Flugangst – was hilft?


Beim Fliegen ist euch elendig zumute und ihr erlebt Panikattacken? Die empfundene Flugangst hält euch gar davon ab, ins Flugzeug zu steigen? Das alles ist äußerst ärgerlich, schränkt es doch eure Vorfreude auf den Urlaub ein. Wenn ihr nicht auf Flugreisen verzichten möchtet, euer Leiden an Bord vermindert oder der Vergangenheit angehören soll, könnt ihr etwas gegen die Flugangst tun.

Was ist Flugangst?

Einige von euch bekommen schon allein von dem Gedanken an einen bevorstehenden Flug oder spätestens im Flieger Schweißausbrüche, schlecht Luft oder Übelkeit? Dann durchlebt ihr Symptome der Flugangst (im Fachjargon auch Aviophobie genannt), zu denen auch Schwindel, Herzrasen oder Kopfschmerzen gehören. Die Angst vorm Fliegen kann sich auch in Magen- oder Darmkrämpfen äußern. Wenn sich Flugangst einstellt, ist das vegetative Nervensystem überaktiv. Richtig mies wird es, wenn sich das Ganze zu einer Panikattacke oder sogar einen Zusammenbruch steigert. Die beschriebenen Symptome können aber auch andere Ursachen haben. Zum Beispiel, wenn es Vorerkrankungen gab oder sie auch in anderen Situationen auftreten. Um das herauszufinden, hilft ein Gang zum Arzt. Diesen solltet ihr erst recht aufsuchen, wenn die Flugangst kaum auszuhalten ist.

Flugzeug Frau Angst
Übelkeit kann aufgrund von Flugangst auftreten

Befragungen zufolge haben etwa 15% der Deutschen Angst vorm Fliegen und einem von drei Passagieren ist nicht wohl beim Betreten eines Flugzeugs. Um die 80% wissen darum, dass ihre Angst übertrieben ist. Flugangst ist unterschiedlich stark ausgeprägt, kann jeden treffen und macht selbst vor Flugbegleitern nicht halt. Im Gegensatz zur Phobie vor Spinnen, die objektbezogen ist, handelt es sich bei Flugangst um eine Phobie, die sich aus verschiedenen Ängsten zusammensetzt und situationsbezogen ist. Für Flugangst ist ein Defizit an Informationen und das Ausblenden logischer Argumentation kennzeichnend.

Gründe für Flugangst

Ein häufiger Grund für die Angst vorm Fliegen ist das Gefühl von Kontrollverlust. Die Betroffenen fühlen sich ausgeliefert, schließlich vertrauen sie ihr Leben anderen Menschen und der Technik an. Man selber hat also keinen Einfluss auf die Situation. Andere, die von Flugangst heimgesucht werden, stellen sich mögliche Turbulenzen oder einen Absturz vor. Ursache kann aber auch ein in der Vergangenheit schlecht verlaufener Start oder Landung sein. Vielleicht hat eine Horrormeldung in den Nachrichten oder ein aufregender Film die Phobie geweckt. Dann kommen Gedanken wie “Was passiert, wenn ein Triebwerk Feuer fängt, ein Flügel abreißt, die Maschine entführt wird oder der Pilot einen Herzinfarkt bekommt?” in einem hoch und nehmen einen gefangen. Einige wiederum lassen sich von ihren Mitmenschen, beispielsweise durch die Eltern, anstecken. Wer sich vor großer Höhe fürchtet oder keine engen Räume mag, kann ebenso Flugangst bekommen.

Maßnahmen & Tipps gegen Flugangst

Je nach Schwere und dem, was die Furcht auslöst, können unterschiedliche Mittel gegen Flugangst helfen. Schon kleine Dinge helfen, die Phobie abzuschwächen und gerade, wenn das Leben – egal ob privat oder beruflich – massiv eingeschränkt wird, gilt es, etwas dagegen zu unternehmen. Im Folgenden einige Tipps, die ihr vor und während des Flugs ausprobieren könnt.

