Ihr seht sofort Pancakes mit Ahornsirup vor euch, wenn ihr an kanadisches Essen denkt? Die süße Mahlzeit gehört zweifelsfrei untrennbar zum Land, aber ebenso die Pommes frites-Variante Poutine, deftige Chicken Wings und Gerichte der Ureinwohner. Wir nehmen euch mit auf eine kulinarische Reise nach Kanada.
Überblick
Kanada besitzt eine reiche Kultur, die ihr Wurzeln in den Gebräuchen und dem Wissen der indigenen Völker hat und über die Jahrhunderte über viele Facetten und Lebensstile ergänzt wurde. Eine Reise nach und durch Kanada wird euch auch in Sachen Kulinarik mit Vielseitigkeit überraschen. Eine auffällige Gemeinsamkeit vieler Gerichte: Sie sind echte Sattmacher! Oft enthalten sie viele Kohlenhydrate, bei traditionellen Gerichten auch viele Proteine und Fette. Das geht auf den Umstand zurück, dass hier im Norden die Wintermonate eisig sind und in den kältesten Gegenden die Temperatur auch auf -25 °C sinken kann. Da sind reichhaltige Speisen, die von innen wärmen und sättigen sowie für Kraft und Wohlbefinden sorgen, genau das Richtige.
Natürlich müsst ihr nicht jeden Urlaubstag aus dem Vollen schöpfen, sondern findet besonders in den großen Städten jede Menge Auswahl. Kanadisches Essen weist viele Einflüsse der englischen und französischen Küche auf. Lasst euch in Städten wie Toronto oder der Hauptstadt Ottawa von der gelebten Imbisskultur der Kanadier mitreißen und probiert euch durch die vielfältigen Speisekarten der Restaurants.
Geschichte der Küche Kanadas
Die indigenen Völker Kanadas passten ihre Ernährung dem an, was die Natur ihnen bot. Dazu zählten und zählen Fisch sowie Meeresfrüchte, denn der Atlantik und Stille Ozean versorgte die Menschen mit viel Essbarem. Vor allem pazifischer Lachs ist in vielen Rezepten die Hauptzutat und wird sowohl geräuchert als auch gebraten serviert. Probiert Lachsburger, marinierte Filets, Lachskaviar oder greift auf andere Meeresspezialitäten wie Hummergerichte, Fischbrötchen und Austern zu.
Bewegt man sich weiter ins Landesinnere, finden in den weiten Landschaften dank grüner Wiesen und sauberen Seen viele Tiere eine gute Lebensgrundlage und die Menschen in Kanada erweiterten passend dazu ihre reichhaltige Küche um Bison, Hirsch, Lamm, Elch und Weiderind sowie Geflügel. Neben Gerichten nach modernen Rezepten trefft ihr auch auf traditionelle Spezialitäten wie Igunaq (fermentiertes Fleisch), Pânsâwân (getrocknetes und geräuchertes Fleisch) sowie Pemmican (geräuchertes Fleisch mit getrockneten, lokal wachsenden Beeren).
Je weiter es in den Süden des Staates geht, desto stärker wird der kulinarische Einfluss aus Europa deutlich. Durch die Seefahrt wurden Pancakes und Nanaimo Bars ebenso zum Teil der kanadischer Speisen wie Hackbraten und Pommes frites. Als im 19. und 20. Jahrhundert die Einwanderung von Menschen aus ganz Europa, Asien und der Karibik zunahm, wurde die regionale Küche um viele weitere Facetten vergrößert. Durch die Nähe zu den USA kamen Speisen wie Chicken Wings und Mac and Cheese hinzu.
Das Ahornblatt
Seit 1965 ziert ein rotes Ahornblatt die Nationalflagge Kanadas und verweist auf die zentrale Rolle, die der Ahornbaum seit Langem für das Land spielt. Bereits die ersten Bewohner wussten um die Wichtigkeit des Baumes und gewannen aus ihm Ahornsirup, um damit nicht nur eine süße Speise zu genießen, sondern auch für den Winter eine haltbare, kalorienreiche Zutat zu lagern.
Zwei Hauptmahlzeiten
Während in Deutschland viele Menschen mit Frühstück, Mittagessen und Abendbrot drei Hauptmahlzeiten am Tag zu sich nehmen, ist es in Kanada üblich, zwei größere Mahlzeiten zu essen: das Frühstück und das Abendessen. Morgens gibt es ein reichhaltiges „American Breakfast“, gern mit Eiern und Speck zum Brötchen und oft mit Pancakes samt Ahornsirup. Diese Mischung aus herzhaft und süß ist weit verbreitet und für manche Urlauber gewöhnungsbedürftig. Alle, die morgens nicht so viel essen mögen, können mit Müsli oder einem Toast samt Marmelade in den Tag starten.
