Tschechisches Essen im Urlaub

Tschechien begeistert mit Städten wie Prag und Brünn und deren reichem, kulturellem Erbe. Doch punktet das Nachbarland auch mit seinen vielfältigen Speisen? Wir stellen euch die reichhaltigen Vorspeisen und Suppen, vielseitigen Hauptgerichte sowie süße Sünden als Desserts im Details vor!

Die Gerichte der tschechischen Küche sind über die Landesgrenzen hinaus nicht allzu bekannt. Eigentlich schade, denn bei einer kulinarischen Reise gibt es mehr als nur einen Leckerbissen zu entdecken. Das Beste daran: Neben dem deftigen Fleischgenuss, der zweifelsohne zur Landestradition dazu gehört, finden sich auch einige vegetarische und vegane Alternativen – gerade bei den Vorspeisen und Suppen. In Tschechien fleischlos glücklich zu werden, ist daher auch im Urlaub überhaupt kein Problem.

Die tschechische Küche, auch “böhmische Küche” genannt, weist aufgrund der geografischen Lage des Landes Ähnlichkeiten zur ungarischen Küche auf und punktet zudem mit vielen österreichischen Spezialitäten. In der Slowakei, die früher mit Tschechien die Tschechoslowakei bildete, sind ähnliche Gerichte präsent.

Ganz klassisch sind in tschechischen Lokalen und Privathaushalten sehr sättigende Suppen und fleischlastige Hauptgerichte, die gerne gut gewürzt und mit Knödeln und einfachen Saucen als Beilage serviert werden. Das Adjektiv, das uns dazu verallgemeinernd einfällt, lautet “rustikal”. Dobrou chut – Guten Appetit!

Ein Pluspunkt für alle mit größerem Hunger: Große Portionen und eine Suppe werden euch zu jedem Essen gereicht. Die Speisen können zwar an sich leicht zubereitet werden, erfordern aber in der Regel einen hohen Zeitaufwand. Wie gut, dass ihr euch im Urlaub zurücklehnen und in den einladenden Restaurants mit frischer Hausmannskost bedienen lassen könnt!

Üblich ist es auch, die Hauptmahlzeit gegen 12 Uhr einzunehmen. Anschließend wird es ruhiger für den Magen. Lokale schließen zeitig am Abend und ihr findet eher Snacks vor dem Zubettgehen.

Die Vorspeisen der tschechischen Küche sind oft schon so üppig, dass kaum noch Platz für die Hauptmahlzeit bleibt. Trotzdem dürft ihr euch Schätze wie geschmolzenen oder eingelegten Käse, Prager Schinken und Co. nicht entgehen lassen, wenn ihr in Tschechien unterwegs seid.

Die Übersetzung der Vorspeise verrät, um was es sich handelt: Geschmolzener Käse. Dieser wird entweder ungefüllt mit einer Sauce als Zugabe oder gefüllt mit Schinken serviert. Eine übliche Beilage sind Pommes frites, was aus der Spezialität eine echte, aber lohnende Kalorienbombe macht. Das Gericht findet ihr übrigens nicht nur in Tschechien, sondern auch in der Slowakei. Und das, obwohl es eigentlich kein Klassiker der böhmischen Küche sein soll.

Der Name “Utopenec” oder “Utopenci” im Plural lässt sich am ehesten mit “Ertrunkene(r)” übersetzen. Es ist ein Sud aus Wasser und Essig, der gekocht und mit Gewürzen wie Piment und Pfeffer versehen wird. Danach werden Zwiebeln und eine Brühwurst hinzugefügt. Mindestens eine Woche soll das Ganze nun durchziehen, bevor es beispielsweise in der Kneipe auf die Karte kommt.

“Eingelegter Hermelin” ist nicht das, was der Name vermuten lässt, sondern ebenfalls ein Käsegericht. Der spezielle Weißschimmelkäse wird aufgeschnitten, mit Paprika, Gewürzen und Knoblauch bestrichen, wieder zugeklappt und in Öl eingelegt. Als Beilage fungiert Brot. Die Speise ist ein Bestandteil der Snack-Speisekarten von Bars und wird meist mit einem tschechischen Bier als Getränk genossen.

