Chichén Itzá: Yucatáns Ruinenstadt


Auf der Halbinsel Yucatán, im gleichnamigen Bundesstaat Mexikos, befindet sich mitten im Dschungel die vielleicht bedeutsamste präkolumbische Ruinenstätte Amerikas, die sich über mehr als 15 Quadratkilometer erstreckt. Wer Mexiko besucht, kommt um einen Besuch von Chichén Itzá einfach nicht herum.

Überblick

Mittelamerika war einst die Heimat hochentwickelter, indigener Kulturen, die mächtige Städte aus Stein bauten. Eine dieser Kulturen waren die Maya, die im Dschungel des heutigen Mexikos vor weit mehr als tausend Jahren die Stadt Chichén Itzá bauten. Heute sind die Überreste der Stadt eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten und voller mystischer Rätsel um Herkunft und Bedeutung.

Wenn ihr einen Urlaub in Mexiko plant und euch dabei nicht nur auf Mexiko-Stadt beschränken wollt, dann besucht unbedingt die Halbinsel Yucatán und Chichén Itzá. Wandert zwischen den Ruinen und lasst euch die geheimnisvollen Geschichten erzählen, die sich nach wie vor um diesen Ort ranken.

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Blick auf das Zentrum der Tempelanlage von Chichén Itzá

Es ist für die moderne Forschung sehr schwer, das Gründungsdatum und die Entstehungsgeschichte Chichén Itzás zu bestimmen. Viele Gebäude der Stadt sind zwischen 1.200 und 1.000 Jahre alt, doch mehrere Funde deuten auf eine noch längere Besiedelungsgeschichte der Region hin. Fast ebenso rätselhaft ist, unter welchen Umständen die Bewohner die Stadt nach und nach verlassen haben. Als die Spanier im frühen 16. Jahrhundert das Gebiet eroberten, spielte Chichén Itzá bereits keine große Rolle mehr.

Aus der Architektur lässt sich schließen, dass hier über die Jahrhunderte mehrere Stämme, Völker und Herrscherfamilien Einfluss ausgeübt hatten. Was die Ausgrabungen und Forschungen rund um Chichén Itzá betrifft, so schwankte deren Fortschritt und Qualität mit dem jeweiligen Eigentümer der Ländereien, auf denen die Ruinen stehen. Erst seit 2010 befindet sich der Großteil der alten Stadt in Besitz der Regierung von Yucatán.

Sehenswürdigkeiten

Chichén Itzá selbst ist eine einzige Sehenswürdigkeit. Die Anlage lässt sich aber in mehrere Bereiche aufteilen, von denen allerdings nur die sogenannte Große Plattform für Besucher zugänglich ist. In diesem Bereich wiederum stehen einige besonders sehenswerte Gebäude, die wir euch vorstellen.

Pyramide des Kukulcán

Im Zentrum der Tempelanlagen von Chichén Itzá steht eine dreißig Meter hohe Stufenpyramide, die wohl das bekannteste und bedeutendste Gebäude war und ist. Die Spanier nannten es “El Castillo”, also die Burg. Tatsächlich thront auf dem Castillo allerdings der Tempel des Kukulcán, bei den Maya einst der mächtige Gott der Wiederauferstehung im Gewand einer gefiederten Schlange.

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Pyramide des Kukulcán in der Ruinenstadt

Der Tempel hat an allen vier Seiten jeweils eine mächtige Treppe. Die Anzahl der Stufen plus der Stufe des Sockels ergaben einst wohl genau 365, also die Anzahl der Tage im zivilen Kalender der Maya. Dies, sowie so gut wie alles andere hier in Chichén Itzá, ist allerdings sehr spekulativ, was sicherlich auch einen Großteil des Reizes dieses Ortes ausmacht.

Templo de los Guerreros

Auf der Ostseite der Großen Plattform steht der sogenannte Kriegertempel, der Templo de los Guerreros. Außen und innen befinden sich aufschlussreiche Reliefdarstellungen aus der Zeit der Tolteken. Vor allem Adler, Jaguare und Krieger sind auf Säulen und Mauern dargestellt.

