Marseille, Nizza, Cannes, Saint-Tropez – die französische Mittelmeerküste ist reich an weltberühmten Hafenstädten und Urlaubsdomizilen. Die kleine Stadt Hyères ist vielleicht ein wenig unbekannter, doch nicht minder schön. Hier trifft eine wunderbare Landschaft auf eine historische Altstadt mit langer Geschichte.
Überblick
Die Hafenstadt Hyères an der Côte d’Azur ist die südlichste Stadt der Provence und mit dem ungleich größeren Toulon benachbart. Eine Landzunge mit ausgedehnten Buchten und mehr als 35 Kilometern Sandstrand machen Hyères zu einem exquisiten Badeort. Wo einst die englische Königin Viktoria Urlaub machte, erwarten euch auch heute noch lange, feine Sandstrände ebenso wie das Maurenmassiv oder eine bestens erhalten gebliebene mittelalterliche Altstadt.
Geschichte
Die älteste Sehenswürdigkeit von Hyères, nämlich der örtliche Schalenstein, weist zugleich auf eine Besiedlung der Gegend seit mehr als 5.000 Jahren hin. Wichtig wurde die Region später durch die Errichtung der griechischen Kolonie Olbia, die auch unter den Römern viele Jahrhunderte florierte. Das eigentliche Hyères wurde zuerst 963 erwähnt, damals noch unter dem Namen Eyras. Die Stadt gehörte über die Jahrhunderte zu einigen jeweils vorherrschenden Grafschaften und damit immer auch zum Fränkischen Reich beziehungsweise dem heutigen Frankreich.
Im späten 18. Jahrhundert war Hyères einer der ersten Urlaubsorte für die englische Oberschicht und somit einer der Geburtsorte des französischen Tourismus. Obwohl Monaco, Nizza und Cannes mit der Zeit wichtiger wurden, bleibt Hyères nach wie vor ein beliebtes Urlaubsziel mit etwas weniger Prunk und Exklusivität als die genannten Städte.
Sehenswürdigkeiten
Die Altstadt von Hyères ist mindestens 1.000 Jahre alt und sehr gut erhalten. Die meisten der Sehenswürdigkeiten gehören zu den besonders geschützten „monuments historique“ des Landes. Berühmt ist Hyères außerdem für seine Gärten.
Templerturm
Der Tours de Templiers mitten in der Innenstadt ist eine der ältesten Bauten der Stadt. Er wurde im 12. Jahrhundert von den Templern errichtet, jenem christlichen Ritterorden, der im Königreich Jerusalem gegründet wurde. Später diente der Turm als Rathaus und Gerichtsgebäude. Heute nicht nur eine Sehenswürdigkeit für Besucher ist der Templerturm (auch Chapelle Sainte Blaise genannt) auch ein begehrter Ausstellungsraum. In wechselnden Ausstellungen wird die historische und kulturelle Vielfalt der Region gezeigt.
Chateau d‘Hyères
Die alten Befestigungsanlagen aus dem 11. bis 14. Jahrhundert sind eines der Wahrzeichen der Stadt. Über allem thront die Ruine des Chateau d’Hyères, das ehemalige Burgschloss. Allein der Weg dorthin ist ein absolutes Muss für alle Besucher von Hyères. Zu den Befestigungen gehören auch die Reste der mächtigen Stadtmauern, die einst die Stadt einhegten. Noch immer sind zahlreiche Mauerstücke und einige der viereckigen Türme gut zu erkennen. Wer in die Altstadt will, passiert auch heute noch häufig eines der vier alten Stadttore.
Jardin Olbus Riquier
Hyères ist einer der Orte, die bereits im Rahmen eines Europäischen Wettbewerbs als „Blühende Stadt“ ausgezeichnet wurde. Das liegt vorrangig an den vielen schönen Parks und Gärten, die die Stadt zu bieten hat. Einige davon blicken auf eine lange Tradition zurück, etwa der Jardin Olbus Riquier im Süden von Hyères. Dabei handelt es sich gleichsam um einen Botanischen wie auch einen Ziergarten mit vielen exotischen und seltenen Pflanzen. Auf einer Fläche von rund sieben Hektar gibt es zudem einen kleinen See, einen Zoo, ein Gewächshaus sowie zahlreiche Angebote für Kinder.