Der Kochschinken heißt zwar “Prager Schinken”, ist durch den Ursprung in der böhmischen Küche aber nicht nur in Prag, sondern im ganzen Land verbreitet. Traditionell esst ihr ihn kalt. Alternativ wird er innerhalb eines Brotteiges verarbeitet und gebacken, anschließend kommt er mit Bratensauce auf den Tisch. Auch in Kombination mit dem schon vorgestellten Käse ist er ein voller Genuss. Ebenfalls könnt ihr Prager Schinken geschmort bestellen, wobei dieser dann mit Suppengrün und Wein zubereitet wird.

Eine Vorspeise oder ein Snack für zwischendurch: Das sind die Häppchen Chlebíčky, deren Basis Scheiben aus Weißbrot sind. Mit Butter und verschiedenen Belägen versehen, ähneln sie den bei uns als Kanapees bekannten Snacks. Vegetarische Chlebíčky gehen mit Eiern, Gewürzgurken oder Frischkäse eine stimmige Komposition ein. Während fischhaltige Variante auf Heringe, Meeresfrüchte oder Shrimps setzen, schmeicheln fleischhaltige Versionen dem Gaumen mit Salami oder Fleischsalat. Das Gericht ist auch in der Slowakei populär.

Traditionell darf in Tschechien bei keinem Essen eine Suppe fehlen. Diese sind sehr deftig und machen oftmals satt genug. Trotzdem wird getreu des tschechischen Mottos “Die Suppe als Grundlage, das Fleisch als Abschluss” auch mindestens noch die Hauptspeise, wenn nicht gar auch noch ein Dessert folgen.

Kulajda ist eine cremige, dickflüssige Kartoffel-Pilz-Suppe mit saurer oder süßer Sahne und pochierten Eiern. Das Zentrum ihres Genusses liegt im Böhmerwald. Als Krönung der Suppe wird Dill gehackt und mit hart gekochten Eiern dazugelegt.

Eine andere Variante ist diese Kartoffelsuppe mit wenig zusätzlichem Gemüse. Auch Gewürze wie Liebstöckel sorgen für den letzten Schliff der mit Mehlschwitze verdickten, sämigen Suppe. Sie ist vor allem in den kalten Wintermonaten beliebt.

Ein Heilmittel gegen den Kater, eine Hilfe bei Krankheiten oder einfach eine nette Stärkung: All diese Funktionen können der Knoblauchsuppe Česnečka zuteilwerden. Die klare Brühe besteht aus gekochten Kartoffeln, die mit geriebenem Knoblauch bestückt und mit Kümmel gewürzt sind. Geröstete Croutons aus Brot runden diese leckere Suppe ab.

Für die Zubereitung werden Kutteln weich gekocht, in Scheiben geschnitten und gedünstet. Kuttelsuppe ist in vielen Ländern verbreitet. Während die Kutteln jedoch nach der Vorbereitung anderenorts mit Essig gewürzt werden, wird in der tschechischen Variante auf Paprika, Lorbeer, Salz und Pfeffer gesetzt. Letztlich wird alles mit einer deftigen Fleischbrühe abgelöscht und durch eine sämige Mehlschwitze angedickt.

Grießnockerln beruhen auf Grieß, Eiern und Butter. Das Kochen erfolgt mit Rinderkraftbrühe. Die Nockerln der tschechischen Suppe sind etwas bissfester als die Nockerln der österreichischen Variante. Vor dem Servieren kommt geschnittener Schnittlauch oben auf die Suppe und als Gewürz wählen die Tschechen in der Regel gerne eine Prise Muskatnuss.

