Mitten in den italienischen Alpen, im Herzen Südtirols, liegt die Landeshauptstadt Bozen – oder auch Bolzano auf Italienisch. Hier trifft Natur auf Kultur. Umrahmt von prächtigen Gipfeln lassen sich in der Stadt einzigartige Burgen, wunderschöne Kirchen und zahlreiche malerische Plätze finden.
Überblick
Bozen gilt als interkultureller Begegnungsort zwischen dem deutsch- und dem italienischsprachigen Kulturraum. Rund ein Viertel der Bevölkerung spricht Deutsch und etwa drei Viertel Italienisch. Entsprechend vielseitig und offen präsentieren sich die Stadt und ihre Bewohner. Während die Alpen zu Bergwanderungen und Skisport einladen, lockt Bozen selbst vor allem mit einer faszinierenden Architektur. Die Gegend ist eine der burgenreichsten in ganz Europa.
Geschichte
Aufgrund von Ausgrabungsfunden ist bekannt, dass der Bozener Talkessel schon zu prähistorischen Zeiten besiedelt war. Erste Hinweise auf einen Ort namens Bauzanum finden sich aber erst aus dem Frühmittelalter. Die Stadt Bozen wurde letztlich im 12. Jahrhundert als Plansiedlung gegründet. Günstig an Handelswegen zwischen Augsburg und Venedig gelegen, florierte Bozen schnell und gehörte als Teil Tirols den Großteil seiner Geschichte zum österreichischen Habsburgerreich. Einen Umbruch erlebte die Stadt im 19. Jahrhundert im Zuge der bürgerlich-liberalen Revolutionen. Diese Zeit ist auch als Bozner Gründerzeit bekannt. Nach den Katastrophen des 20. Jahrhunderts, in denen Bozen eine Hochburg des italienischen Faschismus war, wurde die Stadt wieder aufgebaut und hat sich heute als Universitätsstadt, Urlaubsort und Technologiestandort neu erfunden.
Sehenswürdigkeiten
Bozen bietet so viele Sehenswürdigkeiten wie kaum eine andere Stadt in Oberitalien. Mehrere Schlösser, Burgen und Kirchen gibt es im Inneren der Stadt zu entdecken. Weitere Bauten befinden sich in der unmittelbaren Umgebung. Bozen sollte bei Geschichts- und Architekturinteressierten auf jeden Fall weit oben auf der Liste der Reiseziele stehen.
Schloss Runkelstein
Das Schloss Runkelstein thront über dem Fluss Talfer und überwacht seit rund 800 Jahren den Nordeingang zu Bozen. Runkelstein hat seinen mittelalterlichen Charakter bis heute bewahrt, obwohl dieser über die Jahrhunderte mehrfach wiederaufgebaut werden musste. Das Schloss ist aufgrund eines prächtigen Freskenzykluses als Bilderburg bekannt. Die Wandmalereien der Anlage gelten unter anderem als wichtige Quelle für die Geschichte der spätmittelalterlichen Bekleidungsstile.
Schloss Sigmundskron
Am Fluss Etsch, westlich der Stadt, steht eine weitere wichtige Burg- und Festungsanlage – das Schloss Sigmundskron. Teile davon sind mehr als 1.000 Jahre alt. Heute befindet sich hier eines der Bergmuseen von Reinhold Messner. Für die Südtiroler hat die Festung eine besondere Bedeutung, denn hier fand 1957 eine Großkundgebung unter der Führung von Silvius Magnago statt. 30.000 Menschen forderten die Autonomie Südtirols, was in den immer noch geltenden Sonderregeln für die autonome Selbstverwaltung der Region gipfelte.
Schloss Maretsch
Das Schloss Maretsch solltet ihr ebenfalls gesehen haben. Es befindet sich auch an der Talferpromenade, aber näher an der Stadt als Runkelstein. Die Anlage wurde im 12. Jahrhundert erstmals erwähnt und seitdem mehrfach ausgebaut. Ihr heutiges Aussehen geht vor allem auf den Umbau durch einen Landkomtur des Deutschordens im 16. Jahrhundert zurück. Dieser ließ es beispielsweise mit Renaissance-Fresken schmücken. Heute ist das Schloss etwas zerfallen, kann aber dennoch besichtigt und auch als Veranstaltungszentrum angemietet werden.
