Die Liparischen Inseln gelten als Geheimtipp im Mittelmeer. Das Archipel der Vulkane vor der Küste Siziliens bietet eine Abwechslung und damit den perfekten Urlaub für Aktivurlauber und Erholungssuchende.
Überblick
Bislang ist das Juwel im Mittelmeer außerhalb von Italien nur wenig bekannt. Eigentlich lautet der Name des Archipels „Äolische Inseln“. Jedoch hat sich hierzulande die Bezeichnung „Liparische Inseln“ eingebürgert, angelehnt an die größte Insel des Archipels. Hier findet ihr gleich mehrere aktive Vulkane – darunter auch den Stromboli, den aktivsten Vulkan in Europa. Doch der Geheimtipp vor Siziliens Küste hat noch deutlich mehr zu bieten: Hier findet ihr bunte Unterwasserwelten, die zum Tauchen einladen, weiße Sandstrände für einen entspannten Badeurlaub und ungewöhnliche Landschaften, die für unvergessliche Wandertouren sorgen. Zudem bietet die „Insel der Schönen und Reichen“ Luxus in Reinform.
Abgesehen von den italienischen Ferienzeiten sind die Liparischen Inseln aufgrund ihrer geringen Bekanntheit kaum touristisch frequentiert – und das, obwohl sie mit den regelmäßigen Ausbrüchen der Vulkane ein wahres Naturschauspiel bieten. Die Inselgruppe liegt im Tyrrhenischen Meer und zählt sieben bewohnte Inseln. Sie wurden im Jahr 2000 zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt und sind bis heute Dreh- und Angelpunkt zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. Ihrer Attraktivität als Urlaubsziel tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil: Auf den Liparischen Inseln findet ihr einzigartige Welten zwischen Meer, Wind und Lava auf einer Vulkankette, die vom Ätna bis zum Vesuv verläuft.
Die sieben Inseln im Detail
Die Inseln verzaubern durch ihre Vielfalt sowie Naturbelassenheit. Auf den meisten Inseln gibt es kaum Straßen. Stattdessen trefft ihr vielerorts auf internationale Wanderer und Einheimische, die ihre Waren noch mit dem Esel transportieren. Doch zwischen sattgrünen Landschaften und kargen Lavafeldern mangelt es auch nicht an lebendigen Städten oder einer Extraportion Luxus – je nachdem, wonach euch der Sinn steht.
Lipari
Die größte und somit auch Hauptinsel des Archipels hat ihm seinen Namen verliehen: Lipari ist die Anlaufstelle für Fähren, welche vom Traumreiseziel Sizilien und dem Festland übersetzen. Die gleichnamige Kleinstadt mit eigentlich nur 10.000 Einwohnern wächst in der Hauptsaison zu einer pulsierenden Touristenhochburg heran und bietet ein reges Nachtleben sowie zahlreiche Sehenswürdigkeiten, vom Archäologischen Museum über das Castello di Lipari bis hin zum Fährhafen Marina Corta sowie dem Jachthafen Marina Lunga am anderen Ende derselben Bucht.
Dennoch kann von Massentourismus auf Lipari keinesfalls die Rede sein. Abseits der Stadt findet ihr hier unberührte Landschaften mit Sehenswürdigkeiten, welche spannende Geschichten aus der Vergangenheit der Vulkaninsel erzählen. Dazu gehören die normannische Kathedrale San Bartolomeo, Überreste einer römischen Therme, Ruinen aus der Bronzezeit sowie eine gut erhaltende altgriechische Akropolis. Eine Kultur im Erbe der Griechen, Römer, Spanier, Normannen und Spanier, welche einzigartige Andenken hinterlassen haben. Alternativ könnt ihr an den Traumstränden von Capo Rosso, Vinci sowie Punta della Castagna entspannen oder euch in dem kristallklaren Wasser abkühlen. Landschaftlich wirkt Lipari im Gegensatz zu ihrer „grünen Schwester“ hingegen eher karg.
