Wenn ihr bei Südafrika an wilde Tiere und endlose Steppen denkt, liegt ihr nicht falsch, doch das Land hat noch eine ganz andere Seite. Die Provinz Westkap beeindruckt mit paradiesischen Stränden, herrlichen Landschaften und hohen Bergen, die für Natur- und Tierliebhaber keine Wünsche offenlassen.
Überblick
Als Western Cape wird das südafrikanische Westkap bezeichnet – eine Provinz im Südwesten, welche mit einer Fläche von rund 300 Quadratkilometern elf Prozent des Landes bedeckt. Umgeben wird das Westkap sowohl von dem wilden Atlantischen Ozean als auch von dem ruhigeren Indischen Ozean, was seine Lage so besonders macht. Die seit 1994 bestehende Provinz wird in sechs Distrikte und 24 Gemeinden unterteilt, in denen insgesamt mehr als sechs Millionen Einwohner leben.
Das Gebiet erstreckt sich von den idyllischen Cederbergen über die wilde Agulhasküste bis hin zu den berühmten Weinbergen im Reiseland Südafrika. Umgeben wird die Provinz von schroffen Bergketten und weitläufigen Sandstränden. Neben größeren Städten und touristisch erschlossenen Küstengebieten findet man hier und da auch so manch verschlafenes Fischerdorf. Am Western Cape erwartet euch grenzenlose Vielfalt: Während Naturliebhaber die saftig grüne Gegend erkunden oder Wale und Pinguine an der Küste beobachten, powern sich Aktivurlauber beim Surfen, Klettern oder Wandern aus. Neben den unzähligen Nationalparks, den wilden Landschaften und den idyllischen Weinhängen gibt es auch urbanen Lifestyle in Kapstadt, in der Leben bunt ist und einen krassen Kontrast zu der urwüchsigen Natur bildet. Das Westkap hat soviel zu bieten, dass ihr am besten viel Zeit und Unternehmungslust mitnehmt, wenn ihr hierher reist oder gleich eine längere Rundreise durch Südafrika plant.
Sehenswertes in der Provinz Westkap
Das Westliche Kap hat unheimlich viele Highlights zu bieten und wenn ihr schon einmal in dieser Region unterwegs seid, sollten folgende Orte auf jeden Fall auf eurem Programm stehen.
Kap der Guten Hoffnung
Nur 60 Kilometer südlich von der Hauptstadt Kapstadt entfernt, liegt das Kap der Guten Hoffnung, der südwestlichste Zipfel Südafrikas. Das fast 800 Hektar große Naturreservat befindet sich auf der Kap-Halbinsel unweit des Tafelberges und gehört definitiv zum Pflichtprogramm bei einem Urlaub in der Kap-Region von Südafrika. Hier erwarten euch landschaftliche Besonderheiten, denn über 1.100 Pflanzenarten wachsen in der Küstenregion und geben dem Gebiet den passenden Spitznamen „Cape Floral Kingdom“. Diese wilde Blumenpracht zeigt sich im Frühjahr von ihrer schönsten Seite.
Lasst diese artenreiche Vielfalt am besten auf euch wirken, indem ihr eine Wanderung unternehmt, denn zahlreiche Wege führen euch am Kap der Guten Hoffnung zu wunderschönen Aussichtspunkten. An denen könnt ihr nicht nur die spektakuläre Aussicht genießen, sondern habt auch Picknickplätze zur Verfügung, die euch zu einer kurzen Rast einladen. Mit etwas Glück begegnen euch auf eurer Tour seltene Wildtiere, wie die nur hier ansässigen Kap-Zebras, flinke Karakale oder neugierige Paviane. Vergesst also euer Fernglas nicht, denn neben Säugetieren leben am Kap auch über 250 Vogelarten, von denen der Sonnenvogel der kleinste und der Strauß der größte ist.
