Die schottischen Highlands sind für viele Urlauber der Inbegriff einzigartiger Kultur, wilder Romantik und dramatischer Berglandschaften. Ein ungestümer Drang nach Freiheit und eine Herzenswärme, die sich nicht selten unter einer recht rauen Schale verbirgt – Die Highlands sind absolut einzigartig und definitiv eine Reise wert!
Überblick
Die Highlands in Schottland grenzen im Westen an den Atlantik und die Inseln der Hebriden. Im Südosten fungiert der Zentrale Tieflandgürtel (Central Belt), eine dicht besiedelte und stark industrialisierte Region, zu der unter anderem die Städte Glasgow und Dundee gehören, als Abgrenzung. Im Norden fungieren die Shetlandinseln als Abgrenzung zu Norwegen. Wo also beginnen, bei so viel Landfläche?
Für Kulturinteressierte dürfte vor allem Inverness, die pulsierende Hauptstadt der Highlands, ganz oben auf der To-do-Liste stehen. Abenteurer können sich auf die Suche nach dem sagenumwobenen Ungeheuer von Loch Ness am gleichnamigen See begeben und Wanderer werden sich gewiss nicht lange der Faszination der schottischen Bergketten und Täler entziehen. Egal, für welche Highlights ihr euch entscheidet, wunderschöne alte Burgen, einzigartige Tradition und unterhaltsame Mythen werden eure ständigen Begleiter auf einer Reise durch das schottische Hochland sein.
Geschichte
Wer sich für die Geschichte Schottlands und insbesondere die der Highlands interessiert, kommt spätestens seit dem Kinoerfolg „Braveheart“ am Nationalhelden William Wallace nicht vorbei. Ursprünglich von keltischen und auch skandinavischen Völkern besiedelt, entwickelten sich im 14. Jahrhundert die so genannten Clanstrukturen. Wobei ein Clan hier im weitesten Sinne lediglich als ausgedehnte Familiengruppe verstanden werden kann. Bis heute sind große Teile der Highlands in Privatbesitz mächtiger Familien, wie beispielsweise die der Campbells, der MacDonalds oder der MacLeods. Das Wort Mac bedeutet im schottisch-gälischen Sprachgebrauch lediglich „Sohn von“.
In der Geschichte der Highlands kam es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Clans. Als England seinen Führungsanspruch in Schottland geltend machen wollte, waren es vor allem die Familien der Highlands, die sich im Kampf gegen die Machthaber aus dem Süden vereinigten und Hand in Hand für „Freiheit“ kämpften. William Wallace war einer dieser Freiheitskämpfer, die sich letzten Endes jedoch geschlagen gaben.
Was folgte war eine gigantische Abwanderungswelle nach Nordamerika und Australien. In die Geschichte ging diese Epoche als „Highland Clearances“ ein. Bis heute sind weite Teile des Hochlandes sehr dünn besiedelt. Reiche Adelige entdeckten die Highlands als favorisiertes Jagdgebiet und errichteten überall in der Region imposante Jagdschlösser und Familiensitze, die heute teilweise für Besucher ihre historischen Türen öffnen und Führungen anbieten.
Berge
Sprechen wir von einem Hochland, dann können Berge und kleinere Gebirgsketten natürlich nicht weit sein. In den schottischen Highlands findet sich sogar der höchste Berg Großbritanniens. Aber auch einige der zahlreichen imposanten Täler und Hügel sind durchaus einen Besuch wert. Freut euch auf viele, im wahrsten Sinne des Wortes, Highlights.
Ben Nevis
Die beste Zeit für eine Besteigung des 1.345 Meter hohen Berges ist zwischen Juni und September. Dann haben Wanderer deutlich mehr Tageslicht und das Wetter zeigt sich mit ein bisschen Glück versöhnlich. Allgemein sei jedoch gewarnt: Eine Wanderung zum höchsten Berg Großbritanniens ist kein Zuckerschlecken! Nähern könnt ihr euch dem Gipfel auf zwei verschiedenen Routen. Die zickzackförmige Westseite des imposanten Granitklotzes ist als so genannter „Pony Track“ bekannt. Hier kommt ihr am schnellsten und auch einfachsten zum Ziel. Landschaftlich aufregender, abwechslungsreicher aber auch deutlich schwieriger ist der Weg über die Nordseite des Ben Nevis‘. Hier spürt ihr die brutale Kraft und Schönheit der Berge. Unabhängig von der gewählten Route solltet ihr in einer guten körperlichen Verfassung sein und über eine gehörige Portion Ausdauer verfügen. Der Blick vom Gipfel ins Tal entschädigt dann jedoch gewiss für die Strapazen eines durchschnittlich vierstündigen Aufstieges und der darauffolgenden 3-Stunden-Wanderung zurück ins Tal.
