Wattenmeer der deutschen Nordsee


Urlaub in heimischen Gefilden wird immer beliebter. Das gilt insbesondere für Regionen, die zugleich schön wie auch einzigartig sind. Beides trifft auf das Wattenmeer an der deutschen Nordseeküste zu. Hier lässt es sich bestens entspannen und Spannendes über die größte Gezeitenküste der Welt lernen.

Überblick

Das Wattenmeer der Nordsee erstreckt sich über rund 11.500 Quadratkilometer und reicht von der dänischen Halbinsel Skallingen über die gesamte deutsche Nordseeküste bis Den Helder in den Niederlanden. Es steht fast vollständig unter Naturschutz und wird von allen drei Ländern besonders geschützt. Deutschland hat flächenmäßig den größten Anteil am Wattenmeer. Hierzulande ist dieses in drei Nationalparks aufgeteilt, die jeweils unter der Verwaltung der Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg sowie Niedersachsen stehen. Obwohl Urlauber gern gesehen und wirtschaftlich wichtig sind, liegt das größte Augenmerk auf dem Schutz dieses riesigen Biosphärenreservats.

Wattwandern
Fußspuren beim Wattwandern hinterlassen

Regionen und Inseln

Das Wattenmeer lässt sich geologisch, geographisch oder auch verwaltungspolitisch unterteilen. Urlauber orientieren sich aber meist anhand der konkreten Urlaubsziele. Im südlichen Wattenmeer befinden sich die beliebten Urlaubsinseln wie Borkum oder Norderney. Im Norden hingegen liegen die Nordfriesischen Inseln und im Zentrum mündet die Elbe in die Nordsee.

Südliches Wattenmeer

Das südliche Wattenmeer erstreckt sich im deutschen Bereich von der niederländischen Grenze bis etwa zur Wesermündung bei Bremerhaven. Die Strömung hat hier über Jahrhunderte hinweg einige vorgelagerte Inseln entstehen lassen, die eine gewisse Art natürliche Barriere bilden. Das südliche Wattenmeer nimt der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer ein. Dieser wiederum ist unterteilt in drei Zonen. In der Ruhezone dürft ihr euch nur auf den zugelassenen Wegen bewegen. In der Zwischenzone dürft ihr frei herumwandern, müsst aber die Brutgebiete der Vögel beachten. In der Erholungszone sind die Strände.

Ostfriesische Inseln

Besonders beliebt sind die Ostfriesischen Inseln, die dem südlichen Wattenmeer vorgelagert sind. Dabei handelt es sich um sieben große Inseln sowie einige kleinere, unbewohnte Inseln und Sandbänke. Die größten und bekanntesten der Inseln sind Norderney und Borkum. Dort gibt es zahlreiche Sehenswürdigkeiten, wie etwa Leuchttürme oder alte Windmühlen, die ihr euch anschauen könnt.

Strandkoerbe-Norderney
Strandkörbe auf Norderney

Wenn ihr euch die Namen der sieben Inseln in der richtigen Reihenfolge von Ost nach West einprägen wollt, dann merkt euch folgenden Satz: „Welcher Seemann liegt bei Nacht im Bett?“ Dabei steht jeweils der Wortanfangsbuchstabe für Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney, Juist (I=J) und Borkum.

Zentrales Wattenmeer

Das Gebiet zwischen den Flussmündungen von Weser, Elbe und Eider wird als zentrales Wattenmeer bezeichnet. Diese Region ist bei Einwohnern oder Besuchern aus Hamburg besonders beliebt. Auch das bekannte Strandbad Cuxhaven liegt hier sowie die vorgelagerte Gezeiteninsel Neuwerk. An der westlichen Elbmündung liegt der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer. Es besteht zu über 90 % aus einer besonderen Schutzzone, die nur unter Führung betreten werden darf. Dafür finden sich hier aber auch Schweinswale, Kegelrobben, Seehunde, mehr als 300 Vogelarten und über 500 Pflanzenarten.

