Ein Urlaub in Prag ist immer empfehlenswert. Daneben gibt es in Tschechien noch eine Reihe weiterer Städte, die eure Aufmerksamkeit verdienen. Aus diesem Grund haben wir unsere zehn Favoriten zusammengestellt, die sich über das ganze Land verteilen und im wahrsten Sinne des Wortes eine Rundreise ermöglichen.
Überblick
Wer schon einmal in Prag war, der ist vielleicht auf den Geschmack gekommen und möchte weitere sehenswerte Städte in Tschechien besuchen. Das können wir gut verstehen, so dass wir euch gerne an dieser Stelle die unserer Überzeugung nach zehn Schönsten davon vorstellen. Sieben der Städte liegen in der historischen Region Böhmen im Westen der Tschechischen Republik, drei im Landesosten in Mähren, das heute ebenso keine Verwaltungseinheit mehr darstellt. Bei der einen oder anderen Stadt ist es zudem eine gute Idee, auch mal einen Abstecher ins Umland zu wagen, wo sehenswerte Natur wartet.
1. Prag
Die tschechische Hauptstadt ist vor allem für die Karlsbrücke und die imposante Prager Burg bekannt. Beim Überqueren der Moldau, um von der Altstadt auf die sogenannte Kleinseite zu gelangen, passiert ihr 30 Statuen, einige Straßenkünstler und drei Türme an den Enden der Brücke. Dabei habt ihr immer das mächtige Burggelände im Blick, wo neben dem Königspalast und Veitsdom noch weitere sehenswerte Gebäude warten. Vom Burgberg hat man wie erwartet einen guten Blick über Prag. Bevor ihr wieder auf das andere Ufer der Moldau wechselt, lohnt ein Abstecher zum Laurenziberg, der den Hauptstädtern als Naherholungsgebiet dient.
Im historischen Zentrum ist der Altstädter Ring, so der Name eines Marktplatzes mit angrenzendem Rathaus, hervorzuheben. In der Mitte des Platzes trefft ihr auf das Jan-Hus-Denkmal. Gleich an den Hauptbahnhof grenzt der Wenzelsplatz, bei dem es sich im Prinzip um einen Boulevard mit Grünstreifen handelt. Neben ihm steht das Nationalmuseum, interessant für alle, die sich über die Kultur- und Naturgeschichte informieren möchten. Einen modernen Tupfer erhält die Altstadt durch das futuristisch anmutende Tanzende Haus.
2. Brünn
Das schöne Brünn (tschechisch: Brno) nahe dem Dreiländereck Tschechien-Österreich-Ungarn überzeugt mit seiner Mischung aus Bauten aus der Zeit der Habsburgermonarchie und modernen Gebäuden. Nicht zu übersehen ist die Kathedrale Peter und Paul, deren Geschichte bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Gleich bei der Jakobskirche, einem zweiten Sakralbau, liegt das Beinhaus. Wenn es euch nicht zu unheimlich ist, könnt ihr dort in einem Kellergewölbe aufgestapelte Menschenschädel und -knochen sehen. Die Festung Spielberg aus dem 13. Jahrhundert befindet sich gleich neben dem Altstadtkern und diente im Laufe ihrer Geschichte nicht nur Verteidigungszwecken, sondern wurde auch als Gefängnis und Kaserne genutzt.
Wer sich noch aus dem Biologieunterricht an Gregor Johann Mendel erinnert und wissen möchte, wo der Gründer der Vererbungslehre viel Zeit verbracht hat, besucht das Augustinerkloster. Dort hatte er als Abt gedient. Weitere Kulturerlebnisse warten im Technikmuseum und VIDA! science center, beide – vor allem Letzteres – können auch mit Kindern besucht werden. Mitgereister Nachwuchs wird außerdem beim Aufenthalt im Zoo der südmährischen Stadt seine Freude haben.