Salina
Diese Schwester lautet auf den Namen Salina und präsentiert sich im Gegensatz zur größeren Insel Lipari in sattem Grün sowie mit farbenfroher Flora und Fauna. Sie liegt nördlich von der Hauptinsel und zählt gleich zwei erloschene Vulkane. Hinterlassen haben diese fruchtbare Böden sowie eine wasserreiche Landschaft als wahres Paradies für Tiere und Pflanzen. Naturliebhaber können durch den berühmten Farnwald „Fossa delle Felci“ wandern, auf den höchsten Zwillingsberg des vulkanischen Archipels steigen oder von den Steilklippen die atemberaubende Aussicht auf stille Buchten und tosende Wellen genießen.
Die Insel Salina ist bekannt für ihren süßen Malvasia-Weißwein sowie ihre köstlichen Kapern und Oliven. Ihre beschaulichen Orte wie Pollara laden in typisch italienische Cafés ein. In den fast menschenleeren Gassen könnt ihr die malerische Schönheit der unverfälschten Inselatmosphäre einatmen.
Vulcano
Die Insel Vulcano macht ihrem Namen alle Ehre und beherbergt einen der aktiven Vulkane im Archipel. Der dampfende Krater begrüßt bereits von Weitem mit seiner imposanten Naturgewalt und der beißende Schwefelgeruch steigt in die Nasen der Besucher. Dennoch ist das Eiland definitiv eine Reise wert. Hier findet ihr nicht nur weite Lavafelder für Wanderungen der besonderen Art, sondern auch dampfende Schwefelquellen und kochendes Meerwasser – wie aus einer anderen Welt.
Dieses Naturspektakel faszinierte bereits die Griechen, weshalb Vulcano die Schmiede von Hephaistos gewesen sein soll – dem Gott des Feuers. Hier könnt ihr Phänomene vulkanischen Ursprungs bewundern, wie sie in Europa einmalig sind, und thermische Schlammbäder, denen in der Medizin bis heute eine therapeutische Wirkung zugesprochen wird. Der schlummernde Vulkan versetzt die gesamte Insel in eine ruhige, beinahe zu ruhige, und damit bedrohliche Atmosphäre. Jederzeit könnt er ausbrechen – doch keine Sorge, er wird rund um die Uhr beobachtet. Alles in allem ist die Reise nach Vulcano ein einmaliges Abenteuer, das ihr euch nicht entgehen lassen solltet!
Stromboli
Der Stromboli ist der aktivste und damit auch bekannteste Vulkan in Europa. Dementsprechend ist die gleichnamige Mittelmeerinsel ein beliebtestes Ziel im Archipel. Die regelmäßigen sowie imposanten Ausbrüche locken Menschen aus aller Welt an, um die „kontrollierten“ Eruptionen aus sicherer Entfernung im Observatorium der Militärmarine zu erleben. Mindestens ebenso im Gedächtnis bleiben wird euch der rot-gelbe Lavastrom, welcher die „Feuerbahn“ im „Sciara del Fuoco“ bis ins Meer hinabfließt und dort mit lautem Zischen auf die kalten Wassermassen trifft. Wer besonders mutig ist, wagt sich mit einem autorisierten Führer bis an den Kraterrand und wirft einen Blick in den Stromboli.
Ein Augenblick im Leben, den ihr gewiss nie wieder vergessen werdet! Deutlich beschaulicher geht es im Hafendorf San Vincenzo zu. Hier findet ihr neben pittoresken Hotels auch die typischen weißen Häuser der Region vor den Felsformationen des Strombolicchio.
Filicudi
Auf der Insel Filicudi ist die Natur weniger in Aufregung. Der Vulkan ist hier längst erloschen, doch die Winde vor der Küste haben ein einzigartiges Erbe hinterlassen: Hier sind einst zahlreiche Schiffe versunken, deren Wracks heutzutage für eine bunte Unterwasserwelt sorgen. Filicudi gilt daher als Paradies für Taucher und Schnorchler, die im türkisfarbenen Wasser bunte Fische und jahrhundertealte Korallen finden.