Nördliches Wattenmeer

Das nördliche Wattenmeer schmiegt sich an die Westküste Schleswig-Holsteins sowie Dänemarks. Auch hier gibt es vorgelagerte Inseln, die allerdings ursprünglich Teil des Festlands waren und sich durch Sturmfluten abtrennten. Bekannte Urlaubsorte hier sind unter anderen St. Peter Ording und Husum. Im nördlichen Teil liegt der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Ähnlich wie in den anderen Parks ist auch hier der Naturschutz am wichtigsten. Es gibt ein spezielles Walschutzgebiet und weitere nutzungsfreie Gebiete, die allein den Tieren und Pflanzen vorbehalten sind.

Nordfriesische Inseln

Die Inseln vor der schleswig-holsteinischen Nordseeküste werden Nordfriesische Inseln genannt. Sie gehören nicht zum Schutzgebiet des Watts und bieten daher mehr touristische Möglichkeiten. Vor allem Sylt, Föhr und Amrum sind als Erholungs- und Kurorte deutschlandweit bekannt. Die Insel Sylt ist die größte der nordfriesischen Inseln und vor allem durch Kurorte wie Westerland oder Kampen berühmt. Auf kilometerlangen Stränden könnt ihr hier das Meer genießen. Einsam ist Sylt jedoch nicht. Im Sommer befinden sich täglich bis zu 150.000 Menschen dort.

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Luftbild von Amrum, Föhr und Sylt

Sehenswürdigkeiten

Das Wattenmeer selbst ist eine Sehenswürdigkeit an der Nordseeküste. Der Wechsel von Ebbe und Flut ist ein großartiges Schauspiel für die ganze Familie. Doch auch vieles andere, was das Watt mit sich bringt, kann sich durchaus Sehenswürdigkeit nennen, zum Beispiel die Halligen.

Die Gezeiten

Ebbe und Flut sind eines der wohl interessantesten Naturwunder unserer Erde. Dabei handelt es sich um Wasserbewegungen des Ozeans, die infolge der Gravitation von Sonne und vor allem Mond geschehen. Durch die Erdrotation wirken diese Kräfte periodisch und erzeugen in rund 25 Stunden jeweils zweimal Ebbe und zweimal Flut. Im Wattenmeer der Nordsee ist der Tidenhub übrigens sehr stark. Die atlantische Flutwelle schwappt in die Nordsee und erhöht den Wasserstand binnen sechs Stunden um bis zu drei Meter.

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Ebbe: das Wasser zieht sich zurück

Seehundstation Friedrichskoog

Falls ihr in der Region rund um das zentrale Wattenmeer unterwegs seid, dann stattet doch der Gemeinde Friedrichskoog einen kleinen Besuch ab. Hier befindet sich nämlich eine Seehundstation, in der Seehunde und auch Kegelrobben artgerecht aufgezogen und versorgt werden, darunter auch verletzt aufgefundene Jungtiere. Auf mehr als 800 Quadratmetern können Besucher in einem groß angelegten Beckensystem die Tiere an Land und unter Wasser beobachten. Ausstellungen und Vorträge führen euch in die Fauna der Nordsee ein und bieten euch einen Einblick in die Aufgaben der Station.

Halligen

Neben den eigentlichen Nordfriesischen Inseln existieren dort noch einige kleine Marschinseln, die sogenannten Halligen. Diese werden bei starker Flut oft fast vollständig überschwemmt, sind aber teilweise dennoch bewohnt. Die pragmatischen Nordfriesen haben einfach Erdhügel (Warften) aufgeschüttet und darauf ihre Häuser gebaut. Wer die raue Natur der Nordsee kennenlernen möchte, sollte einmal die Halligen besucht haben.

Hallig-Groede
Blick auf die Hallig Gröde

Aktivitäten

Die Aktivitäten, die ihr rund um das Wattenmeer betreiben könnt, haben selbstverständlich alle etwas mit dem Meer oder der sich darin befindlichen Flora und Fauna zu tun. Schippert gemütlich über die Nordsee, beobachtet Vögel und andere Tiere oder macht euch auf zu einer Wattwanderung.

