Tessin in der italienischen Schweiz

Die Schweiz – das bedeutet für uns meist Alpen, wandern, Skifahren und viel Schnee. Doch es gibt eine Region in der Schweiz, in der es beinahe wie am Mittelmeer ist. Im Tessin herrscht mildes, geradezu . Ein idealer Ort, um die atemberaubende Natur zu erleben und sich danach unter Palmen am See zu entspannen und zu sonnen.

Das Tessin ist ein Schweizer Kanton im Süden des Landes und grenzt an Italien. Das Gebiet gehört zur italienischsprachigen Schweiz und lockt jedes Jahr Besucher aus vielen Ländern an. Neben den mächtigen Alpen ist das Tessin vor allem bekannt für seine schönen Seen, beschauliche Dörfer sowie großartige Wander- und Radwanderwege.

Das besonders milde Klima im Tessin ist der Lage am Fuße der Alpen zu verdanken. Die hohen Berge halten nämlich die kalte Luft von Norden ab, während die warme Mittelmeerluft sich ungehindert bis ins Tessin ausbreiten kann. Folglich gibt es beispielsweise in Locarno deutlich weniger Regen und viel mehr Sonnentage als etwa in Zürich.

Das Tessin ist mit etwas über 350.000 Einwohnern sicher nicht die am dichtesten bevölkerte Region Europas. Es gibt nur eine Handvoll Städte, die allerdings allesamt einen Besuch wert sind. Wir haben für euch die drei größten unter die Lupe genommen.

Am Luganer See, kurz vor der Grenze zu Italien, befindet sich mit Lugano die größte Stadt im Tessin. Lugano ist zwar vorrangig ein wichtiger Finanzplatz, aber eben auch ein charmanter Ort mit mediterranem Flair, mildem Klima und einer traumhaften Altstadt. Schlendert durch die Via Nassa oder über die Piazza Dante und erkundet die Seepromenade.

Lugano gilt übrigens als Stadt der Schwäne. Vor langer Zeit schenkte die Stadt Zürich den südlichen Eidgenossen nämlich ein Paar Schwäne als Zeichen der Verbundenheit. Diese vermehrten sich freudig und so gibt es heute am Seeufer zahlreiche Schwäne, die sich mit Vorliebe füttern und fotografieren lassen.

Am Lago Maggiore befindet sich mit Locarno eine kleine, aber sehr schöne Stadt, die ebenfalls von der Lage am See und vom warmen Klima profitiert. Locarno ist sogar der nördlichste Ort, der mit mediterranem Klima aufwarten kann. Das und das charmante Kleinstadtflair machen Locarno zu einem beliebten Ausflugsziel.

Locarno verfügt über eine Stadtseilbahn, die euch hoch zur Wallfahrtskirche Madonna del Sasso Orselina bringt. Auf mehr als 1.300 Metern Höhe ist die Bergstation Cardada mit einer Aussichtsplattform, die euch einen beeindruckenden Ausblick bietet.

Bellinzona ist der Hauptort im Kanton Tessin. Die Stadt liegt am Fuß des Gotthardmassivs östlich des Flusses Tessin und verfügt über eine Vielzahl von Kulturgütern wie Kirchen, Klöster und weltliche Gebäude. Ein Stadtspaziergang lohnt sich also.

Das wohl am meisten beeindruckende Bauwerk Bellinzonas ist die Wehranlage mit drei Burgen, die seit 2000 auch Weltkulturerbe der UNESCO ist. Die Hauptburg Castelgrande, die Kastelle Montebello und Sasso Corbaro sowie die Doppelmauer Murata wurden hauptsächlich im 15. Jahrhundert errichtet, um das örtliche Tal zu kontrollieren.

Die meisten Sehenswürdigkeiten des Tessins sind ohne Übertreibung als wahre Naturwunder zu bezeichnen. Hohe Berge, wundervolle Täler und bezaubernde Seen mit traumhaften Inseln machen das Tessin zur ersten Adresse für Naturliebhaber und Wanderfreunde.

