Ungarn ist für viele Mitteleuropäer ein beliebtes Urlaubsziel. Dabei ist die Hauptstadt Budapest klar die Nummer Eins unter den Reisezielen. Doch das Land hat noch viele andere sehenswerte Städte zu bieten. Wie wäre es zum Beispiel mit der abwechslungsreichen City Szeged im südlichen Teil des Landes?
Überblick
Szeged liegt im Süden Ungarns am Dreiländereck zu Serbien und Rumänien. Sie ist die drittgrößte Stadt des Landes und blickt auf eine vielseitige Geschichte zurück. Mit ihren vielen sehenswerten Bauwerken, aus den verschiedenen Epochen, ist Szeged für Einheimische und Besucher gleichermaßen eine anziehende Stadt. Außerdem lockt das gute Wetter – Szeged hat rund 2.100 Stunden Sonnenschein im Jahr. Aus diesem Grund trägt die Stadt auch den Beinamen „Stadt des Sonnenscheins“.
Geschichte
Szeged wurde unter dem Namen Partiscum vor rund 2.000 Jahren von den Römern gegründet. Im 10. Jahrhundert siedelten sich dann die Magyaren an und Szeged wurde zum Zentrum des ungarischen Salzabbaus sowie zu einer der wichtigsten Städte im Königreich Ungarn. Im Jahr 1526 wurde sie von den Osmanen eingenommen und erst 150 Jahre später von kaiserlichen Truppen aus Österreich zurückerobert. In den folgenden Jahrhunderten kämpfte Ungarn immer wieder um die Unabhängigkeit von Österreich, was ihnen jedoch erst mit dem Zerfall der Habsburgermonarchie gelang. Das heutige Stadtbild wurde vor allem durch ein katastrophales Hochwasser 1879 geprägt. Dem Wiederaufbau verdanken die Bewohner heute die meisten prächtigen Bauten. Heute ist Szeged vor allem für qualitativ hochwertige Lebensmittel, Universitäten und als Reiseziel bekannt.
Sehenswürdigkeiten
Aufgrund des fürchterlichen Hochwassers im Jahr 1879, das beinahe alle Gebäude der Stadt betraf, stammen die meisten Sehenswürdigkeiten aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Dazu gehört beispielsweise das Rathaus im Jugendstil ebenso wie der prächtige Dom oder auch die imposante Synagoge.
Kathedrale von Szeged
Nach besagtem Hochwasser beschlossen die Bürger der Stadt, ein großes Gotteshaus zu errichten, damit sie nicht noch einmal mit einer Flut bestraft werden. Nach etlichen Verzögerungen entstand 1930 die Kathedrale von Szeged. Sie gilt als das prägende Element auf dem großzügigen Kathedralenplatz. Mit der großen Kuppel und den beiden auffälligen, 91 Meter hohen Glockentürmen gehört die Kathedrale zu den bekanntesten Wahrzeichen der Stadt.
Szegeder Pantheon
Der Domplatz wird an drei Seiten von säulengestützten Durchgängen umschlossen. Diese Gänge aus braunem Backstein und weißem Stuck beinhalten das sogenannte Szegeder Pantheon. Statuen und Plastiken stellen 90 der berühmtesten Persönlichkeiten Ungarns dar – ein wahres Pantheon der ungarischen Geschichte.
Neue Synagoge
Szeged gehört zu den ungarischen Städten mit der größten jüdischen Gemeinde. Das war schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts so, weshalb nach der Flutkatastrophe nicht nur eine Kathedrale, sondern auch eine große Synagoge errichtet wurde. Heute ist die Neue Synagoge eine der aktivsten Synagogen weltweit und ein herausragendes Beispiel für die Belle Époque. Mehr als 1.300 Gläubige finden im Innenraum Platz. Die Kuppel wird von 24 Säulen getragen, die jeweils eine Stunde des Tages repräsentieren. Der Toraschrein aus Marmor und die Baldachine aus Akazienholz von den Ufern des Nils sind nur einige der zahlreichen Höhepunkte dieses beeindruckenden Bauwerks im Herzen der Stadt.
Szechenyi Platz
Im Zentrum der Stadt befindet sich der Szechenyi Platz, der vielleicht schönste Platz von Szeged. Plätschernde Brunnen, versteckte Statuen und schattenspendende Bäume machen ihn zu einem idealen Ort für eine kleine Pause vom städtischen Trubel. Der architektonische Höhepunkt am Szechenyi Platz ist das prächtige Rathaus im Jugendstil. Zur vollen Stunde erklingt hier eine Melodie aus der Musikuhr des Gebäudes. Der angebrachte Phoenix erinnert an die Wiedergeburt der Stadt nach der Überschwemmung im Jahr 1879.