In 87 Meter Höhe erreicht ihr auf eurer Tour den Leuchtturm Cape Point, welcher seit 1857 Seeleute mit Lichtreflexen leitet. Leider nicht immer zuverlässig, denn zahlreiche Schiffe zerschellten schon an den spitzen Klippen vor der Küste – auch wegen der Untiefen vor der Küste. Die Wracks erinnern noch heute daran und auch das Geisterschiff „der fliegende Holländer“ soll hier noch sein Unwesen treiben. Da kalter Atlantik und warmer Indischer Ozean am Kap der Guten Hoffnung aufeinandertreffen, sind die Wellen hier besonders tosend. Der raue Wind wird euch zwar um die Ohren pfeifen, doch dafür werdet ihr mit einem besonders tollen Ausblick belohnt.
Falls ihr die luftigen Höhen des Kaps der Guten Hoffnung nicht zu Fuß erklimmen wollt, bringt euch eine Standseilbahn vom Parkplatz aus ganz gemütlich nach oben. So kann wirklich jeder den phänomenalen Ausblick genießen. Seht ihr Südafrikas höchsten Felsen, der 250 Meter aus dem Meer ragt oder ist das vielleicht ein Wal, der sich von Juli bis Dezember gern in dieser Region aufhält? Nach eurem Abstieg solltet ihr unbedingt noch einen Spaziergang an den nah gelegenen Boulders Beach machen, denn hier wartet nicht nur eine Abkühlung auf euch, sondern auch Pinguine, die den Strand auf- und abwatscheln.
Robben Island
Neben Alcatraz ist Robben Island wohl die bekannteste Gefängnisinsel der Welt. Sie liegt etwa zehn Kilometer von Kapstadts Küste entfernt und „beheimatete“ einst nicht nur politische Gefange, wie das spätere Staatsoberhaupt Nelson Mandela, sondern auch zahlreiche Robben. So wurde die Insel von holländischen Seefahrern auf Robben Island getauft.
Das einstige Gefängnis hat eine bewegte Geschichte, denn es fungierte im Laufe der Zeit nicht nur als Haftanstalt, sondern auch als Krankenhaus, Psychiatrie, Militärbasis und Leprakolonie – ein Ort der Verbannung und des Exils. Falls euch die düstere Aura der Insel nicht abschreckt und ihr euch auf die Spuren der ehemaligen Inhaftierten begeben wollt, könnt ihr dort heute eine interessante Führung buchen, welche manchmal sogar von ehemaligen Gefangenen durchgeführt wird.
Robben Island ist allerdings nicht nur ein Ort der Unterdrückung, sondern ebenso zu einem Symbol für den Freiheitskampf geworden. Denn das Ziel, Gegner der Apartheid zu isolieren und deren Meinung zu brechen, funktionierte nicht bei jedem. So verbrachten einige Gefangene ihr halbes Leben auf der Insel. Mit ihrer Befreiung und dem Ende der Apartheid bewegte sich das Land langsam in Richtung Demokratie und Gleichheit.
Tafelberg
Die Bewohner Kapstadts sehen ihn als eine väterliche Figur, die über die Stadt wacht – den Tafelberg, welcher Teil der Bergkette der Zwölf Apostel ist. Er ist nicht nur UNESCO Weltkulturerbe, sondern auch eines der sieben neuen Weltwunder. Um ihn herum liegen palmenumsäumte Buchten und lange weiße Strände. Doch seine Silhouette ist es, die ihm seine markante Optik verleiht. Nicht nur von Weitem lohnt es sich, den Blick über den Tafelberg schweifen zu lassen. Ihr solltet die endlos weite und tolle Aussicht auch unbedingt einmal von oben genießen.