Rathaus Bozen
Neben den Burgen und Schlössern, welche sich im Umland befinden, warten auch direkt im Stadtzentrum einige architektonische Kleinode darauf, besichtigt zu werden. Dazu gehört vor allem das neobarocke Rathaus Bozen am Rathausplatz. Es wurde 1907 vollendet und ersetzte das mittelalterliche Alte Rathaus, in dem heute das Stadtarchiv sitzt. Das Highlight stellt der Sitzungssaal des Gemeinderates dar. Hier gibt es ein allegorisches Deckenfresko, welches zugleich liberal und bildungsbürgerlich gelesen werden kann. Weitere Fresken befinden sich im Rathauskeller, der einst als Weinstube nach Wiener Muster angelegt wurde.
Bozner Dom
Bozen verfügt über einige wichtige Kirchen, von denen der Dom Maria Himmelfahrt die mit Abstand bekannteste und bedeutendste ist. Es handelt sich um die römisch-katholische Bischofskirche der Diözese Bozen-Brixen, die 1180 zunächst als Pfarrkirche errichtet wurde. Mit dem starken Stadtwachstum brauchte es jedoch eine entsprechend größere Kathedrale. Der heutige Dom ist daher ein Neubau im spätgotischen Stil und wurde im frühen 14. Jahrhundert vollendet. Zur Ausstattung gehören das Herz-Jesu-Bild von Carl Henrici sowie einige Grabplatten bedeutender Persönlichkeiten und verschiedene mittelalterliche Reliquien.
Bozner Lauben
Mitten durch die Altstadt führt in Ost-West-Richtung die Laubengasse, auch als Bozner Lauben bekannt. Es handelt sich dabei um die bekannteste Straße, die zugleich die Keimzelle der mittelalterlichen Stadtentwicklung darstellt. Von dieser Marktstraße ausgehend wuchs die Stadt zu dem, was sie heute ist. Als Lauben wurden die einfachen Holzhäuser der Händler bezeichnet, die an dieser Straße standen. Nach einem Brand baute man fortan Steinhäuser, die teils noch heute erhalten sind. Charakteristisch für die Bozner Lauben sind die Gewölbebögen, unter denen gehandelt wurde und die dahinter liegenden Gewölbe, in denen man das Handelsgut lagerte. In den oberen Stockwerken wohnten die Kaufleute mit ihren Familien.
Orchideenwelt von Gargazon
Wer sich die baulichen Sehenswürdigkeiten von Bozen angeschaut hat und etwas Abwechslung braucht, der sollte sich aufmachen ins 20 Kilometer nördlich gelegene Gargazon. Hier ist ein 6.000 Quadratmeter großer Park einer ganz besonderen Pflanze gewidmet, nämlich der Orchidee. Eigentlich gehören sie zu den tropischen Pflanzengattungen. Dank des warmen und milden Klimas gedeihen sie jedoch auch in Südtirol. Rund 500 Orchideenarten werden in Gargazon zur Schau gestellt. Neben den Pflanzen könnt ihr hier auch Gebirgs-Papageien, Schildkröten sowie Schmetterlinge bestaunen – ein toller Kontrast zu den schneebedeckten Bergen ringsum und gewiss eine einzigartige Erfahrung.
Aktivitäten
Wer den Sightseeing-Part des Urlaubs beendet hat, der sollte sich der herrlichen Natur in und um Bozen zuwenden. Ob beim Wandern, Radfahren oder beim Erklimmen der majestätischen Berge – Naturfreunden wird einiges geboten. Außerdem wartet mit Ötzi noch der wohl bekannteste Steinzeitmensch auf einen Besuch.
