Dünen – Top 10 in Europa


Beim Stichwort Sanddünen denkt ihr vielleicht an die unendlichen Weiten der Sahara oder an australische Wüsten. Doch faszinierende Dünenlandschaften erwarten euch auch in Europa. Wir stellen euch unsere ganz persönlichen Top 10 Reiseziele vor, an denen euch spannende Abenteuer erwarten!

Überblick

Der Gedanke, dass Dünen vor allem in Afrika zu Hause sind, ist ein häufiger Trugschluss, denn tatsächlich gibt es viele verschiedene Dünenarten, die weltweit an den unterschiedlichsten Orten zu finden sind. Sie erheben sich majestätisch in der Landschaft und vermitteln ein Gefühl von unberührter Naturschönheit. Entsprechend ihren mannigfaltigen Entstehungsgeschichten werden sie in eine Vielzahl an Unterarten aufgeteilt.

Die häufig anzutreffenden und wohl bekanntesten Küstendünen finden sich auf der ganzen Welt und entstehen durch Sandpartikel, die sich durch Windbewegungen vom Meer sammeln und ablagern. Man findet sie in Abgrenzung zu Binnendünen in der Nähe einer Küste, denn der Wind trägt den Quarzsand vom Strand ein Stück weit landeinwärts, wo er sich zwischen Pflanzen ablagert und zu einem natürlichen Küstenschutz wird. Oft spricht man synonym von Wanderdünen, da die lose liegenden Sandmassen nicht auf Dauer an einem Ort verbleiben, sondern durch die Windbewegungen „wandern“. Auch in Europa sind solche beeindruckenden Dünenlandschaften anzutreffen. Wir nehmen euch zu den Stationen unserer Top 10 mit.

1. Dune du Pilat (Frankreich)

Die höchste Wanderdüne Europas findet ihr in Frankreich, genauer gesagt an der Atlantikküste bei Arcachon. Sie bewegt sich laut Vermessungen jedes Jahr um bis zu fünfeinhalb Meter ins Landesinnere und ist stolze 135 Hektar groß, wenn man allein von der Sandfläche ausgeht. Zum Landschaftsbild gehören aber auch 4.000 Hektar Wald, sodass die Dune du Pilat ein riesiges Naturdenkmal ist. Tatsächlich steht sie damit auf Platz 2 der Naturdenkmäler in Frankreich, direkt hinter dem Le Mont-Saint-Michel.

Duenen Frankreich
Die Dune du Pilat ist die höchste Wanderdüne Europas

Die Düne südwestlich von Bordeaux kann das gesamte Jahr über besucht werden und erstreckt sich über gut drei Kilometer Länge und 616 Meter Breite. An ihrem höchsten Punkt erreicht sie in manchen Jahren 110 Meter, in anderen „nur“ 106 Meter. In jedem Fall wirkt sie wunderschön und ehrfurchtgebietend zugleich. Um die Wanderdüne in aller Ruhe auf sich wirken zu lassen, empfiehlt sich ein Besuch abseits der Hauptsaison. Für Paare verspricht vor allem ein Sonnenauf- oder Sonnenuntergang mit der Düne als Kulisse Romantik pur. Wer mit Kindern reist, kann etwas zum Rodeln mitbringen und nach dem Aufstieg können die Jüngsten den Rückweg bergab bequem sitzend zurücklegen. Das sorgt garantiert für Freude!

2. Cresmina-Düne (Portugal)

Sie wird in der portugiesischen Sprache Duna da Cresmina genannt und liegt am Atlantik nahe der Städte Sintra und Cascais. Die Düne gehört zum Guincho-Oitavos-Dünensystem und als Randgebiet zum Naturpark Sintra-Cascais. Sie umfasst über 66 Hektar Fläche und verändert als Wanderdüne täglich ihr Gesicht. Die starken Nordwestwinde sorgen dafür, dass Sand von den Stränden Cresmina und Guincho eine Strecke von etwa fünf Kilometern zurücklegt, bevor er sich im Süden an der Düne ablagert.

Duenen Portugal
Die Duna da Cresmina in Portugal

Entlang der Dünenlandschaft sind verschiedene Wanderungen möglich. Die kürzesten und leichtesten Strecken sind in einer halben Stunde machbar und geben euch einen kleinen Einblick über die Weite der Cresmina-Düne. Längere Strecken führen euch über zwei bis drei Stunden und zeigen die Landschaft von vielseitigen Seiten. Damit das Dünensystem geschützt wird, wurden Holzstege gebaut, die über eine Strecke von gut zwei Kilometern durch das System verlaufen. Da die Stege leicht erhöht liegen, könnt ihr beim Spaziergang die Pflanzenwelt und mit etwas Glück auch heimische Tiere wie Eidechsen, Bachstelzen oder den Regenpfeifer sehen.