Wasserturm
An einem weiteren schönen Platz, nämlich dem Szent Istvan, befindet sich der Wasserturm von Szeged. Er wurde 1904 errichtet und versorgt seitdem einen Teil der Stadt mit Leitungswasser aus seinem mehr als 1.000 Kubikmeter fassenden Inneren. Die Besonderheit des Turms ist sein Baumaterial. Er wurde komplett aus Beton gegossen – ein damals einzigartiges Projekt.
Heldentor
Ganz in der Nähe des Domplatzes befindet sich das sogenannte Heldentor, eines der vielen Monumente, die an den Freiheitskampf von Ungarn gegen Österreich erinnern sollen. Das Tor selbst ist allerdings den ungarischen Soldaten gewidmet, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben ließen. Der angrenzende Platz, der Arader Märtyrer, ist jenen Generälen und Fürsten gewidmet, die im 18. und 19. Jahrhundert gegen die Habsburger aufbegehrten. Hinzu kommt eine Gedenksäule für die bürgerlich-demokratische Revolution von 1956, die in der Szegeder Studentenszene ihren Anfang nahm.
Feher-See
Einige Kilometer nördlich der Stadt beginnt der Kiskunsag Nationalpark. In diesem liegt der 14 Quadratkilometer große See Feher, der größte Salzwassersee Ungarns. Naturfreunde und Vogelbeobachter können hier optimal den Tag verbringen. Zum Schutz der Tiere ist der Zugang zum See allerdings streng limitiert. Informiert euch am besten vorab gut über die Öffnungszeiten und Zugangsbeschränkungen. Aber auch auf den vielen schönen offiziellen Wanderwegen könnt ihr zahlreiche Tiere wie zum Beispiel Zackelschafe, Kraniche und Graurinder beobachten.
Aktivitäten
In Szeged gibt es viele abwechslungsreiche Möglichkeiten, den Tag zu verbringen. Die wunderschöne Natur lädt zum Wandern ein, während es in der Stadt selbst vor allem um Entspannung geht.
Botanischer Garten
Wer genug von den Stadtspaziergängen und Besichtigungen hat, sollte sich zum Südufer der Theiß begeben. Hier befindet sich der kleinere und ruhigere Teil der Stadt. Im Botanischen Garten von Szeged erwartet euch eine wahre Oase der Ruhe und Entspannung. Der Botanische Garten erstreckt sich über etwa 10 Hektar und besteht aus mehreren thematischen Bereichen. Am schönsten ist der große Teich mit indischem Lotus, der im August in voller Pracht erblüht. Daneben gibt es einen Rosengarten, ein tropisches Schmetterlingshaus, einen japanischen Garten sowie einige riesige Eichen.
Auf dem Rotary-Weg wandern
Eine weitere Möglichkeit, dem Stress und der Hektik der Großstadt zu entrinnen, ist eine Wanderung. In Szeged bietet sich dafür vor allem ein Gang entlang der Theiß an. Der Fluss entspringt in den Karpaten und schlängelt sich von Nordost nach Südwest, durch Szeged und mündet schließlich nördlich von Belgrad in die Donau. Der Rotary-Wanderweg führt überschaubare sieben Kilometer die Theiß entlang. Der einfache Verlauf und die geringe Distanz sowie die vielen schattenspendenden Bäume führen dazu, dass man hier auch prima mit Kindern wandern kann.
Die Thermalbäder besuchen
Eine wichtige ungarische Institution sind Thermalbäder, die sich dank der heißen Quellen des Landes über das ganze Staatsgebiet verteilen. Auch in Szeged gibt es zahlreiche solcher Thermalbäder. Besonders beliebt ist das Anna Thermalbad am Szechenyi Platz. Schon von außen sieht das historische Heilbad beeindruckend aus. Mit den weißen Barockelementen ähnelt es den berühmten Bädern der Hauptstadt. Drinnen können Besucher sich bei heilenden Bädern, wohltuenden Massagen und vielen anderen Wellnessbehandlungen entspannen. Heilwasser wird außerdem gerne für Trinkkuren verwendet.
Einen Kaffee trinken gehen
Kaffeehäuser haben in Ungarn eine lange Tradition und prägen auch in Szeged das Stadtbild. Eines der bekanntesten Kaffeehäuser des Landes findet man am Klauzál-Platz, nämlich das Virag-Kaffeehaus. Hier wurden schon im 19. Jahrhundert bedeutende Reden gehalten und Pläne für die Unabhängigkeit von Österreich geschmiedet. Ironischerweise ist die Kaffeehaus-Kultur eine österreichische Erfindung. Obwohl die Österreicher den Kaffee von ihren osmanischen Feinden erbeuteten, verbreitete sich die Art des gesellschaftlichen Treffpunkts von Wien aus in ganz Europa.
