Georgiens Hauptstadt Tiflis gilt unter Reisenden noch immer als echter Geheimtipp, obwohl ihr hier auf architektonische Meisterwerke, reiche Kulturgeschichte und weltoffene Menschen trefft. Orient und Okzident vereinen sich und bringen eine schillernde Stadt hervor, in der unterschiedliche kulturelle Einflüsse aufeinandertreffen. Als Städtereisende seid ihr in Tiflis also bestens aufgehoben, doch neben reicher Historie hat diese Stadt noch einiges mehr zu bieten.
Überblick
Tiflis wurde im Jahr 1936 von der sowjetischen Regierung in Tbilissi umbenannt, doch noch heute ist der alte Name in Deutschland gebräuchlicher. Bei Tiflis handelt es sich nicht nur um die größte Stadt Georgiens, sondern auch um die Hauptstadt des Landes, welche im Osten liegt. Mitten zwischen den mächtigen Berggipfeln des südlichen Kaukasus befindet sich Tiflis auf insgesamt 500 Höhenmetern. Aufgrund der warmen Bergquellen, dem Fluss Kura sowie zwei Karawanenrouten wurde Tiflis im 4. Jahrhundert genau an diesem Ort gegründet. Im Laufe der Zeit wechselte Tiflis einige Male die Staatszugehörigkeit und so könnt ihr noch heute Einflüsse des Osmanischen und Russischen Reichs sowie der Sowjetunion spüren.
Heute leben mehr als eine Million Einwohner in der Stadt, in der man deutlich spürt, dass diese sich im Umbruch befindet. So sind es gerade die jungen Bewohner, welche modernen Zeitgeist nach Tiflis tragen und sich von der russischen Herrschaft in der Vergangenheit lösen wollen. Stattdessen möchten sie Mitglied der Europäischen Union werden und die Vergangenheit durch Modernität ablösen. Diese Mentalität spürt ihr nicht nur bei den Einheimischen, sondern auch in der Architektur der Stadt.
Einst als reicher Seiden- und Handelsort bekannt, wurde Tiflis in zahlreichen Schlachten nahezu komplett zerstört. Das Stadtbild ist deswegen teilweise noch von alten Ruinen, doch vielmehr durch moderne Gebäude bestimmt. Es heißt, dass kein Gebäude älter sei als 200 Jahre und die Stadt insgesamt 40 Mal zerstört wurde. Es ist eine eindrucksvolle Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart, die Tiflis ausmacht und die unterschiedlichen architektonischen Stile hervorbrachte, die in eine bewegte Historie entführen.
Sehenswürdigkeiten
Tiflis lockt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten, die euch beweisen, dass diese Stadt der kulturelle Mittelpunkt des Landes ist. Doch auch die Ausflugsziele in der näheren Umgebung lassen keine Wünsche offen.
Historische Altstadt
Die Altstadt von Tiflis wurde Ende des 18. Jahrhunderts restauriert, wobei die ehemalige Struktur der verwinkelten Gassen und historischen Gebäude jedoch beibehalten wurde. Bei einem Bummel durch die Altstadt entdeckt ihr zahlreiche Sakralbauten verschiedener Religionen, die für das multikulturelle Flair der Stadt sorgen.
Doch auch die typische Architektur der Wohnhäuser der Stadt wird euch auffallen. Dabei handelt es sich um bunte zwei- bis dreistöckige Holzhäuser, welche große Innenhöfe umschließen und durch reich verzierte Balkons auffallen. Rundherum laden euch zahlreiche Cafés, Restaurants oder Weinkeller zum Verweilen und Genießen ein.
Narikala Festung
Um die Altstadt aus einer ganz anderen Perspektive zu bestaunen, solltet ihr die Ruine der Festung Narikala (oder auch: Nariqala) aufsuchen, welche mitten auf dem Gebirgskamm Sololaki oberhalb der Stadt liegt. Eine Seilbahn führt euch vom Rike-Park hinauf auf die Festung, welche im 4. Jahrhundert von den Persern erbaut wurde. Früher galt sie Festung als wichtiger Verteidigungsstützpunkt, doch im Jahr 1827 hinterließ ein Blitzeinschlag nur noch eine Ruine. Trotzdem habt ihr von hier oben einen sagenhaften Blick auf die Dächer der Stadt. Auf eurem Rückweg erwarten euch noch weitere Highlight in der Nähe – nämlich der Botanische Garten sowie die Kartlis Deda Statue.
Botanischer Garten
Im Botanischen Garten von Tiflis erwarten euch zahlreiche Pflanzenarten auf insgesamt 128 Hektar Fläche. Beim Betrachten der georgischen Pflanzen lernt ihr die Flora des Landes besser kennen und könnt euch vom bunten Treiben der Stadt erholen. Zahlreiche Schattenplätze laden zum Entspannen und Genießen ein. Ihr sehnt euch nach Action? Dann solltet ihr eine Abfahrt mit der Zip-Line unternehmen, die euch direkt über dem Botanischen Garten 30 Meter in die Tiefe sausen lässt.
