In Chefchaouen ticken die Uhren anders, es geht ruhig und besinnlich zu. Vor allem werdet ihr bei einem Urlaub aber sprichwörtlich euer blaues Wunder erleben. Blau dominiert als Farbe der Hausfassaden und verleiht Chefchaouen einen ganz besonderen Charme.
Überblick
Einst für Nicht-Einheimische verboten, dann ein Geheimtipp und heute eines der beliebtesten Urlaubsziele von Individualreisenden und Ruhesuchenden im nördlichen Marokko: Das ist das blaue Chefchaouen im Rif-Gebirge. Es gilt, vor allem im Vergleich zu anderen marokkanischen Städten, als besinnlicher Ruhepol und idyllischer Urlaubsort zwischen Wüstenlandschaften, Mittelmeerküste und Nationalparks. Die Stadt verfügt heute nur über rund 43.000 Einwohner [Stand: 2014]. Ihr werdet daher vorwiegend auf Urlauber treffen, die sich wie ihr auf die typisch “blaue” Atmosphäre freuen. Die blaue Stadt Chefchaouen liegt in der gleichnamigen Provinz südöstlich der Hafenstadt Tanger, in der Region Tanger-Tétouan-Al Hoceïma. In einer Höhe von maximal 600 Metern präsentiert sich die Provinz Chefchaouen zwischen den Provinzen Ouezzane, Taounate, Al Hoceïma, Tétouan und Larache. Auch 120 Kilometer Küste des Mittelmeeres liegen dort. Der Ort selbst befindet sich in einem kleinen Tal.
Geschichte
Im Jahr 1471 wurde Chefchaouen durch Moulay Ali Ben Moussa Ben Rached El Alami gegründet. Bis heute erinnert eine Festung in der Stadt an die damalige Zeit. Die mittelalterlichen Gassen und Bauwerke sollten größtenteils erhalten bleiben. Durch den Zustrom aus spanischen Flüchtlingen und jüdischen Einwanderern wuchs Ende des 15. Jahrhunderts die Einwohnerzahl drastisch. Heute sind vorwiegend Nachfahren der Berber und Mauren Anwohner von Chefchaouen.
Die Stadt galt über mehrere Jahrhunderte hinweg als heiliger Ort, in den Urlauber und Ausländer nicht zugelassen waren. Wer es dennoch wagen wollte, wurde teilweise unter Androhung der Todesstrafe nicht hereingelassen! Doch keine Sorge: Heute dürft ihr als Urlauber Chefchaouen ganz ohne Risiko besuchen und das einzigartige Ambiente voll und ganz auskosten. Chefchaouen wird auch kurz “Chaouen” oder “Xauen” genannt – das ist aber nicht offiziell. Der eigentliche, längere Name geht auf die Bedeutung “die Hörner” zurück. Umschrieben werden dabei die zwei Rif-Gebirgsspitzen, die von Chefchaouen aus sichtbar sind und unweigerlich an natürliche Hörner erinnern.
Warum in Chefchaouen die blaue Farbe für die Hausfassaden gewählt wurde, ist nicht eindeutig geklärt. Meist wird aber darauf verwiesen, dass Blau vor bösen Blicken, magischen Fähigkeiten und großem Unheil schützen soll. Doch auch, dass Gott und der Himmel im Judentum Blau sind, soll eine Rolle bei der Farbwahl spielen – immerhin gibt es viele jüdische Zuwanderer. Hübsch anzusehen sind die blauen Fassaden aber so oder so. Sicher wisst ihr, dass Blau beruhigend wirkt und daher oft die Farbe erster Wahl für das Schlafzimmer und andere Räume der Entspannung ist. In unterschiedlichen Schattierungen gehalten und oftmals mit reichen Verzierungen bestückt, machen die blauen Häuser auch in Chefchaouen die ruhige Atmosphäre des Ortes aus, die so viele Urlauber anzieht und nachhaltig begeistert.