3. Łeba Wanderdüne (Polen)

Die kleine Stadt Łeba ist ein beliebter Badeort an der Polnischen Ostseeküste und der perfekte Startpunkt, um die gleichnamige Wanderdüne kennenzulernen. Sie erstreckt sich über 35 Kilometer zwischen Łeba und Rowy und erreicht Höhen von bis zu 56 Metern. Insgesamt deckt die Łeba Wanderdüne 500 Hektar Land ab und bewegt sich beständig ins Landesinnere. Forschungen zeigen, dass sie ihren feinen Sand bis zu zehn Meter pro Jahr landeinwärts trägt. Streckenweise sind weder Tiere noch Pflanzen zu sehen und nur die Spitzen abgestorbener Bäume erheben sich aus dem Sand. Aufgrund der teils so leeren und unwirklich wirkenden Sandlandschaft wird die Wanderdüne auch „Polnische Sahara“ genannt. Doch der erste Eindruck täuscht, denn die Dünenlandschaft ist die Heimat von rund 250 Pflanzen- und Tierarten. Daher gehört die Region seit 1977 zum Welt-Biosphärenreservat der UNESCO und steht unter besonderem Schutz.

Duenen Polen
Die Łeba Wanderdüne in Polen

Die Landschaft ist zudem nicht nur perfekt für die Flora und Fauna, sondern auch für alle Urlauber, die ausgedehnte Radtouren oder Wanderungen unternehmen möchten. Der Schutzstatus des Dünensystems hat dafür gesorgt, dass ausgeschilderte Wege durch die Natur führen, sodass die Dünen geschützt werden und die Menschen sie dennoch erkunden können. Am beliebtesten innerhalb der Landschaft ist die Lontzkedüne – regional Wydma Łącka genannt. Sie allein kommt auf 1.000 Meter Länge und 500 Meter Breite und macht damit gerade einmal 65 Hektar der Gesamtgröße aus.

Gut zu wissen: Von Mai bis September ist der Zutritt kostenpflichtig. Wer die Düne nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden möchte, kann an vielen Stellen eine Fahrt in kleinen Elektroautos buchen.

4. Uwe-Düne auf Sylt (Deutschland)

Mit Blick auf Deutschland ist die Uwe-Düne – auch Uwedüne geschrieben – die größte Wanderdüne und damit ein beliebtes Reiseziel für den Urlaub vor der Haustür. Die Uwe-Düne befindet sich auf der Nordseeinsel Sylt und verläuft über eine Länge von 1,5 Kilometern. An ihren breitesten Stellen kommt sie auf 500 Meter und liegt knapp 53 Meter über dem Meeresspiegel. Das macht sie zum höchsten Aussichtspunkt der Insel, der dank einer Plattform gut erreichbar ist. Wer die 109 Holzstufen der Treppe erklimmt, wird auf der Plattform mit einem wunderschönen Rundumblick belohnt. Zu sehen sind die Gemeinde Kampen, die Weite des Meeres und mit einem Fernglas bei gutem Wetter sogar das Nachbarland Dänemark.

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Die Uwe-Düne auf Sylt

Ihren Namen hat die heute unter Naturschutz stehende Düne von Uwe Jens Lornsen, einem Juristen, der im 18. Jahrhundert auf Sylt geboren wurde und sich mit Nachdruck für Menschenrechte einsetzte. Auf der Insel ist er damit ein bis heute gefeierter Held für Gleichheit und freies Denken. Das schöne Gefühl der Freiheit stellt sich oben auf der Plattform mit Sicherheit auch bei euch ein, denn im gesamten Umkreis von 40 Kilometern dominiert nur Flachland die Insel. Das macht die Wirkung der Wanderdüne und den Ausblick vom Aussichtspunkt noch eindrucksvoller.

Ausflugstipp: Keine 500 Meter von der Düne entfernt, beginnt das Rote Kliff. Diese Steilküste ist ein beliebtes Ziel für Spaziergänge und dank der Gesteinsfärbung ein Highlight für Fotos.

5. Rubjerg Knude (Dänemark)

Während die Dune di Pilat Höhen von bis zu 110 Meter erreicht, belegt Rubjerg Knude mit 70 Metern den zweiten Platz der höchsten Wanderdünen Europas. Hier im Norden Jütlands zwischen Lønstrup und Løkken erstreckt sich die Dünenlandschaft über fast zwei Kilometer und erreicht eine Breite von bis zu 400 Metern. Pflanzen sind nahezu nicht zu sehen und stellenweise gilt das Natura 2000-Schutzgebiet durch den dort vorkommenden Treibsandeffekt als gefährlich. Bei einem Besuch solltet ihr daher unbedingt nur die ausgeschriebenen Wege nutzen.