Die nächste üppige Mahlzeit gibt es dann erst am Abend, allerdings früher als in Deutschland, und zwar ab 17 Uhr. Beim Abendessen wird es wieder deftig, oft mit großen Portionen Fleisch und Bratensauce. Zu den beliebtesten Fleischvariationen gehört Calgary Beef (Rindfleisch), bœuf fumé (Räucherfleisch aus Rinderbrust) und Peameal Bacon (Speck aus Toronto). Wer vorher Hunger hat, isst zur Mittagszeit eine Kleinigkeit, was belegte Brötchen, Suppe oder Salat sein können. Hinzu kommt eine vielfältige Imbisskultur, die es so nur in Kanada gibt.
Kanadische Vorspeisen & Snacks
Auch in Sachen Imbisse und Vorspeisen geht es in Kanada recht kalorienreich zu. Probieren lohnt sich auf jeden Fall.
Poutine (vegetarisch)
Diese Art der Zubereitung von Pommes frites ist das kulinarische Markenzeichen Kanadas. Kein anderes Gericht wird so stark mit dem Land verbunden und ist nahezu überall erhältlich. Es tauchte erstmals in den 1950er Jahren in der Provinz Québec auf und verbreitete sich danach als Nationalgericht im gesamten Land. Wer Poutine bestellt, erhält doppelt frittiere Kartoffelstäbchen, die in einer deftigen Bratensauce und mit geriebenem Käse serviert werden.
Beaver Tails (vegetarisch)
Es handelt sich nicht um richtige Biberschwänze, sondern um ein flaches Gebäck, dessen Form daran erinnert. Die ersten Beaver Tails kamen 1978 aus dem Ofen, als das Ehepaar Grant und Pam Hooker das Rezept in Ottawa entwickelte. Das Rezept legte den Grundstein für ein Gericht, bei dem der Teig frittiert und klassisch mit Zimt und Zucker oder einem Schokoladenaufstrich versehen wird. Es gibt weitere Varianten, darunter mit Ahornbutter, Apfelmus oder Bananenscheiben.
Chicken Wings (fleischhaltig)
Ein deftiger Imbiss, den in Kanada viele Menschen gern zwischendurch zu sich nehmen, sind Chicken Wings mit einem Dip. Wer es scharf mag, isst sie mit Tabasco („Buffalo Wings“), andere bevorzugen eine Barbecuesoße. Dem Fingerfood werdet ihr vor allem in den vielen Sports-Bars des Landes begegnen, denn während die Einheimischen gemeinsam ein Spiel schauen, werden fast ausschließlich nur Chicken Wings gegessen.
Bannock (vegan/vegetarisch oder fleischhaltig)
Das traditionelle Fladenbrot der Indigenen war einst ein Grundnahrungsmittel und wird heute als beliebte Vorspeise oder als kleiner Snack gegessen. Das Brot aus Gerste und Hafer gibt es gebacken, frittiert oder mit Füllung. Beliebte Möglichkeiten dafür sind Käse, Fisch, Fleisch, aber auch süße Aufstriche. Letztgenannte Zutaten werden alternativ als Belag verwendet.
Fiddleheads (vegan oder fleischhaltig)
Sie werden gerne als Vorspeise gereicht und gehören zu den leichten Gerichten. Fiddleheads bestehen aus Farnblättern, die entweder mit Hühnchen, Kartoffeln und Gemüse oder nur mit Kartoffel- und Gemüsefüllung serviert werden.
Montreal Bagels (vegan oder vegetarisch)
Montreal Bagels zählen zum typischen Frühstück in Kanada oder werden als Imbiss verzehrt. Anders als Bagels in den USA ist die kanadische Variante aus Montreal größer, allerdings dünner und insgesamt süßer. Nach dem Backen wird der Teig mit Sesam oder Mohn bestreut und oft mit Honig, Sirup oder Marmelade gegessen. Veganer finden leicht abgeänderte Rezepte, bei denen der Teig ohne Eier zubereitet wird.
Typische Suppen & Eintöpfe
Eine wärmende Suppe oder ein deftiger Eintopf gehören fest zur winterlichen Küche in Kanada. Dabei kommen alle Geschmäcker auf ihre Kosten.