3. Karlsbad
Beim Kururlaub in Tschechien fällt den meisten Reisenden hierzulande Karlsbad (tschechisch Karlovy Vary) ein. Leidet man an Gicht, Diabetes oder Störungen des Stoffwechsels, profitiert man von der Wirkung des Heilwassers von zwölf Quellen. Daneben erfreuen sich aber auch Gesunde an den Bädern mit Wassertemperaturen von um die 30 °C. Egal, wie es um euch bestellt ist, von Karlsbad werdet ihr auch sonst begeistert sein, zum Beispiel während eines Gangs entlang des Egers, welcher beiderseits von einer Promenade samt schöner Häuser gesäumt wird. Lustwandelt durch die zwischen 1871 bis 1881 erbaute Mühlbrunnenkolonnade und werft einen Blick auf die hölzerne Marktkolonnade.
Hübsch anzusehen sind außerdem das Kaiserbad von 1895, das 1886 fertiggestellte Stadttheater sowie die Villa Lützow (Bauzeit beendet 1854) etwas außerhalb des Stadtzentrums. Schöne Gotteshäuser sind in Form von St. Maria-Magdalena sowie der russisch-orthodoxen Kirche St. Peter und Paul aus dem 18. beziehungsweise 19. Jahrhundert vorhanden. Die Naturfreunde unter euch besuchen das Schmetterlingshaus mit Faltern aus aller Welt. Das sollte auch Kindern großen Spaß machen.
4. Reichenberg
Nicht weit von dort, wo die Grenzen Deutschlands, Polens und Tschechiens zusammentreffen, liegt Reichenberg (tschechisch Liberec), dessen auffälligstes Gebäude sicherlich das aus dem Jahr 1893 stammende Rathaus sein dürfte. Den Platz davor ziert der Neptunbrunnen. Wie im Mittelalter kommt ihr euch vor bei den Wallensteinhäusern aus den Jahren 1678 bis 1681, die aus Fachwerk mit braunem Holz und weißem Putz bestehen. Eine Augenweide ist das ehemalige Kaiser-Franz-Joseph-Bad, in dem heute die Regionalgalerie untergebracht ist. Ausgestellt ist moderne europäische Kunst.
Bei schlechtem Wetter bietet sich ein Aufenthalt im Centrum Babylon an, wo unter anderem ein Aquapark und der iQPARK untergebracht sind. Letzterer hat sich das Motto “Lernen durch Spielen” zu Eigen gemacht und ist nicht nur etwas für kleine Urlauber. Im Westen der Stadt, könnt ihr vom Jeschken und dem auf ihm befindlichen Fernsehturm über Nordböhmen schauen. Wer sich den Aufstieg ersparen möchte, nutzt die Seilbahn. Spaß für Groß und Klein bringt ein Zoobesuch, wo neben weißen Königstigern die größte Anzahl an Raubvögeln in europäischen Zoos wartet.
5. Olmütz
Das zentral in Mähren gelegene Olmütz (tschechisch Olomouc) wird euch mit seinem Rathaus beeindrucken, dessen Geschichte sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Der weiße Bau mit seinem 78 m hohen Turm samt astronomischer Uhr befindet sich am Oberen Markplatz, während die Pestsäule mit Mutter-Gottes-Statue auf dem Unteren Markplatz steht. Eine weitere Sehenswürdigkeit stellt der Wenzelsdom dar, dessen Ursprünge im 12. nachchristlichen Jahrhundert liegen. An ihn grenzt der Bischofspalast. Ein weiteres bedeutendes Gotteshaus ist die St. Moritz Kirche mit den zwei asymmetrischen Türmen und der größten Orgel des Landes.
Darüber hinaus müssen noch zwei von mehreren Brunnen Erwähnung finden. Da wäre der Neptunbrunnen mit vier Seepferdchen auf dem Unteren Markplatz aus dem Jahr 1683 sowie der vier Jahre später erbaute Herkulesbrunnen mit keulenschwingendem Halbgott und Hydra zu seinen Füßen. Standort ist der Obere Markplatz. Zu den sehenswerten Häusern von Olmütz zählt die Villa Primavesi, die einst einer Bankiersfamilie gehörte und zu tschechoslowakischen Zeiten als Sanatorium diente. In ihrer Funktion als Mährens ehemalige Hauptstadt gab es in Olmütz Befestigungen, von denen noch Reste vorhanden sind, darunter das Theresientor.
