Wer an Norwegen denkt, denkt an Fjorde. Die beeindruckenden Steilküsten prägen das Landschaftsbild maßgeblich und machen das nordische Land zu einem faszinierenden Reiseziel. Wenn auch ihr nach Norwegen reist, gehören folgende zehn Fjorde daher zu euren absoluten „Must-sees“.
Überblick
Norwegen ist das Sehnsuchtsziel vieler Urlauber. Kein Wunder, denn es handelt sich um eines der schönsten Länder der Welt mit unberührten Naturlandschaften, artenreichen Pflanzen- sowie Tierwelten und Highlights wie den Polarlichtern, die ihr auf der Welt nur selten erleben könnt. Aber auch die Fjorde gehören untrennbar zu Norwegen. Sie sind Meeresarme, die weit ins Festland hineinreichen und umrahmt sind von Steilklippen oder Bergen, sodass ein schmales Tal entsteht. Dieses ist das Überbleibsel eines einstigen Talgletschers, deren Geschichte bis zu 2,5 Millionen Jahre in die Vergangenheit reicht.
Mehr als 1.000 solcher Fjorde zählt das Reiseland Norwegen insgesamt, die zusätzlich über eine Vielzahl an Seitenarmen verfügen. Nicht selten sind diese sogar berühmter als der Hauptfjord. Verwirrung ist bei Besuchern in Norwegen daher keine Seltenheit und es lohnt sich, euch vorab darüber zu informieren, wo ihr die schönsten und beeindruckendsten Fjorde in dieser einzigartigen Landschaft findet. Sie bieten einen unvergesslichen Anblick und zugleich zahlreiche Möglichkeiten für Aktivitäten von Wanderungen bis hin zu Kajaktouren. Welche also sind sie, die zehn schönsten Fjorde Norwegens?
1. Geirangerfjord
Der Geirangerfjord ist ein UNESCO-Weltnaturerbe und wird nicht ohne Grund als die „Perle der norwegischen Fjorde“ bezeichnet. Er liegt etwa 280 Kilometer nordwestlich von Oslo und ist die Fortsetzung des Sunnylvsfjords, der wiederum einen Seitenarm des Storfjords darstellt. Erneut wird hier also deutlich, wie verzweigt die norwegische Fjordlandschaft ist.
Der Geirangerfjord ist so berühmt aufgrund seiner beeindruckenden Kulisse zwischen bis zu 1.700 Meter hohen Bergen. Aber auch verlassene Bauernhöfe, die sogenannten Fjordhöfe, welche sich im Umland befinden und teilweise in die Steilhänge gebaut wurden, locken zahlreiche Besucher aus aller Welt an. Weiterhin machen seine Wasserfälle den Geirangerfjord so faszinierend. Am bekanntesten sind die sogenannten „sieben Schwestern“. Das sind sieben nebeneinander liegende Wasserfälle, die je nach Jahreszeit sanfter oder rauschender über die Steilküste stürzen. Gegenüber befindet sich „Der Freier“, um den sich eine uralte Legende rankt: Er soll einst eine der sieben Schwestern nach der anderen um ihre Hand gebeten haben – doch jede lehnte ab. Daraufhin wurde er zum Alkoholiker, was sich in der flaschenartigen Form des Wasserfalls widerspiegelt. Sehenswert ist zudem der „Brautschleier“, der wie ein haudünner Schleier über den Fels gleitet.
Region: Møre og Romsdal
Länge: 15 km
Höhe: bis zu 320 Meter
2. Hardangerfjord
Als zweitgrößter Fjord von Norwegen ist der Hardangerfjord ein beeindruckendes Erlebnis. Er liegt unweit von der südwestlichen Atlantikküste entfernt und ist nicht nur der zweitlängste, sondern auch der zweittiefste Fjord des Landes. Während ihr die Berge hinter euch lasst, könnt ihr einen ersten Blick auf die malerische Fjordlandschaft werfen, die gleich zwei Nationalparks umfasst.