Stob Dearg
Der berühmte Gipfel des schottischen Bergmassivs Buachaille Etive Mòr führt Wanderer hoch über die weite Wildnis des so genannten Rannoch Moors. Auf dem Kamm des Berges angekommen, hat man einen atemberaubenden Ausblick über die unendlichen Weiten der Hochlands. Der Stob Dearg gehört zu einem der meistfotografierten Berge Schottlands. Er ist bei Urlaubern besonders beliebt, weil er verhältnismäßig gut zu erreichen ist. Eine Besteigung über die Nordostwand ist jedoch nur erfahrenen Bergsteigern vorbehalten, denn hier finden sich einige der anspruchsvollsten Kletterrouten des ganzen Landes.
Beinn an Òir
Der Beinn an Òir bedeutet aus dem Gälischen übersetzt so viel wie „Der Goldene Berg“ und ist höchste Erhebung der Inneren Hebrideninsel Jura. Ihr Gipfel liegt in 785 Metern Höhe. Besonders faszinierend ist der Aufstieg, der aus unterschiedlichen Richtungen sogar vom Strand aus erfolgen kann. Einmal oben angekommen, genießt ihr nicht nur einen imposanten Blick über die angrenzenden Berglandschaften, sondern auch die Schottische See.
Cuillin Hills
Wer auf anstrengende Tagestouren in die Berge keine Lust hat, dem legen wir die Cuillin Hills ans Herz. Denn hier habt ihr die Gelegenheit, die schottische Insel Skye in Form ganz unterschiedlicher Wanderwege kennenzulernen. Von einfachen Routen, die nicht länger als vier Kilometer sind, bis hin zu längeren Tracks ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Sehenswürdigkeiten
Schottlands Bergwelt ist an und für sich ja bereits eine Sehenswürdigkeit. Jedoch gibt es in den Highlands noch viel mehr zu entdecken. Einige der Burgen und Schlösser kennt manch einer vielleicht sogar von der großen Kinoleinwand. Magisch wird es in und um den berühmtesten See Schottlands und schließlich kommen auch die Naturliebhaber auf ihre Kosten.
Glenfinnan Railway Viaduct
Das Eisenbahnviadukt wurde von 1897 bis 1901 gebaut und befindet sich an der Spitze von Loch Shiel in den westlichen schottischen Highlands. Die 380 Meter lange Betonbrücke besteht aus 21 Pfeilern, von denen einige bis zu 30 Meter hoch sind. Im Jahr 2007 brachte die Bank of Scotland eine Serie an Banknoten zu Ehren schottischer Ingenieurskunst heraus. Das Glenfinnan Railway Viaduct ist seither in voller Pracht auf der 10-Pfund-Note zu bestaunen.
Kommt euch dieser mystisch wirkende Bau irgendwie bekannt vor? Dann habt ihr vielleicht einen der folgenden Filme geschaut und das Viadukt dort schon einmal gesehen: „Charlie & Louise – Das doppelte Lottchen“, „Die Liebe der Charlotte Gray“ und natürlich die Romanverfilmung von „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“. Seit Erscheinen des Blockbusters über den Zauberlehrling sah sich die örtliche Polizei gezwungen, eine offizielle Warnung auszugeben, die es ausdrücklich untersagt, das Viadukt zu betreten. Zu viele Fans hatten sich für ein perfektes Selfie leider in Gefahr gebracht. Zum Glück blieb es bisher lediglich bei einigen Beinahe-Kollisionen von Mensch und Zug.
Eilean Donan Castle
Die malerische Burg befindet sich auf der mit einer Fußgängerbrücke mit dem Festland verbundenen Insel Eilean Donan am Zusammenfluss von drei Seen (Loch Duich, Loch Long und Loch Alsh). Ursprünglich im 13. Jahrhundert als Hauptsitz der beiden Clans Mackenzie und MacRae erbaut, wurde das Schloss 1719 von Schiffen der britischen Regierung dem Erdboden gleichgemacht.