Auch die Hauptspeisen der tschechischen Küche kommen intensiv daher. Egal, ob ihr euch für die vegetarischen Kartoffelpuffer oder eine deftige Schweinshaxe entscheidet: Satt werdet ihr bei eurem Urlaub in Tschechien mit Sicherheit.

Auch in Tschechien sind Kartoffelpuffer, aus geriebenen Kartoffeln bestehende, pfannkuchenartige Leckereien, bekannt. Hier werden sie mit Mehl und Ei vermischt, kräftig mit Muskat gewürzt und anschließend heiß gebraten. Eine gängige Beilage zu den “Bramboráčky”, wie die Kartoffelpuffer in tschechischen Speisekarten heißen, ist Sauerkraut.

Es handelt sich um eine sättigende Komposition aus Schweinebraten, Rotkohl und Knödeln. Das Schweinefleisch wird geschmort und mit Koriander, Kümmel, Knoblauch und Majoran gewürzt. Dafür wählen die Köche die Lende oder den Kopf des Schweins. Zum Rotkohl kommen Lorbeer und Nelken sowie etwas Essig hinzu. Die Knödel werden aus alten, in Milch eingeweichten Semmeln und Eiern gefertigt und in Salzwasser gekocht. Nachdem alle Bestandteile des Gerichts auf dem Teller zusammengelegt wurden, werden sie mit Bratensaft übergossen. Auch tschechisches Bier wird dabei gerne als begleitendes Getränk getrunken

Ursprünglich wurde diese Fleischspeise aus Rinderfilet gemacht, heute werden aber auch andere Teile des Rinds genutzt. So oder so gesellt sich das Fleisch zum Gemüse wie Sellerie, Zwiebeln und Karotten. Es wird in Sahne gekocht und mit Schlagsahne und Preiselbeeren gereicht. Auch böhmische Knödel dürfen als Beilage nicht fehlen. Ihr ahnt es bestimmt schon: Auch diese Leckerei ist sehr mächtig und in der Regel lange sättigend.

Wer bei dieser Köstlichkeit ein Wörterbuch aufschlägt, wird erst einmal stutzen: “Koleno” heißt “Knie”. Hinter dem Gericht verbirgt sich eine Schweinshaxe, die in Kräutern und Bier mariniert wird. Traditionell erhaltet ihr ein großes Stück Haxe mit frischem, tschechischem Brot, Senf, Meerrettich und Gurken.

Auch die gebratene Ente, die hinter diesem Namen steckt, wird normalerweise mit Knödeln und Sauerkraut oder Rotkohl gereicht. Es ist ein großer Braten mit Gewürzen wie Beifuß und Rosmarin. Vorsicht: Er liegt schwer im Magen und eignet sich daher nicht als Stärkung vor einem aktiven Tag.

Fischgerichte spielen zwar in der tschechischen Küche kaum eine Rolle, dennoch findet ihr immerhin den Karpfen (tschechisch “Kapr”) gelegentlich auf den Speisekarten – vorwiegend zur Weihnachtszeit. Für die Zubereitung zerteilen die Köche den Karpfen und panieren die einzelnen Stücke, bevor sie noch einmal gebraten werden.

Zwar ist Gulasch überwiegend aus der ungarischen Küche bekannt, doch auch in Tschechien wird ein Gericht mit diesem Namen gelistet. Hier ist es gedünstetes, mageres Rindfleisch. Zu ihm werden Majoran, Kümmel, Paprikapulver und Wacholderbeeren sowie Salz und Pfeffer für ein einzigartiges Geschmackserlebnis gegeben. Das Ganze wird weich gekocht und schließlich mit Knödeln und Sauce präsentiert. Es ist weniger scharf als sein ungarischer großer Bruder.

Die Nachspeisen und Desserts in Tschechien fokussieren sich auf Teigspeisen. Wer nach den Vorspeisen, Suppen und Hauptgerichten noch immer Hunger hat, greift beherzt zu. Alle anderen gönnen sich einfach eine kleine Pause und kommen rechtzeitig zur Kaffeezeit zurück.