Viele Besucher kommen zum Wandern in die Region, um die vielseitigen Highlights von Wasserfällen bis hin zu Gletschern in der Region zu erkunden. Bereits vor mehr als 100 Jahren kamen erste Kreuzfahrtschiffe an den Hardangerfjord, mittlerweile ist er eines der berühmtesten und beliebtesten Reiseziele Norwegens. Besondere Bekanntheit hat auch der Felsvorsprung Trolltunga erlangt, der als Kulisse für unzählige Fotos in den sozialen Medien dient. Ein beeindruckendes Erlebnis, das ihr euch in zehn bis zwölf Stunden jedoch mühsam erwandern müsst. Alternativ könnt ihr am Hardangerfjord Fahrradtouren unternehmen, Kajak fahren oder Bergsteigen – je nach individuellem Geschmack. Nicht verpassen solltet ihr außerdem das Tal Husedalen mit seinen vier beeindruckenden und klaren Wasserfällen.
Region: Fylke Vestland
Länge: 179 km
Höhe: bis zu 893 Meter
3. Lysefjord
Vom Europäischen Nordmeer in den Süden von Norwegen ragt der Lysefjord etwa 42 Kilometer ins Land. Er ist eine Abzweigung des Høgsfjord in nordöstliche Richtung und zählt eine Wassertiefe von bis zu 500 Metern. Unter den Einheimischen wird der Lysefjord auch als „heller Fjord“ bezeichnet, was den hellen Felswänden geschuldet ist, die ihn umranden. Sie wurden über die Jahrtausende hinweg regelrecht blankgescheuert und fallen heutzutage fast senkrecht ab. Somit gilt der Lysefjord als einer der steilsten Fjorde überhaupt.
Um den Lysefjord in seiner vollen Pracht zu erleben, könnt ihr die längste Holztreppe der Welt erklimmen. Sie zählt 4.444 Stufen und führt in knapp zwei Stunden auf eine Höhe von 740 Metern. Wanderbegeisterte kommen deshalb zum alljährlichen Lysefjord Wanderfestival, um gemeinsam mit Gleichgesinnten die Felskanzel namens Preikestolen zu besuchen, einen der berühmtesten Aussichtspunkte von ganz Norwegen. Der Fjord stellt zudem ein beliebtes Reiseziel für nachhaltigen Tourismus dar, denn überall findet ihr das Gütesiegel „Sustainable Destination“ – von den Unterkünften bis hin zu den verschiedenen Restaurants. Es ist diese einzigartige Atmosphäre, die den Lysefjord so besonders macht.
Region: Rogaland
Länge: 42 km
Höhe: bis zu 422 Meter
4. Sognefjord
Der Sognefjord ist nicht nur der längste und tiefste Fjord Norwegens, sondern von ganz Europa. Allein seine Dimensionen machen den Sognefjord also zu einem „Must-see“ auf eurer Reise durch Norwegen. Von ihm zweigen zahlreiche kleinere Fjorde ab, darunter der schmalste Fjord von Europa namens Nærøyfjord. Die Fjordlandschaft ist von Bergen umringt, die bis zu 2.000 Meter in die Höhe ragen und somit ein regelrechtes Paradies für Wanderer sowie Bergsteiger darstellen, um einen faszinierenden Blick über dieses Naturschauspiel zu erlangen.
Aber nicht nur der Sognefjord selbst ist eine Sehenswürdigkeit in dieser Region, sondern dort warten auch zahlreiche Kulturschätze auf euch wie die älteste Stabkirche der Welt, die ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Ihr könnt zudem mit der Flåmsbahn fahren, die 864 Höhenmeter zurücklegt und zu den steilsten normalspurigen Adhäsionsbahnen der Welt gehört. Zuletzt warten gleich zwei Nationalparks auf euch, Jostedalsbreeen und Jotunheimen, die mit einer großen Vielfalt an Landschaftstypen sowie tollen Wander- und Skigebieten locken. Sogar Gletscher findet ihr hier, die zu unvergesslichen Gletscherkammwanderungen einladen.
Region: Fylke Vestland
Länge: 205 km
Höhe: bis zu 1.308 Meter
5. Nordfjord
Der Nordfjord ist sozusagen der Wilde unter den Fjorden, denn er begrüßt euch mit rauem Küstencharme, majestätischen Bergen und einem blau schimmernden Gletscher. Die Nordseite dieses Fjords hat einen gebirgigen Charakter mit umliegenden Bergen, die sich bis zu 1.400 Meter erheben. Im Süden sind die Gipfel sogar bis zu 1.500 Meter hoch und teilweise mit Gletschern bedeckt. Der Nordfjord liegt also inmitten des höchsten Gebirgsmassivs von Norwegen und ist damit ein ebenso faszinierendes wie anspruchsvolles Reiseziel.