Das Nachtleben erkunden
Wer seinen Kaffee nicht in einem schmucken Kaffeehaus trinken möchte, sondern es eine Spur moderner und szenischer mag, der sollte sich wieder in die Nähe des Ufers der Theiß begeben. Hier gibt es eine ganze Reihe von festgemachten Hausbooten, die zu Cafés, Restaurants oder sogar Nachtclubs umgebaut wurden. Szeged ist eine Studentenstadt und verfügt über ein vielseitiges und buntes Nachtleben. Die Hausboote sind eine willkommene Abwechslung zum historischen Zentrum und zeigen die weltoffene und junge Seite der Stadt.
Reise-Infos
Eine Reise ins ungarische Szeged erfordert dank der EU-Mitgliedschaft des Landes keinen großen Planungsaufwand. Damit die vielen kulturellen und kulinarischen Spezialitäten auch sorgenfrei genossen werden können, haben wir hier trotzdem die wichtigsten Reise-Infos für euren Urlaub in Ungarn zusammengefasst.
Reisezeit
Nicht umsonst wird Szeged auch die Stadt des Sonnenscheins genannt. Nirgends sonst scheint in Ungarn über das Jahr gerechnet so oft die Sonne wie hier. Folglich ist der Sommer die beste Reisezeit, wobei auch Frühling und Herbst meist noch recht mild und sonnenverwöhnt sind.
Reisedauer
Szeged ist mit etwa 160.000 Einwohnern auf 290 km² die drittgrößte Stadt Ungarns und sicher kein Ziel für einen Tagesausflug. Vier bis fünf Tage reichen allerdings durchaus, um nicht nur die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erkunden, sondern auch noch genug Zeit für Entspannung im Thermalbad zu haben.
Reisevorbereitung
Ungarn ist Mitglied der Europäischen Union. Für eine Einreise ins Land genügt daher ein Personalausweis, sofern ihr EU-Bürger seid. Auch die Uhren müssen nicht umgestellt werden, denn es gibt keinen Zeitunterschied zu Deutschland. Obwohl Ungarn ein Staat der EU ist, gilt hier leider nicht die gemeinsame Währung des Euros. Bargeld muss also in die Landeswährung Forint umgetauscht werden. Ansonsten reichen aber auch die gängigen Kreditkarten als Zahlungsmittel aus.
Anreise
Trotz der großen Bedeutung der Stadt ist sie eher schlecht an die internationale Infrastruktur angebunden. Wer mit dem Flieger anreisen will, muss aus Budapest, Arad oder Timisoara einen relativ langen Anfahrtsweg in Kauf nehmen, denn Szeged selber hat keinen eigenen Flughafen. Bei einer Anreise mit dem Zug fahrt ihr am besten über Budapest und steigt hier in den Schnellzug nach Szeged um. Wer mit dem Auto anreist, fährt ebenfalls über Budapest, denn hier beginnt die Autobahn M5 sowie die Europastraße E75, die über Szeged hinaus bis in die serbische Hauptstadt Belgrad führt.
Fortbewegung vor Ort
Wer nicht gerade mit dem eigenen Auto gereist ist oder sich um einen Mietwagen vor Ort gekümmert hat, der kommt in Szeged auch mit den städtischen Bussen überall hin. Die meisten Sehenswürdigkeiten liegen sowieso im Zentrum und sind bei einem ausgedehnten Stadtbummel gut zu Fuß zu erreichen.
Essen & Spezialitäten
Fast jeder hat den Namen Szeged einmal im Zusammenhang mit einer kulinarischen Besonderheit gehört, nämlich dem Szegediner Gulasch. Allerdings geht der Name gar nicht auf die Stadt zurück. Das Gulasch heißt nämlich auf Ungarisch „szekelygulyas“ und ehrt so den Dichter Jozsef Szekely, der einst zu dieser Speise inspiriert haben soll. Diese Art von Gulasch wird mit Sauerkraut und Sauerrahm zubereitet. Doch Achtung: Gulasch meint in Ungarn nicht etwa das fleischlastige Ragout, sondern eher eine dünne Suppe. Wer satt werden will, bestellt stattdessen Pörkölt oder Paprikás. Das wiederum sind die Gerichte, die wir unter dem Begriff Gulasch verstehen. Szeged ist außerdem das Zentrum der ungarischen Salamiproduktion. Die traditionelle Szegeder Wintersalami wird nur aus bestimmten Schweinearten hergestellt, kalt geräuchert und trocken gereift sowie mit einer Edelschimmel-Schicht überzogen.
Hotels & Unterkünfte
Szegeds Hotels befinden sich geballt in der Innenstadt und auch vereinzelt entlang der Theiß, vor allem am nordöstlichen Ufer. Das Preisniveau ist zum größten Teil geringer als in den meisten anderen europäischen Städten und auch günstiger als in Budapest. Wer ein Schnäppchen machen will, sollte also Szeged als Reiseziel ins Auge fassen.