Gründe für einen Urlaub
Hauptgrund für einen Urlaub in Chefchaouen ist die Besonderheit des Ortes, die sich durch die blaue Farbgebung ergibt. Auch findet ihr dort eine entspannte Ruhe; vor allem im Vergleich zu anderen marokkanischen Orten. Wenn ihr das geschäftige Treiben eines afrikanischen Basars nicht mögt, aber trotzdem marokkanische Handwerksprodukte erwerben wollt, habt ihr in Chefchaouen dazu die Gelegenheit. Auch Tagesausflüge ab Spanien oder Tanger sind gern gesehen. Individualreisende setzen den besonderen Ort sicher ebenfalls ganz oben auf ihre Bucket List.
Fun Fact: Chefchaouen war früher ein wichtiges Zentrum des Anbaus und Verkaufs von Haschisch. Dieser ist heute zwar offiziell verboten, wird aber dennoch oft geduldet. Aus diesem Grund zieht der magische Ort so manchen Hippie an – und das bereits seit den 1960er Jahren.
Sehenswürdigkeiten
Die Hauptsehenswürdigkeit in Chefchaouen sind sicherlich die blau getünchten Häuser und Fassaden, die oftmals einen herrlichen Kontrast zu den weißen Gassen aus Kieselsteinen bilden. Bei einem entspannten Spaziergang könnt ihr sie in voller Pracht genießen. Insbesondere in der Altstadt zeigen sie sich von ihrer schönsten Seite. Doch auch andere Sehenswürdigkeiten machen Chefchaouen spannend.
Medina
Der Ort Chefchaouen liegt in einem kleinen Tal, während die Altstadt (Medina) sich langsam in Richtung der Berge erhebt. An den Quellen von Ras Al Ma vorbei geht es hinauf bis hin zu einer über der Stadt thronenden Moschee, über Kieselsteinwege und durch kleine Gassen. Hier entdeckt ihr die vielen Einflüsse der Gründer und Zuwanderer des Ortes in den Bauwerken, beispielsweise andalusische Baustile und arabische Kunst. Das müsst ihr einmal gesehen haben!
Das Zentrum der Medina ist der Platz Outa el Hammam. Dieser ist nicht sehr groß; riesige Plätze oder breite Straßen sucht ihr generell in der Altstadt vergebens. Hier geht alles etwas ruhiger zu. Dafür gibt es reichlich Geschäfte von Einheimischen zu entdecken. Ob ihr für Zuhause ein paar aromatische Gewürze oder lieber einen handgefertigten Schal erwerben möchtet, könnt ihr hier ganz in Ruhe entscheiden. Das ist kein Vergleich zu den überfüllten Souks, die ihr aus anderen marokkanischen Städten vielleicht schon kennt!
Kasbah (maurische Festung)
Die Kasbah ist eine klassische Sehenswürdigkeit der Stadt. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde im andalusischen Stil erbaut. Es handelt sich um eine Festung, die aus Stampflehm besteht. Ihre Farbgebung ist natürlich gehalten und bildet daher einen reizvollen Kontrast zu den Häusern der “blauen Stadt”. Sowohl die Festung selbst, als auch den angrenzenden Garten könnt ihr als Urlauber besichtigen. Im Inneren findet ihr ein Volkskundemuseum, das die Geschichte Chefchaouens anhand von Trachten, Keramiken oder Waffen und Werkzeugen eindrucksvoll nacherzählt.
Moscheen
Als mitunter muslimisch geprägte Stadt dürfen natürlich auch die charakteristischen Gotteshäuser nicht fehlen. Manche dürfen auch von Nicht-Muslimen besichtigt werden; ist das der Fall, solltet ihr unbedingt auf angemessene Kleidung achten. In jedem Fall könnt ihr die Moscheen aber von außen bestaunen. Die größte Moschee Chefchaouens ist die El Masjid El Aadam, die im Jahr 1471 erbaut wurde. Sie ragt schon von Weitem sichtbar gen Himmel. Auch die Moschee Tarik ben Ziad gehört untrennbar zum Stadtbild des marokkanischen Ortes. Beeindruckend ist vor allem das künstlerisch gestaltete, achteckige Minarett. Dessen Vorbild ist übrigens ein Minarett, das sich im spanischen Sevilla befindet.