Vor allem Aktivurlauber wie Wanderer oder Bergsteiger kommen in dieser einzigartigen Landschaft voll auf ihre Kosten. Sie können zum Beispiel einen Abstecher zum Hornindalsvatnet machen, dem tiefsten Binnensee von Europa. Über 200 Wanderwege erwarten euch rund um den Nordfjord. Auch in historischer Hinsicht handelt es sich um ein spannendes Reiseziel: Es gibt archäologische Funde aus verschiedenen Zeitaltern, wie das Felsbilderfeld Vingenfeltet mit 1.500 jahrtausendealten Felszeichnungen aus der Steinzeit. Dementsprechend viele Museen könnt ihr hier besuchen, die beispielsweise von der Wikingerzeit erzählen oder von der Fischerei in der Gemeinde Vågsøy, der zweitgrößten Fischereigemeinde Norwegens. In Nordfjordeid gibt es sogar eine Oper.
Region: Fylke Vestland
Länge: 116 km
Höhe: bis zu 585 Meter
6. Aurlandsfjord
Der Aurlandsfjord ist einer der Seitenarme des Sognefjords. Er ist zwar eher klein, aber absolut lohnenswert. Er gilt als einer der schönsten Fjorde von Norwegen und durchquert pittoreske Orte wie Flåm, Aurland oder Undredal. Aufgrund seiner wunderschönen Natur wurde der Aurlandsfjord gemeinsam mit dem Nærøyfjord zum Welterbegebiet erklärt. Dadurch finden immer mehr Besucher aus aller Welt an diesen abgelegenen Fjord, dennoch gilt er nach wie vor als eines der ruhigeren Reiseziele.
Vor allem am Abend, wenn viele Tagestouristen wieder den Heimweg angetreten haben, könnt ihr den Aurlandsfjord in seiner vollen Pracht genießen. Er lädt zum Wandern und Erkunden ein, denn ihr findet fort tolle Aussichtspunkte mit beeindruckenden Panoramen. Als besonders schön gilt dabei die Wanderung durch das Flåmsdalen, die weniger durch ihre Ausblicke besticht als durch ihre beinahe unwirkliche Schönheit mit einer historischen Bahnstrecke, engen Tälern sowie kleinen Bergdörfern. Von oben bestaunen könnt ihr den Aurlandsfjord vom Plateau des Gipfels Røyrgrinsvarden.
Region: Fylke Vestland
Länge: 17 km
Höhe: bis zu 1.308 Meter
7. Nærøyfjord
Der Nærøyfjord ist ein regelrechtes Kontrastprogramm zu den größeren Fjorden in Norwegen, denn seine kleinen Maße machen ihn so besonders: An seiner schmalsten Stelle ist dieser Seitenarm des Sognefjords gerade einmal 250 Meter breit und an seichten Stellen ist das Wasser nicht tiefer als zwölf Meter. Wo überhaupt große Schiffe passieren können, dürfen sie hier nicht einmal ihr Horn benutzen: Achtung Steinschlaggefahr!
Genau diese Besonderheiten sind es, die dem Nærøyfjordden den Titel als der wohl schönste und wildeste Seitenarm des Sognefjords eingebracht haben. Er ist daher ein UNSECO-Welterbe und eine beliebte Anlaufstelle für Fjordkreuzfahrten. Denn die Berge ziehen sich steil neben dem Fjord in die Höhe und sind teilweise ganzjährig mit Schnee bedeckt. Immer wieder fällt von oben ein tosender Wasserfall in die Tiefe und an der einen oder anderen Stelle könnt ihr einen kleinen Bauernhof entdecken, der sich scheinbar in die Berghänge geklammert hat. Die Fahrt auf dem Nærøyfjord hat sich zu einer der bekanntesten Fjordattraktionen in ganz Europa entwickelt – eine Attraktion, die sich lohnt.
Region: Aurland
Länge: 17 km
Höhe: bis zu 500 Meter
8. Hjørundfjord
Mit seinen 35 Kilometern Länge gehört der Hjørundfjord zu den größeren Fjorden von Norwegen. Er schlängelt sich durch das Gebirgsmassiv der Sunnmørsalpen und ist eingerahmt von hohen Bergen, die bis zu 1717 Meter gen Himmel ragen. Dementsprechend finden sich rund um den Hjørundfjord einige Gletscher, aber auch beschauliche Almen, fischreiche Seen und traditionelle Orte. Hier könnt ihr Norwegen von seiner schönsten und ursprünglichsten Seite erleben, sei es bei einem entspannten Blick über den Fjord oder einer aufregenden Tour auf den Bergkamm.