La Tour Fondue
Im Süden Hyères liegt die Halbinsel Giens. Deren exponierte strategische Lage eignete sich im 17. Jahrhundert ausgezeichnet für die Errichtung einer Festung, die den Küstenabschnitt kontrollierte. Die Überreste davon sind heute eine weitere Sehenswürdigkeit von Hyères. Die Ruine der Wehranlage hat sicher einen gewissen historischen Wert. Doch wesentlich schöner ist der Ausblick, den ihr von hier aus auf das Meer und die vorgelagerte Insel Porquerolles habt. Generell eignet sich die Halbinsel Giens bestens für einen ausgedehnten Spaziergang an der Küste.
Ruinen von Olbia
Etwas außerhalb des eigentlichen Stadtgebietes liegen die Überreste der antiken Stadt Olbia, die einst von griechischen Seefahrern gegründet wurde. Danach hatten mehr als 600 Jahre lang die Römer das Sageb, ehe Olbia 578 von den Franken zerstört wurde. Noch heute können die Überreste der Stadt besichtigt werden. Unter fachkundiger Führung bekommt ihr viel Wissenswertes über die antike Geschichte dieser Gegend mitgeteilt und erfahrt, wie eine Siedlung vor 2.000 Jahren aufgebaut war. Zudem gibt es auch beeindruckende Ruinen einer Zisterzienserabtei aus dem 13. Und 14. Jahrhundert.
Strände
Wie es sich für einen Erholungsort an der Côte d’Azur gehört, verfügt Hyères natürlich über einige wunderschöne Strände. Diese verteilen sich unter anderem auf die Gegend östlich der Stadt sowie auf die Halbinsel Giens und nicht zuletzt auf die drei vorgelagerten Inseln, die aufgrund ihrer feinen Strände auch Îles d’Or (Goldinseln) genannt werden.
Strände auf Giens
Auf der Halbinsel Giens gibt es mehrere Strände, die allerdings in der Hauptsaison recht gut besucht sind. Die Plage de l’Almanarre liegt in einer geschützten Bucht und ist daher ideal zum Wind- und Kitesurfen. Mit Kindern fahrt ihr am besten zur Plage de la Madrague, da dieser sehr flach ins Wasser abfällt. Wer es wild und abgeschieden mag, der besucht die Plage d’Escampo-Barriou am Südwestende von Giens.
Strände östlich der Stadt
Beginnend direkt hinter dem Flughafen findet ihr Richtung Osten einen Strand nach dem anderen von Hyères bis hinauf nach Saint-Tropez. Besonders erwähnenswert sind die Plage Miramar, ein sehr sauberer Stadtstrand, sowie die Plage de l’Argentière, die über viel Platz im Schatten von Bäumen verfügt.
Strände auf den Îles d‘Hyères
Die drei vorgelagerten Inseln vor Hyères verfügen jeweils auch über einige Strände, von denen einer schöner als der andere ist. Die Plage Notre Dame auf Porquerolles gilt als besonders schön. Das liegt nicht nur am glasklaren Wasser und am feinen Sand, sondern auch an der Unberührtheit des Strandes. Er ist am besten mit dem Fahrrad zu erreichen und daher nicht so überlaufen. Doch es gibt dort eben auch keine Läden, daher solltet ihr ausreichend Proviant – vor allem Getränke – mitnehmen.
Aktivitäten
Hyères bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, seinen Tag interessant und abwechslungsreich zu gestalten. Das im Rücken der Stadt gelegene Maurenmassiv ist zum Wandern geeignet, während das Mittelmeer Wassersportlern reichlich Gelegenheiten bietet. Wem das nicht reicht, der ist in wenigen Autostunden in Nizza oder Marseille.