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Imposante Szenerie an der Rubjerg Knude

Zu den Highlights der Region gehört Rubjerg Knude Fyr, der Leuchtturm inmitten der Wanderdüne. Er wurde 1900 errichtet und konnte sein Signal 42 Meter über das Wasser senden. Beim damaligen Bau hatte sich der Sand jedoch erst rund zwei Meter aufgetürmt und über die kommenden Jahrzehnte wuchs die Wanderdüne derart stark, dass der Leuchtturm samt Nebengebäuden gefährdet wurde und zuletzt die Sorge bestand, er würde ins Meer stürzen. Fast 220 Jahre nach seinem Bau wurde er daher 2019 im Rahmen eines großen Bauprojekts um 80 Meter verschoben, um als Denkmal und Wahrzeichen erhalten zu bleiben.

Sporttipp: Das Dünengebiet und die nahe Steilküste werden gern für das Paragliding und Drachenfliegen genutzt. Die Seewinde sind ideal für den Start und Einheimische sowie Urlauber treffen sich hier gerne zum Abheben in die Lüfte.

6. Parnidis-Düne (Litauen)

Zusammen mit der Dune du Pilat in Frankreich und Rubjerg Knude in Dänemark zählt die Parnidis-Düne zu den drei größten Wanderdünen Europas. In vergangenen Jahren erreichte sie Höhen von bis zu 60 Metern, doch neben ihrer Wanderung gen Osten (jährlich bis zu 10 Meter) schrumpft sie auch zusehends. Manche Berechnungen gehen nur noch von 44 Metern Höhe aus. Unabhängig davon ist die Parnidis-Düne ein beliebtes Urlaubsziel bei Nida in Litauen. Dort trägt sie den Namen Parnidžio kopa, was übersetzt „Hohe Düne“ bedeutet. Zwei Beinamen sind außerdem „Preußische Sahara“ und „Deadly Dunes“. Als tödliche Wanderdüne wird sie bezeichnet, da ihre schnelle Wanderung bereits mehrere Dörfer unter sich begraben hat.

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In Litauen befindet sich die drittgrößte Düne Europas

Wollt ihr die Parnidis-Düne besuchen, tretet ihr in die Fußstapfen von Thomas Mann, denn auch der bekannte Schriftsteller besuchte einst die Wanderdüne und verewigte seine Erlebnisse in seinem Tagebuch. Damals war die Düne mit ihrem weißen Sand noch nicht UNESCO-Weltkulturerbe, doch seit 2000 hat sie diesen Status und gehört zugleich zum Nationalpark Kurische Nehrung. Nehmt die gut 200 Stufen der Aussichtsplattform und gelangt an die höchste Stelle mit bestem Panoramablick und schaut euch die 1995 errichtete Sonnenuhr auf einer Steinsäule an. Wichtig: Die ausgeschriebenen Wege dürft ihr nicht verlassen, um keinen Sand in eine Abwärtsbewegung zu versetzen. Zur Sicherung der Wanderdüne steht das Verlassen der Wege sogar unter Strafe.

7. Dunas de Maspalomas (Gran Canaria)

Vom Ferienort Maspalomas lesen viele Menschen, die sich über Urlaubsziele auf Gran Canaria informieren, doch erst beim genaueren Nachlesen stoßen sie auf das Naturwunder der Dünen von Maspalomas. Sechs Kilometer ist das Dünensystem lang und bietet als Ökosystem vielen Pflanzen und Tieren eine Heimat. Daher wurde ein Gebiet von gut 404 Hektar im Jahr 1987 zum Naturreservat „Dunas Maspalomas“ erklärt. Besucher sind hier herzlich willkommen und starten eine Wanderung durch die Dünen am besten im Nordosten an der Playa del Inglés. Hier wartet auch ein kleines Besucherzentrum mit Informationen rund um die Landschaft auf euch. Ihr erfahrt unter anderem, dass die Dünen vermutlich durch zerriebenen Muschelkalk und Korallen entstanden sind.

