Reims: Frankreichs Stadt der Könige

Der französische Ort ist mit seinen 184.000 Einwohnern das Zentrum der Weinbauregion Champagne. Rund um Reims haben besonders viele Kellereien ihren Sitz. Neben der Verkostungen des Getränks, hat die Stadt viele architektonische Highlights im Art-Déco-Stil, Straßenkunst und Sehenswürdigkeiten mit einer sehr langen und spannenden Geschichte zu bieten.

Reims ist als Krönungsstadt bekannt. Lange Zeit wurden hier die französischen Könige getauft und gesalbt. Heute steht der Champagner im Vordergrund, denn die Weinberge der Champagne umgeben den schönen Ort. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten und vier verschiedene UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten garantieren, dass es euch in Reims nicht langweilig wird.

Reims ist schon sehr alt. Bronzezeitliche Funde deuten auf die lange Geschichte der Stadt hin, die etwa 80 Jahre vor Christus offiziell gegründet wurde. Zudem ranken sich Legenden darum, ob nicht doch Remus – der Bruder von Romulus und Mitgründer von Rom – Reims ins Leben gerufen haben könnte. Macht euch auf Spurensuche in der historischen französischen Stadt!

Reims bietet zahlreiche architektonische Highlights wie etwa die berühmte Kathedrale oder den Palast von Tau. Zudem gibt es Museen, eine Bibliothek und eine Markthalle mit unzähligen regionalen Köstlichkeiten.

Die Kathedrale ist das wohl berühmteste Bauwerk von Reims, das die meisten Besucher anzieht. Sie wurde im 13. Jahrhundert im Stil der Gotik erbaut und gilt bis heute als Meisterwerk der gotischen Architektur. Auch als Cathédrale Notre-Dame de Reims bekannt, ist sie die Quintessenz des handwerklichen Know-hows aus dem 13. Jahrhundert. Erbaut wurde sie auf den Ruinen der noch älteren Kathedrale, die etwa im Jahr 1210 abbrannte. Dieses majestätische Bauwerk ist größer als die berühmte Notre-Dame-Kathedrale von Paris. Sie zählt aus diesen Gründen zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Hier wurden insgesamt 33 französische Könige getauft. Besucher erfahren in der Ausstellung mehr über die Geschichte, sehen Fenster von Chagall, entdecken 2.303 Statuen und können den Nordturm mit seinen 249 Stufen erklimmen. Die beiden Westtürme der Kathedrale sollten ursprünglich Turmspitzen erhalten und so bis zu 120 Meter (statt der aktuellen 81 Meter) hoch werden, aber sie wurden nie vollendet.

Ein weiteres UNESCO-Weltkulturerbe in Reims ist der Palast von Tau. Er liegt direkt neben der Kathedrale und diente früher als Residenz der Erzbischöfe von Reims. Heute befindet sich vor Ort ein Museum. Auch die Schatzkammer der Kathedrale von Reims ist dort ausgestellt, in der sich viele Gegenstände befinden, die für die Krönungen der Könige wichtig waren. Dazu gehören die Heilige Ampulle, der Talisman von Karl dem Großen, der Mantel der Krönung von Karl X. sowie der Kelch von Saint-Remi. Wandteppiche und Statuen aus der Kathedrale sind weitere Besonderheiten, die ihr dort bestaunen könnt.

Die Basilika von Reims stammt aus dem 11. Jahrhundert. Sie wurde im Ersten Weltkrieg fast vollständig zerstört, danach aber wieder aufgebaut. Das Gebäude ist etwas kleiner als die Kathedrale, aber Saint-Remi ist dennoch sehr beeindruckend. Zudem ist diese Attraktion weniger bekannt und entsprechend etwas leerer. Sie stellt das dritte UNESCO-Weltkulturerbe der Stadt dar.

Die Fahrt zur etwas abseits gelegenen Basilika Saint-Remi lohnt sich auch deshalb, weil sich hier das historische Museum der Stadt befindet. Neben der Basilika, in der früheren königlichen Abtei Saint-Remi, liegt das gleichnamige Museum. Dieses vierte UNESCO-Weltkulturerbe von Reims punktet mit einem sehr schönen Kreuzgang sowie einer eindrucksvollen Haupttreppe. In 17 Ausstellungsräumen sind viele Objekte versammelt, die die Geschichte der Stadt Reims von frühen Zeiten bis hin zur Renaissance darstellen.

Der historische Name von Reims ist Durocortorum. Die Stadt hatte vier große Tore, die monumental ausgesehen haben müssen. Davon ist nur noch das Mars-Tor, ein gallo-römischer Triumphbogen, in weiten Teilen erhalten. Der Bogen gibt mit seinen 30 Metern Länge und knapp 15 Metern Höhe einen guten Eindruck davon, wie der Eingang der Stadt damals aussah. Im Inneren des Mars-Tors sind die Zwillinge Romulus und Remus zu sehen. Sie sind einer Sage nach die Kinder des Gottes Mars und der Priesterin Rhea Silvia.

