Einen Urlaub in Spanien verbinden die meisten Menschen mit Sommer, Sonne und Strand oder aber kulturell reichhaltigen Städten. An Wintersport im Gebirge wird daher nicht sofort gedacht. Dabei gehört die spanische Sierra Nevada zu den beliebtesten und schneesichersten Gebieten in ganz Europa. Doch auch außer wunderschöner Natur, hat die Region noch vieles mehr zu bieten.
Überblick
Mit mehr als 3.400 Höhenmetern ist die Sierra Nevada im südspanischen Andalusien das höchste Gebirge der Iberischen Halbinsel. Von November bis Mai tragen die höchsten Gipfel eine Schneehaube und machen die Gegend zu einem wahren Paradies für begeisterte Wintersportler und die, die es noch werden wollen.
In der Sierra Nevada können Urlauber aber nicht nur auf Brettern die Abhänge unsicher machen. Ein großer Teil des Gebirges ist ein beliebter Nationalpark, der zum Wandern und Erholen einlädt. Nicht zuletzt gibt es mit Granada und Almería zwei bedeutende historische Städte in der Region.
Die spanische Sierra Nevada sollte übrigens nicht verwechselt werden mit der gleichnamigen Region in den Vereinigten Staaten. Auch bei der Sierra Nevada im US-Bundesstaat Kalifornien handelt es sich um ein schneereiches Hochgebirge. Diesem Umstand verdanken beide Gebirge auch ihre Namen, denn Sierra Nevada bedeutet auf Deutsch so viel wie „schneebedecktes Gebirge“.
Städte & Ortschaften
Die unangefochtene Nummer Eins unter den Städten der Sierra Nevada ist Granada an den westlichen Ausläufern des Gebirges. Das Gegenstück dazu ist Almería an der Küste, wo die Sierra Nevada in etwa endet. In den Bergen selbst gibt es überwiegend kleinere Gemeinden, die vor allem schöne Rastpunkte für Wanderungen sind.
Granada
Granada ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Andalusien und für viele Urlauber der Ausgangspunkt in die Sierra Nevada. Die Stadt selbst lockt allerdings auch mit jeder Menge Sehenswürdigkeiten aus ihrer Geschichte, die Jahrtausende zurückgeht und vor allem durch die rund 800 Jahre lange Herrschaft der Mauren geprägt ist.
In Granada befinden sich zahlreiche beeindruckende Gebäude aus dem Mittelalter und der Renaissance, darunter die weltberühmte Burg Alhambra oder der Sultanspalast Palacio de Generalife. Ein Spaziergang durch das Viertel Albaicin entführt in eine längst vergangen geglaubte Zeit. Mindestens einen Tag lang sollte man Granada erkunden, ehe es in die unberührte Natur der Berge geht.
Almería
Am anderen Ende der Sierra Nevada befindet sich Almería, die Hauptstadt der zweiten Provinz, in der Teile des Gebirges liegen. Almería ist eine Hafenstadt mit einer weitläufigen Bucht und schönen Stränden und bildet so etwas wie das Gegengewicht zu den schneebedeckten Gipfeln der Sierra Nevada.
Ähnlich wie Granada ist auch Almería stark maurisch geprägt. Die berühmte Festung der Stadt ist nur ein Beispiel dafür. Weitere bekannte Bauwerke sind die wunderschöne Kathedrale von Almería und das Opernhaus „Maestro Padilla“.
Málaga
Auch die zweitgrößte Stadt Andalusiens, die als Málaga bekannt ist, bezaubert mit ihrer einzigartigen Schönheit und sehenswerten Gebäuden. Entweder ihr macht euch einen gemütlichen Tag an einem der zahlreichen Strände und lasst es euch gut gehen, oder besucht Sehenswürdigkeiten wie die Altstadt, die euch Gebäude aus unterschiedlichen Epochen in ihren kleinen Gassen bietet. Wer etwas besonders Erstaunliches sehen möchte, sollte sich die Santa Iglesia Catedral Basílica de la Encarnación anschauen. Diese ist mit 84 Meter Höhe das zweithöchste Sakralgebäude in Andalusien.
