Typisch englisches Essen – da kommt vielen zunächst das englische Frühstück und deftige englische Spezialitäten wie Pork Pie oder Fish and Chips in den Sinn. Die englische Küche ist aber deutlich vielfältiger, als mancher denkt. Britisches Essen überzeugt mit feinen Fischgerichten, vielerlei Pasteten und edlem Roastbeef. Auch süße Köstlichkeiten wie Scones, Crumble und Trifle machen die Reise nach England zum kulinarischen Genuss.
Überblick
Englisches Essen ist besser als sein Ruf. Auch wenn es in Deutschland immer mehr Geschäfte mit englischen Spezialitäten gibt, sucht man britische Restaurants hierzulande vergebens. Die meisten Menschen begegnen der englischen Küche erst im Urlaub. Schade eigentlich, denn jenseits des Ärmelkanals gibt es einige Leckereien, die auch einem verwöhnten Gaumen schmeicheln. Aber was ist typisch englisches Essen? Den kulinarischen Auftakt für euren Urlaubstag bildet das traditionsreiche englische Frühstück. Wohl keine Mahlzeit hat so die Vorstellung von englischem Essen geprägt wie diese üppige Abfolge aus kalten und warmen Speisen.
Wer es süß mag, darf sich auf die nachmittägliche Tea Time mit süßen Scones, Früchteküchlein und Gurken-Sandwiches freuen. Liebhaber von herzhaften Mahlzeiten erwartet eine Fülle an Pie- und Stew-Variationen sowie die britische Tradition des Sonntagsbratens. Als Schmelzpunkt fernöstlicher und europäischer Kulturen steht die englische Küche für Vielfalt und Kreativität. Der Hotspot für Feinschmecker ist die englische Hauptstadt London. Im Urlaub könnt ihr zudem die bodenständige englische Küche kennenlernen. Was die Engländer zu Abend essen, erfahrt ihr am besten beim Besuch in einem Pub, wo sich auch schnell die Frage klärt: Was trinken die Engländer? Nach Tee sind Ale und Gin die anerkannten Nationalgetränke im Königreich.
Geschichte & Einflüsse auf englisches Essen
Die traditionelle britische Küche basiert auf den Produkten, die das Meer und die nordeuropäische Landwirtschaft zur Verfügung stellen. Grundprodukte sind Nordmeerfisch, Lamm- und Schweinefleisch und Kartoffeln, die oft gemeinsam im Backofen gegart werden. Rustikale Gerichte wie Haggis, Stews und Black Pudding zeugen von der Bodenständigkeit der englischen Küche. Als Seefahrernation hatten die Engländer aber auch schon früh Zugang zu tropischen Früchten und exotischen Gewürzen. Auch das britische Nationalgetränk Tee ist aus Indien und China nach England gelangt.
Die englische Küche von heute ist sehr experimentierfreudig und vereint Tradition mit Moderne. Englisches Frühstück, Sunday Roast und Afternoon Tea sind fest in der britischen Esskultur verwurzelt. Daneben haben Einflüsse aus Afrika, Fernost und Nordamerika frischen Wind in die Küche gebracht. Das cremige und würzige Chicken Tikka Massala ist zum Beispiel längst als englischer Klassiker anerkannt. Ebenso wie Mango Chutney, Lemon Curd und die feinherbe Orangenkonfitüre.
Essgewohnheiten der Engländer
Wer typisch englisch essen möchte, kann damit schon morgens starten. Das traditionell englische Frühstück ist ein Menü mit vier Gängen – und der häufigste Grund, warum Englandreisende ihren Gürtel um einige Löcher lockern müssen. Die kalorienreiche Mahlzeit beginnt mit einem Glas Orangen- oder Grapefruitsaft, gefolgt von einer Portion Cerealien mit kalter Milch oder warmem Porridge. Als dritten Gang gibt es Spiegeleier, Würstchen, Speck, weiße Bohnen in Tomatensoße und manchmal auch Grilltomate, gebratene Champignons, Kartoffelrösti und gesalzenen Räucherhering. Zum Nachtisch folgt Toast mit Marmelade. Rundum köstlich!
Zugegeben, diese üppige Frühstücksgewohnheit halten auch die Engländer nicht jeden Tag durch. Am Wochenende wird das englische Frühstück dafür ausgiebig zelebriert. Falls ihr wie die Inselbewohner essen wollt, begnügt ihr euch sonntags dennoch lieber mit Toast und Tee. Denn die wohl zweitwichtigste Esstradition der Briten ist der Sunday Roast. Wie beim deutschen Sonntagsbraten kommt zu dieser üppigen Mahlzeit gern die ganze Familie zusammen. Oder man trifft sich einfach mit Freunden im Pub, um eine der traditionellen Varianten aus Braten, Gemüse und Kartoffeln mit einer Extraportion Soße zu verzehren.
