Ihr legt im Urlaub wert auf einen sauberen Strand? Eine aufgezogene Blaue Flagge deutet darauf hin, dass vor Ort bestimmte Kriterien eingehalten wurden, die die Vergabe dieses Umweltzeichens rechtfertigen. Die Auszeichnung ist immer für ein Jahr gültig.
Überblick
Für umweltbewusste Urlauber ist das Vorhandensein einer Blauen Flagge am Strand ein Hinweis darauf, dass ihrer inneren Einstellung Rechnung getragen wurde. Sie weht nicht nur an Stränden, sondern kann auch an Marinas und Badestellen von Binnenseen gehisst werden. Hierzulande wird das Gütezeichen seit 1987 vergeben. Das ist an Anforderungen wie Umweltkommunikation, Umweltmanagment und Badegewässerqualität geknüpft.
Wer die Auszeichnung erhalten möchte, kann sich immer bis zum 30. November eines Jahres bewerben, um dann in der folgenden Saison gegebenenfalls die Blaue Flagge zu erhalten. Kommunen, Vereine und Betreiber wenden sich zu diesem Zweck bei uns an die Deutsche Gesellschaft für Umwelterziehung (DGU). In anderen Ländern gibt es Organisationen, die der DGU entsprechen. Im Februar und März entscheidet eine Jury, ob das Umweltsymbol vergeben wird. Die Monate Mai und Juni werden für Auszeichnungveranstaltungen genutzt. Angemeldete und unangemeldete Kontrollen wachen über die Einhaltung der Vorgaben. Werden sie missachtet, muss die Flagge eingeholt werden.
Um die Auszeichnung muss sich jedes Jahr aufs Neue bemüht werden. Weil die Kriterien immer mehr und anspruchsvoller werden, ist entsprechend stets mehr Einsatz vonseiten der Bewerber nötig. Möchet ihr das, wofür die Blaue Flagge steht, unterstützen, dann achtet auf Hinweise am Strand und nutzt ÖPNV, Fahrrad oder geht zu Fuß, um zum Strand zu gelangen.
Geschichte
Die Entstehung des Umweltzeichens Blaue Flagge geht zurück auf das Jahr 1985, als sie einige ans Meer grenzende französische Gemeinden erhielten. Somit war sie eine der ersten Auszeichnungen für nachhaltigen Tourismus. Die in Kopenhagen sitzende Foundation for Enviromental Education (FEE) erweiterte zwei Jahre später mithilfe der Europäischen Kommission den Kriterienkatalog und das Program wurde für Interessierte in ganz Europa angeboten. Nachdem zunächst die einzelnen Länder eigene Anforderungen entwickelten, kam es 1992 zu einem einheitlichen Katalog. In Deutschland wurde das Gütesiegel ab 1998 sichtbar. Außereuropäische Länder bewarben sich erstmals 2001 für den Erhalt der Blauen Flagge, fünf Jahre darauf gab es zum ersten Mal einen weltweit gültigen Kriterienkatalog.
Umweltkommunikation
Vereinsmitglieder, Einwohner und Gäste werden angehalten, sensibel mit der Umwelt und damit auch der Natur, umzugehen. Auf diese Weise sind sie an deren Schutz beteiligt. Die Aufklärung von Urlaubern und Einheimischen zu umweltschonendem Verhalten steht im Fokus der Ausgezeichneten. Eine Informationstafel gibt Auskunft über Wasserqualität, Sicherheit und den Ort betreffende Besonderheiten. Pro Saison müssen mindestens fünf kostenfreie Umweltaktivitäten angeboten werden, zum Beispiel Vorträge. Dies gilt für empfindliche Naturbereiche am Meeresstrand, an der Badestelle des Binnensees sowie im Fahrbereich der Marinas gleichermaßen. Nicht minder wichtig ist es, auf die korrekte Entsorgung von Abfällen, darunter Altöl und Bilgewasser (Wasser, was sich im Boot über dem Kiel ansammelt) hinzuweisen.
Umweltmanagment & Sicherheit
Die Sauberkeit von Stränden und Badestellen hat großen Stellenwert. Dementsprechend werden Möglichkeiten der Müll- und Abfallentsorgung angeboten bzw. überwacht. Bereiche für Freizeitaktivitäten dürfen naturbelassene Abschnitte nicht negativ beeinträchtigen. Darüber hinaus verpflichten sich Vereine und Betreiber dazu, für genügend Sanitäranlagen und Sicherheitseinrichtungen zu sorgen. Rettungsschwimmer sorgen für Sicherheit und die Einhaltung der Baderegeln. Darüber hinaus ist Erste-Hilfe-Material bereitzuhalten und ein sicherer Strandzugang zu gewährleisten. Auch Notfallpläne soll es geben. Probleme sind offen zur Sprache zu bringen und es wird zusammen mit örtlichen Einrichtungen und der Wirtschaft an deren Behebung gearbeitet.
