An den Ohridsee reisen


Der Ohridsee war bis Anfang der 90er Jahre ein beliebtes Urlaubsziel, geriet aber infolge der Jugoslawienkriege ein wenig in Vergessenheit. Nun versuchen die anliegenden Länder Albanien und Nordmazedonien, dem See wieder zur alten Popularität zurück zu verhelfen. Bislang ist der Ohridsee allerdings noch ein Geheimtipp für die meisten Balkanreisenden.

Überblick

Der rund 350 Quadratkilometer große und bis zu 288 Meter tiefe Ohridsee liegt zum größten Teil im Südwesten von Nordmazedonien und zu einem kleineren Teil im Osten Albaniens. Auf beiden Seiten bieten sich viele Möglichkeiten für einen Badeurlaub mit der ganzen Familie oder Freunden. Die Geschichte der Region bietet zudem viele kulturelle Highlights.

Rund um den Ohridsee finden sich einige schmucke, kleine Fischerdörfer sowie ein paar Städte, etwa Pogradec auf albanischer Seite oder Struga und das namensgebende Ohrid am nordmazedonischen Ufer. Unweit des Sees befinden sich zudem malerische Landschaften wie das Jablanica-Gebirge oder der Galičica Nationalpark.

Kirche des Heiligen Johann von Kaneo
Kirche des Heiligen Johann von Kaneo am Ohridsee

Der Ohridsee selbst ist vor allem für sein Alter berühmt. Er gilt als ältester See Europas und existiert seit mindestens 1,3 Millionen Jahren. Das hat eine einzigartige Fauna hervorgebracht, die vor allem für Evolutionsbiologen von größter Bedeutung ist, um das Verständnis der Entwicklung der Arten in Europa nachvollziehen zu können.

Geschichte

Das Gebiet um den Ohridsee ist bereits seit der Jungsteinzeit bewohnt. Später siedelten hier Illyrer, Makedonen und Griechen, die vor allem von den nahegelegenen Gold- und Silbervorkommen profitierten. Die Römer bauten entlang des Sees die Via Egnatia, die als Verlängerung der Via Appia die beiden Metropolen Rom und Konstantinopel verband.

Mit der Expansion des Osmanischen Reichs geriet auch der Ohridsee unter osmanische Kontrolle. Zahlreiche Bauwerke aus dieser Epoche finden sich noch immer in den Städten entlang des Seeufers. Zu Zeiten Jugoslawiens war der Ohridsee ein beliebtes Naherholungsgebiet und soll nun wieder attraktiv für Urlaub werden – sowohl auf albanischer als auch auf nordmazedonischer Seite.

Sehenswürdigkeiten

Die meisten Sehenswürdigkeiten, die sich rund um den Ohridsee befinden, sind innerhalb oder nahe der größten Städte Pogradec und Ohrid zu finden. Dazu gehören Kirchen und Klöster, aber auch alte Königsgräber und nicht zuletzt die erholsame Seepromenade entlang des albanischen Ufers.

Seepromenade Pogradec

Wer im albanischen Teil des Ohridsees Urlaub macht, kommt früher oder später nach Pogradec oder übernachtet vermutlich sogar dort. Gerade für das Nachtleben ist die Stadt ein Dreh- und Angelpunkt. Das gilt insbesondere für die langgezogene Uferpromenade. Hier gibt es einige nette kleine Parks und ruhige Orte – vor allem aber alles, was das Urlauberherz begehrt. Nach einem leckeren Essen in einem der Restaurants warten Bars, Cafés und Clubs darauf, entdeckt zu werden. Nicht selten wird hier bis in den frühen Morgen getanzt und musiziert.

Pogradec
Blick auf Pogradec

Königsgräber von Selca

Ein kleines Stück nordwestlich von Pogradec liegt ein Dorf namens Selca e Poshtme. Dieses ist für einige alte illyrische Königsgräber bekannt, die teils mehr als 2.000 Jahre alt sind. Die Gräber wurden in den Fels der gebirgigen Landschaft gehauen und erinnern an die Zeit der illyrischen Herrschaft in dieser Gegend.