6. Ostrau
Führt euch der Urlaub in Tschechien in den äußersten Nordosten an die polnische Grenze, seid ihr in Ostrau (tschechisch Ostrava). Eine gute Sicht über die Stadt sowie das Gebirge Mährisch-Schlesischen Beskiden habt ihr vom Turm des im Zeitraum von 1925 bis 1931 gebauten Neuen Rathauses, dessen Aussichtsplattform sich in einer Höhe von 73 m befindet. Ähnlich hoch sind die beiden Türme der Kathedrale zum Göttlichen Erlöser im Stil der Neorenaissance. Der zweithöchste Dom Mährens wurde nötig, nachdem die aus dem 13. Jahrhundert stammende Kirche des Heiligen Wenzel nicht mehr Platz für alle Gläubigen bot. Seit dem 19. Jahrhundert erstrahlt Letztere in Neugotischer Optik.
Beim Gang über den Masaryk Platz mit seiner Mariensäule kommt ihr an bunten Hausfassaden vorbei. Geschichtsinteressierte begeben sich zum Bergbaumuseum Landek Park, wo man nicht nur die Möglichkeit hat, sich theoretisches Wissen anzueignen, sondern auch per Förderkorb in die Grube Anselm fahren kann. Auf der östlichen Seite der Stadt trefft ihr auf die Schlesisch-Ostrauer Burg aus dem 13. Jahrhundert, die im Laufe der Zeit um 16 m wegen der späteren Kohleförderung absank. Auf dem Hofplatz und im ebenfalls auf dem Gelände befindlichen Amphitheater werden ganzjährig Veranstaltungen und Aufführungen gezeigt. Im 1926 eröffneten Haus der Künste werden Bilder und Skulpturen ausgestellt.
7. Budweis
Bei Budweis (České Budějovice) müsst ihr an Bier denken? Wir ebenfalls! Neben dem Genuss des Exportschlagers lohnt sich die tschechische Stadt am Zusammenfluss von Moldau und Maltsch aber auch für ihre Sehenswürdigkeiten. Fangt mit eurer Tour im Zentrum an, wo auf dem Přemysl-Otakar II.-Platz der Samson-Brunnen steht. Wer sich einmal im Kreis gedreht hat, bekommt in wenigen Sekunden 48 Häuser im Barock- und Renaissancestil samt Bogengängen zu Gesicht. An die mit Maßen von 133 m x 137 m nahezu quadratische Fläche grenzt das Rathaus aus dem 16. Jahrhundert mit drei Türmen und vier auffälligen Statuen auf dem Dach.
Ebenso im historischen Zentrum gelegen ist der Schwarze Turm (Bauzeit 1550–1577), welcher mit seinen 72 m Höhe zum einen als Glockenturm der Nikolauskirche diente und zum anderem der Früherkennung von Bränden. Einen militärischen Zweck hingegen erfüllte die Eiserne Jungfrau, wobei es sich um einen Turm der früheren Stadtbefestigung handelt. Heute ist dort ein Museum untergebracht, das sich mit dem Stadtgründer Přemysl Otakar II. auseinandersetzt. Bei der Erkundung der Altstadt werdet ihr außerdem am Dominikanerkloster vorbeikommen, dessen Existenz sich bis in 13. Jahrhundert zurückverfolgen lässt.
