Dundee in Schottland erkunden


Wer in Schottland Urlaub macht, den zieht es eher selten zu den Orten am Firth of Tay. Zu Unrecht, wie wir finden. Vor allem Dundee, die viertgrößte Stadt Schottlands, hat sich vom tristen Industriestandort zur hippen und modernen Stadt gemausert. Findet es heraus und entdeckt Dundee als nächstes Urlaubsziel.

Überblick

Einst ein florierendes Zentrum für Walfang und Textilindustrie, hat sich das schottische Dundee heute neu erfunden. Museen und Galerien sowie urbane Kultureinrichtungen in Universitätsnähe prägen das Stadtbild. Zudem ist Dundee ein optimaler Ausgangspunkt für Ausflüge an die Nordseeküste oder in das Inland.

Dundee liegt am Firth of Tay, einem Meeresarm der Nordsee, in den der namensgebende Fluss Tay mündet. Die Eisenbahnbrücke über diesen Arm ist eine der Sehenswürdigkeiten der Gegend. Das Ufer des Firth of Tay wurde im 18. Jahrhundert zur Befestigung mit Reet bepflanzt und bildet heute die größte zusammenhängende Reetfläche in Großbritannien.

Aussicht vom Hausberg Dundee Law
Aussicht vom Hausberg Dundee Law

Geschichte

Bereits die Pikten in der Eisenzeit siedelten im Bereich des heutigen Dundee. Später erhielt der Ort das Stadtrecht vom schottischen König William I. Im Mittelalter wurde Dundee immer wieder von den Engländern geplündert und später im Zuge weiterer Konflikte sogar mehrfach zerstört. Deshalb finden sich nur wenige Relikte aus der Vergangenheit.

In neuerer Zeit war Dundee vor allem für den Walfang und die Juteindustrie bekannt. Dabei entdeckte man eher zufällig, dass sich Jute durch das Tränken in Walöl besser verarbeiten ließ. So wurde Dundee ein Weltzentrum der Juteverarbeitung und unterhielt eine der größten Walfangflotten des Britischen Weltreichs.

Nachdem weder Walprodukte noch Jute nachgefragt wurden, transformierte sich Dundee zu einer modernen, reizvollen Großstadt. Die 1881 gegründete Universität und weitere kulturelle Einrichtungen ziehen heute viele junge Leute und Künstler an.

Sehenswürdigkeiten

Viele der bekanntesten Gebäude Dundees haben ihren Ursprung im 16. oder 17. Jahrhundert, vor allem Kirchen und Schlösser. Weitaus moderner und neuer ist da die Außenstelle des weltberühmten Londoner Victoria & Albert Museums. Im ehemaligen Hafen lassen sich zudem zwei ganz besondere Schiffe besichtigen. Hier ist ganz bestimmt für jeden von euch etwas dabei!

Tay Rail Bridge

Über dreitausend Meter erstreckt sich die Tay Rail Bridge, die Eisenbahnbrücke über den Meeresarm, bis hinüber nach Wormit auf der südlichen Seite. Die zweigleisige Brücke wurde 1887 fertiggestellt und 2003 zuletzt saniert. Sie ist nicht nur ein wichtiger Teil der hiesigen Infrastruktur, sondern auch ein schottisches Baudenkmal erster Kategorie.

Tay Rail Bridge
Die 3.000 m lange Tay Rail Bridge

Besondere Bedeutung hat die Brücke zudem aufgrund des fatalen Unfalls auf dem Vorgänger. 1877 wurde nämlich an beinahe der gleichen Stelle schon einmal eine Brücke eröffnet. Ende 1879 fegte ein Orkan die Brücke fort und mit ihr einen Zug mit 75 Menschen an Bord. Die Pfeiler der alten Brücke dienen heute teilweise noch als Wellenbrecher für die neue.

V&A Dundee

Das erste Design-Museum Schottlands ist zugleich das Aushängeschild des neuen Dundee. Es befindet sich gleich neben der Tay Road Bridge, unmittelbar am Meeresarm. Das Museum ist eine Art Außenstelle des Victoria & Albert Museums in London, der größten Sammlung von Kunstgewerbe und Design der ganzen Welt. Das V&A Dundee ist schon von außen außergewöhnlich, erinnert es doch in seiner Form an die Klippen von Schottlands Ostküste. Innen findet ihr eine Dauerausstellung zur schottischen Designgeschichte sowie wechselnde Sonderausstellungen.

RRS Discovery und HMS Unicorn

Unmittelbar neben dem V&A Museum liegen zwei museale Schiffe. Etwas westlich liegt die RRS Discovery. Mit diesem Dreimaster wagte Robert F. Scott einst seine Expedition in die Antarktis. Das in Dundee gebaute Schiff bildet den Höhepunkt einer Ausstellung zu besagter Forschungsreise.

RRS Discovery
Die RRS Discovery vom V&A Dundee aus fotografiert

Ein Stück östlich des V&A liegt die HMS Unicorn. Dabei handelt es sich um eines der letzten Segelkriegsschiffe, die vom Vereinigten Königreich gebaut wurden, ehe die Flotte ganz auf Dampfschiffe umgestellt wurde. Heute ist die Unicorn ein schwimmendes Museum und gibt Einblick in die Alltagswelt der Seeleute des 19. Jahrhunderts.