Ausflugstipps
Rund um Chefchaouen gibt es noch mehr zu entdecken – vor allem die Natur! Als Aktivurlauber oder auf der Suche nach einer Auszeit unter freiem Himmel seid ihr hier richtig. Wie wäre es mit einem zünftigen Ausflug in die Bergwelt oder einem ruhigen Spaziergang durch einen Nationalpark? Damit schließt ihr euren Urlaub stimmig ab.
Wanderung durch das Rif-Gebirge
Da Chefchaouen im Rif-Gebirge von Marokko liegt, bietet sich dort eine perfekte Ausgangskulisse für eine Wanderung. Je nachdem, für welche Route ihr euch entscheidet, genießt ihr dabei noch einmal einen besonderen Blick auf den blauen Ort. Die Wanderwege lassen euch die Qual der Wahl. Wie wäre es mit einem Trip zur Bouzaafar Moschee, die sich weit oberhalb von den Dächern Chefchaouens befindet? Immerhin liegt sie 150 Meter höher als die Stadt und befindet sich rund anderthalb Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Herrliche Aussichten gibt es hier garantiert und der Weg von Chefchaouen dorthin ist nicht weit.
Achtung: Wenn ihr im Umland unterwegs seid, werdet ihr mitunter auf Bauern treffen, die euch Hasch anbieten. Dieser wird dort angebaut und geduldet. Ihr macht euch in Marokko jedoch mit dem Drogenbesitz strafbar und solltet auf diese besondere Form der “Wegzehrung” lieber verzichten.
Nationalpark Talassemtane besuchen
Der Nationalpark Talassemtane befindet sich etwa eine Autostunde von Chefchaouen entfernt. Er ist rund 600 Quadratkilometer groß und liegt an der Küste des Mittelmeeres. Seit der Gründung 2004 zieht er viele Einheimische und Urlauber an, ohne dabei allzu überlaufen zu sein. Erholsame Momente sind euch also auch während der Hauptsaison des Marokko-Urlaubs sicher! Im Jahr 2004 wurde der Park gegründet und beherbergt unter anderem die beliebten Berberaffen, aber auch Gazellen und viele weitere Säugetiere. Das Gebiet, das von Felsen und Wäldern geprägt wird, steht unter Naturschutz und bildet die ideale Kulisse für Spaziergänge durch die Landschaft. Wenn ihr mögt, könnt ihr auch den ursprünglichen Dörfern wie Aghram einen Besuch abstatten und somit einen marokkanischen Urlaubsgeheimtipp kennenlernen. Vielleicht ist das der krönende Abschluss für eure Reise nach Nordmarokko?
Reise-Infos
Freut ihr euch schon auf Chefchouen? Bevor ihr aufbrecht, wollen wir euch noch ein paar Tipps für euren Urlaub in Marokko auf den Weg geben. Lest euch für umfassende Tipps zum Reiseland auch unseren Marokko-Überblick durch.
Reisezeit
Wenn ihr Chefchaouen mit anderen marokkanischen Orten vergleicht, dürft ihr euch auf ein gemäßigtes und im Winterhalbjahr überraschend regenreiches Klima freuen. Viel Sonne gibt es im Reisemonat Mai sowie den restlichen Sommermonaten Juni, Juli und August. Als Geheimtipp für die beste Reisezeit gilt der Ramadan. Dann erwacht jeden Abend nach Sonnenuntergang die sonst so beschauliche Stadt zum Leben und ihr könnt den bunten Festlichkeiten beiwohnen. Allerdings solltet ihr beachten, dass ihr zu dieser Zeit nicht tagsüber esst oder trinkt – zumindest nicht sichtbar für die muslimische Bevölkerung.
Dokumente für die Einreise
Für die Einreise nach Marokko braucht ihr lediglich einen Reisepass, der noch sechs Monate gültig ist. Das gilt auch für Kinder, die einen eigenen Pass benötigen. Dann könnt ihr bis zu 90 Tage in dem nordafrikanischen Land verweilen. Für längere Aufenthalte ist hingegen ein Visum erforderlich.