Erbsensuppe (vegan oder fleischhaltig)
In den Wintermonaten bietet kanadisches Essen Erbsensuppe in verschiedenen Variationen. Eine ist die Neufundländische mit Karotten sowie kleinen Teigknödeln als Beilage. Beliebt ist eine Version mit gelben Erbsen und gesalzenem Schweinefleisch.
Apfel-Kalbsgulasch (fleischhaltig)
Was im ersten Moment ungewöhnlich klingt, ergibt eine außergewöhnliche Geschmacksmischung. Das Gulasch mit Kalbsfleisch wird dank Zwiebeln und Knoblauch zunächst eher deftig und danach mit Apfelstückchen mild verfeinert. Nicht selten wird Ahornsirup beigemischt, um eine zusätzliche angenehme Süße zu erzeugen.
Québec-Fischsuppe (fisch- / fleischhaltig)
Eine wärmende Fischsuppe findet sich in Kanada auf vielen Speisekarten. Das landestypische Gericht wird häufig nicht nur mit Fisch, sondern zusätzlich mit Speck verfeinert, was sie insgesamt salziger und deftiger werden lässt. Die helle Suppenfarbe basiert auf Weißwein und Sahne.
Kanadische Küche: die Hauptspeisen
Bei der Reichhaltigkeit der Snacks fragen sich viele Urlauber, wie sättigend es erst bei den Hauptspeisen zugeht. Die Antwort ist: Sehr! Das Ausprobieren lohnt sich.
Pancakes mit Sirup (vegan & vegetarisch)
Beim Frühstück, als eine von zwei Hauptmahlzeiten am Tag, werden in Kanada große Portionen gegessen und Pancakes mit Ahornsirup sind dabei die klassische Wahl. Überall werdet ihr lesen, dass Pancakes mit Maple Syrup gereicht werden und mindestens einmal solltet ihr den Sattmacher versuchen: Ihr erhaltet mehrere auf einen Teller gestapelte Pancakes und kombiniert sie beim Frühstücken beispielsweise mit Rührei und Speck. Für Veganer gibt es die Pfannkuchen auch ohne Ei oder Milch im Teig.
Pierogis (vegetarisch oder fleischhaltig)
Die Knödel aus Weizenmehl mit einer dampfenden Käse-Kartoffelfüllung wurden einst von Einwanderern aus der Ukraine nach Kanada gebracht und in Rekordzeit zum beliebten Gericht. Sie sind als Fertiggerichte in Supermärkten ebenso anzutreffen wie in Pubs und Restaurants. Neben der vegetarischen Standardvariante gibt es Pierogis auch mit einer Füllung samt Fleisch.
Donair (fleischhaltig)
Kanada besitzt mit Donair eine eigene kulinarische Version des Döners. Als Grundlage dient ein Pitabrot, das mit gegrilltem Hähnchenfleisch und Gemüsesorten belegt und mit einer Cocktailsauce bestrichen wird. Fertig eingerollt, sind Donair meist größer als in Deutschland bekannte Döner und machen sehr satt.
Tourtière (fleischhaltig)
Diese französisch-kanadische Pastete stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist bis heute vor allem zum Jahreswechsel beliebt: Hackfleisch wird mit Zimt, Gewürznelken, Chili und Nelkenpfeffer in einem Blätterteig serviert.
Pâté Chinois (fleischhaltig)
Die kanadische Variante von Shepherd’s Pie vereint in sich eine Schicht Hackfleisch und eine Schicht mit geriebenen Kartoffeln. Auch wenn der Name übersetzt „Chinesischer Auflauf“ bedeutet, lässt keine der Zutaten ein ostasiatisches Aroma entstehen. Kartoffelpüree, cremiger Mais und Rindfleisch ergänzen sich zu einem deftigen Hauptgericht. Bei Vegetariern ist Pâté Chinois mit Linsen statt Hackfleisch beliebt.
Mac & Cheese (vegetarisch)
Der Name verrät es: Diese Mahlzeit besteht aus Makkaroni und Käse. Es handelt sich um ein Fertiggericht, das bereits seit 1937 in Kanada verkauft wird und bis heute einen so hohen Absatz verzeichnet, dass manche es als heimliches Nationalgericht ansehen. In den USA wird Mac and Cheese ähnlich gerne verzehrt.
