Eine Reise auf den Balkan verwöhnt euch meist mit aromatischen, würzigen und deftigen Leckereien. Serbisches Essen macht hier keine Ausnahme und vor allem Fleischliebhaber werden sich an der reichhaltigen Kost erfreuen. Doch auch Leckermäulchen kommen in der Landesküche garantiert auf ihre Kosten.
Überblick
Ihr plant einen Urlaub auf die südosteuropäische Halbinsel? Herzlichen Glückwunsch, dann habt ihr einen der wundervollen Geheimtipps in Europa gefunden! Neben den Schönheiten des Landes in der Natur und den sehenswerten Stätten wird euch sicherlich auch die Gastronomie begeistern. Eine bunte Mischung aus den Köstlichkeiten der Nachbarländer und viel eigener Kreativität haben die Esskultur über die Jahre geformt.
Im Vordergrund steht die Verwendung selbst angebauter Zutaten. Von traditionellen, wärmenden Suppen über außergewöhnliche Snacks bis hin zu üppigen Hauptspeisen und süßen Sünden im Nachgang warten ausreichend Möglichkeiten, sich für Vorhaben wie das Besichtigen von Sehenswürdigkeiten und Wanderungen zu stärken.
Geschichte der serbischen Küche
Die Einflüsse der Regionen spiegeln sich eindeutig in der Kulinarik wider. Wer mit der ungarischen, bulgarischen, rumänischen oder kroatischen Gastronomie vertraut ist, wird einiges – manchmal in leicht abgewandelter Form – erkennen. Ebenso sind Elemente von Österreich, Bosnien und Herzegowina, dem Kosovo oder Nordmazedonien spürbar, und auch orientalische Einflüsse aus der Türkei haben sich durchgesetzt. Für euch bedeutet das: eine riesige und vielfältige Auswahl!
Im Fokus befinden sich frische Zutaten; an der Spitze Fleisch, vor allem Lamm, und Kohl, dessen hohe Qualität berüchtigt ist. Sauerkraut ist ein wichtiger Bestandteil von winterlichen Gerichten, die genau wie die Paprikapaste Ajvar die Vegetarier unter euch interessieren dürfte. Wer quer durchs Land reist, wird aber ein paar Unterschiede entdecken. Während im Norden Backwaren an erster Stelle stehen, sind es im Süden eher Fleisch und Gemüse. Rund um die Gewässer darf Fisch selbstverständlich nicht fehlen.
Serbische Traditionen
Die Menschen lieben das ausgiebige Kochen nach bewährten Rezepten – oft werden diese seit Generationen an den Nachwuchs weitergegeben. Die Hochwertigkeit der Zutaten ist ebenso wichtig wie das gesellige Beisammensein. Dieses wird über einen langen Zeitraum zelebriert, gerne mit dem alkoholischen Getränk Rakija, ohne das ein Fest nahezu undenkbar ist.
Gegessen wird, wie in Deutschland, dreimal täglich. Mittags gibt es die größte Portion, bei der zwischen der Vorspeise und dem Hauptgang aus schmackhaften Gemüse- und Fleischspezialitäten traditionell eine Suppe gereicht wird. Vor Ostern wird das Fasten sehr ernst genommen. Das heißt für dieses Land, dass keine Milch- und Eiprodukte konsumiert werden und ebenso wie Fleisch in dem Zeitraum tabu sind.
Vorspeisen beim serbischen Essen
Den fulminanten Auftakt machen Speisen, die zum Frühstück und gegen den kleinen Hunger zwischendurch genossen werden.
Gibanica (vegetarisch)
Das Käsegebäck besteht aus Filoteig, der in dünnen Schichten mit zerbröseltem Käse und Eiern arrangiert wird. Anschließend wird es goldbraun gebacken, um außen knusprig und innen cremig zu sein. Dabei kann es kalt oder warm, beispielsweise zum Frühstück, verzehrt werden.