Wandern im Maurenmassiv
Das Massif des Maures liegt unmittelbar im Rücken von Hyères und bildet den landschaftlichen Gegensatz zu den Stränden und dem Meer. Die dicht bewaldeten Hügel sind zum Teil Schutzgebiet, aber größtenteils auch als Wanderareal erschlossen. Zahlreiche Wanderrouten führen durch das Massiv, teilweise sogar bis zur Halbinsel von Saint-Tropez.
Tauchen, Surfen & Segeln
Bei so einer schönen und langen Küstenlinie verwundert es nicht, dass Hyères zahlreiche Wassersportangebote zu bieten hat. An vielen Stränden gibt es Surfschulen, Anbieter von Tauchtouren oder auch Verleihe für Kitesurfen, Windsurfen oder Segeln. Für Anfänger eignet sich vor allem die Bucht westlich der Halbinsel Giens. Gerade das Surfen hat in Hyères eine besondere Tradition. Im Frühling wird hier seit vielen Jahrzehnten der ISAF Sailing World Cup ausgetragen. Im Herbst hingegen findet der Grand Prix de Almanarre statt, ein Langstreckenrennen für die Surfelite aus der ganzen Welt.
Sich inspirieren lassen
Hyères, so heißt es, hat ein ganz besonderes Flair, welches schon immer einige große Geister zu schöpferischen Höchstleistungen inspiriert hat. Nobelpreisträger André Gide wirkte hier ebenso wie der russische Poet Georgi Iwanow und die US-amerikanische Schriftstellerin Edith Wharton, die sich in der Stadt sogar ein Schloss kaufte. Auch der schottische Autor Robert L. Stevenson lebte zwei Jahre in Hyères.
Vielleicht ist es das Rauschen des Meeres, vielleicht der Schatten der Berge oder vielleicht auch das gute Essen der Provence – vermutlich aber ist es die Melange aus allem, was die Côte d’Azur und insbesondere Hyères so speziell macht. Wenn ihr kreative Geister seid, könnte euch dieser Ort vielleicht auch zu neuem Schaffen inspirieren.
Nationalpark Port-Cros besuchen
Eine der Îles d’Or, die vor Hyères liegen, ist gänzlich als Nationalpark deklariert, nämlich Port-Cros. Die französische Regierung reagierte damit 1963 auf die drohende Zerstörung der Natur durch den übermäßigen Hotelbebau seit den 1920er Jahren. Seitdem blüht die Natur sichtbar auf und die Insel beherbergt mehr als 500 Pflanzenarten sowie zahlreiche Vögel, Geckos und seltene Frösche.
Genaugenommen erstreckt sich der Nationalpark Port-Cros nicht nur über die gleichnamige Insel, sondern auch über weite Teile von Porquerolles sowie kleinere Inseln und das Küstengebiet drumherum. Besucher und Einheimische müssen sich an strenge Regeln halten. So ist etwa das Rauchen oder das Mitführen von Hunden verboten.
Tagesausflug nach Nizza oder Marseille
Manche Reisende beschränken sich nicht auf eine Stadt an der Côte d’Azur, sondern verbringen jede Nacht in einer anderen Stadt. Falls ihr das nicht tut, solltet ihr von Hyères aus aber zumindest einen Tagesausflug nach Nizza und/oder Marseille machen. Beide Städte sind kaum mehr als zwei Autostunden von Hyères entfernt. In Marseille erwartet euch die Geschäftigkeit einer wahren europäischen Metropole mitsamt den kulturellen Annehmlichkeiten, die dies mit sich bringt. Nizza hingegen ist zwar kleiner, gilt aber als kulturelle Metropole der Côte d’Azur und verfügt über eine besonders mondäne Eleganz.
Reise-Infos
Lust auf einen Urlaub an der traumhaften Côte d’Azur? Dann nichts wie los. Der Süden Frankreichs ist von Deutschland aus bestens zu erreichen und dank Euro und EU braucht ihr so gut wie keine formellen Vorbereitungen. Was ihr sonst noch beachten solltet, haben wir für euch zusammengetragen.