Wasserqualität
Bei den Stränden und Badestellen, die sich um die Blaue Flagge bemühen, kommen mikrobiologische sowie physikalische und chemische Parameter zum Einsatz. Diese richten sich nach der EU-Badegewässerrichtlinie. Weil sie Grenz- und Richtwerte vorsieht, werden im Fall der Blauen Flagge immer die schwieriger zu erreichenden Werte zur Kontrolle herangezogen. Ein Übertreten dieser ist während der Saison nicht erlaubt. Die EU-Abwasserrichtlinie dient wiederum der Kontrolle der Abwasserentsorgung. Spätestens alle 30 Tage müssen Wasserproben entnommen werden. Auch für Hafenbecken gelten regelmäßige Überprüfungen der Wasserqualität.
Verbreitung
Die etwas mehr als 5.000 Strände, Badestellen und Marinas, die der Öffentlichkeit die Blaue Flagge zeigen, verteilten sich auf knapp 50 Länder (Stand 2022). 92 Sportboothäfen und 45 Strände und Badestellen an Binnengewässern können in Deutschland mit der Auszeichnung werben, darunter das Seebad Warnemünde. Besonders rege wird das Angebot von Bewerbern aus Europa angenommen, wo viele Fahnen an der Mittelmeer- und Atlantikküst sowie an der Nord- und Ostsee wehen. In Afrika findet ihr in Marokko und Südafrika Strände mit dem Umweltzeichen. Auf dem südamerikanischen Kontinent sind hauptsächlich Strände in Brasilien ausgezeichnet worden. Mittelamerika ist vor allem durch die Karibik und Mexiko vertreten. Gänzlich auf eine Bewerbung beziehungsweise Auszeichnung hat man in Australien und Neuseeland verzichtet. Die Vereinigten Arabischen Emirate, Indien, Thailand sowie Südkorea und Japan sind Vertreter Asiens, die sich mit dem Gütezeichen schmücken. Sogar an entlegenen Orten oder dort, wo man es nicht unbedingt vermutet hätte, schmückt man sich mit der Auszeichnung, wie Bora Bora und Island zeigen.
Vor- und Nachteile der Blauen Flagge
Die Blaue Flagge signalisiert nachhaltigen Tourismus, was gerade für Naturfreunde wichtig ist. Urlauber sollen sich darauf verlassen können, dass gewisse Standards eingehalten werden. Die Frage ist, ob und wie viele Reisende um die Existenz dieses Umweltzeichens wissen und inwieweit das eine Rolle bei der Entscheidungsfindung für einen bestimmten Strand spielt. Vereine, Betreiber und Kommunen, die sich bemühen, das bei ihnen die Blaue Flagge weht, strengen sich an, eine lebenswerte Umwelt zu erhalten, die gleichzeitig genutzt werden kann. Das ist gut. Allerdings wird es auch Kommunen geben, die keinen Anreiz verspüren, dass sie mit der Blauen Flagge werben, weil sie von sich aus für umweltgerechte Badestellen sorgen und Urlaubsgäste sowieso kommen. Sie haben es also gar nicht “nötig”, die Flagge zu erhalten. Hinzu kommt, dass die Zertifizierung Geld kostet und überlegt werden muss, ob sich die Investition lohnt. Standards ergeben nur Sinn, wenn sie einheitlich und streng sind und eingehalten werden. In der Karibik sind zum Beispiel aufgrund von zu viel verunreinigtem Abwasser die Anforderungen an die Sauberkeit des Meeres gesenkt worden.
Alternative
Konkurrenz belebt das Geschäft, das ist bei Auszeichnungen für besonders umweltfreundliche Strände nicht anders. So gibt es seit 2018 beispielsweise die Badepunkt Flagge, die mittlerweile bei unseren Nachbarländern Schweden, Dänemark und Norwegen Verwendung gefunden hat. Wo früher die Blaue Flagge hing, wurde sie teils durch die Badepunktflagge ersetzt. Deren Nutzer begrüßen, dass Hunde mit an den Strand genommen werden und auch baden dürfen. Sogar der Ritt mit einem Pferd ist erlaubt. Die Badepunkt Flagge erlaubt mehr Freiheiten bei quasi gleichen Bedingungen an die Wasserqualität usw. wie bei der Blauen Flagge.