Roquetas de Mar
Nur einen Steinwurf von Almería entfernt liegt die Stadt Roquetas de Mar. Vor allem bei Deutschen und Engländern ist der Badeort schon seit längerem ein beliebtes Reiseziel. Wer also Strandtage mit Wanderungen in der Sierra Nevada verbinden möchte, kann dies in Roquetas bestens tun und dabei gleich noch Wale und Delfine beobachten, die sich durch die Straße von Gibraltar aus dem Atlantik in das Mittelmeer verirrt haben.
El Ejido
Eine der Nachbargemeinden von Roquetas de Mar ist El Ejido. Die Stadt ist auch als Europas Wintergarten bekannt, denn hier befindet sich die weltweit größte Anbaufläche unter Treibhausfolie. Auf mehr als 36.000 Hektar wird hier ganzjährig Obst und Gemüse angebaut. Wer sich immer schon mal anschauen wollte, wo denn mitten im Winter das ganze frische Gemüse im Supermarkt herkommt, sollte einen Abstecher nach El Ejido machen.
Guadix
An den nördlichen Ausläufern der Sierra Nevada befindet sich die Stadt Guadix. Diese ist vor allem für ihre Wohnhöhlen bekannt. Tausende Höhlen wurden in das Kalktuffsediment geschlagen und dienen bis heute als Lebensraum für viele Tausend Anwohner. Die Stadt ist außerdem der Geburtsort von Pedro de Mendoza, dem Begründer von Buenos Aires.
Motril
An den südwestlichen Ausläufern der Sierra Nevada befindet sich mit Motril eine weitere sehenswerte Hafenstadt am Mittelmeer. Von Granada aus ist es die am einfachsten zu erreichende Möglichkeit, eine kurze Auszeit von den Bergen zu nehmen und seine Beine im klaren Wasser des Meeres zu erfrischen.
Sehenswürdigkeiten
Eigentlich ist die gesamte Sierra Nevada an sich schon eine Sehenswürdigkeit. Das gilt erst recht für die beiden höchsten Gipfel, den Mulhacen und den Pico del Veleta. Wer es lieber kulturell und architektonisch mag, sollte unbedingt Granada besuchen oder auf den Wanderungen durch das Gebirge die Augen nach sehenswerten Kirchen offenhalten.
Nationalpark Sierra Nevada
Seit 1999 sind weite Teile der Sierra Nevada zum geschützten Nationalpark erklärt worden. Trotzdem – oder gerade deshalb – besuchen jedes Jahr immer mehr Menschen die Gebirgszüge, um dort zu wandern oder die vielen Tiere und Pflanzen zu beobachten.
Der Nationalpark ist das Zuhause zahlreicher seltener und teilweise bedrohter Arten. Dazu gehört der Iberiensteinbock, die Europäische Wildkatze oder die Schneemaus. Auf den unteren Höhenstufen wachsen dichte Wälder aus Eichen, Ahorn oder Erlen, während weiter oben die Vegetation immer spärlicher, aber oft auch einzigartiger wird.
Mulhacen und Pico del Veleta
Der Mulhacen ist nicht nur der höchste Berg des spanischen Festlandes, sondern zugleich der höchste Berg Europas außerhalb von Alpen oder Kaukasus. Der Mulhacen eignet sich ideal zum Bergwandern und verfügt über einfache Routen von Süden oder Westen sowie eine schroffe und anspruchsvolle Route von der Nordseite her.
Der zweitgrößte Berg der Sierra Nevada ist der Pico de Veleta. Anders als die meisten anderen Gipfel, kann der Veleta über eine Gipfelstraße erreicht werden, sogar die höchstgelegene in ganz Europa. Unter Radfahrern gilt diese Straße als ganz besondere Herausforderung. Im Winter erreicht man den Gipfel zudem über Skilifte aus dem unterhalb gelegenen Skigebiet.
Alhambra
Die Alhambra ist die alte maurische Stadtburg von Granada und eines der bedeutendsten Werke maurischer Baukunst auf europäischem Boden. Sie befindet sich in der Stadt Granada und ist nicht nur Weltkulturerbe, sondern zugleich auch eine der am häufigsten besuchten Attraktionen Spaniens und ganz Europas.