Doch auch über der Wasseroberfläche gibt es auf Filicudi allerhand Naturschönheit zu entdecken: In den kleinen Dörfern warten beschauliche Hotels sowie Restaurants auf ruhesuchende Reisende. Lasst euch auf einer Bootstour zur Höhle „Grotta del Bue Marino“ fahren und unternehmt einen Ausflug zum berühmten Magmaturm „Scoglio della Canna“, welcher geschätzte 40.000 Jahre alt ist und als Schutzpatron für die Insel Filicudi gilt. Die rund 85 Meter hohe Klippe „La Canna“ bietet zudem einen imposanten Ausblick über die unendlichen Weiten des Meeres.
Alicudi
Gemeinsam mit Filicudi ist Alicudi die westlichste Insel im Archipel vor Sizilien. Auch sie ist gezeichnet von Vulkankratern und gilt als beliebtes Reiseziel für Wanderer sowie Taucher. Hier findet ihr auf dem Land atemberaubende Wildlandschaften, welche noch in unberührter Pracht erstrahlen. Auf dem Meeresgrund tummeln sich heimische Pflanzen und Tiere in einer unglaublichen und bunten Vielfalt.
Alicudi ist die zweitkleinste bewohnte Insel der Liparischen Inselgruppe und besitzt noch keine Straßen. Stattdessen sind die wenigen Häuser über schmale Treppen sowie Naturpfade miteinander verbunden. Ein Reiseziel für Ruhesuchende also, die abseits von lebendigen Gassen, Massentourismus und lautem Nachtleben hier einem Ort der Ursprünglichkeit gefunden haben.
Panarea
Die letzte Insel namens Panarea ist dazu ein regelrechtes Kontrastprogramm. Sie ist das Monaco oder St. Tropez von Italien. Sie trägt daher auch den Beinamen als “Insel der Schönen und Reichen” und hat sich ganz dem Luxus verschrieben. Ähnlich wie Salina verzaubert Panarea durch ihr sattes Grün und ihre bunte Artenvielfalt an Pflanzen sowie Tieren. Vor allem wohlsituierte Norditaliener finden sich hier in den Sommermonaten ein – zum Wandern in den fruchtbaren Vulkanlandschaften, zum Baden an den unberührten Traumstränden oder zum Entspannen in den liebevoll restaurierten Gassen von San Pietro.
Panarea ist die kleinste und zugleich älteste Insel des Archipels. Bekannt ist sie für ihre imposanten Unterwassereruptionen sowie die Ruinen einer prähistorischen Stadt. Gerade einmal 300 Einwohner nennen Panarea ganzjährig ihr Zuhause. Doch zur Hochsaison lebt die Insel auf und bietet ein pulsierendes Nachtleben sowie einen beeindruckenden Blick auf die geankerten Yachten im Hafen.
Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten
Nachdem ihr oben schon einiges über das Wandern, Tauchen, Schnorcheln, Baden, Bootfahren und Sightseeing erfahren habt, stellen wir an dieser Stelle noch weitere Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten vor.
Belvedere Quattrocchi
Aus 200 Meter Höhe blickt ihr im Süden Liparis auf das Meer, Vulcano und das weiter weg gelegene Sizilien. Besonders schön ist der Aufenthalt während des Sonnenuntergangs. Der Aussichtspunkt befindet sich etwas unscheinbar vor beziehungsweise hinter einer Kurve und bietet nur wenigen Autos Platz. Des Weiteren gibt es einen Kiosk vor Ort.
Aufstieg auf den Stromboli
Die Wanderung auf den Stromboli ist etwas anstrengend und nur im Rahmen einer geführten Tour möglich, dennoch solltet ihr euch dieses Erlebnis keinesfalls entgehen lassen. Rund 400 Meter hoch liegt der Krater des aktivsten Vulkans von Europa, welcher euer Ziel darstellt. Dort oben könnt ihr den Sonnenuntergang in voller Pracht erleben und anschließend in der Dunkelheit der Nacht die brodelnde Lava beobachten. Und dann heißt es: warten. Denn etwa alle 15 bis 20 Minuten spuckt der Berg glühendes Magma in die Luft.
Schwefelbäder von Vulcano
Ja, die Schwefelbäder mögen in der Tat einen gewöhnungsbedürftigen Geruch haben, doch ein Bad in den heißen Quellen ist eine Wohltat für den ganzen Körper. Am besten gönnt ihr euch dieses Erlebnis nach einem Aufstieg zum Krater des Vulcanos in 391 Metern Höhe, von welchem ihr die gesamte Insel mit ihren Rauchschwaden überblicken könnt – denn hier brodelt es gewaltig an allen Ecken und Enden.