Burek (vegetarisch oder fleischhaltig)
Aus derselben Basis wird auch diese Köstlichkeit zubereitet. Die Füllung kann sich je nach Präferenz aus Käse, Spinat und/oder Fleisch zusammensetzen. Alternativ findet ihr Varianten mit Früchten. Burek wird wie Gibanica schön kross gebacken und als eine gerollte Spirale, gerne mit Joghurt, gereicht. Es kann Frühstück, Zwischenmahlzeit und Hauptgang sein. Überwiegend wird es in Bäckereien vertrieben.
Ražnjići (fleischhaltig)
Mariniertes Fleisch am Spieß, das manchmal mit Gemüse abgewechselt wird, ist ein begehrtes Street Food in Großstädten wie Belgrad. Zudem überzeugt es bei Festivals oder Partys als mehr oder weniger üppiger Snack. Hähnchen- oder Schweinefleisch in Würfelform ist die Basis, die in Gewürzen und Knoblauch eingelegt wird. Danach kommt es bis zum Garpunkt auf den Grill.
Kajmak mit Brot (vegetarisch)
Säuerlich und cremig zeigt sich dieser Aufstrich aus Milch, der geschmacklich an Butter erinnert. Kajmak (oder Kaymak) ist zwar leicht zuzubereiten, benötigt aber viel Geduld. Die Milch wird aufgekocht und muss danach mehrere Stunden abkühlen, um die oberste Rahmschicht abschöpfen zu können. Dieser Vorgang wird immer wieder durchgeführt, bis die Milch aufgebraucht ist. Das fertige Produkt wird gesalzen und als Brotaufstrich oder Beilage genutzt, passt aber auch zu Fleischspeisen.
Suppen und Eintöpfe
Besonders an kalten Tagen ist eine heiße Brühe eine wahre Wohltat auf dem Balkan. Zwei Varianten gefallen uns besonders gut.
Pasulj (vegetarisch oder fleischhaltig)
Eine Mischung aus weißen Bohnen und Gemüse ist die gängige Basis für diese schmackhafte Spezialität, zu der oft Fleisch hinzugefügt wird. Über einen längeren Zeitraum wird es in einem traditionellen Topf zubereitet, um einen einzigartig aromatischen und leicht rauchigen Geschmack zu erzielen. Eine typische Beilage der serbischen Küche ist frisch gebackenes Brot.
Riblji paprikaš (fischhaltig)
Aus Wels, Karpfen, Zander oder Hecht mit Zwiebeln setzt sich dieser beliebte Eintopf zusammen, der mit reichlich Paprika garniert und gemäß dem alten Brauch direkt über dem Feuer in einem Kessel gekocht wird. Für die korrekte Zubereitung ist es entscheidend, während des Vorgangs nicht zu rühren, sondern den Topf höchstens leicht zu schütteln. Als Beilage verwendet man hier gerne Nudeln oder Kartoffeln.
Serbische Hauptspeisen
Geht es an die wichtigste Mahlzeit des Tages, rücken unter anderem die folgenden Köstlichkeiten ins Blickfeld, die auch durchaus Teil eines mehrgängigen Menüs sein können.
Sarma (vegetarisch oder fleischhaltig)
Die zum Beispiel von Hochzeitsfesten kaum wegzudenkende Roulade aus Weißkohl beziehungsweise Sauerkraut wird mit Reis und wahlweise Hackfleisch gefüllt sowie aromatisch mit Knoblauch und großzügigen Mengen an Paprika gewürzt, bevor sie dann im Topf landet. Nach der Zubereitung wird sie mit Sarma-Joghurt serviert.
Đuveč (fleischhaltig)
Gemüse und Reis sind die Grundpfeiler dieses Nationalgerichts. Alles wird zusammen mit Paprika, Zwiebeln und Knoblauch geschmort. Meistens wird Fleisch ergänzt oder separat dazu serviert. In jedem Fall ist Ajvar die typische Beilage. Dabei handelt es sich um die schon erwähnte Paste aus Paprika, die mit Auberginen und Olivenöl hergestellt wird. Sie ist aufgrund ihrer gaumenschmeichelnden Textur und der besonderen Mischung aus Süß und Cremig beliebt.