Wattwanderung machen

Eine ausgedehnte Wanderung durch das Watt bei Ebbe gehört zu den absoluten Pflichtaktivitäten, wenn ihr am Wattenmeer Urlaub macht. Achtet aber bitte darauf, keine Ruhezonen zu betreten, wenn ihr eure Gummistiefel überstreift (es geht auch barfuss). Bei geführten Wanderungen erhöht ihr zudem die Chancen, seltene Vögel oder auch Robben sehen zu können. Alternativ können auch Kutschfahrten durchs Watt unternommen werden.

Wattwanderung
Wanderung durchs Watt

Eine Wattwanderung auf eigene Faust kann übrigens durchaus ein paar Gefahren mit sich bringen. Gerade Neulinge unterschätzen oft den Zeitfaktor, denn die Flut naht schneller als man denkt. Besonders tückisch sind die Priele. Diese Rinnen im Boden laufen bei Flut als erstes voll und bilden nicht selten reißende Flüsse, die keinesfalls durchschwommen werden sollten.

Tiere beobachten

Wie bereits erwähnt gibt es im oder am Wattenmeer eine Vielzahl interessanter Tiere zu beobachten. Dazu zählen Seehunde und Robben, Fische und Wale, aber auch Vögel sowie eine große Zahl an Kleinstlebewesen, die oft nur bei Ebbe überhaupt erst aufzuspüren sind. Schafft ihr es, alle fünf Spezies der sogenannten Small Five zu entdecken? Dazu zählen: Nordseegarnele und Herzmuschel, die flinke Strandkrabbe sowie die oft gut im Sand versteckten Wattwürmer und Wattschnecken. Vorsicht übrigens, falls ihr Quallen findet. Einige Arten können Hautreizungen und Schmerzen verursachen, wie etwa die Feuerqualle.

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Robben auf einer Sandbank

Schiffsausflug machen

Wenn ihr genug durchs Watt gewandert seid, dann erkundet doch weitere Teile des Wattenmeeres vom Boot aus. Die großen Nationalparks haben Kooperationen mit örtlichen Reedereien geschlossen und bieten Ausflugsfahrten an, bei denen die Naturschutzbestimmungen eingehalten werden.

Wassersport betreiben

Fans von Segelbooten, Windsurfing, Jetski oder Motorbooten kommen an der Nordsee voll auf ihre Kosten. In den einschlägigen Urlaubsorten gibt es überall vielfältige Möglichkeiten, sich über das Wasser zu bewegen. Allerdings herrschen im Wattenmeer strenge Regeln, um die regionale Flora und Fauna nicht zu sehr zu strapazieren.

Kitesurfer-St-Peter-Ording
Kitesurfer vor St. Peter-Ording

Nationalpark-Häuser besuchen

Was tun bei Schietwetter? So heißt an der Küste das Wetter, bei dem man lieber drinnen bleiben möchte, statt von Wind und Regen gepeitscht zu werden. Eine gute Möglichkeit, regnerische Tage zu verbringen, ist ein Besuch in einem der vielen Nationalpark-Häuser. Im Multimar Wattforum in Tönning in Schleswig-Holstein findet ihr 250 verschiedene Fischarten in rund 40 Aquarien sowie ein Walhaus mit einem 18 Meter langen Walskelett. Im Erlebniszentrum Naturgewalten auf Sylt geht es wiederum um die vielfältigen Kräfte, die in der Nordsee wirken und auch unser Wetter und unser Leben auf dem Festland beeinflussen.

Reise-Infos

Habt ihr Lust bekommen auf einen Urlaub in Niedersachsen oder Schleswig-Holstein, um das weltweit größte Wattenmeer zu besuchen? Dann macht euch auf in den Norden Deutschlands und erlebt die Gezeiten, die Tierwelt sowie die raue Schönheit der Nordsee hautnah.

Reisezeit & Reisedauer

Das Klima an der Nordseeküste ist zwar gemäßigt, jedoch durch starke Westwinde gefühlt oft erheblich kühler als im Inland oder an der Ostsee. Auch die Niederschlagsmenge ist im Sommer vergleichsweise hoch. Trotzdem solltet ihr am besten im Sommer oder frühen Herbst ans Wattenmeer fahren.

