Albanische Alpen in Südosteuropa


200 km lange Wanderwege, viel unberührte Natur, ursprüngliche Dörfer und überwältigende Nationalparks: Alles das gibt es in den Albanischen Alpen (auch als Prokletije bekannt). Wir nehmen euch mit auf eine alpine Reise im Westen der Balkanhalbinsel.

Überblick

Die Albanischen Alpen beziehungsweise Nordalbanischen Alpen sind eine Gebirgskette auf der Balkanhalbinsel und das höchste Gebirge der Dinarischen Alpen. Der Name ist dabei etwas irreführend, denn die bergige Region liegt neben Albanien auch im Kosovo und in Montenegro. Der höchste Gipfel ist der Jezerca mit 2.694 m. Das gesamte Gebiet, das größtenteils sehr naturbelassen und touristisch noch kaum erschlossen ist, hat etwa eine Fläche von 2.240 km². Dabei gibt es aufgrund der wenigen Besucher des Prokletijes noch nicht wirklich einheitliche Abgrenzungen und Unterregionen. Im Folgenden werden wir sehenswerte Orte, beliebte Routen für Wanderungen und Bergbesteigungen benennen.

Orte

In den Albanischen Alpen gibt es keine großen Städte. Einige Dörfer solltet ihr euch aber nicht entgehen lassen, nicht zuletzt auch deswegen, weil ihr dort gemütliche Gasthäuser und kleine Hotels finden werdet, in denen ihr zwischen den Wanderungen untergebracht werden könnt.

Theth

Im Westen des Reiseziels Albanische Alpen liegt das Dorf Theth, das auf eine weitreichende Geschichte zurückblickt. In dieser Gegend wurden Siedlungsspuren aus der Altsteinzeit gefunden. In Theth selbst wohnen weniger als 100 Menschen, die sich auch hauptsächlich auf Bewirtung und Unterbringung der Gäste und Urlauber fokussieren. Die Lage des Ortes macht ihn zu einem idealen Startpunkt für Wanderungen. Denn vier Berge, die jeweils mindestens 2.000 m hoch sind, umgeben das Dorf, darunter der Jezerca, der höchste Berg Albaniens. Wie viele Siedlungen im Prokletije ist auch Theth eine sogenannte Streusiedlung. Das bedeutet, dass die Häuser entlang des Tals teilweise weit auseinanderliegen. Das eigentliche Zentrum des Ortes ist da, wo sich die Brücke befindet.

Theth
Eine Kirche in der Streusiedlung Theth

Valbona

Nur etwa einen Tagesausflug von Theth entfernt liegt das albanische Dorf Valbona. Auch Valbona ist eine Streusiedlung, sodass der Fokus ebenfalls auf der einzigartigen Natur liegt. Hier erwarten euch saftige Almweiden, Bergseen und eine Vielzahl an Wandermöglichkeiten. Unter anderem die Nähe zum Dorf Theth kann für eine schöne Wanderung von einem Dorf zum nächsten genutzt werden. In der Umgebung gibt es zudem einige Höhlen und der Nationalpark Valbona ist auch dafür bekannt, dass hier Bären leben. Das Dorf befindet sich sehr nahe an der montenegrinischen Grenze im Tal des gleichnamigen Flusses und ist Teil des beliebten Fernwanderweges Peaks Of The Balkans. Im Dorf selbst stehen die Ruine eines Hotels aus kommunistischer Zeit und eine Mühle, die besichtigt werden können.

Vermosh

Noch etwas weiter im Norden und mit 1.100 m deutlich höher als Valbona liegt Vermosh, das nördlichste Dorf Albaniens. Dieser Ort ist besonders reizvoll, weil er durch zwei Gebirgspässe sehr abgeschieden liegt. Die Menschen vor Ort kümmern sich mit liebevoller Hingabe um ihre Gäste. Da die Einwohner fast ausschließlich von der Landwirtschaft leben, könnt ihr euch hier auf leckere lokale Spezialitäten freuen.