Kartlis Deda Statue
Die „Mutter Georgiens“ ist eine riesige Statue mitten auf dem Sololaki-Gebirgskamm. Von hier oben wacht sie über die Stadt und lädt mit dem Wein in ihrer linken Hand Freunde ein und wehrt mit dem Schwert in ihrer rechten Hand Feinde ab. Erklimmt ihr die Festung Narikala zu Fuß, könnt ihr die Kartlis Deda Statue von Nahem bestaunen, doch auch aus dem Tal habt ihr einen großartigen Blick auf die Wächterin der Stadt, sie wurde anlässlich des 1.500 Geburtstags der Stadt Tiflis erbaut.
Bäderviertel Abanotubani
Tiflis ist bekannt für seine mineralhaltigen Quellen, welche die Stadt umgeben. Seid ihr auf der Suche nach Entspannung, solltet ihr daher unbedingt das Bäderviertel im Süden der Stadt besuchen. Hier erwarten euch zahlreiche Schwefelbäder, die euch mit ihren alten Kuppeln schon von Weitem auffallen werden. Bereits im 13. Jahrhundert galten diese Bäder als Ruheoasen für die Einheimischen. Im Bad werdet ihr mit einem vorab in Essig getauchtets Tuch gereinigt und anschließend ausgiebig massiert. Ihr müsst euch nur entscheiden, ob ihr ein privates oder öffentliches Badehaus aufsucht.
Übrigens: der Stadtname Tbilisi bedeutet übersetzt „heiße Quelle“ .
In den öffentlichen Bädern sind Männer und Frauen getrennt voneinander, die Eintrittspreise sind vergleichsweise gering. Die privaten Schwefelbäder Georgiens sind luxuriöser und so könnt ihr allein oder mit einer kleinen Gruppe ein komplettes Bad mieten und dort im heilenden Schwefelwasser baden. Eine Stunde in einem solchen Privatbad kostet umgerechnet zwischen 10 und 40 Euro.
Legwtachewi Schlucht
Direkt hinter dem Bäderviertel liegt die Legwtachewi-Schlucht, was auf Deutsch “Feigenbaumschlucht” heißt. Während eines kurzen Spaziergangs könnt ihr die Schlucht durchqueren und lauft dabei an einem kleinen idyllischen Fluss entlang. Umgeben seid ihr dabei von traditionellen Holzhäusern, die sich oberhalb der Schlucht befinden. Am Ende erwartet euch ein plätschernder Wasserfall, an dem euch eine Wendeltreppe zurück in die Altstadt führt.
Mtazminda Vergnügungspark
Mitten auf dem heiligen Hausberg von Tiflis befindet sich ein Freizeitpark, der den gleichen Namen wie der Berg trägt, und zwar auf einer unglaublichen Höhe von 770 Metern. Nach oben gelangt ihr am besten mit der Standseilbahn. Erwartet ihr hier jedoch einen hochmodernen Park, liegt ihr falsch, denn die Fahrgeschäfte erstrahlen eher im Vintagecharme.
Das Highlight ist eine Fahrt mit dem Riesenrad, aus dem euch ein phänomenaler Panoramablick über die gesamte Umgebung erwartet. Doch auch Kirmesstände, eine Achterbahn, eine Wildwasserbahn sowie andere spaßige Attraktion erwarten euch im Mtazminda Park. Ist euch das ein wenig zu actionreich, ist eure Fahrt auf den höchsten Berg der Umgebung jedoch keineswegs umsonst. Ihr findet hier nämlich noch weitere Wahrzeichen der Stadt, wie den Fernsehturm, die Davitskirche und das Pantheon – eine Grabstätte, in der zahlreiche georgische Berühmtheiten begraben liegen.
Flohmarkt an der Dry Bridge
Der Tifliser Flohmarkt an der Dry Bridge ist kein gewöhnlicher Flohmarkt, denn hier findet ihr allerlei Souvenirs der Sowjetunion. Ob Kunstwerke, Orden, Schmuck oder andere Antiquitäten – hier dreht sich alles um die UdSSR. Bei den ganzen angebotenen Dingen ist eventuell auch etwas für euch dabei. So entdeckt ihr hier vielleicht nicht sofort ein passendes Souvenir, doch ein Erlebnis ist der Gang über den Flohmarkt allemal. Außerdem gibt er euch einen kleinen Einblick in die Vergangenheit der Stadt.
Georgische Heerstraße
Die Georgische Heerstraße verläuft entlang einer alten Karawanenstraße, welche Ende des 19. Jahrhunderts die bedeutendste Verbindung zwischen Georgien und Russland darstellte. Umsäumt von schroffen Schluchten und wilden Bäche ist diese Straße jedoch eine beliebte Wanderstrecke, auf der ihr Kultur- und Aktivurlaub bestens miteinander verbinden könnt. Auf einer Länge von insgesamt 213 Kilometern könnt ihr entscheiden, welche Teile der Heerstraße ihr begehen wollt. Ob entlang der Darialschlucht oder mitten durch das Terek Tal – ein Trip auf der Heerstraße verspricht Abenteuer pur und lehrt euch einiges über vergangene Eroberungsfeldzüge von Georgien durch die Mongolen, Perser und Osmanen.
