Es ist ein Ernstfall, den keiner erleben will: An Bord eines Flugzeugs geht es einem Passagier so schlecht, dass ärztliche Hilfe nötig ist. Während bei einer Bahnreise im extremen Fall die Notbremse zum Einsatz kommt, kann ein Urlaubsflieger nicht einfach so anhalten. Doch was passiert im medizinischen Notfall?
Immer wieder dringen Berichte über medizinische Notfälle an Bord von Flugzeugen an die Öffentlichkeit. Spontane Geburten über den Wolken sind da noch die schöneren Nachrichten. Doch es gibt auch Panikattacken, Herzanfälle und viele andere Notfallsituationen, in denen dringend ein Arzt gebraucht wird. Was passiert, wenn kein Mediziner unter den Passagieren ist?
Flugbegleiter greifen im Notfall ein
Ein Arzt gehört normalerweise nicht zum Bordpersonal in Flugzeugen. Dennoch sind Flugreisende, denen es über den Wolken plötzlich schlecht geht, nicht auf sich allein gestellt. Es sind die Flugbegleiter auf der ganzen Welt, die dafür Sorge tragen, dass in vielen Fällen aus einer Krankheit kein Todesfall wird. Ihre spezielle Ausbildung und besonnenes Verhalten sind Grundlage für die bestmögliche Erstversorgung im Flugzeug.
Jeder Flugbegleiter muss in der Ausbildung einen Erste-Hilfe-Kurs belegen. Hier lernen sie, wie sich bei medizinischen Zwischenfällen und Notfällen richtig verhalten und den Notfall-Koffer einsetzen. Airlines als Arbeitgeber sind verpflichtet, das Wissen ihrer Angestellten immer wieder auffrischen zu lassen. Und es gibt noch weitere Möglichkeiten für die Crew, im Ernstfall medizinische Hilfe zu erhalten. Die Lufthansa bietet ihren Flugbegleitern dafür einen Telefondienst von „International SOS“ an. Ärzte an der Hotline können Anleitung geben, wenn sich Flugbegleiter bei der Erstversorgung unsicher sind. Zusätzlich steht den Stewards und Stewardessen gleich drei Notfall-Kits zur Verfügung: einerseits ein kleines Set an Medikamenten bei leichten Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Übelkeit, ein sogenanntes Emergency-Kit mit einer erweiterten Ausstattung, sowie das Doctor’s Kit. Letzteres gehört jedoch nur in die Hände ausgebildeter Ärzte.
Ärzte an Bord helfen nicht immer
Um möglichst oft einen Arzt an Bord zu haben, gibt es bei Lufthansa ein eigenes Bonus-Programm für ausgebildete Mediziner. Wer sich bei der Kranich-Airline als „Arzt an Bord“ registrieren lässt und bereit ist, bei Notfällen im Flugzeug zu helfen, erhält Boni für Meilen und Fluggutscheine. Angst davor, dass man als helfender Arzt später verklagt wird, muss man zudem nicht haben, denn die Lufthansa hat eigens für diese Einsätze eine Versicherung abgeschlossen. Mittlerweile sind rund 10.000 Ärzte bei der deutschen Fluggesellschaft registriert. Interessant ist auch die geltende Rechtslage in der EU: Ärzte sind hier generell verpflichtet, bei einem Notfall zu helfen. Tun sie das nicht und werden dabei ertappt, droht der Verlust der ärztlichen Zulassung. Ganz anders sieht es in den USA aus, wo keine Pflicht zur medizinischen Hilfe besteht.