Währung und Bezahlung
Die Währung vor Ort ist der Marokkanische Dirham. Wichtig: Ihr solltet das Geld aber nicht vor dem Urlaub eintauschen, denn der Dirham darf in Marokko nicht eingeführt werden. Doch keine Sorge, direkt am Flughafen gibt es Wechselstuben, die euch vor Ort mit ausreichend Bargeld versorgen. Die Zahlung von Waren oder Speisen in größeren Geschäften und Restaurant sowie in Hotels ist aber auch überwiegend per Kreditkarte kein Problem. Wenn ihr Geld an einem Automaten abheben möchtet, solltet ihr auf eventuell anfallende Gebühren achten.
Anreise & Fortbewegung
Der Flughafen von Fés ist euer Reiseziel, wenn ihr euch für die Anreise per Flugzeug ab Deutschland entscheidet. Von dort aus trennen euch je nach weiterem Reisemittel drei bis vier Stunden von Chefchaouen. Ihr könnt diese mit einem Mietwagen absolvieren oder euch zum Beispiel mit anderen Urlaubern ein Sammeltaxi teilen. Auch Busse verkehren zu relativ günstigen Preisen, jedoch solltet ihr nicht an Reiseübelkeit leiden, wenn ihr euch dafür entscheidet. Viele kurvige Strecken liegen vor euch und diese werden von einheimischen Busfahrern nicht immer sehr sanft gefahren. 😉
Eine alternative Anreise nach Marokko ist ab Spanien mit der Fähre. Das ist empfehlenswert, wenn ihr euren Urlaub in Spanien mit einem Tagesausflug nach Chefchaouen verbinden wollt. Die Region befindet sich schließlich gleich an der Mittelmeerküste.
Den Ort Chefchaouen selbst solltet ihr unbedingt zu Fuß erkunden. So erlebt ihr den Charme der Gassen und malerisch gestalteten Häuser in aller Ruhe.
Sprache und Verständigung
Die Amtssprachen in Marokko sind Arabisch und Amazigh. Allerdings müsst ihr nicht unbedingt einen Sprachkurs absolvieren, um euch verständigen zu können. Gerade im Norden sind auch Französisch und Spanisch verbreitet. Frischt also am besten eure Französisch-Kenntnisse aus der Schulzeit nochmal auf oder lernt zumindest die wichtigsten Floskeln für den täglichen Gebrauch.
Essen und Spezialitäten
Die arabische Küche könnt ihr natürlich auch in Chefchaouen genießen! Diese wurde gemeinsam mit der Küche von anderen Regionen im Mittelmeerraum durch die UNESCO als immaterielles Kulturerbe bedacht. Wie wäre es zum Beispiel mit einer kräftigen Tajine, die im gleichnamigen Topf zubereitet wird und aus geschmortem Fleisch, Fisch und/oder Gemüse besteht? Oder mit einem frischen Bulgur- und Kräutersalat, der als “Tabbouleh” bekannt ist? In puncto Getränke solltet ihr euch hingegen den Minztee nicht entgehen lassen. Dieser gilt wie kein zweites Getränk als typisch marokkanisch und lässt sich etwa in den Cafés der Altstadt genießen… natürlich mit dem Blick auf die wunderschöne, blaue Stadt.
Sitten und Traditionen
Marokko ist ein muslimisch geprägtes Land und in der als heilig geltenden Stadt Chefchaouen solltet ihr auf Regeln achten. Dazu gehört unbedingt die angemessene Bekleidung beim Besuch von Gotteshäusern und ähnlichen Gebäuden. Die Schultern sollten bedeckt sein, auch kurze Röcke oder Hosen sind tabu. Manchmal dürft ihr Gotteshäuser generell nicht betreten, wenn ihr nicht muslimischen Glaubens seid. Achtet auf entsprechende Hinweise.
Hotels und Unterkünfte
Die Unterkünfte in der Stadt Chefchaouen sind zwar nicht allzu breit gesät, lassen euch aber immerhin die Wahl zwischen mehreren Kategorien. Ein gutes Hotel mit drei Sternen ist ebenso zu finden wie eine Unterkunft, die mit vier Sternen ausgezeichnet wurde. Wenn ihr in einem passenden Ambiente residieren wollt, schaut euch hingegen die marokkanisch gestalteten Unterkünfte in der Medina an. Möchtet ihr etwas Geld sparen, solltet ihr außerhalb der blauen Stadt residieren.