincial Park begleiten euch die roten, gelben und goldenen Nuancen auf Schritt und Tritt.
Sucht ein ruhiges Plätzchen in Ufernähe oder schnappt euch ein Kajak, wenn es zwischendurch aktiver werden soll. Mit der Insel Miscou habt ihr ein Ausflugsziel gefunden, das nicht fehlen darf: Die Moorgebiete vor der akadischen Halbinsel erstrahlen im Frühherbst in intensivem Scharlachrot.
9. Ontario (Kanada)
Im Algonquin Provincial Park lädt die Landschaft aus üppigen Wäldern, bizarren Felsen und malerischen Gewässern zu Beginn der dritten Jahreszeit zum Verweilen ein. Das Gebiet umfasst knapp 7.700 Quadratkilometer und eignet sich für Wanderungen und Radtouren vorbei an Birken, Kiefern und Ahornbäumen. Beim Kanufahren auf den mehr als 2.400 tiefblauen Seen könnt ihr das Naturphänomen vom Wasser aus erleben.
Ein echter Höhepunkt ist der Ausflug zu den Niagarafällen, und das nicht nur im Frühherbst. Über 50 Meter stürzt das tosende Wasser des gleichnamigen Flusses in die Tiefe – der Anblick ist einfach atemberaubend! Die größten und weltweit bekanntesten Wasserfälle Nordamerikas findet ihr im Grenzgebiet zwischen dem US-Bundesstaat New York und der kanadischen Provinz Ontario.
10. Québec (Kanada)
Wie ihr bereits bemerkt habt, bietet der beeindruckende Osten Kanadas die besten Voraussetzungen für den Indian Summer. Die dicht bewachsene Provinz Québec mit ihren majestätischen Bergen sowie den wunderschönen Flüssen und Seen verwandelt sich mit dem Beginn des Herbstes in ein leuchtendes Farbenmeer. Startet eure Reise in Québec City und nehmt Kurs auf den naheliegenden Parc national de la Jacques-Cartier. Das Herz des Geländes sind die imposanten Laurentian Mountains. Das Gebirge erstreckt sich über 1.500 Kilometer.
Erkundet die zahlreichen Wanderpfade und legt eine Pause an den vielen kleinen Flüssen der Gegend ein. Lehnt euch zurück und genießt die Aussicht auf die umliegende Felsenwelt. Ein echter Geheimtipp: Mit dem „Festival de Couleurs“ in Mont-Tremblant findet jedes Jahr extra zum Indian Summer eine Veranstaltung in Québec statt. Erlebt das Naturspektakel begleitet von guter Laune, fröhlicher Musik und saisonalen Köstlichkeiten aus der Region, darunter Äpfel und Kürbisspezialitäten.