Kasbek
Wollt ihr euren Kultururlaub mit ein wenig sportlicher Betätigung verknüpfen, solltet ihr einen Tagesausflug zum Kasbek einplanen. Der dritthöchste Berg des Landes lockt mit einer Höhe von über 5.000 Metern und zahlreichen Wanderrouten, die kontrastreicher nicht sein könnten.
So wandert ihr von subtropischen Wäldern zu schneebedeckten Berggipfeln, wobei euch immer ein grandioser Ausblick begleitet. Der Kasbek liegt direkt an der Grenze von Georgien und Russland. Von hier oben könnt ihr sowohl das Kaspische als auch das Schwarze Meer sehen. Ob allein oder mit Bergführer: Seid ihr Wanderfreunde, vergesst das feste Schuhwerk nicht, wenn ihr nach Tiflis reist.
Übrigens: Der Legende nach wurde Prometheus als Strafe am Kasbek angeschmiedet, weil er den Göttern das Feuer stahl.
Reise-Infos
Ausgiebige Wanderungen, kulturelle Sightseeingabenteuer und tolle Bekanntschaften – all das und noch viel mehr erwartet euch in der georgischen Hauptstadt. Hat sie euer Interesse geweckt, möchten wir vor eurem Urlaub in Georgien noch wertvolle Reisetipps mit auf den Weg geben.
Ideale Reisezeit
Das Land Georgien ist geprägt von extremen Klimakontrasten, welche durch die Lage am Schwarzen Meer bedingt sind. In Tiflis könnt ihr zwar mit etwas wärmeren Temperaturen als in Mitteleuropa rechnen, doch grundsätzlich ist das Wetter mit unserem vergleichbar. Die Durchschnittstemperatur liegt bei 13 Grad Celsius im Jahr, wobei die Sommer extrem heiß und die Winter extrem kalt werden können. Die ideale Reisezeit liegt daher zwischen April und Oktober.
Anreise
Wollt ihr nach Tiflis reisen, werdet ihr nur in einem äußersten Glücksfall einen Direktflug finden. Stellt euch also am besten auf einen Zwischenstopp beispielsweise in Städten wie Kiew, Prag, Riga oder Istanbul ein. Alternativ steuert ihr die Flughäfen in Kutaissi oder Batumi an.
Landet ihr jedoch am International Airport Tbilissi, müsst ihr per Gabelflug mit einer Reisezeit von acht bis elf Stunden rechnen. Der Flughafen liegt etwas außerhalb der Stadt und ist per Shuttlebussen mit Tiflis verbunden. Ihr könnt euch auch einen Mietwagen leihen oder ein Taxi nehmen.
Unterwegs in Tiflis
Innerhalb der Stadt verkehren Marshrutkas (öffentliche Linienbusse) und die Metro. Als Touristen ist es für euch sicher einfacher, die Metro mit einem aufladbaren Ticket zu nutzen, denn die Busse fahren nicht immer nach Plan. Wollt ihr jedoch auch das Umland erkunden, ist ein Mietwagen empfehlenswert.
Kulinarische Spezialitäten
Georgien verzückt auch mit landestypischen Köstlichkeiten. Wollt ihr euch von den Spezialitäten überzeugen, sollten folgende Leckereien auf eurem Teller landen:
- Chinkali: Teigtaschen mit Hackfleischfüllung
- Chatschapuri: überbackenes Weißbrot mit Käsefüllung, saurer Sahne und Knoblauch
- Lobio: Bohneneintopf mit Ei und Gewürzen
- Shashlyk: gegrillter oder gebratener Fleischspieß
- Nigvsiani Badrijani: Aubergine, gefüllt mit Walnuss
Georgische Speisen sind meist deftig und pikant gewürzt, doch innerhalb der Stadt findet ihr auch immer mehr Essensstände und Restaurants, an denen leichtere und frischere Speisen angeboten werden.
Wollt ihr am Abend auf einen gelungenen Urlaub anstoßen, solltet ihr einen georgischen Wein bestellen. Die Winzertradition geht auf etwa 8.000 Jahre zurück und so habt ihr hier die Chance, einen regionalen Tropfen zu verkosten oder sogar eine Flasche für eure Liebsten zu Hause mitzubringen.
Hotels & Unterkünfte
In Tiflis findet ihr garantiert eine Unterkunft ganz nach eurem Geschmack – ob rustikale Pension, klassisches Hotel oder luxuriöse Suite. Wollt ihr dagegen etwas ungewöhnlicher unterkommen, lädt euch ein Hotel ein, das wie ein Gefängnis aussieht. So stellt sich die Stadt immer mehr auf internationale Touristen ein und punktet mit tollem Service und zahlreichen Extraangeboten, wie Fitness, Sauna oder Massagen. Beim Thema Hotels ist hier also absolut nichts mehr von altem Sowjetcharme zu spüren.