Umgeben von dem glasklaren Wasser der Ägäis liegt die griechische Insel Spinalonga unmittelbar vor Kretas nordöstlicher Küste. Die unbewohnte Festungsinsel blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück und ist Ursprung menschlicher Geschichten und Tragödien. Der einstige Verbannungsort für Leprakranke entwickelte sich zu einer beliebten Sehenswürdigkeit vor Kreta, die ihr euch nicht entgehen lassen solltet, wenn ihr euch in der Nähe aufhalten.
Überblick
Das Inselchen Spinalonga ist rund acht Hektar groß und befindet sich am Eingang der Lagune von Elounda nördlich des Golfs von Mirabello. Dabei liegt sie nur etwa 15 Kilometer von der Stadt Agios Nikolaos auf Kreta entfernt und lässt sich innerhalb kürzester Zeit mit der Fähre oder dem Boot ansteuern. Haltet ihr euch dort oder unweit davon auf, lohnt sich definitiv ein Tagesausflug auf das Eiland. Spinalonga ist vor allem für seine reiche Historie bekannt, welche mit dem Bau einer Festungsanlage durch die Venezianer begann. Diese könnt ihr noch heute auf Spinalonga bestaunen. Beim Festungsbau zerstörte man eine schmale Verbindung zum Rest der gleichnamigen, größeren und unbewohnten Halbinsel (auch Kalydon genannt). Spinalonga kann man nur mit dem Boot erreichen.
Geschichte
Eigentlich hieß die Insel in der Antike lange Zeit Kalydon, doch die Venezianer bezeichneten sie als Spina-Longa, was so viel wie „langer Dorn“ bedeutet und sicher auf ihre längliche Form zurückgeht. Die Insel misst nämlich nur 440 Meter Länge und 250 Meter Breite. Dabei ist sie jedoch nicht zu verwechseln mit ihrer benachbarten und heute noch Kalydon heißenden Halbinsel, welche über den Isthmus von Poros mit Kreta verbunden ist.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Anlage von den Osmanen besetzt und zahlreiche dem Islam zugewandte Bewohner nannten die Insel ihr Zuhause. Als Kreta seine Unabhängigkeit erlangte, mussten diese im Jahr 1903 ihre Häuser und die Insel verlassen. Der Grund dafür: auf der Insel wurde eine Leprakolonie errichtet. Bei Lepra handelt es sich um eine chronische Infektionskrankheit, die hochansteckend ist und zur damaligen Zeit als unheilbar galt. Daher wurden die Kranken vom Festland auf die Insel verbannt, um dort völlig isoliert zu bleiben.
Erst mit dem Durchbruch eines neuen Medikaments wurde die Kolonie im Jahr 1957 aufgelöst und zahlreiche Bewohner konnten die Insel sogar geheilt wieder verlassen. Seitdem zieht die „Insel der Vergessenen“ zahlreiche interessierte Touristen an.
Sehenswürdigkeiten
Spinalonga steckt voller Erinnerungen, die sich in den Ruinen der Insel widerspiegeln und teilweise für Gänsehautmomente sorgen.
Festung
Im 16. Jahrhundert errichteten die Venezianer eine imposante Festungsanlage, welche ihre erfolgreich betriebene Handelsroute an der Bucht von Mirabello vor Piratenangriffen schützen sollte. Im Laufe der Jahre bewies sich diese Festung als standhaft und hielt zahlreiche Angreifer fern – unter anderem den bekannten Barbarossa – bis sie im Jahr 1715 in die Hände der Osmanen fiel.
Noch heute umschließen diese Mauern die Insel und machen Lust auf eine Besichtigung der Festungsanlage. Dabei werdet ihr durch den unterirdischen Tunnel spazieren, der ursprünglich als kanonensicheres Portal der Festung errichtet wurde. Die Leprakranken durchquerten diesen Tunnel, um ihre Zwangsisolation zu starten. Anschließend besteigt ihr das venezianische Fort auf recht flachen Wegen und werdet dabei mit einem tollen Ausblick auf die Küste Kretas belohnt.
Hinter den Festungsmauern verbergen sich die Ruinen alter Besatzungsgebäude sowie die Reste der Kirche des Heiligen Nikolaus (Agios Nikolaos). Auf steilen Treppen erreicht ihr schließlich die Spitze des Turms und könnt noch einmal das Gesehene und die Umgebung auf euch wirken lassen.