Stein von Kamja

Wiederum ein Stück südwestlich von Pogradec liegt eine auffällige Felsformation, die weithin sichtbar ist und eine natürliche Sehenswürdigkeit darstellt. Der sogenannte Stein von Kamja („Guri i Kamjes“) wurde über die Jahrtausende von der Erosion geformt und erhielt so seine einzigartige Gestalt.

Kirchen, Klöster und Festung in Ohrid

Auf nordmazedonischer Seite ist die Stadt Ohrid die eindeutig wichtigste und sehenswerteste Ortschaft. Das liegt unter anderem an der beeindruckenden Festungsanlage, die über der Stadt thront. Diese wurde vor rund 1.000 Jahren vom damaligen bulgarischen Zaren erbaut und ist noch heute gut erhalten und kann besichtigt werden.

Festung in Ohrid
Die Samuil-Festung oberhalb der Stadt

Neben der Festung finden sich in Ohrid aber auch sehr viele sakrale Bauten. Dazu gehören mittelalterliche Kirchen wie die Sophienkirche, die Klementskirche sowie die Kirche des heiligen Johann von Kaneo. Hinzu kommen zahlreiche Klöster, die oftmals eine eindrucksvolle Architektur und herausragenden Ikonen in den Innenräumen vorweisen. Allein dafür lohnt sich mindestens ein Tagesausflug nach Ohrid.

Kloster Sveti Naum

Unmittelbar an der Grenze zu Albanien gibt es auf der nordmazedonischen Seite des Ohridsees ein weiteres erwähnenswertes Kloster namens Sveti Naum. Es befindet sich unweit des beliebten Badeortes Tushemisht und kurz vor der Ortschaft Ljubanishta. Gemeinsam mit dem Ohridsee und dem Ort Ohrid gehört das Kloster zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das Kloster wurde 895 vom Heiligen Naum gegründet, der als einer der Begründer der altslawischen Kirchenschriftsprache gilt. Die dreischiffige Kreuzkuppelkirche verfügt über eine Reihe von sehenswerten Fresken, die das Leben von Naum und anderen Slawenaposteln darstellen. Wer mag, kann sogar innerhalb der Klosteranlage übernachten.

Kloster Sveti Naum
Kloster Sveti Naum nahe der Grenze

Strände

Der Ohridsee eignet sich bestens als Ziel für einen Badeurlaub und verfügt über zahlreiche Strände entlang des gesamten Ufers. Die Wasserqualität ist im albanischen Teil etwas besser, weswegen vor allem die Strände bei Tushemisht als die schönsten am Ohridsee gelten. Doch auch der mazedonische Teil hat einige tolle Badestellen zu bieten.

Strände von Tushemisht

Die wohl besten und malerischsten Strände befinden sich beim Dorf Tushemisht auf halbem Wege zwischen Pogradec und der nordmazedonischen Grenze. Der langgezogene und flach abfallende Strand war früher schon bei Familien sehr beliebt und erlebt durch die jüngsten Änderungen der Infrastruktur nun einen erneuten Aufschwung.

Tushemisht Strand
Strand bei Tushemisht

Strände von Pogradec

Wer nicht aus der Stadt hinaus möchte, findet natürlich auch direkt in Pogradec ein paar nette Stellen zum Schwimmen, Baden und Schnorcheln. Die meisten Strände sind dank der anliegenden Hotels recht gepflegt, aber aus demselben Grund natürlich auch etwas überfüllter als die Strände außerhalb.

Pogradec Strand
Tretboote an einem Strand in Pogradec

Strände von Ohrid

Urlauber, die in Ohrid residieren, finden auch dort einige ansprechende Strände für das gelegentliche Baden und Sonnen zwischendurch. Ein Geheimtipp ist der Labino Beach direkt am alten Stadtpark. Der kleine Kiesstrand hat sehr sauberes Wasser, liegt ruhig sowie versteckt und ist normalerweise nicht zu voll.

Strand von Ljubanishta

Was für die albanische Seite Tushemisht ist, ist für die nordmazedonische Seite der Ort Ljubanishta. Dort gibt es den wohl beeindruckendsten Strand auf dieser Seite des Ohridsees. Der saubere und naturbelassene Kiesstrand liegt nur einen kleinen Spaziergang vom Kloster Sveti Naum entfernt und eignet sich ideal für eine erfrischende Abkühlung.