The McManus

Nach einem kleinen Spaziergang landeinwärts gelangt ihr zum McManus, einem prächtigen altviktorianischen Herrenhaus, das einst zum Gedenken an Prinz Albert gebaut wurde. Im Innern befinden sich eine kleine Ausstellung zur Geschichte Dundees sowie ein riesiges Walskelett, dass Groß und Klein gleichermaßen beeindrucken wird.

McManus Galleries
Heute sind die McManus Galleries ein Museum

Die Ausstellung widmet sich unter anderem einem der früheren Exportschlager Dundees, nämlich Computerspielen. Spielehits wie „Lemmings“ und das allererste „GTA“ wurden hier entwickelt. Auch heute zählen die Game Design Kurse der Universität Dundee zu den profiliertesten in ganz Europa.

Dundee City Churches

Ebenfalls in der Innenstadt von Dundee befindet sich ein Kirchenkomplex, in dem gleich mehrere Kirchen untergebracht sind, nämlich die Dundee Parish Church, die Steeple Church sowie die Old St. Paul’s and St. David’s Church. Das Highlight aber bildet der St. Mary’s Tower, auch Old Steeple genannt. Dieser mehr als 500 Jahre alte Glockenturm ist mit über 47 Metern der größte erhaltene Turm aus dem schottischen Mittelalter. Er wurde in den vergangenen Jahrhunderten mehrfach restauriert und ist heute eines der wichtigsten Wahrzeichen von Dundee.

Dundee St Mary s Tower
Der St. Mary's Tower in Dundee

Broughty Castle

Ganz im Osten der Stadt, im Vorort Broughty Ferry, befindet sich Broughty Castle. Diese mittelalterliche Burg wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut und war Schauplatz zahlreicher Kämpfe zwischen England und Schottland. Seit dem 19. Jahrhundert diente die Anlage der Verteidigung gegen drohende Invasionen durch Frankreich, Russland oder das Deutsche Reich. Heute ist Broughty Castle ein Museum und auf jeden Fall einen Besuch wert.

Broughty Castle
Ebbe am Broughty Castle im Osten der Stadt

Aktivitäten

Dundee hat zahlreiche und vor allem sehr vielfältige Aktivitäten zu bieten. In der Stadt selbst lassen sich historische und kulturelle Entdeckungen machen. Macht eine kleine Wanderung zum Hausberg der Stadt und genießt die Aussicht oder steigt ins Schnellboot und fahrt rasant den Fluss hinunter.

Die letzte Juteweberei besuchen

Dundee war einst ein bedeutendes Zentrum der Juteverarbeitung. Das lag vor allem an einer Wechselwirkung mit der Walfangindustrie, da Jute durch eine Behandlung mit Walöl deutlich weicher und einfacher zu verarbeiten ist. Heute haben Baumwollfasern und chemische Fasern Jute in Europa weitgehend abgelöst. Auch in Dundee ist von der einstigen Hochzeit der Juteverarbeitung nicht mehr viel übrig. Nur bei Verdant Works, der letzten Juteweberei der Stadt, laufen noch die Spinnräder. Eine Ausstellung zeigt die Geschichte der Jute in Dundee sowie das Leben der Arbeiter und Fabrikanten.

Mit dem Schnellboot den Firth of Tay befahren

Ihr wollt euch Dundee einmal von der Seeseite aus anschauen? Dann empfehlen wir euch die schnellen Ausflugsboote auf dem Firth of Tay. Die rasanten Gummigefährte bringen euch vom Fluss kommend Richtung Nordsee, wo ihr mit etwas Glück sogar Delfine beobachten könnt. So oder so sollte die Fahrt mit einem dieser schnellen Boote definitiv auf eurer To-do-Liste stehen.

Den Dundee Law erklimmen

Das natürliche Wahrzeichen der Stadt Dundee ist der Dundee Law, ein 174 Meter hoher Berg, der eigentlich der Kern eines erloschenen Vulkans ist. Während sich hier früher Wehranlagen befanden, gibt es heute nur noch eine Aussichtsplattform, von der aus ihr einen tollen Blick auf die Stadt und den Firth of Tay habt.

Dundee Law Denkmal
Denkmal auf dem Dundee Law

Bemalte Türen entdecken

Dundee ist heute bekannt für seine Kunstprojekte, von denen einige sogar in das Stadtbild integriert worden sind. In einer tollen Street-Art-Aktion wurden beispielsweise Dutzende von maroden Türen in den Seitengassen der Stadt mit Kunst verziert. Zudem wurden einige alte Mauern als legale Graffitiwände freigeben. Schlendert durch die Stadt und entdeckt die Kunstwerke in den Seitenstraßen.