Der Lago Maggiore ist der wohl bekannteste See im Tessin, obwohl er eigentlich größtenteils in Italien liegt. Auf der Schweizer Seite liegen Locarno sowie der ebenfalls sehr beliebte Ferienort Ascona. Nirgendwo ist die Schweiz übrigens flacher als hier, denn der See bildet mit einer Höhe von 193 Metern über dem Meer den tiefsten Punkt des Landes. Viele im See vorkommende Fische könnt ihr in den angrenzenden Restaurants fangfrisch genießen.

Etwas südwestlich von Ascona liegen die Brissago-Inseln im Lago Maggiore. Die kleinere der beiden Inseln ist größtenteils naturbelassen. Auf der größeren Insel befindet sich ein Botanischer Garten, der Pflanzen von allen fünf Kontinenten beherbergt, darunter Bambus, Bananen und Eukalyptus.

Die Inseln von Brissago haben mit Abstand das wärmste Klima der ganzen Schweiz. Daher gedeihen hier viele für Mitteleuropa untypische Pflanzen und sogar Palmen. Außerdem gibt es auf den Inseln keine Eistage, während der Rest der Schweiz sich über zu wenig Eis und Schnee wohl kaum beklagen kann.

Etwas nördlich des Lago Maggiores befindet sich das Verzascatal am gleichnamigen Fluss. Dieser kristallklare, türkisfarbene Fluss ist umringt von steilen Berghängen und zählt zu den schönsten Orten zum Wandern im Kanton. Das Tessin ist ein wahres Idyll mit vielen Naturschönheiten.

Wenn ihr mutig seid, könnt ihr euch nach einer Wanderung mit einem Sprung ins eiskalte Wasser des Flusses erfrischen. Wenn ihr ganz verwegen seid, dann macht euch auf den Weg zur Ponte dei Salti in Lavertezzo und wagt einen Sprung von dieser 14 Meter hohen Brücke ins kalte Nass.

Ganz weit im Nordosten des Tessins liegt der Basodino Gletscher. Hier ist nichts mehr vom mediterranen Klima der südlichen Seen zu spüren. Bei einer mehrstündigen Wanderung hinauf zum Gletscher merkt ihr, wie aus dem satten Grün der Wiesen langsam grauer Fels wird. Wer es bis oben schafft, wird allerdings mit einer großartigen Aussicht entlohnt.

Mit etwas Glück trefft ihr auf dem Gletscher vielleicht sogar die eine oder andere Berggämse oder einen Steinbock, der sich mit spielerischer Leichtigkeit über die glatten Felswände bewegt. Manchmal sind auch putzige Murmeltiere zu sehen.

Die meisten Aktivitäten im Tessin leiten sich von der wunderschönen Natur ab. Natürlich könnt ihr auch hier in den Städten ins Museum gehen oder Veranstaltungen besuchen. Doch seine wahre Schönheit entfaltet das Tessin vor allem beim Wandern, auf dem Rad oder beim Klettern in den Alpen.

Das Tessin gilt als Eldorado für Radfahrer und bietet eine Vielzahl interessanter Radwanderwege. Beginnt beispielsweise in Lugano und fahrt entlang des Luganersees hoch bis zum Monte Brè in 925 Metern Höhe. Hinab geht es durch bewaldete Trails bis Pairolo und weiter bis zur Alpenhütte Capanna Monte Bar.

Folgt ihr den anschließenden Trails, erkundet ihr die malerischen Täler des Tessins und strengt euch bei den Anstiegen zu den Hügeln richtig an. Als Belohnung dürft ihr euch auf einen leckeren Espresso und deftige Köstlichkeiten in den Cafés und Restaurants freuen, die ihr in den Dörfern an der Strecke findet.