Der Sitzplatz

Wenn ihr einen Sitzplatz reserviert, der sich am Gang befindet, seid ihr weniger eingeengt als am Fenster oder in der Mitte. Befindet sich der Sitz über den Tragflächen, bekommt ihr am wenigsten von dem Gewackel in der Kabine mit. Alternativ bietet es sich an, im Flugzeug vorne Platz zu nehmen, wo es ebenfalls recht ruhig zugeht. Umgekehrt kann es helfen, am Fenster zu sitzen, dann könnt ihr aus dem Fenster schauen und auf andere Gedanken kommen. Setzt euch dorthin, wo ihr euch wohl fühlt.

Flugzeug Mann Kopfhoerer
Voraussetzungen schaffen zum Wohlfühlen

Falls ihr bei einer Fluggesellschaft bucht, wo zusätzlich Geld für die Sitzplatzwahl anfällt: Das sollte es euch wert sein. Schämt euch nicht, den Nachbarn sachte auf eure Flugangst hinzuweisen, sicher hat er ein paar beruhigende Worte für euch übrig. Sich jemandem anzuvertrauen, tut gut. Habt also keine Hemmungen, auch die Bordbesatzung auf euer Problem anzusprechen. Macht es euch auf eurem Sitz gemütlich, denn ihr werden ein Weilchen dort verbringen. Zieht bequeme Kleidung an. Die äußere Haltung wirkt sich auf die innere aus. Sitzt ihr entspannt, wirkt sich das auf euer Innenleben aus.

Essen und Trinken

Steigt nicht hungrig in den Flieger! Solltet ihr vor lauter Bammel nichts herunterbekommt, esst trotzdem etwas vor dem Flug. Es muss nicht viel sein, Hauptsache ihr seid mit Energie versorgt. Stress und Hunger ist keine gute Kombination. Legt euch im Flugzeug etwas Süßes zum Naschen bereit, das senkt eure Anspannung und erhöht den Blutzuckerspiegel (erinnert euch an die Schulzeit, wo ihr bestimmt den einen oder anderen Schokoriegel während einer heißen Lernphase verdrückt habt?). Denkt außerdem daran, vor und während des Fluges ausreichend zu trinken. Damit beruhigt ihr euch nicht nur, sondern tut nebenbei noch etwas gegen die Auswirkungen der trockenen Luft im Flugzeug.

Habt ihr schon einmal von dem Kameltrick gehört? Trinkt schon am Tag vor dem Flug mehr Wasser als sonst, ihr werdet es nicht bereuen :). Gar nicht gut sind koffeinhaltige Getränke wie Cola und Kaffee, schließlich seid ihr schon ohne Koffeinzufuhr aufgeregt genug. Lasst die Finger vom Alkohol, an Bord vervielfacht er seine Wirkung, so dass es euch nach seinem “Genuss” eventuell schlimmer geht als vorher.

Entspannungsübungen machen

Sobald ihr merkt, dass ihr ängstlich werdet, fangt bloß nicht damit an, gegen diesen Zustand anzukämpfen. Das geht sehr wahrscheinlich nach hinten los. Steigert euch nicht in den Angstzustand hinein. Nehmt stattdessen die Angst wahr und akzeptiert sie. Atmet mehrere Sekunden lang ein, haltet den Atem kurz an und atmet dann wieder ein paar Sekunden aus. Habt ihr das mehrmals hintereinander gemacht, werdet ihr schnell den positiven Effekt merken. Setzt euch dabei gerade hin, ohne angespannt zu sein und spürt, wie eure Füße fest den Boden berühren.

Flugzeug Entspannungsuebung
Entspannungsübungen helfen bei Flugangst

Progressive Muskelentspannung kann auch Wunder bewirken. Dabei spannt ihr eure Muskulatur für mehrere Sekunden an, um sie danach ein paar Sekunden locker zu lassen. Wiederholt dies öfters und bald werdet ihr ruhiger. Ihr habt auch die Möglichkeit, euch vor dem Flug Entspannungsübungen aufs Mobiltelefon zu laden, so dass ihr unter Anleitung zur Ruhe kommt.