Trdelník ist eine Teigrolle, die ursprünglich aus der Slowakei stammt, aber auch in Tschechien zunehmende Beliebtheit genießt. Der Teig aus Mehl, Zucker, Butter, Salz, Eiern und Vanille wird auf Stangen geschichtet und erhält so den Baumringen ähnliche Verläufe. Er wird über einer offenen Flamme gebacken und später mit Nüssen, Mandeln und/oder Zucker bestreut. Eine weitere Variante sieht eine Füllung mit Eis vor.

Sicher kennt ihr die Palatschinken aus Österreich – süße Pfannkuchen aus einem Teig mit Eiern, Mehl und Milch. Auch in Tschechien sind sie präsent, hier lediglich unter dem Namen “Palačinky”. Wählt beispielsweise zwischen Füllungen mit Marmelade und frischen Früchten!

Buchteln sind ein klassisch böhmisches Gericht. Während die Semmelknödel eine übliche Beilage von Hauptgerichten darstellen, sind Buchteln süße Hefeknödel aus dem Ofen. Sie werden ungefüllt oder gefüllt mit Zwetschgenmus gereicht, gern mit leckerer Vanillesauce dazu. Eine Variante ist die Zubereitung mit Mohn statt mit Zwetschgenmus.

Das runde Hefeteig-Gebäck mit süßer Füllung komplettiert die Desserts. Kolatsche ist ein Kuchen mit Mohn- oder Quarkfüllung, der oft durch Rosinen verziert und zu besonderen Festtagen gegessen wird. Typisch tschechisch ist hier auch ein bewusster Farbkontrast durch den Mix aus Mohn und Quark.

Die süße Mehlspeise wird in einer Auflaufform vorbereitet. Als Basis dienen ältere Brötchenscheiben, die mit Äpfeln, Mandeln und Rosinen geschichtet werden. Für die Würze sorgen Zucker und Zimt, außerdem kommen letztlich Milch und Eier in die Form. Das Ganze wird gebacken, portionsweise mit Vanillezucker garniert und als Nachtisch oder Snack am Nachmittag genossen.

In puncto Getränke werdet ihr wahrscheinlich auf jeder tschechischen Speisekarte “Kofola” finden, die als Softdrink der Cola ähnelt und dank des Koffeinzusatzes für einen kleinen Energiekick sorgt. Erfrischend ist das Sprudelgetränk sowieso.

Kaum ein Tscheche wird zudem auf sein geliebtes Bier bei deftigen Mahlzeiten verzichten. Tschechisches Bier hat eine langjährige Tradition und gehört als Nationalgetränk des Landes zum festen Bestandteil der Küche. Der Pro-Kopf-Bierkonsum ist im Land sogar der höchste weltweit.

Nach den Mahlzeiten kann auch ein Kräuterschnaps nicht schaden. Ob der nach dem Essen bei der Verdauung hilft, oder einfach nur lecker schmeckt, könnt ihr vor Ort am besten einfach mal selbst prüfen.

Der Schwerpunkt in Tschechiens Küche liegt klar auf dem Fleisch. Doch wer aufgepasst hat, weiß: Im Vorspeisen- und Suppenbereich werden auch Vegetarier fündig. Der geschmolzene Käse in seiner ungefüllten Variante oder Nakládaný Hermelín eignen sich als leckere Zwischenmahlzeit, die oft ohnehin so umfangreich ausfällt, dass sie in jedem Fall sättigend ist. Auch eine stärkende Kartoffel- oder Kartoffel-Pilz-Suppe zur Vorspeise oder Hauptgerichte wie Kartoffelpuffer und Speisen mit Knödeln sind zu empfehlen. Eine geeignete Destination in Tschechien für Veganer soll übrigens Prag sein. Das ist die Stadt, die im ganzen Land über die höchste Anzahl veganer Restaurants verfügt. Der Clou: Traditionelle tschechische Speisen werden durch Soja-Ersatzprodukte raffiniert abgewandelt.