Auch wenn ihr keine ausgebildeten Kletterer seid, wird euch der Aufstieg trotzdem begeistern, denn vielfältige Routen haben für jeden Erfahrungsgrad etwas zu bieten. Unterwegs begegnen euch über 1.400 verschiedene Pflanzenarten, die in allen Farben und Formen blühen. Eine davon ist die Protea, die Nationalblume Südafrikas. Auch kleine Nagetiere namens Klippschliefer tummeln sich auf dem Tafelberg und entwickeln immer mehr Vertrauen zu den Touristen. Am Gipfel angekommen, werdet ihr zusätzlich mit einem Panorama belohnt, das euch bei guter Sicht einen Blick auf Robben Island und die Kap-Halbinsel bietet. Bei eurem Abstieg solltet ihr einen neuen Weg wählen, denn während die Nordseite mit spärlich bewachsenen Steilhängen punktet, erinnert die Ostseite eher an einen dicht bewachsenen Wald. Die Westseite des Tafelberges eröffnet euch dagegen einen wunderbaren Blick auf das Meer. Ihr könnt euch nicht entscheiden? Dann nehmt doch die Seilbahn, die euch einen tollen Rundumblick auf alle Seiten des Berges bietet, während sich eure müden Füße die verdiente Pause gönnen.
Groot Constantia
Schon Napoleon soll seine Lieblingsweine aus der Region Westkap bezogen haben und wählte dafür das fruchtbare Weinanbaugebiet in Constantia, ein Vorort von Kapstadt, der in der Nähe des Tafelberges liegt. Das Groot Constantia ist mit seinen 330 Jahren das älteste Weingut in ganz Südafrika und hat mittlerweile schon viele preisgekrönte Weine vorzuweisen. Neben einer köstlichen Weinprobe solltet ihr dem Historischen Museum einen Besuch abstatten, um bei einer Tour durch den Weinkeller alles über die Herstellungsprozesse zu erfahren.
Falls ihr noch andere Weinanbaugebiete Südafrikas kennenlernen wollt, laden euch neben Groot Constantia noch folgende Winelands zum Staunen und Genießen ein:
- Stellenbosch
- Weingut Delheim
- Kleine Zalze
- Mont Rochelle
- Franschhoek
- Paarl
- Wellington
- Sommerset West
- Klein Karoo
Doch nicht nur Weintrinker werden die Weingüter zu schätzen wissen. Meist in grünen Tälern gelegen, haben die kleinen Orte neben kolonialen Bauten und guten Restaurants auch ländliche Idylle mit umliegenden Berglandschaften vorzuweisen und eignen sich hervorragend für lange Spaziergänge.
Kirstenbosch
Der Kirstenbosch Botanical Garden ist ein Ort der Erholung und liegt direkt an den östlichen Hängen des Tafelbergs. Hier findet ihr ausschließlich einheimische Pflanzenarten Südafrikas, die ihr in verschiedenen Arealen bewundern könnt. So seht ihr im überdachten Konservatorium beispielsweise den Baobab-Baum und exotische Sukkulenten.
Im Protea-Garden erblühen alle Arten der Landesblume Südafrikas in ihrer schönsten Pracht. Und im Heilgarten erfahrt ihr mehr über die medizinische Anwendung der südafrikanischen Pflanzenarten. Die weitläufige Anlage, die seit 1913 existiert, zeigt euch die botanische Vielfallt des Landes und wird euch nicht nur durch die exotische Farbenpracht, sondern auch durch die verschiedenen Düfte auf eine unvergessliche Reise der Sinne einladen.
Garden Route
Die malerische Garden Route verläuft entlang der Küste und auch sie lockt mit einer Vielfalt an Flora und Fauna. Dichte Wälder, menschenleere Strände, tiefe Schluchten, seichte Lagunen und schroffe Gebirgsketten prägen ihr Landschaftsbild. Vor allem Aktivurlauber werden an der Garden Route, die ihren Namen den vielen Wildblumen verdankt, voll auf ihre Kosten kommen. Neben Paragliding und dem höchsten Bungeesprung der Welt, könnt ihr an der Garden Route auch weniger abenteuerliche Aktivitäten ausüben und beispielsweise die herrlichen Wanderwege im Robberg Nationalpark erkunden. Auch eine Kanufahrt oder Ziplinen im Wilderness Nationalpark werden euch in unvergesslicher Erinnerung bleiben.