Ljubanishta Strand
Der Strand von Ljubanishta mit herrlicher Kulisse

Aktivitäten

Wie es sich gehört, zählen Aktivitäten wie Bootsausflüge oder Tauchgänge zu den beliebtesten bei Reisen zum Ohridsee. Mit ein bisschen Glück lassen sich sogar Wasserschlangen beobachten. Wer lieber an Land bleibt, findet in der Umgebung tolle Landschaften zum Wandern.

Tauchen & Schnorcheln

Ein großer, tiefer und alter See mit so reichhaltiger Fauna ist natürlich wie gemacht für Tauchsportler. Tatsächlich findet man in den größeren Badeorten auch Tauchschulen oder zumindest Verleihe für Tauchausrüstung. Aber auch mit Schnorchel und Flossen ausgerüstet, könnt ihr bereits viel entdecken. Nach wenigen Metern schon eröffnet sich die tolle Unterwasserwelt des Ohridsees, sodass Laien und Profis sich gleichermaßen erfreuen.

Bay of Bones am Ohridsee
Museumsdorf in der Bay of Bones

Der bekannteste Tauchspot liegt auf dem Gelände eines Freilichtmuseums in der sogenannten Bay of Bones, also der Bucht der Knochen, am Ostufer. Hier gibt es neben vielen verschiedenen Fischarten noch so einiges Prähistorisches zu entdecken. Nicht selten stößt man auf alte Artefakte aus der Zeit der illyrischen Besiedlung des Ohridsees.

Ausschau nach Wasserschlangen halten

Neben Fischen und Fröschen sieht man am oder im Ohridsee nicht selten auch die eine oder andere Wasserschlange. Tatsächlich gehört der See zu den wenigen in Europa, in denen sich diese völlig ungefährlichen Tiere noch in größerer Anzahl zu Hause fühlen. Die Chance, auf eine Schlange zu treffen, ist also beim Baden oder Tauchen im Ohridsee gar nicht so gering.

Eine Bootsfahrt machen

Wer nicht so gern taucht, sondern lieber auf dem Wasser bleibt, der kann im Urlaub den Ohridsee auch per Boot erkunden. Von den größeren Orten aus gibt es regelmäßig Ausflugsfahrten. Alternativ lassen sich Paddelboote leihen, so dass ihr die Möglichkeit habt, den See auf eigene Faust zu erkunden. Eine sehr romantische Bootsfahrt erwartet Reisende nahe dem Kloster Sveti Naum. Dort befinden sich nämlich unterirdische Quellen mit unglaublich klarem Wasser. Vom Kloster aus starten kleine Paddelboote und bringen euch in rund 30 Minuten bis zu den Quellen, die den Ohridsee speisen.

Wandern im Galičica Nationalpark

Die Landschaft um den Ohridsee herum ist etwas schroff, aber sehr schön und natürlich. Für passionierte Wanderer ist das ein wahres Paradies. Das gilt insbesondere für den Galičica-Nationalpark, der sich östlich des Sees und somit auf der nordmazedonischen Seite befindet. Der Park ist weitläufig und teils durchaus nur unter Anstrengung zu erkunden, bietet jedoch eine eindrucksvolle Flora und Fauna sowie tolle Gelegenheiten für Picknicks und kleine Pausen. Fahrradwege ermöglichen zudem das Radwandern. Wer es anspruchsvoll mag, besteigt gleich mal den Magaro, mit über 2.200 Metern die höchste Erhebung des Parks.

Galicica-Nationalpark mit Prespasee
Vom Galičica-Nationalpark auf den Prespasee blicken

Bergwandern im Jablanica Gebirge

Echtes Bergwandern gibt es auch auf albanischer Seite, nämlich im Shebenik-Jablanica-Nationalpark. Das 340 Quadratkilometer große Areal umfasst die beiden gleichnamigen Bergketten und wurde 2008 als Nationalpark ausgewiesen. Der Park befindet sich fast durchgehend auf 1.200 bis 2.000 Meter Höhe. Teile des Parks sind durch die UNESCO außerdem besonders geschützt. Das liegt an einem großen Buchenurwald, der zu den wenigen alten Buchenwäldern Europas gehört. Das Gebiet ist zudem ein Teil des so sogenannten Grünen Band Europas – einem multinationalen Naturschutzprojekt zur Erhaltung gefährdeter Tiere und Pflanzen.