Reisezeit & Reisedauer
Im Sommer ist in Hyères Hauptsaison. Das Wetter ist optimal, es gibt kaum Regen und sowohl in der Luft als auch im Wasser herrschen über 20 Grad. Allerdings ist die Stadt dann auch am besten besucht. Wer es einsamer mag, reist am besten im Herbst. Es ist dann meist immer noch warm, aber nicht mehr so voll.
Eine Reise in den Süden unseres Nachbarlandes dauert nicht lange und Hyères selbst ist auch von überschaubarer Größe. Die Stadt eignet sich daher durchaus auch für einen kürzeren Trip von drei oder vier Tagen. Wer direkt die ganze Côte d’Azur oder das Hinterland der Provence bereisen möchte, sollte natürlich sehr viel mehr Zeit mitbringen.
Anreise
Die Städte Toulon und Hyères teilen sich den gleichnamigen Flughafen, der allerdings von Deutschland aus nicht direkt angeflogen wird. Es existieren aber zahlreiche Verbindungen, etwa nach Paris, Brüssel, Rotterdam oder London. Die Flugzeit ab Paris beträgt nur rund eineinhalb Stunden.
Wollt ihr mit dem Auto die Côte d’Azur erkunden, müsst ihr ein wenig Geduld mitbringen. Ab Frankfurt am Main fahrt ihr an die 1.000 Kilometer und braucht dafür rund zwölf Stunden. Schneller und bequemer geht es mit dem Zug. Ab Paris verkehrt der französische Hochgeschwindigkeitszug TGV bis nach Hyères und benötigt für die Strecke lediglich viereinhalb Stunden.
Fortbewegung vor Ort & Verständigung
Hyères ist eine vergleichsweise kleine Stadt mit gerade einmal knapp 55.000 Einwohnern. Es ist also kein Problem, die Altstadt zu Fuß zu erkunden. Wenn ihr Ausflüge in die Umgebung machen wollt, ist ein Mietwagen von Vorteil.
Auch ohne die Reste eurer Schulkenntnisse kommt ihr vor Ort gut zurecht – und sei es mit Händen und Füßen. Vielleicht findet ihr ja vorab die Zeit, euch noch ein paar Vokabeln auf Französisch beizubringen.
Essen & Spezialitäten
Die französische Küche gehört zu den bekanntesten und anerkanntesten weltweit. Innerhalb dieser nimmt die Küche des Südostens noch einmal eine Sonderstellung ein. Wer die Esskultur der Provence und insbesondere der Côte d’Azur kennenlernen möchte, sollte mindestens eine der folgenden Spezialitäten probiert haben:
- Socca: ein herzhaftes Fladenbrot aus Kichererbsen aus dem offenen Ofen
- Soupe au Pistou: eine kalte Suppe auf Basis von Basilikum
- Pastis: eine traditionelle Spirituose aus Anis, Fenchel, Zucker und Süßholz
Hotels & Unterkünfte
Als Urlaubsort mit langer Tradition verfügt Hyères natürlich über jede Menge Hotels und Pensionen. Diese konzentrieren sich einmal auf die Innenstadt, wo ihr einige gute Mittelklassehotels findet. Daneben gibt es zahlreiche Unterkünfte auf der Halbinsel Giens. Für ein besonders maritimes Erlebnis empfiehlt sich eines der Hotels auf den vorgelagerten Inseln.
Wir kommen von der Ardèche und möchten noch einige Tage in Hyers verbringen.
Könnten die uns hotels und Sehenswürdigkeiten mitteilen
Lg. A. Fritz
Hallo liebe Anne,
das klingt nach einem wundervollen Urlaub in Frankreich. Aus diesem Grund gehen wir davon aus, dass du Hyères meintest. Ausführliche Informationen zu den Sehenswürdigkeiten und Hotels der Küstenstadt findest du hier. Wir wünschen eine tolle Reise!
Beste Grüße
Die ab in den urlaub Magazin Redaktion