Ćevapčići (fleischhaltig)
Die Fleischrollen sind wohl jedem Balkanfan ein Begriff und auch in Serbien müsst ihr nicht auf sie verzichten. Zutaten sind Lamm- und Rind-, seltener Schweinefleisch, sowie Knoblauch, Pfeffer und Paprika, um den Geschmack zu verfeinern. Gegrillt und meist im Fladenbrot angeboten, wird hier ebenfalls gerne Ajvar als Beilage vertreten. Ćevapčići eignen sich bestens für den kleinen Hunger, und ihr könnt sie häufig als Street Food kaufen.
Pljeskavica (fleischhaltig)
Diese burgerähnliche Speise wird üblicherweise mit Rinder- oder Schweinehackfleisch zubereitet und mit Knoblauch, Zwiebeln und Paprika abgeschmeckt. Je nach Vorliebe wird das Patty zusätzlich mit Schafskäse gefüllt und ist so besonders aromatisch. Nachdem das Fleisch gegrillt ist, wird anschließend für die große Geschmacksexplosion noch Ajvar-Paste gereicht.
Papazjanija (fleischhaltig)
Auch diese serbische Spezialität zeichnet sich durch ihre Vielfalt an Fleischsorten aus. Es handelt sich um eine Mischung aus Lamm und Rind, die in großen Stücken in ein feuerfestes Gefäß gegeben und mit gehackten Zwiebeln, verschiedenen Kräutern und groben Knoblauchzehen bestreut wird. Wahlweise ergänzen Pilze oder andere Gemüsesorten die Mischung, die vor dem Backen mit Salz und Essig verfeinert wird.
Mućkalica (fleischhaltig)
Werfen wir einen Blick auf alte Bräuche des Landes und die damit einhergehende Rezepte, werden wir sicherlich dieser Köstlichkeit begegnen. Sie beschreibt eine ursprünglich aus dem Süden der Balkanhalbinsel stammende Fleischleckerei, die sich hervorragend zur Verwertung von Resten, beispielsweise nach einer Feierlichkeit, eignet. Der Name „Mućkalica“ heißt etwa „mischen“, was dem Kochvorgang entspricht, denn das Fleisch wird in der Pfanne angebraten und anschließend mit vielen Zutaten wie Paprika, Auberginen und Zwiebeln in einem großen Topf aus Ton geschmort.
Karađorđeva šnicla (fleischhaltig)
Die Besonderheit des Schnitzels aus Schweine- oder Kalbfleisch ist die Füllung aus der speziellen Käsesorte Kajmak, die wir euch bereits bei den Vorspeisen vorgestellt haben. Der Kontrast aus knuspriger Hülle und weichem Innenleben von Karađorđeva šnicla hat sicher schon so manchen Gourmet begeistert! Typische Beilagen sind Püree oder Bratkartoffeln.
Fischgulasch (fischhaltig)
Man könnte es bei all’ den Fleischgerichten fast vergessen, aber in Serbien kommt auch ab und zu eine Spezialität aus den Gewässern auf den Tisch. Frischer Fisch wird etwa für eine maritime Art des Gulaschs genutzt. Dafür wird er sorgfältig geputzt und in Stücke geschnitten. Zwiebeln werden in einem Topf mit Öl angebraten. Danach folgen Zutaten wie Paprika, Pfeffer und Knoblauch und schließlich der Fisch samt Weißwein. Bis zur Fertigstellung dauert es knapp eine halbe bis dreiviertel Stunde. Die gewöhnliche Beilage: Nudeln.
Nachspeisen der serbischen Küche
Nach so viel Auswahl und Genuss ist der Magen bestimmt gut gefüllt. Den süßen Versuchungen Serbiens kann mit hoher Wahrscheinlichkeit aber trotzdem keiner widerstehen!