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Beeindruckender Templo de los Guerreros

Vor dem Tempel befindet sich eine Säulenhalle, deren Dach allerdings nicht mehr existiert. Sie ist Teil der sogenannten Halle der tausend Säulen. Diese Steinpfeiler sind geschmückt mit Kriegerdarstellungen. Es wird angenommen, dass sich hier die Krieger der Stadt versammelten und über Kriegszüge und ähnliches abstimmten.

Juego de Pelota

Die Menschen in Mexiko gelten als absolut fußballverrückt. Doch auch ihre Vorfahren hatten eine Vorliebe für Ballspiele. Der Juego de Pelota Ballspielplatz in Chichén Itzá ist sozusagen das größte der alten Maya-Stadien mit einem Spielfeld von 168 Metern Länge und 38 Metern Breite. Es wird angenommen, dass hier aber vor allem religiöse Zeremonien stattfanden. Vom Ballspiel der Maya ist wenig bekannt. Offenbar durfte ein mehrere Kilogramm schwerer Kautschukball nur mit Brust, Hüfte oder Schultern gespielt werden. Ziel war es wohl, den Ball in einen Ring zu befördern. Auf Darstellungen an den Wänden sieht man, dass dieses Spiel offenbar nicht selten schwere Verletzungen zur Folge hatte.

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Hier wurde Fußball gespielt: Juego de Pelota

Templo de las Mesas

Nördlich des Kriegertempels befindet sich ein weiterer Tempel, der erst in den 1990er Jahren ausgegraben wurde. Der deutsch-österreichische Hobby-Archäologe Teoberto Maler gab dem Tempel den Namen „Tempel des Großen Opfertisches“, da er hier die Durchführung ritueller Opferungen vermutete.

Jaguartempel

Südöstlich des Ballspielplatzes steht der Tempel der Jaguare. Die Fassade dieses gedrungen wirkenden Tempels ist die reichhaltigste von ganz Chichén Itzá. Hier könnt ihr die häufig vorkommenden gefiederten Schlangen sowie eine Prozession von Jaguaren bestaunen. Unterhalb des Tempels, an der Außenwand des Pyramidensockels, steht ein Jaguarthron. Das waren die Herrschersitze der Maya-Fürsten, vergleichbar mit den Thronen europäischer Könige. Das Relief an den Wänden zeigt prunkvoll gekleidete Personen, vermutlich große Anführer. Die Hieroglyphen dazu sind allerdings nicht die typische Maya-Schrift.

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Beeindruckender Jaguartempel in Chichén Itzá

Cenote Sagrado

Chichén Itzá bedeutet in der Sprache der Maya so viel wie „Am Rande des Brunnens der Itzá“, wobei Itzá eine Eigenbezeichnung des Volkes ist, welches Chichén Itzá bewohnte. Der Heilige Brunnen der Stadt ist eigentlich eine Cenote. Das sind die typischen Karsttrichter, die sich überall auf Yucatán finden lassen. Laufen sie mit Grundwasser voll, bilden sie ein wichtiges Süßwasserreservoir für Tiere und Menschen.

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Cenote Sagrado in Chichén Itzá

Die Cenote Sagrado, der heilige Brunnen Chichén Itzás, ist fast kreisförmig und hat beinahe senkrecht abfallende Wände. Bedeutende Funde aus Unterwasserexpeditionen lassen vermuten, dass hier Schmuck aus Jade und Gold, aber auch Menschen geopfert wurden. Für die Trinkwasserversorgung waren vermutlich die anderen, kleineren Cenoten in der Gegend verantwortlich.

Aktivitäten

Chichén Itzá ist eine historische Ausgrabungsstätte und bietet daher keine der typischen Freizeitaktivitäten, die ihr sonst in bekannten Urlaubsorten finden könnt. Vielmehr versucht die Regierung Yucatáns sogar, übermäßige Händlertätigkeiten im Umfeld der Stadt einzudämmen. Trotzdem gibt es einige großartige Dinge, die ihr in Chichén Itzá erleben könnt.