Typische Nachspeisen
Auch wenn es schwierig erscheint, nach einer üppigen kanadischen Mahlzeit noch Platz im Bauch zu haben: Die Nachspeisen in Kanada sind etwas Besonderes und laden zum Schlemmen ein.
Nanaimo Bar (vegetarisch)
Nanaimo ist der Name einer kanadischen Stadt, welche sich in British Columbia befindet und die Namensgeberin der Süßigkeit ist. Es handelt sich um eine Art Kuchen aus drei Schichten: Eine Krümelmischung aus Keksen oder Waffelstücken dient als Basis, darauf befindet sich Vanillepudding oder eine Buttercreme und die oberste Schicht stellt geschmolzene Schokolade dar. Bei einer Variation wird zusätzlich Minze verwendet.
Donuts (vegetarisch)
Wer Donuts mag, kommt im Kanada-Urlaub um die runden Gebäckstücke nicht herum. Es gibt sie etwa seit den 1990er Jahren und in den typischen Kaffeehäusern werden sie gern mit hauseigenem Kaffee serviert. Die Kanadier sind stolz auf ihre landeseigene Kaffee-Donut-Spezialität und wählen am häufigsten „Donut and Double-Double“: Dann gibt es einen Donut und den Kaffee mit zwei Portionen Zucker und Sahne.
Maple Taffy (vegan)
Ahornsirup findet sich natürlich auch in vielen Nachspeisen und eine ganz besondere Süßigkeit ist Maple Taffy (auch Tire d’érable genannt). Hier wird kochender Ahornsirup am Holzspieß über Schnee gegossen und durch die Kälte zu einem Lutscher.
Butter Tart (vegetarisch)
Euch erwarten Buttertörtchen, deren Teig zum Großteil aus Butter, Eiern, Zucker und Ahornsirup besteht. Nachdem die Minitorten geformt sind, werden sie mit diversen Früchten gefüllt, die eine fruchtige Note ins Gesamtaroma bringen.
Eis der First Nations (vegan und fleischhaltig)
Die beiden Eissorten Sxusem and Agutak basieren auf überlieferten Rezepten der First Nations und beinhalten neben Eis und regionalen Früchten teilweise auch Walfett. Je nach Region verwendet man Cranberries und Himbeeren, aber auch Bearberries und Salmonberries.
Saskatoon Berry Pie (vegan)
Der Kuchen, dessen veganer Teig auf Ei verzichtet, wurde nach der Stadt Saskatoon im kanadischen Bundesstaat Saskatchewan benannt und sieht zunächst wie ein Heidelbeerkuchen aus. Die enthaltenen Beeren sind jedoch Erlen-Felsenbirnen und diese wachsen nur in Kanada sowie in den USA. Ihr Geschmack ist eine Mischung aus Mandeln und Apfel und genau dieses Aroma hat der Saskatoon Berry Pie selbst auch.
Kanadische Getränke
Das Nationalgetränk in Kanada wird Caesar genannt und gehört seit 1969 zu den Landesspezialitäten. Der herzhaft schmeckende Cocktail besteht überwiegend aus Wodka und Clamato Juice, Letzteres ist ein Mix aus Muschelbrühe und Tomatensaft. Hinzu kommen Worcestersauce und Tabasco sowie Eis. Der Rand des Cocktailglases wird mit Salz eingerieben und serviert.
Ebenfalls sehr bekannt sind kanadische Biere, die je nach Region unterschiedlichen Brauvorbildern folgen. Beliebt sind britisch-irische Varianten, die deutsche Brauart und Sonderformen wie Hanf- oder Fruchtbier. Auch der Whiskey hat Tradition in Kanada und wurde früher aus Gründen der begrenzten Rohstoffe aus Roggen gebraut. Heute ist die Vielfalt größer und die meisten „Canadian Whiskey“-Sorten recht mild. Und natürlich kommt auch bei kanadischen Getränken der Ahornsirup ins Spiel: Sowohl kanadischem Whiskey als auch Biersorten wird häufig Ahornsirup beigemischt.
Vegetarisches & veganes Essen
Ahornsirup als Zutat in unzähligen Gerichten ist vegan und damit die beste Grundlage, typisch kanadisches Essen in veganen Varianten zu probieren. Neben ohnehin fleischlosen Gerichten wie Poutine und Beaver Tails oder Montreal Bagels sowie Pierogis gibt es von Gerichten wie Fiddleheads und Donair vor allem in den größeren Städten vegetarische oder sogar vegane Versionen.
Sehr informativ und gut ! beschrieben ! Danke ?