Plav

Auf der montenegrinischen Seite der Albanischen Alpen befindet sich das Dorf Plav mit etwa 3.700 Einwohnern. Es liegt auf einer Höhe von 945 Metern und ist von dichtem Grün und einer ansehnlichen Natur umgeben. Plav befindet sich direkt am gleichnamigen See, an dem ein Badesteg den Zugang möglich macht. Von hier aus habt ihr eine fantastische Aussicht auf das umliegende Gebirge und könnt euch entweder entspannt sonnen oder ein kühles Bad nehmen. Plav ist außerdem ein super Ausgangspunkt für Wanderungen im Prokletije, denn auch hier durch führt der Wanderweg Peaks of the Balkans.

Plav
Blick auf den Ort und See Plav

Sehenswürdigkeiten

Die Sehenswürdigkeiten im Prokletije sind vor allem besondere Vorkommnisse in der Natur. Wir stellen die Schönsten vor!

Die Höhlen von Boga

Am westlichen Rand der Albanischen Alpen liegt der Ort Boga, in dem die Reichen Shkodras früher ihre Ferienresidenzen gebaut haben. Neben dem Bergsteigen und dem Skifahren könnt ihr in Boga aber vor allem einige Höhlen erkunden, darunter die Grotten von Mulliri und Akullore. Das Highlight hier ist aber die Höhle von Puci. Sie liegt 1.087 m über dem Meeresspiegel und ist fünf Kilometer lang. Hier könnt ihr euch an Stalagmiten und Stalaktiten sattsehen und es gibt sogar einen unterirdischen See. Aber Achtung, die Höhle ist sehr verwinkelt und hat mehr als fünf verschiedene Ebenen. Holt am besten einen ortskundigen Führer dazu, damit ihr die Höhle wieder unbeschadet verlassen könnt.

Wasserfall von Grunas

Südlich von der Siedlung Theth – in der Nähe des Grunas-Canyon – liegt der Wasserfall von Grunas. Mitten aus der Felswand entspringt hier in gut 30 Metern Höhe eine Quelle, die frisches Schmelzwasser in ein natürliches Becken herabfallen lässt. Schießt tolle Fotos und gönnt euch eine wohlverdiente Abkühlung. Außerdem ist es möglich, eine kleine Wanderung zum Ursprung des Wasserfalls, der seit 2002 ein offizielles Naturdenkmal ist, zu unternehmen. Lasst euch das Naturschauspiel nach Möglichkeit nicht entgehen!

Grunas Wasserfall
Eine Abkühlung gefällig?

Rugova-Schlucht

Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Albanischen Alpen ist die Rugova-Schlucht. Mit einer Länge von 25 km zählt sie zu den Längsten der Gebirgskette und zu den Tiefsten Europas. Sie liegt im Westen des Kosovo, nah an der montenegrinischen Grenze, bietet unter anderem einen Klettersteig sowie einen Teil des beliebten Wegs Peaks Of The Balkans. Falls ihr nicht zu Fuß unterwegs sein wollt, könnt ihr hier auch mit einem Auto entlangfahren und an schönen Stellen anhalten.

Rugova Schlucht
Blick in die Rugova-Schlucht

Ein Highlight der Rugova-Schlucht ist das Patriarchenkloster Peć, das direkt am Eingang liegt und auf eine knapp 800-jährige Geschichte zurückblickt. Das serbisch-orthodoxe Kloster ist dementsprechend eindrucksvoll: Ihr könnt altehrwürdige Architektur, kunstvolle Gemälde, Wandfresken und einen vielfältigen Kunstschatz begutachten. Das Kloster ist seit 2006 Bestandteil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Aktivitäten

Die Hauptbeschäftigungen beim Aktivurlaub in den Albanischen Alpen sind Wandern und Bergsteigen. Welche Routen ihr dabei nicht verpassen solltet, erfahrt ihr jetzt.