Eine typisch Art, den Nachmittag zu genießen, ist die Teatime. Der klassische Afternoon Tea besteht aus einer frisch gebrühten Kanne Tee, begleitet von Kuchen, Fingersandwiches und süßen Scones, serviert auf einer Etagere. Kein Aufenthalt in England wäre kulinarisch vollständig, wenn ihr diese Zeremonie nicht miterlebt. Die Teatime in einem gemütlichen Café oder in der Lobby eines vornehmen Hotels ist der perfekte Genuss zum Nachmittag.
Vorspeisen & Suppen
Suppen und Vorspeisen – Soup & Appetizer – sind in der englischen Küche eher gehaltvoll. Seid ihr unterwegs und möchtet euch zwischendurch stärken, können Vorspeisen wie Meat Pie und Sausage Rolls, die englischen Blätterteigrollen mit delikater Wurstfüllung, bereits sättigend sein.
Mockturtle Soup (fleischhaltig)
Die bekannteste englische Suppe dürfte die “falsche” Schildkrötensuppe mit Kalbs- oder Rindfleisch sein. Ihr typisches Aroma erhält die Mockturtle Soup durch einen guten Schuss Sherry, der kurz vor dem Ende der Garzeit zugegeben wird. Als Suppe vor einer Mahlzeit ist das fast schon zu gehaltvoll.
Mulligatawny Soup (vegan und fleischhaltig)
Die Mulligatawny ist eigentlich gar keine englische Suppe, sondern stammt aus der indischen Küche. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die Curry-Hühnersuppe aus der ehemaliegen Kolonie aber ein fester Bestandteil britischer Speisepläne. Als erster Gang beim legendären “Dinner for One” genießt die Mulligatawny Soup obendrein Kultstatus bei Fans der englischen Lebensart. Wenn ihr gerne scharf esst, dürfte dieser anglo-indische Klassiker euren Gaumen erfreuen. Die vegane Variante wird mit Gemüsebrühe zubereitet. Eine sehr leckere Suppe, um sich von innen heraus durchzuwärmen.
Sandwiches (vegan, vegetarisch und fleischhaltig)
Ob als Vorspeise oder delikater Snack zum Nachmittagstee – Sandwiches haben einen festen Platz auf dem englischen Speiseplan. Klassiker wie das Gurken-Sandwich mit Dill und Creme fraîche sind ein idealer Appetithappen für Vegetarier. Ebenfalls populär sind gebutterte Toastbrotscheiben mit Lachs, Schinken, englischem Stilton-Käse oder Cheddar. Ganz wichtig: Die Weißbrotscheiben kommen ungetoastet und gaumenfreundlich von Krusten befreit auf den Teller. Wenn ihr es vielleicht knuspriger mögt, ist ein Toast mit Garnelen oder ein Chicken Club Sandwich eine köstliche Alternative.
Cornish Pasty (vegan und fleischhaltig)
Cornish Pasties heißen die kleinen gefüllten Pasteten, die üblicherweise ohne Besteck gegessen werden. Die halbmondförmigen Teigtaschen waren ein beliebtes englisches Essen für die Lunchbox der Minenarbeiter in Cornwall. Hinein kam, was an Fleisch und Gemüse in der Küche vorhanden war. In Bäckereien und Cafés erhaltet ihr den rustikalen Klassiker auch mit süßen und vegetarischen Füllungen. Perfekt als Reiseproviant!
Weitere typisch englische Vorspeisen, die ihr im Urlaub probieren könnt:
- Prawn Cocktail und modern variierte Garnelensalate, gern auch als Garnelen-Toast.
- Roastbeef Röllchen – eine beliebte Variation im Frühjahr sind Spargelröllchen im Roastbeef.
Hauptspeisen
Englisches Essen ist berühmt für gehaltvolle Hauptspeisen. So englisch wie die Queen sind Lammrücken mit Minzsauce und Roastbeef mit Cumberland Sauce und herzhaftem Yorkshire Pudding. Die knusprige Beilage besteht aus Eiern, Mehl und Milch, die im Ofen gebacken werden. Aus Schottland stammt das rustikale Haggis, ein mit Innereien, Zwiebeln und Hafermehl gefüllter Schafsmagen. Für die meisten Englandreisenden mutet das Gericht eher ungewohnt an.