Bis heute ist der Hjørundfjord eher ein Geheimtipp als ein berühmtes Reiseziel – und genau deshalb umso lohnenswerter. Wanderer haben zunehmend die Umrundung für sich entdeckt, die auf mehreren Etappen in ungefähr einer Woche an den schönsten Flecken des Hjørundfjord vorbei führt. Wenn ihr also Lust auf eine unvergessliche Trekking-Reise abseits des Massentourismus habt, ist der Hjørundfjord die perfekte Anlaufstelle.
Region: Sunnmøre
Länge: 35 km
Höhe: bis zu 441 Meter
9. Trollfjord
Klein, aber fein – so lässt sich der Trollfjord beschreiben, denn der Seitenarm des Raftsunds ist lediglich zwei Kilometer lang. Alles andere als klein sind jedoch die Berge, die sich rechts- und linksseitig erheben und bis zu 1.045 Meter hoch sind. An seiner Abzweigung vom Raftsund ist der Trollfjord nur rund 100 Meter breit, doch zwischenzeitlich erreicht er eine Breite von bis zu 800 Metern. Vor allem an der Südseite wird er von hohen Bergen begrenzt, während die Klippen an der Nordseite fast senkrecht aus dem Wasser ragen.
Im Zuge der Hurtigruten wurde der Trollfjord schon sehr früh als Reiseziel in den norwegischen Lofoten entdeckt. Bis heute ist das spektakuläre Manöver der Kreuzfahrtschiffe durch diesen engen Fjord eine der beliebtesten Attraktionen von Norwegen. Lange Zeit war es sogar üblich, dass die großen Schiffe an den Steilwänden ihren Schiffnamen sowie das Datum aufmalten, um diesen denkwürdigen Moment zu verewigen. Aber auch auf anderen Wegen könnt ihr den Trollfjord entdecken, beispielsweise zu Fuß, wobei ihr allerhand historische Sehenswürdigkeiten bestaunen könnt. Denn im Jahr 1890 fand die berühmte Schlacht um Trollfjord statt, die von Fischern um den Kabeljau geführt wurde und wo mehrere Dampfschiffe geentert wurden. Es waren die kleinen Fischer, die damals siegten, und deren Geschichte im Roman „Der letzte Wikinger“ festgehalten wurde. Aber auch weitere Künstler haben sich in der Vergangenheit durch den Trollfjord inspirieren lassen, weshalb er zum Beispiel das Motiv des weltweit bekannten Gemäldes „Trollfjordslaget“ von Gunnar Berg ist. Dieses könnt ihr im Rathaus von Svolvær besichtigen.
Region: Lofoten und Vesterålen
Länge: 2 km
Höhe: bis zu 1.045 Meter
10. Romsdalsfjord
Vom Europäischen Nordmeer, nur unweit von der Insel Tautra entfernt, zieht sich der Romsdalsfjord rund 94 Kilometer weit ins Landesinnere. Er führt vorbei an der Insel Otrøya, am Tresfjord und am Julsund. Der Romsdalsfjord gilt als eines der saubersten und fischreichsten Gewässer von Norwegen, was ihn zu einem beliebten Reiseziel für Angler macht. Aber auch Wanderer kommen hier auf ihre Kosten, den abseits des Fjords erheben sich die majestätischen Berge des Romsdalsalpene.
Der Romsdalsfjord präsentiert sich in einem abwechslungsreichen Erscheinungsbild, mal mit flachen Ufern, mal mit Steilklippen, mal mit spiegelglattem Wasser und mal mit durch die Gezeiten gekräuselter Oberfläche. Nach dem Angeln und Wandern begrüßen euch die Dörfer am Fjord zudem mit nordischem Charme, mit offenen Kaminen, möblierten Außenterrassen und eigenem Bootssteg. Der Romsdalsfjord lädt zum Verweilen ein, um Norwegen in seiner ursprünglichsten Form zu erleben.
Region: Møre og Romsdal
Länge: 94 km
Höhe: bis zu 800 Meter