Tufahije (vegan oder vegetarisch)
Der perfekte Kontrast aus Frucht und Süße ist dieser gefüllte Apfel, der ursprünglich aus Bosnien und Herzegowina stammt, aber mittlerweile zu den lokalen Klassikern gehört. Das Obststück wird in heißes Zuckerwasser gelegt und danach mit einer Füllung aus Walnüssen versehen. Abgerundet wird alles nach Belieben mit einem Sahneklecks, der das vegane Dessert in ein Vegetarisches umwandelt.
Plazma (vegetarisch)
Diese Kekse, die sich aus einem einfachen Teig mit Mehl, Zucker und Butter backen lassen, werden traditionell serbisch in Joghurt oder Milch getaucht, bis sie weich werden, und bestechen vor allem durch ihre Schlichtheit. Deshalb eignen sie sich auch perfekt zur Weiterverarbeitung. Viele Süßspeisen basieren auf dem traditionellen Gebäck in zerbröselter Form, wie beispielsweise gerollte Pralinen oder Schichtdesserts.
Vasina torta (vegetarisch)
Zu Hochzeiten und anderen Festivitäten darf ein leckerer Kuchen nicht fehlen. Wie wäre es mit dieser Torte aus einem Biskuitboden, der mit einem Belag aus Walnüssen und/oder Mandeln versehen ist? Weitere Zutaten sind Eigelb, Butter und eine Creme, die den französischen Baisers ähnelt. Für ein einzigartig schmackhaftes Gesamtbild sorgt wahlweise Likör.
Gibanica (vegetarisch)
Huch, seht ihr etwa doppelt? Ja, Gibanica war schon bei den Vorspeisen dabei. In einer anderen Version kann es aber auch als süßes Finale punkten, wenn es nicht mit Käse, sondern mit Früchten und Frischkäse gefüllt wird.
Serbische Getränke
Neben Tee aus Bohnenkräutern solltet ihr euch auf keinen Fall den Rakija entgehen lassen. Der Schnaps entsteht durch die Destillation von Obstsorten wie Pflaume, Quitte oder Pfirsich, wobei der Alkoholgehalt und die Süße variieren. Wer es nicht allzu intensiv mag, weicht auf lokal gebrautes Bier wie Jelen Pivo aus oder kostet einen der erlesenen Tropfen, die in zahlreichen Weinanbauregionen des Landes heranwachsen.
Vegetarisch und vegan serbisch essen
Auch wenn der Genuss von Lamm, Schwein und anderen Sorten hier sehr gängig ist, findet man im ganzen Land den einen oder anderen vegetarischen Leckerbissen. Besonders die Blätterteigvariationen wie Gibanica und Burek, die lediglich Käse oder Spinat enthalten, sind tolle Möglichkeiten, um auf den Konsum von Fleisch zu verzichten. Für Vegetarier eignen sich genauso Kajmak mit Brot. Die Bohnensuppe oder die Kohlroulade Sarma genießt ihr je nach Rezept ebenfalls in fleischfreien Varianten. Veganer werden auf jeden Fall bei den Nachtischen wie frischen Früchten oder Tufahije ohne Sahne fündig. Dabei sollten sie sich im Voraus über mögliche Angebote informieren, da vieles mit Milch oder Ei zubereitet wird.
Wenn ihr aber neugierig auf andere Geschmackserlebnisse seid, macht es euch die Gastfreundschaft der Serben leicht, auf Nachfrage eine vegetarische oder vegane Abwandlung berühmter Gerichte zu bekommen. Zusätzlich lohnt sich ein Abstecher in die Hauptstadt Belgrad. Dort wurde der zunehmende Bedarf an fleischfreier Kost internationaler Gäste bereits erkannt. Viele Restaurants haben ihre Karten mit schmackhaften Gemüsesuppen oder vegetarischen Vorspeisenplatten ausgestattet, die euch eine kulinarische Reise quer durchs Land erlauben.