Wer Deftiges mag, sollte es dennoch probieren. Deftig und sättigend kommen auch die Eintopfgerichte daher. Was essen die Engländer zu Abend – und vor allem wo? Im Pub bekommt ihr die Gerichte eher schnörkellos zubereitet. Irish Stew und ein Pint Bier gehören zum Beispiel zu den typischen Mahlzeiten in einem englischen Pub. Beim Dinner im Restaurant erwartet euch eine feinere britische Küche.
Fish and Chips (fischhaltig)
Ob in Pubs, Imbissbuden oder noblen Restaurants – das heimliche Nationalgericht der Engländer findet ihr landesweit auf nahezu allen Speisekarten. Traditionell nahmen viele Engländer den frittierten Kabeljau oder Schellfisch mit in Malzessig getränkten Pommes frites in ein Stück Zeitungspapier gerollt mit nach Hause. Als Gemüsebeilage fungieren Mushy Peas, ein sattgrünes Erbspüree mit Minze und Zitronensaft. England-Kenner schwören auf den Verzehr am Stehimbiss.
Pies (vegan oder Fleischhaltig)
Der Pie ist das ultimative englische Essen. Beliebt sind vor allem Pork Pies, die in unzähligen Variationen serviert werden. Die Pasteten mit grob gehacktem Schweinefleisch, umgeben von Gelee und einer knusprigen Kruste schmecken am besten kalt. Perfekt für ein Picknick! Ebenfalls nicht wegzudenken aus der englischen Küche sind der heiß verzehrte, delikate Fisherman’s Pie und der deftige Sheperd’s Pie. Das mit Kartoffelbrei überbackene Hackfleisch findet ihr auch als Cottage Pie auf der Speisekarte.
Black Pudding (fleischhaltig)
Wenn ein Engländer Black Pudding bestellt, erwartet er einen üppig gefüllten Telller mit deftiger Blutwurst, gern mit Zwiebelringen gebraten. Zu diesem englischen Essen werden klassischerweise Kartoffelpüree und Apfelmus gereicht.
Toad in the hole (fleischhaltig)
“Kröte im Loch” – der Name dieses Hauptgerichts klingt wenig lecker. Wenn ihr im England-Urlaub die Gelegenheit habt, dieses traditionelle englische Essen zu kosten, lohnt es dennoch zuzugreifen. Es besteht aus Bratwürsten (oder übrig gebliebenem Bratenstücken), die in einem Eierteig überbacken werden. Dazu gibt es eine Bratensauce oder – ganz klassisch – eine kräftige Zwiebelsauce. Wenn ihr an einem Sonntag im Restaurant typisch englisch essen geht, solltet ihr unbedingt das Pendant zum deutschen Sonntagsbraten probieren: Beim Sunday Roast kommt das gebratene oder geschmorte Fleisch traditionell in Begleitung von Yorkshire-Pudding, Roast Potatoes, Gemüse und einer würzigen Soße. Innovative Zutaten und kreative Zubereitung bringen aber ständig Neues auf den Tisch.
Nachspeisen
Zum Dessert mag man auch in England gern Süßes. Ein typisch britischer Nachtisch ist der Crumble oder ein Trifle. Beliebt ist aber auch Käse, traditionell auf einer Platte mit Crackern und einem Gläschen rotem Portwein serviert.
Trifle (vegetarisch)
Das Geniale am Trifle ist das Schichtsystem aus Kuchen, Creme und Früchten. Je nachdem welche Zutaten gerade zur Hand sind, wird er in der englischen Küche kreativ variiert. Klassisch kommt Biskuit in ein Glas und wird schichtweise mit frischen Früchten der Saison und cremiger Sahne, Mascarpone oder einer Puddingcreme bedeckt. Wenn es schnell gehen soll, lässt sich der Trifle auch mit Shortbread oder Cantuccini zubereiten. Damit das Gebäck sich angenehm mit dem Löffel verspeisen lässt, wird es großzügig mit Whiskey oder Likör beträufelt. So tasty!
Crumble (vegetarisch)
Wenn ihr Streuselkuchen mögt, werdet ihr auch den britischen Crumble lieben. In der Grundform besteht die Süßspeise aus Früchten, die mit Streuseln überbacken sind. Der Kreativität sind bei diesem englischen Essen keine Grenzen gesetzt. Ein Klassiker auf Speisekarten ist zum Beispiel der Apple Crumble. Als sommerliches Dessert sind Rhabarber- und Beeren-Crumble beliebt. Als Seelenschmeichler für den Herbst und Winter wird das Obst gern mit Zwetschgen, Birnen, Walnüssen und Zimt variiert.