Je nachdem, von wo aus ihr anreist, reichen schon wenige Tage für einen erholsamen Urlaub am Wattenmeer aus. Reisende aus den nördlichen Bundesländern nehmen das Watt gern als Tagesausflug wahr. Für alle anderen reicht ein verlängertes Wochenende, sofern ihr euch mit einer Teilregion des rund 500 Kilometer langen Wattenmeeres zufrieden gebt.

Krebs-Wattwuermer
Ein Krebs und Wattwümmer im Schlick

Anreise

Wenn ihr aus dem Süden Deutschlands anreist, dann kann sich unter Umständen zunächst ein Flug nach Hamburg, Bremen oder auch Hannover lohnen. Ansonsten gibt es günstige Verbindungen mit der Bahn in die jeweils nächstgelegenen Städte nahe dem Wattenmeer. Reist ihr mit dem eigenen Auto oder einem Mietwagen an, dann profitiert ihr von den guten Anschlüssen des Nordens ans Autobahnnetz. Von Berlin aus seid ihr zum Beispiel in etwa fünf Stunden in Husum in Nordfriesland. Von Köln aus sind es über die A31 kaum vier Stunden bis Emden in Ostfriesland.

In Teilen der Naturschutzgebiete des Wattenmeeres herrscht striktes Autoverbot, und zwar auf einigen Ostfriesischen Inseln. Daher empfiehlt sich die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sowie des Fahrrads oder einfach der eigenen Füße, um die Region zu erkunden. So könnt ihr auch am besten die frische Seeluft und die umliegende Natur genießen.

Sprache & Verständigung

Natürlich wird an der deutschen Nordseeküste Deutsch gesprochen. Doch ihr werdet eine eindeutige dialektische Färbung erkennen, die zu verstehen manchmal schwerfallen kann. Beim niederdeutschen Plattdeutsch handelt es sich nämlich um eine eigene Sprachvariante, die immer noch von Bewohnern entlang der ganzen Nord- und Ostseeküste gesprochen wird.

Essen & Spezialitäten

Die deutsche Nordseeküste ist traditionell eine sehr landwirtschaftlich geprägte Gegend mit vielen regionalen Spezialitäten. Gemeint sind aber nicht nur Fischgerichte aus der Nordsee, sondern auch Speisen aus den Zutaten der lokalen Weiden, Gemüsebeete und Obstgärten. Wir haben eine Auswahl an Köstlichkeiten für euch zusammengestellt:

  • Labskaus: ein traditionelles Seemannsgericht aus gepökeltem Rind, Kartoffeln, eingelegten Gurken und Roter Bete
  • Klei-Kartoffeln: eine spezielle Kartoffelsorte, die auf den schweren, lehmigen Marschböden am Wattenmeer wächst
  • Salzwiesenlamm: Lammfleisch von Schafen, die sich von den salztoleranten Gräsern der Wattweiden ernähren
  • Nordseekrabben: die typischen Sandgarnelen werden in der Nordsee gefangen und noch auf dem Kutter in Salzwasser gekocht
Krabbenbroetchen
Krabbenbrötchen mit Ei und Salat

Hotels & Unterkünfte

Entlang der gesamten Nordseeküste befinden sich vielfältige Übernachtungsmöglichkeiten – von einfachen Pensionen über Ferienhäuser und Ferienwohnungen bis hin zu den komfortablen Hotels auf Sylt oder Norderney. Die Preise variieren dabei jedoch stark. Unterkünfte auf dem Festland sind fast immer günstiger als auf den Inseln, doch auch dort gibt es Unterschiede je nach Bundesland und Region. Wer besonders viel Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz legt, sollte bei der Buchung auf Herbergen achten, die von den Nationalparks als Partner zertifiziert wurden. Bei diesen Betrieben stehen Qualität, Authentizität und Nachhaltigkeit ganz oben auf der Agenda.

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