Die Alhambra wurde im 13. Jahrhundert von den nasridischen Herrschern als repräsentativer Sitz und uneinnehmbares Bollwerk erbaut und mehrfach durch den Ausbau der sogenannten Oberstadt erweitert. Nebenan befindet sich der Park Generalife mit der Sommerresidenz der Sultane von Granada.
Kirchen und Kathedralen
Nach der Reconquista, also der Rückeroberung der maurisch beherrschten Gebiete in Spanien, erfolgte eine energische Christianisierung der islamisch geprägten Städte und Gemeinden. Zahlreiche Kirchen, Klöster und Kathedralen zeugen noch heute davon. In fast jedem Ort befindet sich daher mindestens eine sehenswerte Kirche, jedoch kaum noch Moscheen.
Eine der schönsten und prächtigsten Kathedralen ist die Santa María de la Encarnación de Granada, der Sitz des Erzbischofs von Granada. Sehenswert ist außerdem die Kathedrale von Almería, die als Kirchenburg konzipiert wurde und Schutz vor Angriffen der Berberpiraten aus Nordafrika bot.
Aktivitäten
Es ist kaum verwunderlich, dass der Wintersport in der Sierra Nevada oben auf der Liste der Aktivitäten steht. Zugleich ist die Gegend ein El Dorado für Wanderfreunde. Wer möchte, kann auch die Geschichte dieser Region entdecken, bei einer Wanderung durch die alten maurischen Dörfer der Alpujarra.
Skifahren
Ein Hochgebirge, welches den Schnee schon im Namen trägt – da liegt es doch nahe, dass man in der Sierra Nevada bestens Skifahren kann. Tatsächlich verfügt das Skigebiet nahe Granada über mehr als 100 Pistenkilometer, 21 Skilifte und 117 Pisten in unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden.
In Loma de Dolar befindet sich zudem der riesige Snowpark „Superparque Sulayr“, ein Mekka für Freestyler aus ganz Europa. Familien sei hingegen der Mirlo Blanco Park in Pradollano empfohlen. Hier gibt es neben Übungsstrecken für Ski und Snowboard auch eine Rodel-und eine Snowtubingbahn.
Bergwandern
Neben dem Wintersport ist das Wandern oder Bergwandern sicherlich die zweite bedeutende Aktivität in der Sierra Nevada. Nicht weniger als zwei Dutzend Dreitausender-Gipfel warten darauf, bestiegen zu werden und belohnen nach der Anstrengung mit atemberaubenden Aussichten.
Das beste Areal zum Wandern ist das Gebiet des Nationalparks Sierra Nevada. Hier gibt es 25 offizielle und ausgeschilderte Wanderwege sowie 13 speziell zum Radwandern angelegte Routen. Auch erfahrene Wanderer sollten sich allerdings gut auf die Höhenlage vorbereiten. Viele Routen liegen auf 2.000 Meter.
Alpujarra besuchen
Die Menschen, die in der Sierra Nevada leben, haben weit weniger Probleme mit der Höhenluft. Sie sind perfekt an das raue Leben im Hochgebirge angepasst und wohnen hier teils schon seit vielen Generationen. Am besten ist diese authentische Lebensweise im Alpujarra zu beobachten, einer Gebirgsregion westlich von Almería.
In dieser Gegend gibt es reichlich frisches Wasser aus zahlreichen Quellen und damit auch fruchtbare Böden, die den Menschen hier ihr Auskommen bescheren. Wanderwege führen durch majestätische Schluchten und ermöglichen einen tollen Panoramablick auf die Täler der Sierra Nevada.
Gleitschirm fliegen
Eine Tradition der aufregenden Art ist das Gleitschirm fliegen in der Sierra Nevada. Die Windverhältnisse und die Thermik sind ideal für dieses aufregende Erlebnis. Viele Fans von Aktivurlauben lassen es sich nicht nehmen und buchen direkt in Granada ihren Flug über die wunderbaren Berge der Sierra Nevada.