Eines der größten Automobilmuseen Frankreichs ist in Reims zu finden. Es bietet eine Sammlung von mehr als 230 Fahrzeugen ab dem Jahr 1908. Dazu gehören zahlreiche Autos, aber auch Motorräder, Taxis und Rennwagen. Hinzu kommen über 5.000 Miniaturen und Spielzeuge aus der Autowelt.

Wunderbare Erfrischungen findet ihr in der Boulingrin Markthalle in Reims. Sie stammt aus dem Jahr 1927 und gehört zu den schönsten Art-Déco-Gebäuden der Stadt. Nicht nur Architekturliebhaber, sondern auch Foodies fühlen sich dort wohl. Zum Glück wurde die Halle, die ab 1988 für einige Jahre brach lag, inzwischen renoviert und aufwendig mit einer neuen Decke versehen. Seit 2012 gibt es nun wieder Fleisch- und Wurstwaren, Obst, Gemüse, Gewürze und leckere Gerichte zu kaufen.

Ein ungewöhnlicher und noch nicht allzu bekannter Ort in Reims ist die Carnegie-Bibliothek. Sie lässt auf den ersten Blick erkennen, warum Reims für Art-Déco-Architektur bekannt ist. Das Gebäude versetzt seine Besucher direkt in die 20er Jahre der USA. Die Bibliothek ist nach dem berühmten Visionär Andrew Carnegie benannt, der auch die Carnegie Hall in New York City auf der anderen Seite des Atlantiks sponserte.

Reims hat als inoffizielle Hauptstadt der Champagne-Weinbauregion eine große Anzahl an Champagnerhäusern in petto. Auch in der Umgebung der Stadt locken die Weinberge. Wer gern Champagner trinkt, darf daher Verkostungen nicht verpassen. Aber auch für Straßenkunst-Begeisterte gibt es in Reims viel zu sehen.

Reims ist ein sehr wichtiger Ort des Weintourismus. Ihr solltet in einem Champagnerhaus eine Führung buchen, um zum Beispiel zu sehen, wie die Champagnerflaschen in Kreidestollen gelagert werden. Diese bieten das ganze Jahr über eine Temperatur von zehn Grad Celsius, was ideal für den Champagner ist. Der vielleicht schönste Champagnerkeller in der Stadt ist „Maison de Champagne Pommery“, eines der ältesten Häuser der Region. Im 19. Jahrhundert machte die Witwe Louise Pommery das Unternehmen zu einer der bekanntesten Champagnermarken, in dem sie den Brut Champagne, den trockenen Champagner, erfand. Das Haus ähnelt von außen einem Schloss, hat aber einen großen Keller mit einem Kreidestollen („crayères“), der noch aus der Römerzeit stammt.

Jedes Weingut der Stadt und der Umgebung bietet mehrere Touren und Verkostungen an. Natürlich könnt ihr dort auch Champagner kaufen. Die Preise variieren je nach Jahrgang und Weinsorte. Einige der bekanntesten Güter sind neben Pommery auch Veuve Clicquot-Ponsardin, Taittinger, Moët & Chandon oder Mumm. Übrigens: Der Grund, warum der Champagner aus Reims so bekannt ist, liegt vermutlich in der Geschichte als Krönungsstadt. Denn zur Krönung flossen immer Wein und Champagner. Heute kommt der köstliche Schaumwein in Reims nicht nur zu besonderen Anlässen zum Einsatz, sondern ähnlich wie Wein auch einfach zum Essen oder zum Anstoßen.

Die Familie Vranken, denen heute der Pommery-Champagner gehört, ist Besitzer der Villa Demoiselle. Dieses Meisterwerk aus Art Déco und Jugendstil stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert. Es wurde 2008 komplett renoviert und neu eröffnet. Heute gibt es Führungen durch die Villa, zu denen auch stets ein Glas Demoiselle-Champagner, eine lokale Cuvée, gereicht wird.

In der Nähe der Champagnerhäuser am Rand der Stadt liegt, der ebenfalls nach dem Champagner benannte, größte Park der Stadt. Er gehörte früher zur Domaine Pommery, ist heute aber öffentlich. Direkt neben der Villa Demoiselle ist übrigens der Butte Saint-Nicaise zu finden, ein weiterer schöner Park, der als grüne Oase von Reims gilt.

