Das offizielle Aus von Air Berlin hat schwerwiegende Auswirkungen auf Angestellte und Reisende. Während die einen noch auf einen möglichst reibungslosen Übergang zur Lufthansa hoffen, spüren es die anderen vor allem am Preis.
Weil Flugtickets in Deutschland immer teurer werden, steigen Reisend zunehmend auf die Bahn und den Fernbus um. Für die nächsten Monate seien um zehn Prozent gestiegene Buchungen registriert worden, so etwa ein Sprecher der Deutschen Bahn. Und auch Fernbusse werden wieder stärker frequentiert.
Air-Berlin-Insolvenz lässt Preise steigen
Für das Jahr 2017 erwartet das Schienenunternehmen Bahn einen erneuten Fahrgastrekord auf den Fernverkehrsstrecken. Nicht ganz unschuldig an dem Aufblühen der Bahn ist die Insolvenz von Air Berlin, die eine Angebotslücke auf dem deutschen Flugmarkt zurückgelassen hat. Privat Reisende haben seit dem Ende der Airline im Oktober an Werktagen ein Viertel mehr bezahlen müssen, am Wochenende bis zu 40 Prozent. Geschäftsreisende hat es mit Preiserhöhungen von bis zu 50 Prozent noch härter getroffen, wenn auch nicht im privaten Portemonnaie. Besonders nachgefragt und damit besonders teuer sind Verbindungen ab Düsseldorf und Berlin, auf denen die insolvente Fluglinie als einziger Konkurrent zur Lufthansa fungierte.
Bahn und Bus greifen Flugkunden ab
Doch innerdeutsche Reisende nehmen die Preiserhöhungen auf dem Flugmarkt nicht einfach so hin. Wer kann, steigt offenbar auf Bahn oder Bus um, um Kosten zu sparen. Dass diese Transportarten für manche Strecken wesentlich zeitintensiver sind, scheint dabei geringer zu wiegen als die vergleichsweise niedrigen Preise. Günstige Tickets gibt es vor allem für Frühbucher, gerade bei der Bahn. Bei ihr kommt hinzu, dass mit dem neuen Fahrplan ab 10. Dezember 2017 auch schnellere ICEs eingesetzt werden – die Fahrtzeiten verkürzen sich demnach. Wie das Schienenunternehmen bestätigt, sind seit dem Beginn des Vorverkaufs gerade die Buchungen für die Strecken gestiegen, die vormals von Air Berlin bedient wurden. Das betrifft vor allem die Verbindungen von Berlin nach München, sowie von Berlin nach Köln/Düsseldorf und von München nach Köln/Düsseldorf. So scheint es eine logische Erklärung, dass ein Teil der ehemaligen Air-Berlin-Kunden jetzt auf die Schienen umgestiegen ist. Insbesondere geschäftlich Reisende werden die Bahn etwa einem Mietwagen vorziehen, da sie in Ersterer während der Fahrt noch arbeiten können. Interessant ist dabei gerade die Strecke von München nach Berlin, auf der ein neuer ICE-Sprinter eingesetzt wird: Mit weniger als vier Stunden reiner Fahrtzeit könnte die Bahn so zur Daueralternative werden, auch für Wochenend-Pendler.
Ebenfalls als Alternative bietet sich etwa der Fernbus als Reisemittel an. Speziell der Platzhirsch Flixbus als größter deutscher Fernbusanbieter kann sich wohl in den nächsten Monaten noch ein größeres Stück vom Kuchen abschneiden. Gerade für Passagiere, die zwar Zeit, aber ein kleineres Budget haben, lohnt sich deshalb ein Blick auf den Busfahrplan.