Ablenkung ist hilfreich

Im Prinzip ist Ablenkung alles, was euch davon abhält, der Flugangst zu erliegen. Fokussiert die Aufmerksamkeit auf ein Buch, dass spannend oder lustig ist und euch interessiert. Schaut euch auf dem Tablet oder Smartphone einen Film oder eine Serie an – viele Airlines bieten auch ein gutes In-flight Entertainment an. Versucht mit den Gedanken nicht abzuschweifen. Schließt die Augen und verfolgt gebannt die Handlung in einem Hörspiel oder Hörbuch. Wenn es sich ergibt und falls euch einer der Sitznachbarn sympathisch erscheint, bringt ein Gespräch in Gang. Und ehe man sich’s versieht, setzt die Maschine zum Landeanflug an.

Wissen aneignen

Liegt die Flugangst darin begründet, dass ihr um eure Sicherheit fürchtet, könnt ihr Informationen einholen, um dem zu begegnen. Lest euch Wissen an, wie für die Sicherheit im Flugzeug gesorgt wird. Dazu zählen neben technischen Vorkehrungen z. B. gut ausgebildetes Personal. Beispielsweise kann eine Maschine bei ausgefallenen Triebwerken noch 200 km im Gleitflug verbringen und dass sich die Flügel während eines Fluges mehrere Meter nach oben oder unten biegen können ist völlig normal und sogar beabsichtigt. Der möglich gemachte Spielraum ist dafür verantwortlich, dass die Flügel nicht abbrechen. Versucht, der Technik und den Menschen, die sie bedienen, zu vertrauen. Zu Thema Flugangst werdet ihr außerdem im Internet auf Dokumentationen stoßen, falls ihr lieber seht und hört.

Flugsimulator
Wissen rund ums Flugzeug hilft gegen Flugangst

Seid euch bewusst, dass das Flugzeug verglichen mit dem Auto ein viel sichereres Verkehrsmittel ist, wenn man die nackten Zahlen betrachtet. So, wie ihr euch während einer Autofahrt darauf verlasst, dass alles gut gehen wird, solltet ihr auch im Flugzeug darauf bauen, dass nichts passieren wird. Für die Härtefälle unter den von Flugangst Betroffenen bieten Airlines auch Seminare an, die die hinter dem Fliegen steckende Technik beleuchten und natürlich auch darauf eingehen, warum die Teilnehmer Angst empfinden und wie sie mit ihr umgehen können, damit sich alles zum Guten wendet. Zum Abschluss eines solchen Seminars wird dann oft auch noch ein vom Therapeuten begleiteter Flug angeboten. Der Nachteil dieser Seminare sind die Kosten, die mit mehreren Hundert Euro zu Buche schlagen. Eine weitere Form der Konfrontation besteht darin, die Angstpatienten in einen Flugsimulator zu setzen.

Medikamente nehmen

Von verschreibungspflichtigen Medikamenten wird allgemein abgeraten, ist deren Wirkung wie bei Alkohol höher und eventuell anders als am Boden. Statt die Ursachen zu bekämpfen, lindern Medikamente nur die Symptome. Lasst euch von einem Arzt beraten, wie ihr die Flugangst bekämpfen könnt. Je nach Diagnose bekommt ihr vielleicht eine von der Krankenkasse bezahlte Therapie verschrieben. Habt ihr nur leichte Flugangst, können schon Reisetabletten helfen, die ihr rezeptfrei in der Apotheke bekommt. Beruhigend wirken zudem Tabletten mit Baldrian oder Johanniskraut, die man in jeder Drogerie erhält.

Sag uns Deine Meinung zu diesem Thema

* Pflichtfelder

1 Kommentar zum Thema
  1. Svetlana

    Ein wichtiges Thema – umso schöner, dass es hierfür einen Artikel gibt. Ich selbst habe früher auch mit Flugangst zu kämpfen gehabt. Die Meldungen in den Medien über Flugzeugabstürze, verschollene Maschinen oder auch den Fall der abgeschossenen Maschine über der Ukraine haben sein weiteres dafür getan. Auch heute steige ich noch mit einem mulmigen Gefühl in den Flieger. Dabei muss man sich einfach immer vor Augen halten, dass das Flugzeug immer noch das sicherste Verkehrsmittel ist. Betrachtet man, wie viele Flüge mittlerweile tagtäglich stattfinden, sind die wenigen Unglücke, die geschehen, echt kaum der Rede wert.