Tag-und-Nacht-Gleiche erleben

Zweimal im Jahr stehen Erde und Sonne so zueinander, dass überall auf der Welt Tag und Nacht fast genau gleich lang sind. Das passiert jeweils am 19., 20. oder 21. März im Frühling und am 22., 23. oder 24. September im Herbst. Seid ihr zufällig zur rechten Zeit an der Pyramide des Kukulcán, könnt ihr Beeindruckendes erleben.

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Tag-und-Nacht-Gleiche an der Pyramide von Chichén Itzá

Bei Sonnenuntergang der Tag-und-Nacht-Gleiche versinkt eine Seite der Pyramide im Schatten. Das Sonnenlicht fällt dann nur noch auf die Treppe und projiziert eine Art Lichtband. Dieses verbindet sich mit dem Schlangenkopf am Fuß der Pyramide und stellt so für einen kurzen Moment eine gefiederte Schlange dar.

Echos lauschen

Bestimmte Gebäude oder Resonanzflächen ergeben bekanntlich stattliche Echos. Das ist auch bei den monumentalen Bauten in Chichén Itzá nicht anders. Die einheimischen Guides wissen dies sehr anschaulich zu präsentieren. Eine mystische Bedeutung haben die Echos allerdings wohl eher nicht. Vor der großen Pyramide des Kukulcán wird der Schall mehrere hundert Meter weit zurückgeworfen. Klatscht man dort in die Hände, hört es sich von weiter weg laut wie ein Pistolenschuss an. Ein ähnliches Phänomen hört ihr beim Klatschen auf dem Ballspielplatz, welches sich wie das Gebrüll eines Jaguars anhört.

Lichtershow erleben

Ihr möchtet auf spektakuläre Weise etwas über die Geschichte der Maya erfahren? Dann besucht Chichén Itzá zum Abend hin. Nach Einbruch der Dunkelheit finden im nördlichen Teil der Anlage Lichtershows statt, bei denen die alten Gebäude in buntes Licht getaucht werden. Zu atmosphärischer Musik wird euch etwas zu den alten Maya-Kulturen erzählt.

Strandtag einlegen

Wenn ihr gerade schon auf Yucatán seid, solltet ihr unbedingt einen der schönen Strände besuchen. Von Chichén Itzá aus fahrt ihr zwar eine Weile, doch es lohnt sich. In Cancún befindet sich zum Beispiel ein 23 Kilometer langer Strand mit allem, was das Herz begehrt. Bei Akumal könnt ihr zum Maya-Riff tauchen, dem zweitgrößten Riff der Welt.

Ausflug zur Ik Kil Cenote machen

Nur ein Katzensprung von Chichén Itzá entfernt findet ihr die Ik Kil Cenote mit einem Durchmesser von 60 Metern. Anders als im Heiligen Brunnen von Chichén Itzá könnt ihr in Ik Kil Schwimmen gehen. Allerdings gab es auch hier schon Funde, die auf rituelle Opferungen in der Cenote hinweisen.

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Zauberhafter Lichteinfall in der Ik Kil Cenote

Eine Steintreppe führt euch vom Rand zum 26 Meter tiefer gelegenen Schwimmplateau. Neben der Cenote findet ihr in der Nähe auch ein Hotel und ein Restaurant. Ik Kil war in der Vergangenheit zudem Austragungsort sportlicher Wettbewerbe für Turmspringer.

Reise-Infos

Die berühmte Ausgrabungsstätte Chichén Itzá, die übrigens seit 1988 Weltkulturerbe der UNESCO ist, befindet sich auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán. Dementsprechend müsst ihr bei der Einreise und bei eurem Aufenthalt einiges beachten. Wir haben die wichtigsten Tipps für euren Urlaub in Mexiko zusammengefasst.

Eintritt & Öffnungszeiten

Ihr könnt Chichén Itzá täglich von 8 bis 17 Uhr besuchen, wobei Mexikaner an Sonntagen freien Eintritt haben. Dort und ab dem Mittag kann es in der Ruinenstadt recht voll werden. Ein Ticket mit „Skip-the-Line“-Option vorzubuchen lohnt sich vor allem dann, wenn ihr zu einer besucherstarken Zeit anreisen wollt. Am frühen Morgen benötigt ihr diese Variante in der Regel nicht.