Der Flug mit dem Gleitschirm startet üblicherweise auf rund 1.300 Metern Höhe und dauert 15 bis 20 Minuten. Die aufregende Mischung aus Nervenkitzel, Endorphinen und dem tollen Ausblick macht dabei den Reiz aus. Dank der günstigen Bedingungen ist das Gleitschirm fliegen fast das ganze Jahr über möglich.
Reise-Infos
Egal ob Skifahren, Bergwandern oder eine Tour durch die Städte und Dörfer – die Sierra Nevada lockt mit einem reichhaltigen Angebot an tollen Aktivitäten. Glücklicherweise hält sich die Reisevorbereitung in Grenzen und auch die Anreise ist einfach. Wir haben die wichtigsten Reise-Infos für euren Urlaub in Andalusien zusammengestellt.
Reisezeit
Obwohl die Sierra Nevada sehr weit südlich liegt und grundsätzlich mediterranes Klima herrscht, ist es in höheren Lagen selbst im Hochsommer sehr viel milder. Wanderer profitieren im Sommer zudem von kühlenden Bergwinden. Skifans reisen natürlich im Winter, wenn verlässlich Schnee liegt, das Thermometer nachts aber ebenso verlässlich unter 0 Grad sinkt.
Reisedauer
Erfolgt die Anreise mit dem Flugzeug, so ist die Sierra Nevada durchaus auch ein Reiseziel für einen Kurztrip – wenn man sich denn auf einige wenige Aktivitäten beschränkt. Optimaler ist es allerdings, sich mindestens eine Woche Zeit zu nehmen, dieses majestätische Gebirge zu erkunden.
Reisevorbereitung
Spanien ist Mitglied der Europäischen Union sowie der Eurozone und liegt zudem in der gleichen Zeitzone wie Deutschland. Urlauber müssen also weder ihre Uhren umstellen noch Geld umtauschen oder einen Reisepass beantragen. Nur der Personalausweis sollte mitgenommen werden.
Anreise
Eine Anreise mit dem Flugzeug in die Sierra Nevada hat üblicherweise Granada zum Ziel. Von Mitteleuropa aus erfolgt meist ein Umstieg in Madrid. Saisonal gibt es manchmal aber auch Direktverbindungen. Von Granada aus gelangt man per Bus oder Taxi gegebenenfalls in den eigentlichen Zielort.
Fortbewegung vor Ort
Urlauber, die sich größtenteils an einem Ort aufhalten und ansonsten viel wandern, brauchen vor Ort keinen Mietwagen. Wer allerdings öfter mal den Standort wechselt und möglichst viel der Sierra Nevada sehen möchte, sollte sich ein Auto leihen. Alternativ fahren Busse, doch sind diese natürlich langsamer und weniger flexibel.
Sprache & Verständigung
Spanisch ist die Amtssprache in Andalusien, auch wenn die Einwohner einen teils sehr stark gefärbten Dialekt sprechen. Wer kein Spanisch spricht, kann sich zumindest in den typischen Urlauberbereichen aber auch bestens mit Englisch behelfen.
Essen & Spezialitäten
Kaum zu glauben, aber eines der bekanntesten Lebensmittel der Sierra Nevada ist tatsächlich Mineralwasser. Vor allem das Wasser aus der Gemeinde Lanjaron hat einen guten Ruf im ganzen Land. Generell versorgt die Sierra Nevada die Täler der Region mit Schmelzwasser, weswegen man beispielsweise in Granada das Leitungswasser im Urlaub bedenkenlos trinken kann.
Eine weitere Spezialität der Region ist der andalusische Schinken. Diesen gibt es in vielen lokalen Varianten. Der bekannteste ist wohl der Jamon Iberico de Bellota aus Granada, bei dem die Schweine mit Eicheln gefüttert werden. Das Wasser aus den Bergen führt außerdem zu einer hohen Fruchtbarkeit, weswegen viele regionale Anbauprodukte auf den Tisch gelangen.
Hotels & Unterkünfte
Die meisten Hotels rund um die Sierra Nevada gibt es in den größeren Städten wie Granada oder Almería. Viele kleinere Unterkünfte befinden sich entlang der Ost-West-Straßenverbindung südlich der Berge sowie in Guadix im Norden und nahe den Skigebieten östlich von Granada.