Eine Runde Golf spielen

Wer in Schottland weilt, der sollte zumindest einmal einen Golfschläger in die Hand genommen haben. Golf hat hierzulande nämlich eine große Tradition. Nicht wenige sehen die Schotten sogar als Erfinder des Golfsports, auch wenn die Meinungen der Sporthistoriker diesbezüglich auseinandergehen. Unbestritten ist Golf allerdings eine der Lieblingsbeschäftigungen der Schotten und das gilt auch für Dundee. Rund um die Stadt gibt es eine Reihe von öffentlichen 9- oder 18-Loch-Golfplätzen sowie einige Golfclubs, in denen aber auch Gäste jederzeit willkommen sind. Also leiht euch Putter und Eisen und probiert es aus.

Reise-Infos

Es müssen nicht immer Glasgow oder Edinburgh sein. Konnten wir euch Dundee im Nordosten Schottlands ein wenig schmackhaft machen? Dann haben wir jetzt noch einige Reis-Infos für euch, damit dem Urlaub in die Stadt am Firth of Tay nichts im Wege steht.

Reisezeit

Der Sommer ist traditionell die beste Zeit, um eine Reise nach Schottland zu unternehmen. Das ist auch im Fall von Dundee nicht anders. Dann fällt wenig Niederschlag, die Temperaturen steigen und die Zahl der Sonnenstunden ebenso. Statistisch gesehen scheint in Dundee sogar im Mai am meisten die Sonne, doch Juli und August sind deutlich wärmer.

Dundee ist übrigens einer der sonnigsten Orte Schottlands. Das liegt vor allem daran, dass das typisch raue schottische Wetter vom Atlantik kommt und quasi an den Bergen im Inland hängenbleibt. Was allerdings auftreten kann, ist der sogenannte Haar. Dieser kalte Küstennebel entsteht über dem Meer und schleicht sich dann in die Stadt.

Reisedauer

Dundee ist mit rund 150.000 Einwohnern zwar eine Großstadt, aber dennoch recht übersichtlich. Wer sich nur in der Stadt aufhalten möchte, dem reicht ein Wochenendtrip. Beabsichtigt ihr längere Touren in die Umgebung, dann solltet ihr entsprechend ein paar Tage mehr einplanen.

Reisevorbereitung

Schottland ist als Teil Großbritanniens kein Mitglied der Europäischen Union. Ihr braucht also einen Reisepass, um nach Dundee zu gelangen. Außerdem müsst ihr eure Uhren umstellen, denn Dundee liegt eine Stunde hinter der Mitteleuropäischen Zeit.

Schon vor dem Brexit blieb Großbritannien seinem Pfund als Währung treu. Ihr müsst also ein paar Euros umtauschen, wenn ihr in Dundee unterwegs seid und hier und da eine Kleinigkeit einkaufen möchtet. In Hotels und Restaurants werden selbstverständlich die gängigen Kreditkarten akzeptiert.

Anreise und Fortbewegung vor Ort

Dundee verfügt zwar über einen eigenen Flughafen, doch der wird nur von einigen wenigen Fluggesellschaften angeflogen, etwa aus London oder Belfast. Mit den meisten Flügen jedoch landet ihr vermutlich eher in Edinburgh oder Glasgow und müsst die restlichen Kilometer mit dem Bus oder der Bahn zurücklegen. Alternativ nehmt ihr einen Mietwagen.

Morgan Academy
Gut zu Fuß zu erreichen: die Morgan Academy

Das Zentrum Dundees ist recht kompakt und bestens zu Fuß zu erkunden. Für weitere Strecken gibt es ein städtisches Bussystem sowie vergleichsweise günstige Taxis. Wollt ihr von Dundee aus die Küste oder das Inland bereisen, um nach Aberdeeen oder Inverness zu gelangen, empfiehlt sich ein Mietwagen von einem der örtlichen Anbieter.

Sprache und Verständigung

Mit einem halbwegs soliden Schulenglisch kommt ihr in Dundee bestens zurecht. Es könnte sein, dass ihr den einen oder anderen Einwohner nicht gut versteht, die schottischen Akzente sind sehr ausgeprägt und selbst für Engländer schwer zu verstehen.

Essen und Spezialitäten

In Dundee hat sich eine gewisse gastronomische Vielfalt entwickelt, die nicht viel mit traditionellem schottischem Essen zu tun hat. Wer in die angesagten Szenerestaurants geht, findet eher Hummus und Tapas als Haggis und Porridge. Nur die lokalen Biere und Whiskys lassen sich nicht vertreiben.

Dundee Cake
Dundee Cake: schmeckt nicht nur zur Weihnachtszeit

Eine absolute Spezialität in Dundee ist jedoch der sogenannte Dundee Cake, der gerne zur Weihnachtszeit gebacken wird. Dabei handelt es sich um einen Früchteküchen mit Orangen, Aprikosen, Kirschen sowie blanchierten Mandeln, der gern vor dem Servieren noch mit Whisky beträufelt wird.

Hotels und Unterkünfte

Verglichen mit vielen anderen schottischen und erst recht englischen Städten ist das Preisniveau für Hotels in Dundee noch recht niedrig. Vor allem im Zentrum findet ihr selbst in der Hauptsaison noch bezahlbare Zimmer für euren Aufenthalt am Firth of Tay. Alternativ sucht ihr in den kleinen Badeorten entlang der Küste nach Unterkünften in Strandnähe.

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