Der Art-Déco-Stil war vor allem im Frankreich der 1920er bis 1940er Jahre beliebt. Auch in den USA kam dieser Trend an, wie etwa am berühmten Chrysler Building in New York zu sehen ist. In Reims sind zahlreiche Gebäude in diesem Stil zu finden, denn die Stadt wurde im Ersten Weltkrieg stark zerstört und musste danach wieder aufgebaut werden. Über 100 verschiedene Architekten kümmerten sich um den Wiederaufbau und wählten größtenteils den Art-Déco-Stil. Auch Elemente des Barocks sind zu finden. Besonders eindrucksvoll sind die Exemplare am Boulevard Foch sowie auf der Prachtstraße Cours Jean-Baptiste Langlet. Ebenso sind die Carnegie-Bibliothek und die Markthalle Boulingrin zu nennen. Im Tourismusbüro gibt es eine Karte mit den schönsten Gebäuden. Alternativ könnt ihr eine Tour buchen, die euch zu den Highlights dieser Epoche führt.

Reims hat in den letzten Jahren einen richtigen Boom an Street Art erlebt. Lokale Künstler wie Kusek, Cez’Art, Iemza, Bootleg und Xela haben die Straßen der Stadt Stück für Stück gestaltet und werden inzwischen auch dazu beauftragt, graue Betonwände zu verschönern. Um die farbenfrohen Murals der Stadt zu erkunden, lohnt sich eine Street-Art-Tour. Dabei könnt ihr zum Beispiel La Cartonerie, die Musik- und Veranstaltungshalle der Stadt, besichtigen. Auch lange Wände voller Kunst sowie ein Street-Art-Gesamtkunstwerk im Industriegebiet der Stadt sind in Begleitung von Experten besonders gut zu finden.

Unweit von Reims liegt das Städtchen Fismes, das die Grenze zwischen Reims und Soissons darstellt. Hier machten französische Könige auf dem Weg zu ihrer Krönung oft Halt. Heute ist die Stadt für den Ökotourismus bekannt. Bio-Champagner ist hier an der Tagesordnung. Auch Sehenswürdigkeiten wie eine restaurierte Kirche, Stadtmauern, Stadttorpfeiler und eine amerikanische Gedenkbrücke über den Fluss Vesle, die an die Schlachten von 1918 erinnert, laden zu einem Tagesausflug ein.

Möchtet ihr die Stadt in ihrer ganzen Pracht und Schönheit erleben? Dann nichts wie los, denn ein Urlaub in Frankreich ist verhältnismäßig schnell geplant. Damit auch wirklich alles ohne lästige Verzögerungen klappt, haben wir nachfolgend noch ein paar hilfreiche Reise-Infos.

Wer ohnehin schon in Paris ist, kann von dort mit dem TGV-Schnellzug innerhalb von 45 Minuten in Reims sein. Viele Orte in Deutschland sind gut an Paris angebunden, was es möglich macht, die ganze Reise per Zug zurückzulegen. Alternativ ist die Stadt auch gut mit dem Auto über die Autobahn Paris-Reims oder vom Flughafen Paris Charles-de-Gaulle aus, der nur 30 Minuten von der Champagner-Stadt entfernt liegt, zu erreichen. Viele deutsche Flughäfen bieten direkte Verbindungen nach Paris. Vor Ort in Reims sind die Innenstadt sowie die Champagnerhäuser gut fußläufig erreichbar. Die Umgebung könnt ihr per Fahrrad, Bus oder Auto erkunden. Es gibt die Option für einen Mietwagen sowie guten öffentlichen Nahverkehr. Wer ein wenig Französisch spricht, hat die besten Chancen, per Bus auch Orte außerhalb von Reims zu finden.

Im Sommer ist Reims besonders schön, denn dann findet der „Farbentraum“ statt, eine spektakuläre Ton- und Lichtshow. Dabei setzen die Franzosen die Kathedrale von Reims in Szene und zeigen dabei eine beeindruckende Reise in die Vergangenheit. Aber auch in den anderen Jahreszeiten ist Reims dank der Vielfalt an Sehenswürdigkeiten attraktiv: Wenn es kalt ist, konzentriert ihr euch auf Museen und Champagner und bei wärmerem Wetter erkundet ihr Street-Art und die wunderschönen Weinberge.

In Reims gibt es eine sehr gute Auswahl an französischen und internationalen Restaurants. Berühmt ist neben dem allgegenwärtigen Champagner das Gericht „La Champenoise“, eine Art Schinkeneintopf mit Bohnen und Gemüse. Auch besondere Käsesorten aus der Region sowie Gerichte mit Kartoffeln und Salat sind in Reims verbreitet. Unter den Desserts gilt die „Schwimmende Insel“ als Highlight. Das ist eine Eiweißwolke mit Biskuit, Vanillesauce und Karamell.

Reims ist ein ausgezeichnetes Ziel für Individualreisende und Paare, die den lokalen Tourismus unterstützen und Champagner verkosten möchten. Aber auch für junge Erwachsene gibt es einige interessante Aktivitäten. Die Auswahl an Hotels in Reims ist groß. Von eleganten Luxushotels in der Nähe der Champagnerhäuser über klassische Pensionen bis hin zu Ferienhäusern in der Region ist alles vorhanden.