St. Georg Kirche & Friedhof
Ein weiterer Teil der Festung von Spinalonga ist der Friedhof, auf dem die beigesetzt wurden, die den letzten Kampf gegen die Krankheit Lepra verloren haben. Die Grabsteine blieben meist namenlos und der wenige Platz machte es oft notwendig, dass Tote in die Katakomben der Insel gebracht wurden. Den Friedhof könnt ihr noch heute besichtigen und entdeckt dort nicht nur alte Gräber, sondern auch die kleine venezianische St. Georg Kirche, in der eine Tafel an die Verstorbenen erinnert.
Museum
Das Museum von Spinalonga befindet sich am Ende des Festungstunnels und verbirgt sich hinter farbenfrohen Türen. Hier erfahrt ihr alles über die bewegte Geschichte der Insel. Diese geht noch weit vor die osmanische und venezianische Herrschaft zurück, denn auf der Insel wurden bereits Spuren aus minoischer und hellenistischer Zeit entdeckt. Eines der spannenden Highlights im Museum sind die in Steinflächen eingeritzten Strategie- und Geschicklichkeitsspiele, die den Bewohner beim Zeitvertreib auf der Insel halfen.
Aktivitäten
Spinalonga ist keine Insel, auf der ihr die sonst üblichen Aktivitäten im Wasser oder an Land ausübt. Dennoch gibt es Einiges vor Ort.
Spaziergang durch die Leprasiedlung
Auf der Insel angekommen, erwartet euch ein rund 1,5 Kilometer langer Rundweg, welcher euch durch das verlassende Dorf der alten Leprasiedlung führt. Ob Wohnhäuser, Schule, Krankenhaus oder Zisterne – schlendert ihr heute durch die ehemalige Siedlung, könnt ihr all diese teils restaurierten und teils zerfallenen Gebäude betrachten und euch in eine Zeit voller Tragödien und Hoffnung hineinversetzen. In einigen renovierten Häusern sind sogar alte Fotos und Alltagsgegenstände ausgestellt, die euch die Vergangenheit bildhaft darstellen. Ob ihr für euren Rundgang eine geführte Tour bucht oder euch auf den zahlreichen Tafeln informiert, liegt an euch.
Abstecher zum Spinalonga Beach
Leider gibt es aufgrund der mächtigen Festungsmauer sowie der felsigen Küste keine richtigen Badestrände auf Spinalonga. Dennoch entdeckt ihr einen kleinen Kieselstrand auf der Insel, der nur wenige hundert Meter vom gegenüberliegenden Festland entfernt ist. Trotzdem solltet ihr es nicht wagen hinüberzuschwimmen, denn die Strömung ist stark und es fahren öfter Boote hier entlang. Es lohnt sich jedoch, sich an der felsigen Küste niederzulassen, den Blick über das blaue Mittelmeer streifen zu lassen und die Füße nach einer spannenden Besichtigungstour abzukühlen.
Spaziergang durch Plaka
Das kleine Dorf Plaka liegt nur rund 300 Meter von Spinalonga entfernt und gilt als ruhige Ortschaft, die vom Fischfang und der Landwirtschaft lebt. Von Spinalonga aus erreicht ihr Plaka mit dem Boot, in dem ihr allerdings nur rund fünf Minuten verbringt. In Plaka angekommen, könnt ihr durch die idyllische Innenstadt spazieren, in einer Taverne essen gehen und euch von der Lebensfreude der Einheimischen anstecken lassen. Anschließend lädt euch der kleine Strand von Plaka zu einem Sprung ins kühle Nass ein.
Elounda besuchen
Südlich von Plaka liegt der mondäne Ort Elounda. Hier erwarten euch Geschäfte, Bars, Hotels und Restaurants mit gehobenen Standards. Dennoch handelt es sich bei Elounda um eine typisch griechische Kleinstadt mit engen Gassen und einem belebten Hafen. Außerdem gibt es hier einige Strände, die als besonders sauber und seicht gelten. Da die Bucht von Elounda vom offenen Meer abgegrenzt ist, sind die Wellen hier recht flach und ihr könnt euch auf einen windstillen Aufenthalt am Strand freuen. Auch Elounda und Spinalonga sind durch eine Fährlinie miteinander verbunden, der kleine Ort liegt nur rund fünf Kilometer von der Insel entfernt.