Wandern gehen auf dem Burgenweg
Wer im Frühling oder Herbst in Südtirol ist und Interesse an den alten Schlössern und Burgen mitbringt, der sollte den Bozner Burgenweg Castelronda entlanggehen. Der 20 Kilometer lange Weg führt von Bozen über Jenesien bis Terlan und vorbei an den schönsten Burgruinen der Gegend. Beschaffenheit und Schwierigkeitsgrad sind dabei auch für Kinder geeignet. Zu den Burgen und Schlössern, die euch auf dem Weg begegnen, gehören neben dem bereits vorgestellten Schloss Runkelstein noch die Ruine der Burg Rafenstein, das Sauschloss Burg Greifenstein, die Ruine Helfenberg sowie die Burg Neuhaus. Alle Anlagen sind rund 800 Jahre alt und steinerne Zeitzeugen des mittelalterlichen Europas.
Mit der Seilbahn in die Berge fahren
Bozen selbst liegt in einem Talkessel und ist „nur“ 265 Meter über dem Meeresspiegel. Umso mächtiger wirken die umliegenden Gipfel, etwa das Rittner Horn mit seinen einladenden Skipisten, der Regglberg oder auch die Titschen auf dem Kohlerer Berg direkt südlich des Stadtgebiets. Mit einer Seilbahn gelangt ihr in nur wenigen Minuten auf bis zu 1.400 Metern Höhe in die Dolomiten. Oben angelangt werdet ihr mit frischer Bergluft und einem traumhaften Ausblick belohnt.
Radfahren auf der Südtiroler Weinstraße
Wenn ihr die Gegend gerne mit dem Fahrrad erkunden möchtet, sei euch die Südtiroler Weinstraße ans Herz gelegt. Sie führt von Nals bis nach Salurn und kommt dabei auch an Bozen vorbei. Entlang des Weges erlebt ihr die authentische Tradition des Weinanbaus hautnah mit und könnt euch den einen oder anderen Schluck zum Probieren genehmigen. Südtirol gehört zu den bekanntesten und renommiertesten Weinanbaugebieten Italiens. Archäologische Funde des Weinbaus reichen zurück bis ins 5. Jahrhundert vor Christus. Gewürztraminer, die regionalen Reben, Vernatsch, Lagrein sowie Riesling, Merlot und Cabernet gehören zu den wichtigsten Sorten des Landes.
Ötzi besuchen
Ein besonderes Highlight erwartet Urlauber im Bozener Archäologiemuseum in der Altstadt. Dort nämlich ist der legendäre „Ötzi“ ausgestellt. Die Mumie, welche im Eis der Ötztaler Alpen gefunden wurde, stammt aus der Kupferzeit und ging als „Mann aus dem Eis“ 1991 in die Geschichte ein. Der Zufallsfund von Bergsteigern am Tisenjoch an der Grenze zu Österreich wurde eingehend untersucht und ist rund 5.300 Jahre alt. Durch die Konservierung im Eis ist der Körper noch sehr gut erhalten. So gab „Ötzi“ den Forschern viel Aufschluss über das Leben der Vorzeitmenschen in Europa.
Tagesausflug nach Meran
Wer sich in Bozen an Sehenswürdigkeiten satt gesehen hat und gerne noch einen kulturellen Nachschlag hätte, der macht sich auf ins 43 Kilometer entfernte Meran. Hier erwarten Besucher mediterranes Flair, pure Entspannung in den Saunalandschaften und gelebte Gastfreundlichkeit. Eine Wanderung zum alten Pulverturm der Stadt belohnt euch mit einer fantastischen Aussicht über Meran. Im Schloss Trauttmansdorff wandelt ihr auf den Spuren der österreichischen Kaiserin Sissi und entflieht dem Alltag im imposanten Botanischen Garten der wunderschönen Schlossanlage.
An einen See fahren
Im Umfeld der Stadt Bozen gibt es zahlreiche Seen, die im Sommer mit kristallklarem Bergwasser locken und im Winter ideal zum Schlittschuhlaufen sind. Wer gerne wandert, sollte an mindestens einem dieser Seen einen Halt einplanen und sich für eine Rast niederlassen. An vielen der Gewässer gibt es ausgewiesene Badestellen, welche gerade im Sommer bei langen Radtouren oder Wanderungen zu einer willkommenen Abkühlung einladen. Am Kalterer See treffen sich außerdem Wassersportler zum Segeln, Rudern oder Surfen. Der Völser Weiher hingegen wird im Winter zur Eissportfläche für Schlittschuhläufer.