Reisezeit

Klimatisch betrachtet eignet sich ein Trip nach Chichén Itzá vor allem im europäischen Herbst und Winter. Dann ist auf Yucatán nämlich Trockenzeit und es ist angenehm warm. Zudem lohnt dann auch ein Strandtrip an die Küste. Wollt ihr das mystische Spektakel der Tag-und-Nacht-Gleiche erleben, müsst ihr an den entsprechenden Tagen im März oder September vor Ort sein.

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Maya-Kunst in Chichén Itzá

Reisedauer

Die Anreise nach Mexiko ist lang und es existiert ein Zeitunterschied von sieben Stunden zu unserer mitteleuropäischen Zeit. Ihr werdet also auch ein wenig Jetlag haben. Allein deswegen lohnt eine Reise nach Mexiko nur, wenn ihr mindestens zehn Tage Urlaub habt. Chichén Itzá könnt ihr als Tagestrip einplanen, etwa von Mérida oder Cancún aus.

Anreise

Für die Einreise nach Mexiko braucht ihr kein Visum, sondern lediglich euren Reisepass. Bei der Einreise erhaltet ihr außerdem eine spezielle Touristenkarte als amtliches Dokument. Um am schnellsten nach Chichén Itzá zu gelangen, solltet ihr zunächst nach Cancún fliegen. Das ist die nächstgelegene Stadt mit einem internationalen Flughafen, der auch von Deutschland aus angeflogen wird. Von Cancún aus gibt es viele organisierte Tagesausflüge in die Maya-Stätte. Alternativ fahrt ihr mit dem Mietwagen oder einem Linienbus dorthin.

Fortbewegung vor Ort

Obwohl die Ruinenstadt selbst mit rund 15 Quadratkilometern recht weitläufig ist, könnt ihr nur einen recht kleinen Bereich betreten. Die Große Plattform könnt ihr bequem zu Fuß erkunden. Für alle Ausflüge um Chichén Itzá herum braucht ihr einen Mietwagen oder ein Taxi.

Sprache & Verständigung

So wie in ganz Mexiko, so wird natürlich auch in Chichén Itzá Spanisch gesprochen. Da es sich um ein touristisch sehr gut erschlossenes Areal handelt, kommt ihr aber auch mit Englisch ganz gut weiter. Alternativ eignet ihr euch einfach vorab ein bisschen Spanisch an oder frischt eure eingestaubten Schulkenntnisse auf.

Essen & Spezialitäten

Auf der Halbinsel Yucatán, auf der Chichén Itzá liegt, existiert eine äußerst fantasievolle Küche, die oft alte Maya-Traditionen beinhaltet. Das gilt zum Beispiel für die Achiote, den Samen des Orleansstrauches. Mit diesem alten Maya-Gewürz wird auf Yucatán gern das Fleisch gewürzt.

Sopa-de-Lima
Erfrischende Sopa de Lima

Regional typisch ist die Sopa de Lima, eine Limettensuppe. Papadzules sind die yucatekische Version der Enchiladas, aromatisiert mit Epazote. Tamales sind gefüllter Maisteig, Queso Relleno wiederum gefüllter Käse. Erfrischen dazu schmeckt ein grüner Saft aus der Chaya-Frucht. Als Absacker empfiehlt sich Xtabentún, ein alkoholisches Getränk aus Anissamen und Honig.

Hotels & Unterkünfte

In unmittelbarer Nähe der Ausgrabungsstätte hat sich eine Infrastruktur gebildet, die auch einige Hotels beinhaltet. Liegt euer Hauptaugenmerk auf dem Aufenthalt hier, bietet sich diese Option an. Ihr habt dann den Vorteil, früh an der Stätte sein zu können, ehe die meisten anderen Touristen und Händler dort eintreffen. In den frühen Morgenstunden habt ihr Chichén Itzá manchmal fast für euch allein.

Solltet ihr Chichén Itzá nur für einen Tagesausflug aufsuchen, findet ihr viele gute und sehr gute Hotels in Cancún sowie in Mérida oder anderen Küstenstädten an der Ostküste Yucatáns. Ansonsten gibt es auf der Halbinsel einige abenteuerliche Dschungelhotels sowie traditionelle Haciendas, die zu Gasthäusern umfunktioniert wurden.

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