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Die Dunas de Maspalomas auf Gran Canaria

Zwei ausgeschilderte Wanderwege führen durch die verschiedenen Abschnitte der Wanderdüne und zeigen euch eine Mischung aus Wüstenlandschaft und Oase samt Wildvögeln und Echsen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass ihr einige der gut 40 Vogelarten seht und auch Gran-Canaria-Rieseneidechsen, die stolze 80 Zentimeter lang werden können, euren Weg kreuzen. Um das Naturreservat zu schützen, werden seit 2018 verschiedene Maßnahmen ergriffen, darunter das Neupflanzen von Sträuchern, die den Sand dauerhaft halten sollen.

8. Dünen von Arkutino (Bulgarien)

Weniger bekannt und doch ein ganz besonderes Juwel: die Dünenlandschaft im Naturschutzgebiet Arkutino. Das Gebiet vereint sowohl Sanddünen als auch eine See-Lagune und liegt etwa zehn Kilometer im Süden der bulgarischen Stadt Sosòpol. Hier am Schwarzen Meer beginnt das Gebiet aufgrund der Nähe zu einem Urlaubsresort zunächst sehr belebt. Es gibt Liegestühle, Schirme und viele Badegäste im Sommer. Doch je weiter der Spaziergang vom belebten Teil weg und hinein in die Sanddünen führt, desto ruhiger wird es, desto mehr seid ihr allein mit der Natur und seht beispielsweise die hübschen Strandlilien.

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Die Dünen von Arkutino aus der Vogelperspektive

Euer Weg entlang der Küste erlaubt auch einen schönen Blick auf die sogenannte Schlangeninsel. Sie liegt direkt vor Bulgarien und beherbergt keine Schlangen, sondern viele wilde Kakteen. Bei eurer Wanderung durch das Naturschutzgebiet lohnt es sich zudem, bis zur Mündung des Ropotamo zu gehen. Dieser Fluss bewegt sich zwischen Sosòpol und Primorsko und begründet ein eigenes Naturschutzgebiet, indem es viele Tier- und Pflanzenarten zu entdecken gibt.

9. Dune di Piscinas (Sardinien)

Die italienische Mittelmeerinsel versetzt euch gedanklich in die Sahara, wenn ihr das Gebiet der Dune di Piscinas betretet und euch von goldgelbem Sand umgeben seht. Die Wanderdüne beginnt direkt an der Westküste der Insel, wo der Sand rund sieben Kilometer am Meer entlang verläuft und den Dünenstrand von Piscinas bildet, bevor er insgesamt zwei Kilometer ins Inselinnere vordringt. Dabei kreuzt er das Gebiet „Rio Rosso di Piscinas“, ein Flussgebiet, das hier ins Meer mündet.

Duenen Sardinien
Atemberaubende Landschaften in der Dune di Piscinas

Für eure Reise zur Dünenlandschaft, die sich an manchen Stellen bis zu 100 Meter auftürmt, fahrt ihr durch eine 1857 im Goldrausch gegründete Zeche, die 1968 geschlossen wurde. Ihr werdet Tieren wie heimischen Rindern begegnen, mit Glück Sardische Hirsche und Wanderfalken sehen sowie in Meeresnähe eventuell Schildkröten entdecken, die hier ihre Eier ablegen.

10. Duna de Bolonia (Spanien)

In der Provinz Cádiz im Süden des spanischen Festlandes erwartet euch die Duna de Bolonia als eine Mischung aus beeindruckendem Naturdenkmal und entspannter Strandatmosphäre. An seinen höchsten Punkten erreicht das Dünensystem mehr als 30 Meter und kann bis zu 200 Meter Breite für sich beanspruchen. Um die Schönheit der Region zu bewahren, hat die spanische Regierung betschlossen, dass wenig Bebauung vorgenommen werden soll, sodass die Natur ihren Freiraum behält.

Die Playa de Bolonia
Die Playa de Bolonia

Bewegt euch durch diesen Freiraum, indem ihr durch den Naturpark „El Estrecho“ wandert, zu dem das Dünensystem gehört. Ihr werdet einige Pflanzenarten entdecken: Wacholdersträucher und Sadebäume, Pinien, robusten Strandweizen und Strandhafer. Auch Disteln und Kakteen sind in großer Zahl heimisch, was das Wüstenfeeling abrundet. Wählt ihr den Wanderweg von Bolonia zum Faro Camarinal, kommt ihr an der archäologischen Stätte „Baelo Claudia“ vorbei, seht einen Leuchtturm und jede Menge Surfer, die auf dem Meer entlang der Küste die Wellen reiten.

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2 Kommentare zum Thema
  1. Peter p.

    in Dänemark ist auch noch Rubjerg Mile erwähnenswert die von der Nordsee zur Ostsee wandert.

  2. Andreas Herbert Hofer

    Ein interessanter Artikel der viele Informationen und Anregungen für neue Entdeckungsreisen bietet! Danke.