Stolze 4.000 Kilometer Wanderwege gibt es im Kanton Tessin – von einfachen Spazierwegen an Fluss und See bis hin zu anspruchsvollen Wandertrails in den Bergen. Folglich ist das Wandern wohl die beliebteste Aktivität im Tessin und wird auch euch bei eurer Reise wärmstens ans Herz gelegt.

Eine Wanderung der besonderen Art ist der Lehrpfad Tracce d’uomo. Hier erkundet ihr nicht nur die schöne Landschaft im Tal der Tresa, sondern erfahrt viel Wissenswertes über den Weinanbau im Tessin. Zur Belohnung darf es am Ende sicher auch ein Schlückchen regionaler Merlot sein.

Das Tessin gilt wegen der vielen Risse und Verschneidungen unter Klettersportfreunden als ein Favorit innerhalb des Alpenbogens. Mehr als 70 spezielle Standorte aller Schwierigkeitsstufen sind für den Kanton vermerkt. Entdeckt die vielen Kliff- und Mehrseilrouten auf Granit oder Gneis und erobert die imposanten Berge.

Besonders schöne Aussicht habt ihr im Raum Locarno, wo ihr vom Klettertrail aus direkt auf den Lago Maggiore blicken könnt. Im Maggiatal erwarten euch viele Routen für Anfänger, aber auch anspruchsvolle Trails. Am Lago di Luzzone ganz im Norden könnt ihr sogar entlang der Bogenstaumauer klettern.

Stichwort Staumauer: Im Verzascatal befindet sich eine 220 Meter hohe Staumauer, von der aus ihr per Bungeeseil in die Tiefe springen könnt. Hier entstand die legendäre Filmszene aus dem James-Bond-Film „Goldeneye“, in der 007 den Sprung hinunter wagt.

Seilbahnen gibt es im Tessin einige. Doch wohl keine ist so abenteuerlich und so ehrfurchterregend wie die Seilbahn vom Bavonatal zur Alp Robiei. Vier Kilometer lang führt euch die Strecke über tiefe Schluchten und an steilen Hängen vorbei hinauf auf den fast 2.000 Meter hohen Berg.

Oben angekommen habt ihr einen tollen Ausblick auf den Bergsee Lago di Robiei. Wenn ihr möchtet, könnt ihr noch weiter hinauf bis zum Lago dei Matörgn und zum Randinascia wandern. Die Seilbahn verkehrt nur in der Zeit zwischen Juni und Oktober.

Wer den Wintersport liebt, der wird Tessin erst recht lieben. So könnt Ihr euch auf großartige Skigebiete freuen, die mit Pistenlängen von bis zu 30 Kilometern Wintersportbegeisterte aus aller Welt anziehen. Sogar Freerider finden in den verschiedenen Skigebieten des Tessins fantastische Möglichkeiten, um Sprünge und Stunts im freien Gelände zu zeigen.

Die meisten Skigebiete liegen im Norden des Kantons. Während das Skigebiet Pesciüm – Airolo eher für fortgeschrittene Ski- und Snowboardfahrer geeignet ist, bietet das Skigebiet Nara – Leontica ganze 10 Kilometer Pistenstrecke, die einfach zu befahren sind und sich daher für Anfänger wunderbar eignen.

Eines haben die ganzen Skigebiete in Tessin aber gemeinsam: einen wunderschönen Ausblick! Schneebedeckte Bergketten, von Schnee eingehüllte Alpendörfer sowie gewaltige Gebirgsformationen ergeben ein Panorama, dass euch zum Staunen bringen wird! Vielleicht ist ein Urlaub in Tessin die ideale Gelegenheit, um nicht nur die schöne Natur der italienischen Schweiz, sondern auch die eigene Begeisterung für Wintersportarten zu entdecken?!

Es ist nur eine Frage der Zeit, wann ihr in den Tessin-Urlaub aufbricht? Wir liefern euch wichtige Reise-Infos, damit die Vorbereitung einfach vonstattengeht.