Die Surfer zieht es dagegen in den östlich gelegenen Tsitsikamma Nationalpark oder nach Jeffreys Bay, dem Mekka für Wassersportler. Auch Walbeobachtungen oder Käfigtauchen mit Weißen Haien sind entlang der Garden Route möglich und wenn ihr Tiere mögt, aber euch lieber an Land aufhaltet, solltet ihr Oudtshoorn und den dortigen Straußenfarmen sowie dem Addo Elefantenpark einen Besuch abstatten. Eines steht fest: An der Garden Route ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Praktische Reise-Infos
Wenn euch nun das Fernweh gepackt hat und ihr am liebsten sofort losreisen wollt, geben wir euch noch einige Tipps für euren Trip an das Western Cape mit auf den Weg.
Ideale Reisezeit
Da Südafrika auf der Südhalbkugel der Erde liegt, brechen die Jahreszeiten dort entgegengesetzt zu unseren in Deutschland an. Ein Trip nach Westkap ist ideal, um dem deutschen Winter und der klirrenden Kälte den Rücken zu kehren. So ist es in den südafrikanischen Sommermonaten von Dezember bis März sehr heiß und trocken. Das Thermometer klettert dann gern einmal bis an die 40-Grad-Marke.
Im Winter bringen die Tiefdruckgebiete dann Winde und Regen in die Provinz Western Cape, sodass der Tafelberg auch einmal mit weißer Spitze gesichtet wird. Die Temperaturen sinken im Winter jedoch trotzdem selten unter 15 Grad Celsius.
Eure Anreise
Falls ihr in der Provinz Westkap Urlaub machen wollt, solltet ihr den Flughafen in Kapstadt ansteuern, der von vielen deutschen Airports direkt angesteuert wird. Hier stehen euch Taxis und Mietwagen zur Verfügung, die euch schließlich zu eurem Zielort bringen. Für einen Aufenthalt von bis zu drei Monaten braucht ihr für eure Einreise kein Visum. Achtet jedoch unbedingt darauf, dass euer Reisepass zu eurer Ankunftszeit noch sechs Monate gültig ist.
Passende Unterkünfte
Während ihr direkt in Kapstadt vom Budget-Hotel bis zum Fünf-Sterne-Luxushotel wirklich jede erdenkliche Art der Übernachtungsmöglichkeit findet, werdet ihr im Umland der Region Westkap in Südafrika eher in Hotel-Lodges oder Gästehäusern unterkommen. Diese punkten mit ihrer Authentizität und der Lage inmitten der unvergleichlichen Natur. Beliebte Orte zum Übernachten sind neben Kapstadt auch Camps Bay, Constantia, Simons Town und Stellenbosch.
Unterwegs am Western Cape
Aufgrund der Weitläufigkeit des Western Capes empfehlen wir euch, einen Mietwagen zu leihen, mit dem ihr flexibel die ganze Region erkunden könnt. Autovermietungen gibt es genug, doch denkt daran, dass ihr einen gültigen internationalen Führerschein benötigt. Außerdem solltet ihr euch unbedingt auch auf Linksverkehr einstellen.
Kulinarische Spezialitäten
Seid ihr in Südafrika unterwegs, begebt ihr euch auch auf eine kulinarische Reise. Die südafrikanischen Spezialitäten haben ihren Ursprung in der holländischen, indischen und malaiischen Küche – ein bunter Mix, ebenso wie das Land selbst. Besonders beliebt ist das „Braaivleis“, das Grillen unterschiedlicher Fleischarten, bei welchen es sich auch einmal um Hammel, Kudu oder Strauß handeln kann. Ob an öffentlichen Picknick- oder Campingplätzen – überall wird gern gegrillt und neben dem Fleisch landet auch öfter mal eine tropische Frucht mit auf dem Grill.
Gerne gegessen wird auch Trockenfleisch namens Biltong, das meist aus Rindfleisch hergestellt wird. Aber auch Varianten mit Wildbret gibt es zu verkosten.
Außerdem essen die Südafrikaner gern Fisch, Meeresfrüchte und Gemüseeintöpfe, welche mit indischen Gewürzen wie Curry angereichert werden.
Zu jedem Gericht gehört ein Glas regionaler Wein schon fast zum Pflichtprogramm, doch auch Biertrinker werden an dem einheimischen Hirsebier sicher Gefallen finden.