Wo lernt man am besten Verhandeln und wo kann man es am besten trainieren? Es gibt nur eine Adresse: Es ist ein Flohmarkt. Man kann hier feilschen, verlieren und gewinnen, ohne große Schäden zu erleiden. Hier spielt der menschliche Kontakt die größte Rolle, hier treffen die Menschen aufeinander, es wird verhandelt, jenseits von on-line Verkauf. Schließlich muss man den ersten Preis nicht akzeptieren.
Dafür birgt Berlin ein großes Potenzial. Der erste Trödelmarkt entstand hier vor 43 Jahren. Der Gründer Michael J. Wewerka ist ehemaliger Tankwart, Bus- und Taxi-Fahrer, Restaurant- und Kneipen-Besitzer. Später wurde er ein Galerist und arbeitet heute als Kunsthändler. Wewerka hatte am Anfang der 70er Jahre im Berliner Westteil, in Charlottenburg, einen Gebrauchtwarenladen betrieben. Es klingt wie ein Märchen: Er erfuhr von einem Flohmarkt in Hannover, packte mit ein paar Mitarbeitern seinen „Krempel“ und fuhr kurzentschlossen dahin.
Die Ware wurde verkauft bis auf den letzten Löffel. Das war die Initialzündung für die Gestaltung eines eigenen Flohmarkts. Denn das war ein Novum für diese Stadt, so etwas hatte Berlin nicht. Der Bezirk war zuerst skeptisch, aber der erste Trödelmarkt auf dem Sophie-Charlotte-Platz und später auf dem Klausenerplatz war ein Erfolg. Nur im Winter stand der Betreiber oft allein vor Ort und bot seine Ware feil. Die Partner sprangen ab, aber die Idee und die Tat bestanden nach wie vor. Im Jahr 1978 übersiedelte der Markt auf die Straße des 17. Juni vor das Ernst-Reuter Haus. Zuerst kamen 50 Händler, mittlerweile Zeit sind es 200.
Trödelmarkt mit Anspruch
Der Markt hat sich von Anfang an nicht am Ramsch orientiert. Von Beginn an wurden Händler mit gutem Bestand gesucht und gefunden. Ausgesuchte Antiquitäten, ein Rokoko Stuhl, eine Art Deco Lampe oder ein Bauhaus Tisch, das alles kann man hier entdecken, mit guter Beratung und Lieferung ins Haus. Es nehmen vorwiegend professionelle Händler teil, aber auch Privatleute, die etwas dazuverdienen wollen oder das Trödeln als Hobby betreiben.
Im Jahr 1988 erweiterte sich der Markt um einen Kunst und Kunsthandwerkermarkt, der hinter dem Charlottenburger Tor, direkt am Landwehrkanal von dem Campus der Universität, aufgebaut wird. Hier werden keine Gebrauchswaren verkauft, hier wird Kunst, Mode und Design präsentiert. Daraus bildet sich ein großes Zukunftspotenzial, denn viele Kreative kommen nach Berlin und wollen zuerst ausprobieren, wie sie ihre Produkte vermarkten können. Der Markt bietet den Künstlern eine passende Plattform.
Treffpunkt der Kulturen
„Der Markt war von Anfang an ein Schmelztiegel“, sagt der Betreiber, „hier verkaufen alle Nationen, die Deutschen, Türken, Dänen, Tschechen, Kurden, Schweden, alle müssen sich vertragen, um in Ruhe verkaufen können.“ Der Markt steuert daher schon seit geraumer Zeit eine erhebliche Leistung zur Integration aller Berliner Bürger bei.
Der Trödelmarkt findet das ganze Jahr über statt, jedes Wochenende bei jedem Wetter, egal ob andere Veranstaltungen wie ein Marathon oder ein Velothon anstehen. Auch das gehört zum Alltag. Der Markt ist schon wegen seiner Atmosphäre und seines hervorragenden Service sehr beliebt. Es wird genauso von Einheimischem wie von Touristen aus der ganzen Welt gemocht.
Ein Zitat des Veranstalters: „Wir haben für Berlin einen neuen Geschäftszweig installiert und wir haben tausenden Menschen die Möglichkeit geschaffen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Darauf sind wir stolz.“
Die Tradition sollte bestehen bleiben, aber der Berliner Trödelmarkt erfindet sich auch immer wieder neu. Eine feine Komposition vom soziokulturellen und wirtschaftlichen Engagement ist die Basis dafür. Schaut bei Eurem nächsten Urlaub in Berlin doch mal vorbei.
Flohmarkt für Jedermann
Nicht nur gewerbliche Händler können an dem ältesten Berliner Flohmarkt teilnehmen. Seit Kurzem können auch Privatleute Gegenstände aus dem Haushalt bei günstigen Standgebühren veräußern. Da können alte Möbel, Geschirr und Schmuck schnell zu Geld gemacht werden. Gleichzeitig wird wieder Platz in Schränken, auf dem Dachboden oder im Keller frei.
Natürlich ist auch selbstgemachte Handwerkskunst sehr willkommen. Egal ob Strickware, Holzarbeiten oder Tongefäße, hier kann jeder sein Hobby veredeln und gleichzeitig sein Talent präsentieren. Die Stände für Privatleute befinden sich in der Nähe des Charlottenburger Tors in Erweiterung zum sonstigen Kunstmarkt. Meldet euch bei Interesse an.
Kontakt:
Wewerka Märkte GmbH
Max Dorn-Straße 6, 10589 Berlin
www.berliner-troedelmarkt.de