Lemon Curd & Lemon Curd Cake (vegetarisch)
An Lemon Curd kommt ihr nicht vorbei. Eine Lemon Curd-Füllung bringt eine zitronige Note in Kuchen, Windbeutel und Kekse. Als puddingartiger Aufstrich für Scones und Toast versüßt er das Frühstück. Und wer die Zitrusfrische liebt, kann die Creme aus Butter, Zucker, Zitronen und Eiern als Topping auf den Trifle geben oder Fleischgerichte damit aufpeppen. Die englische Spezialität ist auch ein schönes Souvenir!
Englischer Cheesecake (vegetarisch)
Kühlen statt backen – einfacher als ein englischer Cheesecake lässt sich Käsekuchen nicht zubereiten. Der Boden besteht aus zerkrümelten und gebutterten Shortbread oder anderen Keksen. Für die Füllung werden Frischkäse, Zucker und Sahne vermischt. Je nach Geschmack kommt darüber eine Schicht aus Früchten oder Lemon Curd – dann muss der englische Käsekuchen nur noch im Kühlschrank fest durchkühlen.
Puddings (vegetarisch)
Englisches Essen ohne Puddings ist undenkbar. Der wohl berühmteste Pudding ist der Plumpudding, der traditionell zu Weihnachten auf den Tisch kommt. Im England-Urlaub werdet ihr eher dem Sticky Toffee Pudding begegnen. Der saftige Bisquitkuchen mit Datteln und einer leckeren Karamell-Toffeesauce zählt zu den beliebtesten Süßspeisen im Königreich. Am besten warm und mit etwas Vanilleeis verzehren. Ein himmlisch süßes Vergnügen.
Getränke
Was trinken die Engländer? Das beliebteste aller englischen Getränke ist sicherlich der schwarze Tee. “English Breakfast Tea” mit Milch ist das ultimative britische Grundnahrungsmittel. Gesüßt mit ein oder zwei Teelöffeln Zucker, ist eine Tasse Tee perfekt, um ein Energietief zu überwinden, die Seele über das britische Wetter hinwegzutrösten und ein knuspriges Shortbread hineinzutunken.
Dass England auch ein Land der alkoholischen Getränke ist, wird beim Besuch im Pub klar. Neben Bier fließt hier viel Hochprozentiges in die Gläser. Im Vergleich zum deutschen Pils, das in England als “Lager” ausgeschenkt wird, schmeckt das typisch englische Ale weniger spritzig. Bereits im Herstellungsprozess entwickelt das obergärige Ale weniger Kohlensäure. Es wird auch nicht mittels Kohlensäure gezapft, sondern mit einer Art Pumpe vom Fass ins Pint befördert. Der ideale Begleiter für ein englisches Essen im Pub.
Wenn ihr probieren wollt, was die Engländer trinken, lohnt es auch, das dunkle, malzige Porter zu probieren. Stout ist ein besonders kräftiges Porter mit cremefarbener Schaumkrone. Fans von Craft-Bieren haben die Gelegenheit, Biere von verschiedenen örtlichen Kleinbrauereien zu testen. Beim Hochprozentigen dominieren Gin und Whisky, genau genommen schottischer Whisky und irischer Whiskey (mit “ey”). Die Auswahl ist exzellent.
Lange bevor es Apérol gab, haben die Engländer auch schon Pimm’s getrunken. Der Likör auf Ginbasis wird mit frischen Früchten und Limonade zu einem spritzigen Sommerdrink gemixt. Gern auch als Aperitif vor einem englischen Essen. Was viele nicht wissen: England ist der drittgrößte Produzent von Cider weltweit. Und keine Nation trinkt pro Kopf soviel von dem spritzigen Apfel-Getränk wie die Briten. Das ideale Getränk zum Erfrischen, während ihr im England-Urlaub in der Sonne sitzt.
Vegetarisch & vegan essen
Dank vielfältiger kultureller Einflüsse hat sich in England ein lebendige Gastronomie-Szene für Vegetarier und Veganer entwickelt. Die größte Auswahl an rein vegetarischen oder veganen Restaurants findet ihr in London. Aber auch abseits der Metropole könnt ihr fleischlos schlemmen. Englische Köche gelten als sehr experimentierfreudig, und die Auswahl an Käse- und Gemüsesorten ist riesig. Auf vielen Speisekarten ist daher englisches Essen wie vegane Cornish Pasties, vegetarischer Sheperd’s Pie und Cheddar Brotpudding zu finden.
Alles super lecker!