Reise-Infos

Eine Reise zum Ohridsee ist gar nicht so aufwändig und ideal für alle, die den Badeorten an der albanischen Adria fernbleiben möchten. Wir haben die wichtigsten Infos für den Aufenthalt zusammengetragen.

Reisezeit

Wem es im Sommer an der Adria zu heiß ist, der sollte es mit dem Ohridsee versuchen. Der See selbst sowie seine hohe Lage auf rund 700 Meter über dem Meeresspiegel sorgen auch im Hochsommer für ein mildes Klima. Im Winter hingegen kann es durch die Lage recht kalt und auch verschneit werden.

Reisedauer & Reisevorbereitung

Am besten ist es, für den Ohridsee eine Woche Urlaub in Albanien oder Nordmazedonien zu veranschlagen.

Obwohl weder Albanien noch Nordmazedonien bislang zur Europäischen Union gehören, ist die Einreise für Deutsche auch ohne Reisepass möglich. Es muss aber ein gültiger Personalausweis vorliegen. Eine Aufenthaltserlaubnis ist nur dann nötig, wenn es sich bei eurem Aufenthalt nicht um eine touristische Reise handelt oder dieser 90 Tage überschreitet.

Beide Länder verfügen zudem nicht über den Euro als gemeinschaftliche Währung. In Albanien zahlt man mit dem Lek, in Nordmazedonien mit dem Denar. In beiden Staaten wird der Euro allerdings oftmals auch akzeptiert. Zu den Ländern am Ohridsee gibt es übrigens keine Zeitverschiebung.

Anreise

Wer mit dem Flugzeug anreisen möchte, landet am besten auf dem Flughafen von Ohrid in Nordmazedonien. Dorthin gibt es je nach Saison sogar Direktflüge von einigen ausgewählten Flughäfen in Deutschland. Selbst ein Transit an das albanische Ufer ist schneller und einfacher als eine Fahrt vom Flughafen in Tirana aus.

Diejenigen, die lieber mit dem eigenen Auto anreisen, um vor Ort flexibel zu bleiben, die sollten sich auf eine lange Fahrt einstellen. Von München aus ist man oftmals 17 bis 18 Stunden unterwegs. Allerdings gibt es auf der weiten Fahrt auch Einiges zu sehen, wie etwa die Alpen oder die wunderbaren Städte Zagreb, Belgrad und Skopje.

Fortbewegung vor Ort

Wer sich vornehmlich am Strand und in den kleinen Städten am Ufer des Sees aufhält, benötigt nicht unbedingt ein Auto. Für kürzere Wegstrecken reichen die günstigen Taxis oder Minibusse. Wer jedoch das Hinterland erkunden will, sollte auf jeden Fall auf einen Wagen mit Allradantrieb zurückgreifen.

Sprache & Verständigung

Die offiziellen Amtssprachen in den angrenzenden Ländern sind Albanisch und Mazedonisch. In Nordmazedonien ist aufgrund der großen albanischen Minderheit auch Albanisch eine Amtssprache. In den Hotels und Restaurants kommt man aber mit Englisch oder Deutsch meist gut zurecht.

Essen & Spezialitäten

Am Ohridsee leben die Menschen seit jeher vom Fischfang und das hat sich bis heute auch nicht geändert. Folglich finden sich auf den einheimischen Speisekarten alle Arten von Fisch, darunter auch einige endemische Arten, die es nur in diesem uralten See gibt. Wer Fisch nichts abgewinnen kann, greift auf die typischen Leckereien des Balkans wie Burek und Ćevapčići zurück.

Hotels & Unterkünfte

Ohrid und Struga auf nordmazedonischer sowie Pogradec auf albanischer Seite sind zugleich die drei Ballungsgebiete für Hotels und andere Unterkünfte. Das Preisniveau ist allgemein niedrig, dafür muss man allerdings auch beim Komfort ein paar Abstriche machen. Einige schöne kleine Unterbringungsmöglichkeiten befinden sich außerdem beim Dorf Lin am Westufer des Sees.

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