Reise-Infos
Lust auf Natur und Kultur in mitten in der Alpen? Dann ist ein Urlaub in Südtirol genau das Richtige für euch. Die Anreise nach Bozen dauert auch nicht lange und sonst halten sich die formalen Vorbereitungen ebenfalls in Grenzen. Mit unseren Reise-Infos seid ihr bestens für eure Auszeit in Südtirol vorbereitet.
Reisezeit
Wenn ihr die Region zum Skifahren besucht, solltet ihr die Wintermonate wählen. Wer den Sommer in der Stadt verbringt, muss hingegen mit schwüler Hitze rechnen, denn die Wärme der Höhensonne staut sich häufig im Talkessel. Alternativ bietet sich auch der sattgrüne Frühling an, vor allem für Wanderer und Fahrradfahrer.
Reisedauer
Bozen bietet unzählige Plätze und Sehenswürdigkeiten, für die ihr allein schon zwei bis drei Tage einplanen solltet. Wer außerdem noch sportlichen Aktivitäten in der Natur nachgehen will, sollte lieber eine volle Woche Urlaub in Südtirol planen, um auch wirklich alles, was auf eurer To-do-Liste steht, abhacken zu können.
Anreise
Seit 2021 gibt es wieder Linienflüge von Deutschland aus zum internationalen Flughafen in Bozen. Verbindungen existieren beispielsweise von Hamburg, Berlin oder Düsseldorf aus. Als Zielflughäfen kommen alternativ Innsbruck oder Verona in Frage. Allerdings dauert der Transfer von hier aus circa zweieinhalb Stunden. Wer mit dem Auto anreist, nimmt die Brennerautobahn und genießt das grandiose Alpenpanorama während der Fahrt. Für die Anreise ab München sollten mindestens dreieinhalb Stunden eingeplant werden.
Fortbewegung vor Ort
Bozen verfügt über ein gut ausgebautes Busnetz im Rahmen des Verkehrsverbundes Südtirol. Mit regionalen Buslinien können auch andere Orte der Region bequem erreicht werden. Wer mit einem Auto angereist ist, sollte sich vorab mit den Regularien der Mautstellen befassen, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden. Alternativ könnt ihr euch vor Ort auch einen Mietwagen nehmen, um so flexibel alle Orte zu erreichen.
Sprache & Verständigung
Bozen war schon immer eine Stadt am Schnittpunkt verschiedener Kultur- und Sprachkreise. Das gilt bis heute. Rund ein Viertel der Bevölkerung hat Deutsch als Muttersprache, etwa drei Viertel hingegen Italienisch. Immer mehr Bewohner sprechen jedoch mehr als nur eine Sprache. Mit Deutsch sollte man also in Bozen recht weit kommen.
Essen & Spezialitäten
Natürlich gibt es in Bozen internationale Restaurants und auch viele typisch italienische Gerichte. Das traditionelle südtiroler Essen erinnert dabei aber oft auch an die Küche Österreichs. Neben Knödeln und Schlutzkrapfen gibt es Kaiserschmarrn, Strudel und Marillenknödel. Eine besondere Rolle spielt der Südtiroler Speck. Dieser herzhaften Köstlichkeit ist sogar ein eigenes Fest gewidmet, welches stets am dritten Maiwochenende in Bozen stattfindet. Ebenso wichtig ist der Wein, denn Südtirol gehört, wie bereits erwähnt, zu den wichtigsten Weinanbaugebieten in ganz Italien.
Hotels & Unterkünfte
Der Großteil der Hotels in Bozen befindet sich in der Altstadt, in unmittelbarer Nähe des zentralen Bahnhofs. Hier gibt es komfortable Mittelklassehotels, aber auch gehobene Unterkünfte. Wer bereit ist, etwas mehr Geld auszugeben, der genehmigt sich ein paar Nächte in einem der alten Schlösser, die zu prächtigen Hotels umfunktioniert wurden.