In den Jahren 1912 bis 1932 wurde Eilean Donan Castle erneut aufgebaut und seit 1955 als Baudenkmal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seither hat sich die Burg zu einer der meistbesuchten Attraktionen Schottlands gemausert. Und für Fans des Mystischen hat das Schloss gleich zwei Legenden zu bieten. Zum einen soll im heutigen Souvenirshop von Eilean Donan Castle der Geist eines kopflosen spanischen Soldaten sein Unwesen treiben und zum anderen gibt es im Loch Duich angeblich ein Wassermonster ganz ähnlich dem Ungeheuer von Loch Ness.
Loch Ness
Bleiben wir doch gleich beim eben erwähnten Loch Ness, einem der fischreichsten Gewässer in ganz Großbritannien. Aber nicht nur Fans von Angelurlauben werden hier auf ihre Kosten kommen. Auch Naturliebhaber können auf gut befestigten Pfaden wandeln und dabei die Schönheit der Eichen, Eschen und Kiefern bewundern. Den meisten Urlaubern dürfte der Süßwassersee jedoch aufgrund von „Nessie“, dem Ungeheuer, das angeblich seit vielen Jahrhunderten in Loch Ness lebt, bekannt sein. Die Kreatur wird üblicherweise als eine Art Plesiosaurier mit einer Länge von bis 20 Metern beschrieben. Ihre Authentizität wird von Wissenschaftlern jedoch stark angezweifelt. Seit 1934 existiert im Vereinigten Königreich jedoch ein Gesetz, das das Ungeheuer von Loch Ness unter Naturschutz stellt, sollte es entgegen aller Räson tatsächlich existieren.
Cairngorms-Nationalpark
Auf einer Gesamtfläche von 3.800 Quadratkilometern können sich Naturfreunde in den zentralen Highlands nach Herzenslust austoben. Geprägt ist die Landschaft von dem namensgebenden Gebirgszug der Cairngorms. In den Heidelandschaften, Mooren und dichten Wäldern des Parks leben über 20.000 Rothirsche, 150 Rentiere, zahlreiche Auerhühner, Wildkatzen, Dachse und Marder. Ornithologen können sich auf Stein- und Fischadler freuen.
Aktivitäten
Wandern, Bergsteigen, Vögel beobachten und Angeln sind euch noch nicht genug? Dann freut auf einige weitere spannende Aktivitäten, die euch in den schottischen Highlands einen abwechslungsreichen Urlaub garantieren.
Tagesausflug nach Inverness
Raue Natur und imposante Bergpanoramen reichen nicht, um eure Aufmerksamkeit für eine ganze Woche zu halten, dann ist ein Besuch in der schottischen Stadt Inverness genau das Richtige. Hier möchten wir euch ganz besonders den Victorian Market, eine Einkaufspassage aus dem 19. Jahrhundert mit jeder Menge Möglichkeiten zum perfekten Shopping-Urlaub, ans Herz legen. Architekturfans dürften Besuche in der Inverness Cathedral und der Old High Church freudig stimmen und beim abendlichen Ausklingen im Pub könnt ihr eure Eindrücke mit dem Rest der Welt teilen, denn in Schottland gilt das Motto: Fremde sind lediglich Freunde, die man noch nicht getroffen hat.
Whisky Verkostung
Apropos Pubs: Ein Besuch in den Highlands ist für Erwachsene gewiss auch mit dem einen oder anderen Glas Whisky verbunden. Immerhin rühmen sich die Schotten stolz damit, dass in ihrem Land der Ursprung des alkoholischen Getränks zu finden ist. Wer ein wenig mehr über die verschiedenen Sorten und deren Destillation erfahren will, der sollte unbedingt eine geführte Tour unternehmen.
Delfine beobachten
Delfine sind faszinierende Kreaturen, die mit ihren gewagten Sprüngen auf einzigartige Art und Weise mit ihrer Umwelt kommunizieren. In den schottischen Highlands habt ihr außergewöhnlich gute Chancen, diese faszinierenden Meeresgeschöpfe aus nächster Nähe zu beobachten. Dafür könnt ihr in vielen Fällen sogar an Land bleiben. Mutige wagen sich im Neoprenanzug oder dem Kanu hinaus aufs Meer, um den Delfinen noch näher zu sein.
Zwischen April und Oktober habt ihr auch die Chance, verschiedene Walarten zu beobachten. Dafür bedarf es dann aber einer geführten Whale Watching Bootstour mit erfahrenen Guides, die genau wissen, wo sich die saisonalen Hotspots befinden.