Die angenehmsten Temperaturen und der geringste Niederschlag erwarten euch im Tessin üblicherweise in der Zeit von Juni bis September. Generell ist das Klima dort aber ganzjährig etwas milder als in den höher gelegenen Kantonen. Schaut in den Wintermonaten vorbei, wenn ihr Lust auf Skifahren und Co. habt.

Ausgiebiges Wandern, eine lange Radtour oder Erfolge beim Skifahren brauchen ihre Zeit. Plant für das Tessin mindestens fünf bis acht Tage ein. Besucht ihr eine Stadt, so reicht auch ein langes Wochenende.

Ihr benötigt für die Einreise weder Reisepass noch Visum, sondern lediglich einen gültigen Personalausweis. Es gibt aber gewisse Einfuhrgrenzen, etwa für Alkohol (1 Liter mit mehr als 18%) oder Zigaretten (250 Stück). Da die Schweiz kein EU-Land ist, hat sie natürlich auch keinen Euro. Bezahlt wird mit der Währung Schweizer Franken.

Die Lage des Tessins südlich der Alpen war lange Zeit der Grund, warum der Kanton nicht ganz so einfach mit dem Auto erreicht werden konnte. Mit dem Bau des Gotthardtunnels änderte sich das. Auch heute noch ist es sehr zu empfehlen, bei der Anfahrt mit dem Auto den knapp 17 Kilometer langen Tunnel vom Kanton Uri aus zu nutzen. Alternativ könnt ihr über den Bodensee durch den San-Bernardino-Tunnel fahren.

Landschaftlich genauso schön, aber weniger anstrengend ist die Fahrt mit dem Zug. Von Deutschland aus fahrt ihr über Basel oder Zürich weiter nach Bellinzona und passiert dabei den Gotthard-Eisenbahntunnel. Wer fliegen möchte, sollte zunächst Zürich oder Mailand ansteuern. Von dort aus gibt es Anschlussflüge zu dem kleinen Flughafen Agno, der in der Nähe von Lugano liegt.

Das Tessin gilt als Region der Radfahrer. Wenn ihr es erkunden wollt und dabei noch etwas für die Gesundheit tun möchtet, dann schwingt euch aufs Rad. Ansonsten ist ein Mietwagen keine schlechte Idee, um von Ort zu Ort zu gelangen. In den beschaulichen Städten des Tessins braucht ihr allerdings nicht unbedingt einen Wagen.

Das Tessin ist einer der beiden Schweizer Kantone mit italienischer Amtssprache. Deutsch wird nur von einer etwa zehnprozentigen Minderheit gesprochen. Ihr solltet also nach Möglichkeit eure Italienischkenntnisse ein wenig aufpolieren oder Englisch üben.

Das Tessin war lange Zeit sehr landwirtschaftlich geprägt. Diese Tradition zeigen sich auch heute noch in der Tessiner Küche. Noch immer gehört die gute alte Hirse- oder Buchweizenpolenta zur Tessiner Küche ebenso dazu wie der kräftige Käse aus Alpenmilch. Dank der kulturellen Nähe zu Italien ist aber auch Pasta in allen Variationen sehr beliebt. Gleiches gilt für Pancetta Arrotolata, wobei es sich um Bauchspeck vom Schwein samt Fleisch handelt.

Weinkenner wissen, dass das Tessin zu den kleinen, aber feinen Weinanbauregionen Europas gehört. Vor allem der Merlot aus dem Wein von kalkhaltigen Hängen am Fuße der Berge wird hochgeschätzt. Der Tessiner Wein wird aber nicht nur getrunken, sondern dient auch vielen Gerichten als abschmeckende Zutat.

Der Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren des Tessins. Entsprechend findet ihr in den Städten sehr viele kleine und mittlere Hotels sowie Pensionen und Ferienwohnungen. In den kleineren Dörfern ist es hingegen nicht so überlaufen und noch viel ruhiger und ursprünglicher.