8. Eger
Führt euch die Städtereise durch Tschechien nach Eger (tschechisch Cheb), seid ihr Bayern und Sachsen sehr nah, denn es befindet sich ganz im Westen des Landes. Freunde des Mittelalters sollten sich zur Burg Eger begeben, die einst eine Kaiserpfalz darstellte und aus dem 12. Jahrhundert stammt. Markant ist der Schwarze Turm, der seine Farbe dem verwendeten Basaltgestein verdankt. Entscheidet ihr euch für seine Besteigung, werdet ihr aus einer Höhe von 18,5 m mit einem Blick über die Stadt belohnt. Beeindruckend ist auch die in Gelb gehaltene Kirche des Heiligen Nikolaus und der Heiligen Elisabeth. Im 13. Jahrhundert erbaut, ist sie das älteste Gotteshaus Egers.
Am Marktplatz steht das Egerer Stöckl, welches ein Komplex aus elf Gebäuden ist, durch deren Mitte eine Gasse führt. Ab dem 15. Jahrhundert wohnten in den teilweise mit Fachwerk und Erker ausgestatteten Häusern Kaufleute. Alle, die mehr über die Geschichte der Stadt wissen möchten, haben im Museum Eger die Möglichkeit dazu. Reizvoll ist auch das Retromuseum, das sich mit dem tschechischen Design der 1960er bis 1980er Jahre befasst und auch kindertauglich ist. Für Entspannung nach vielen kulturellen Eindrücken sorgt das Sport- und Erholungsgebiet am Ufer der Eger unterhalb der Burg.
9. Pilsen
Willkommen in der Stadt, die einer Brauart ihren Namen gab! Doch auch, wer wenig mit Bier anfangen kann, wird sich in Pilsen (tschechisch Plzeň) wohlfühlen. Die Kulturhauptstadt Europas 2015 überzeugt beispielsweise mit einem sehenswerten historischen Zentrum. An den Platz der Republik grenzt neben dem Rathaus im Stil der Renaissance die gotische St.-Bartholomäus-Kathedrale, deren Bau Anfang des 16. Jahrhunderts beendet wurde. Pilsen ist in Tschechien übrigens die Stadt mit dem höchsten Kirchturm. Möchtet ihr eine schöne Aussicht haben, besteigt das 102 m hohe Bauwerk! Verpasst zudem nicht einen Abstecher zur Synagoge, die die größte des Landes ist.
Weitere kulturelle Eindrücke sammelt ihr beim Besuch des Westböhmischen Museums, wo man mehr über die Geschichte Pilsens erfahren kann. Freunde der gepflegten Hopfenkaltschale werden mit Sicherheit im Brauereimuseum glücklich. Über ein Marionettenmuseum verfügt nicht jede Stadt, dafür aber Pilsen! Wer abschalten möchte, bekommt dazu am Mühlgraben (auch Pilsner Venedig genannt) die Gelegenheit. Im Stadtnorden liegt der Große Bolevec-Teich, wo ihr am Ufer entlang spazieren und auch baden könnt.
10. Neustadt an der Mettau
Unser letzter Tipp bezüglich der schönsten Städte in Tschechien ist Neustadt an der Mettau (tschechisch Nové Město nad Metují) in Nordostböhmen. Highlight ist eindeutig das Schloss, dessen Entstehung auf das Jahr 1501 zurückgeht und welches von drei Seiten von der Mettau umflossen wird. Vom nördlichen Hauptturm kann man aus 25 m Höhe auf das nahe Adler- und das etwas weiter entfernte Riesengebirge blicken. Eine überdachte Holzbrücke führt innerhalb des Schlossgeländes vom oberen zum unteren Garten. Gleich neben dem hübschen Bau befindet sich der Hus-Platz, an den weitere ansehnliche Gebäude grenzen.
Wie das Schloss stammen sie aus dem 16. Jahrhundert und sind mit Laubengängen versehen. Während die Fassaden an der Nordseite in Weiß erstrahlen, wurden die in die anderen Himmelrichtungen weisenden Fronten bunt angemalt. Von der weniger als zwei Kilometer entfernten Burgruine Výrov aus könnt ihr übrigens gute Fotos von Neustadt an der Mettau schießen. Möchte man die Städtereise um Naturerlebnisse ergänzen, sind Wanderausflüge ins bereits erwähnte Adlergebirge eine Überlegung wert.