Veranstaltungen
Die Liparischen Inseln mögen klein und von vergleichsweise wenigen Menschen bewohnt sein, was sie jedoch nicht davon abhält, das eine oder andere Fest zu feiern. Auf Saline wird jedes erste Juniwochenende die Sagra del cappero (Kapernfest) begangen, während auf Lipari im November die Sagra del vino e del pane (Wein- und Brotfest) ruft. Vorher findet auf derselben Insel aber schon im Zeitraum von Juli bis September das Festival Estate Eoliana (Äolisches Sommerfest) statt, das seinen Gästen Musik-, Tanz- und Theatervorführungen bietet.
Reise-Infos
Dass die Liparischen Inseln touristisch bislang nur wenig erschlossen sind, bringt auch für eure Reiseplanung die eine oder andere Besonderheit mit sich. Wenn ihr euch für diesen außergewöhnlichen Urlaub entscheidet, solltet ihr daher die folgenden Punkte berücksichtigen.
Anreise und Fortbewegung vor Ort
Die Liparischen Inseln besitzen keinen internationalen Flughafen. Die Anreise findet deshalb mit der Fähre statt, welche entweder vom sizilianischen Milazzo oder von Neapel auf dem Festland ablegt. Im Sommer gibt es zusätzliche Verbindungen nach Palermo sowie Messina. Viele Besucher entscheiden sich daher für die Verbindung einer Rundreise über das italienische Festland und Sizilien sowie auf die Liparischen Inseln. Unser Tipp: Bucht einen Urlaub auf Sizilien und bereist dann einige Tage die Liparischen Inseln.
Von Insel zu Insel kommt ihr ebenfalls nur auf dem Wasserweg. Einige der Inseln verfügen über Straßen, viele andere müsst ihr selbst auf ausgetretenen Pfaden sowie schmalen Treppen erschließen. Wo keine Straßen sind, gibt es dementsprechend auch keine öffentlichen Verkehrsmittel, Taxis und Co. Wer also wenig wanderfreudig ist, sollte sich vorab darüber informieren, welche der Inseln die gewünschte Infrastruktur bieten. Viele Touristen wissen aber genau diese Ursprünglichkeit zu schätzen. Wichtig ist nur, dass ihr dann nicht zu viel Gepäck in einem stabilen Rucksack mitnehmt, den ihr problemlos auch über weitere Strecken tragen könnt.
Reisezeit und Klima
Das Klima auf den Liparischen Inseln ist mediterran und unterschreitet selbst im Winter nur selten die 13-Grad-Marke. Die rauen Meerwinde sorgen im Sommer hingegen für gemäßigte Temperaturen um die 28 Grad Celsius mit besten Badebedingungen. Als optimale Reisezeit auf dem Archipel gelten deshalb die Monate April bis September. Im Sommer ist hier kaum mit Niederschlägen zu rechnen, was sich ab Oktober aber ändert. Die Herbst- sowie Frühlingsmonate sind bei Wanderern und Aktivurlaubern beliebt, um die Vulkane abseits der Sommerhitze und Touristen zu erklimmen.
Kulinarik
Die Bewohner auf den Liparischen Inseln leben vor allem vom Tourismus, weshalb ihr hier mit einer Menge Gastfreundschaft rechnen könnt. Auf einigen Inseln werden zudem Kapern, Mandeln, Oliven oder Feigen angebaut sowie zu verschiedenen Produkten weiterverarbeitet. Auch die Weinproduktion und der Fischfang spielen auf einigen der Inseln im Archipel eine wichtige Rolle. Das spiegelt sich ebenso in der heimischen Küche wider:
Frische Fischgerichte, feines Olivenöl sowie der berühmte Malvasia-Weißwein sind die Grundlage der kulinarischen Köstlichkeiten auf den Liparischen Inseln. Zuletzt kommen hier natürlich auch Liebhaber des italienischen Essens auf voll auf ihre Kosten.