The Jacobite
Willkommen an Bord, der Zug fährt gleich ab! Wer die Schönheit der schottischen Highlands als romantische Zeitreise erleben möchte, der gönnt sich eine Fahrt mit der Dampflokomotive „The Jacobite“. Die Strecke verläuft zwischen den Städten Fort William und Mallaig. Hier könnt ihr an Tagen mit guter Weitsicht den Ausblick auf die Inseln Rum, Eigg, Muck und Canna sowie den südlichen Teil der Insel Skye sehen.
Reise-Infos
Könnt ihr euch dem Ruf der Wildnis nicht länger entziehen und plant in Gedanken jetzt schon einen Urlaub in Schottland? Dann haben wir abschließend noch ein paar Tipps und Infos, die bei der Organisation und Buchung eures Urlaubs in den wunderschönen Highlands hilfreich sein könnten.
Reisezeit
Ein altes Sprichwort besagt, dass es, wenn es einmal nicht regnet in Schottland, dann gewiss schneit oder hagelt. Ganz so furchtbar ist das Wetter dann aber doch nicht. Besonders im April habt ihr Chancen auf bestes Kaiserwetter. Beim Packen des Koffers sollte aber dennoch genug Platz für einen Regenschirm sein. Wer sich nichts aus ein bisschen Niederschlag macht, kann die schottischen Highlands das ganze Jahr über besuchen. In den Wintermonaten jedoch sind viele der Berggipfel, die wir in unserem Reisebericht erwähnt haben, für Anfänger geschlossen.
Dokumente und Währung
Schottland gehört zu Großbritannien und somit ist für eine Einreise seit dem Brexit ein Reisepass, der bis zum Ende des Urlaubes gültig sein muss, notwendig. Die Reisekasse muss in die Landeswährung Pfund Sterling umgerechnet werden. In den größeren Städten und Hotels könnt ihr ohne Probleme mit Kreditkarte bezahlen. Jedoch raten wir dazu, vor Reisebeginn ein paar Euro umzutauschen, damit ihr nicht auf Bezahlung im Plastikformat angewiesen seid.
Anreise und Fortbewegung
Die beiden größten Flughäfen in Schottland befinden sich in den Städten Glasgow und Edinburgh. Zu diesen gelangt ihr per Nonstop-Flug. Wer etwas näher landen möchte, der fliegt nach Inverness mit Zwischenlandung in London. Einmal in Schottland angekommen, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, von A nach B zu kommen. Das Land verfügt über ein sehr gut ausgebautes Verkehrsnetz aus Bussen und Zügen. Mit einem Mietwagen bleibt ihr komplett unabhängig bei euren Entdeckungstouren durchs wunderschöne schottische Hochland.
Sprache und Verständigung
Für das ungeübte Ohr nicht sofort zu erkennen, aber dennoch wahr: In Schottland wird Englisch gesprochen. Wundert euch aber bitte nicht über den recht starken Akzent, der mit eurem Schulenglisch leider nicht viel zu tun haben dürfte. Selbst Engländer müssen in Schottland oft zum Hilfsmittel „Mit Händen und Füßen“ greifen. Mit ein bisschen guten Willen, Augenzwinkern und Humor werdet ihr euch aber gewiss prima im Hochland durchkämpfen können.
Essen und Spezialitäten
Denkt ihr an schottisches Essen im Urlaub, fallen euch gewiss sofort Schlagwörter wie Haggis, Shortbread und Porridge ein. Dabei hat die Küche in Schottland in den letzten Jahren eine erstaunliche Wandlung vollzogen. Frische Zutaten und regionale Öko-Spezialitäten verblüffen Fans von Vorurteilen. Vor allem bei Suppen, Eintöpfen und Aufläufen gibt es auf der Speisekarte immer wieder interessante Varianten für Vegetarier und Veganer und moderne Variationen, die deutlich gesünder sind, als man das von den sonst so deftigen Köstlichkeiten erwartet.
Hotels und Unterkünfte
In fast jeder Unterkunft in den Highlands gibt es auch immer eine gehörige Portion schottische Geschichte zum Frühstück serviert. In den großen Städten wie zum Beispiel Dundee findet ihr bekannte Hotelketten, die auch dem gehobenen Standard entsprechen können. Weiter abseits in der ländlichen Region des schottischen Hochlands werdet ihr vor allen so genannte Bed and Breakfasts finden. Aber auch familiengeführte Pensionen und kleinere Hotels bieten gemütliche Unterkünfte an.