Seid ihr in den letzten Monaten geflogen? Falls ja, stehen die Chancen gut, dass ihr Opfer einer Verspätung oder gar Annullierung geworden seid. Denn 2018 dürfte das Flug-Chaos noch größer werden, als es bereits im vergangenen Jahr war.
Viele Gründe für großes Flug-Chaos
Es sind nicht nur die Streiks, die für die erschreckenden Zahlen sorgen. Auch Wetterkapriolen, Streiks und kurzfristige Änderungen im Flugplan haben dafür gesorgt, dass bis zum 20. Juni dieses Jahres ganze 15.571 Flüge annulliert wurden und 3.778 verspätet waren, wie ein Fluggastrechteportal aktuell ausgewertet hat. Im vergangenen Jahr waren es noch 8.826 annullierte Flüge und 2.268 verspätete Flüge. Demnach haben sich die Zahlen in 2018 fast verdoppelt und scheinen auch bis zum Jahresende nicht besser zu werden. Der Bundesverband der Deutschen Luftwirtschaft rechnet gar für den Sommer mit immer wieder auftretenden Verspätungen und Annullierungen und entschuldigt sich gar im Voraus bei den Flugreisenden dafür. „Auch der Himmel stößt mal an seine Grenzen“ lautet die Überschrift der Erklärung, die vor wenigen Tagen im Netz verbreitet wurde. Man arbeite hart daran, die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit zu verbessern, doch gleichermaßen lägen nicht alle Ursachen in der Hand der Luftwirtschaft.
Damit in der Zukunft die Freiheit des Fliegens grenzenlos
ist. @DtLuftfahrt @eurowings @TUIflyGermany #Pünktlichkeit #Zuverlässigkeit pic.twitter.com/Xm7hu0IfNy— Condor Airlines News (@Condor) 25. Juni 2018
Lage schlecht, Lösung nicht in Sicht
Auch in der Hochsaison müssen Flugreisende demnach mit Ärgernissen am Flughafen rechnen. Die einzelnen Airlines äußern sich bisher ebenfalls unzufrieden mit der Lage im Luftraum. So musste die Lufthansa alleine im ersten Halbjahr 2018 so viele Flüge streichen, wie in ganz 2017. Grund genug auch für die Kranich-Airline, sich in einem Schreiben bei ihren Kunden zu entschuldigen. Wörtlich heißt es da: „Unsere Pünktlichkeit ist aufgrund der aktuellen Beschränkungen des europäischen Luftraums auf ein für uns inakzeptables Niveau gesunken.“ Doch eine Entschuldigung allein dürfte den geschädigten Passagieren eher nicht ausreichen, zumal die Experten von Eurocontrol erst kürzlich errechnet haben, dass bis zum Jahr 2040 die Zahl der täglich verspäteten Flüge in Europa von aktuell 50.000 auf 470.000 steigen wird. Verbraucherschützer sind angesichts der Prognosen längst alarmiert und warnen davor, dass das Flug-Chaos für Verbraucher zu einem echten Flug-Chaos werden könnte. Während die Airlines die Schuld für Verspätungen und Ausfälle eher von sich weisen, sieht etwa der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) durchaus Potential darin, das Chaos schon bei den Fluggesellschaften zu entwirren. Allzu oft sind die Flugpläne der Airline mit heißer Nadel gestrickt, Starts und Landungen zu eng getaktet und mit zu wenig Personal versehen. Kommt es dann zu Streiks, Urlaubszeit oder auch nur zu Erkrankungen, wird die Personaldecke dünn. Maschinen und Mitarbeiter müssten gleichermaßen flugbereit sein, so der VZBV, der Verantwortung für die funktionierende Personalwirtschaft folgerichtig bei den Airlines sieht. Denn schwierig wird es immer dann, wenn Fluggesellschaften allzu knapp kalkulieren, wie es etwa beim Billigflieger Ryanair zum Geschäftsmodell gehört. Hier wird sich bis Ende Juli noch zeigen, ob die deutschen Piloten während der Sommerurlaubszeit in Streik treten werden und damit für weitere Verspätungen und Annullierungen sorgen könnten.
Unser Tipp: Setzt euch bei Unsicherheit mit eurem Reiseveranstalter oder eurer gebuchten Airline in Verbindung und erfragt, ob sich bei eurem Flug etwas geändert hat. Grundsätzlich sind je nach Art der gebuchten Reise jeweils der eine oder der andere dazu verpflichtet, euch nicht nur über Änderungen zu informieren, sondern auch Alternativen anzubieten.