Besichtigung von Agios Nikolaos
Die Stadt Agios Nikolaos liegt ebenfalls an der Nordküste der griechischen Insel Kreta und eignet sich hervorragend für einen Städtetrip oder einen Wanderausflug. In der Innenstadt von Agios Nikolaos erwarten euch verwinkelte Gassen, in denen ihr Geschäfte, Tavernen und Cafés entdeckt. Spaziert ihr weiter, erreicht ihr den zwar 64 Meter tiefen, dafür aber vom Umfang her kleinen Voulismeni-See, um den ihr promenieren könnt.
Ein weiteres Highlight ist der Straßenmarkt, der jeden Mittwoch in unmittelbarer Nähe des Sees stattfindet und euch dazu einlädt, regionale Köstlichkeiten zu probieren und zu kaufen. Vom Hafen aus könnt ihr mit einem Ausflugsboot die Insel Spinalonga ansteuern oder weitere Orte auf Kreta besuchen.
Reise-Infos
Spinalongas historische Bedeutung macht diese Insel zu einem idealen Reiseziel für Geschichtsinteressierte und Neugierige. Hat die kleine Insel euer Interesse geweckt, besucht sie im Rahmen einer Reise auf die griechische Insel Kreta. Zum Ende hin geben wir euch noch ein paar hilfreiche Reise-Infos mit auf den Weg.
Anreise
Spinalonga liegt im Nordosten Kretas, ist jedoch ausschließlich mit dem Boot oder der Fähre erreichbar. Diese starten regelmäßig von Plaka und alle 30 Minuten von Elounda aus. Viele organisierte Tagesausflüge beginnen außerdem von Agios Nikolaos und enthalten meist ein Mittagessen an Bord sowie einen Zwischenstopp an den Stränden von Kolokytha.
Ideale Reisezeit
Spinalonga ist leider nicht das ganze Jahr über täglich geöffnet, sondern nur von Anfang April bis Ende Oktober. In den Wintermonaten ist die Insel nur bei gutem Wetter am Wochenende für Besucher zugänglich, das Museum öffnet nur auf Anfrage und auch die Boote fahren dann nicht mehr regelmäßig nach Spinalonga. Erkundigt euch unbedingt nach den Öffnungszeiten, denn diese variieren je nach Saison.
Um nicht während der Hochsaison anreisen zu müssen, empfiehlt sich ein Trip nach Spinalonga im April und Mai oder im September sowie Oktober. Die Temperaturen erreichen zu dieser Zeit Werte von 18 bis 26 Grad Celsius und auch das Baden im Mittelmeer ist noch möglich. Solltet ihr dennoch während der Hochsaison nach Spinalonga fahren, dann zieht dafür den frühen Morgen oder den späten Nachmittag vor, damit ihr die Insel in Ruhe besichtigen könnt.
Fortbewegung vor Ort & Sprache
Um von eurem Urlaubsort auf Kreta zu den Häfen zu gelangen, ist ein Mietwagen empfehlenswert. Auf Spinalonga sind allerdings keine Autos erlaubt. Da die Insel mit ihrer geringen Größe von acht Hektar jedoch sehr klein ist, könnt ihr hier alle Strecken zu Fuß zurücklegen. Denkt an festes Schuhwerk, da die Wege zur Festung ein wenig rutschig werden können. Menschen mit einer Gehbehinderung können den Rundweg der Insel bestreiten, doch leider nicht das Innere der Insel erkunden.
Natürlich wird auf Kreta Griechisch gesprochen, doch da die Boots- und Touristenführer Spinalongas auf Urlauber eingestellt sind, könnt ihr euch auch mit euren Englischkenntnissen sehr gut verständigen.
Essen & Spezialitäten
Ein Tagesausflug nach Spinalonga macht hungrig. Auf der Insel gibt es zwar ein Bistro, doch wollt ihr griechische Spezialitäten verkosten, solltet ihr lieber auf dem Festland in einer authentischen Taverne essen gehen. Dort erwarten euch landestypische Speisen, die vor allem geprägt von Gemüse, Fisch, Milchprodukten und Lammfleisch sind.
Hotels & Unterkünfte
Auf Spinalonga gibt es leider keine Unterkünfte, weswegen ihr beispielsweise in Elounda, Agios Nikolaos oder Plaka unterkommen könnt. In allen drei Orten gibt es Pensionen, Hotels und Resorts, die unterschiedliche Erwartungen erfüllen. In Elounda müsst ihr dafür tiefer in die Tasche greifen. Dafür werdet ihr mit Spa, Privatpool und einer spektakulären Aussicht auf Spinalonga verwöhnt.