Peaks of the Balkans

Peaks of the Balkans (zu Deutsch “Die Gipfel des Balkans“) ist der Wanderweg des Prokletijes schlechthin. Mit seinen 192 km Länge durchquert er alle drei Länder, über die sich das Gebirge erstreckt. Während ihr durch Montenegro, Albanien und den Kosovo wandert, werdet ihr auf atemberaubende Ausblicke und vielerorts unberührte Natur stoßen. Wie bei den meisten Wanderwegen gibt es hier Variationen zum Hauptwanderweg, die klassische und traditionelle Peaks Of The Balkans-Route ist dabei aber in zehn Etappen unterteilt. Bei der traditionellen Route startet ihr den Wanderweg in Albanien.

Neben der ursprünglichen und vielfältigen Natur ist das Besondere an dieser Route, dass es viel auf und ab geht. So kann es sein, dass ihr beim Wandern um die 1.000 Höhenmeter beim Erklimmen eines Berges erreicht und am selben Tag den Berg auf der anderen Seite eine ähnliche Anzahl an Höhenmetern wieder herunterlauft, um das Dorf im Tal zu erreichen.

Den Valbona Pass überqueren

Eine beliebte Wanderroute, die nicht direkt so umfangreich wie die Peaks Of The Balkans-Tour ist, ist die Überquerung des Valbona Passes. Dieser Weg führt von Theth nach Valbona, von einem idyllischen Tal ins Nächste. Dafür solltet ihr einen ganzen Tag einplanen und lieber etwas zu früh als zu spät aufbrechen. Die Strecke beinhaltet die Bewältigung von bis zu 1.000 Höhenmetern und bietet dabei fantastische Ausblicke auf das Tal und die Berge. Beim Auf- und Abstieg gibt es jeweils kleine Läden, in denen ihr euch für eure Wanderung versorgen könnt.

Valbona Pass
Albanische Alpen: unterwegs am Valbona Pass

Via Dinarica

Eine weitere Wandermöglichkeit besteht im Zurücklegen einer Etappe der Via Dinarica. Dieser insgesamt 2.000 Kilometer lange Fernwanderweg führt über die gesamte Balkanhalbinsel, dabei auch durch die Albanischen Alpen und über den Jezerca. Die Etappe, die ihr laufen könnt, startet in Theth und führt bis in den Kosovo hinein. So könnt ihr während eures Besuchs des Prokletijes Teile einer großen Wanderstrecke laufen.

Besteigung des Jezerca

Einer von zwei Bergen, die wir hier zum Bergsteigen empfehlen, ist der höchste Berg Albaniens, der Jezerca. Mit seinen 2.694 m überragt er imposant den Rest des Gebirges und ist so ein beliebter Ort für Abenteurer. Der Jezerca besteht überwiegend aus Kalkstein und bietet kaum eine fruchtbare Stelle, sodass ihr hier wenig bis keine Vegetation sehen werdet. Der felsige Riese ist daher auch eher für erfahrene Bergsteiger geeignet. Da der Jezerca nah an der montenegrinischen Grenze liegt, könnt ihr entweder von dort starten oder auch aus den Dörfern Theth oder Valbona.

Jezerca
Höchster Berg Albaniens ist der Jezerca

Besteigung des Gjeravica

Auch auf kosovarischer Seite gibt es einen Berg, den es zu besteigen lohnt und der dem Jezerca in nicht viel nachsteht. 2.656 m über dem Meeresspiegel befindet sich dieser Gipfel, der als die größte vollständig im Kosovo liegende Erhebung und als zweithöchster Berg der Albanischen Alpen gilt. Anders als der Jezerca ist dieser Berg teilweise noch dicht bewaldet und bietet daher auch vielen Tieren eine Heimat. Rund acht Stunden solltet ihr für eure Wanderung hier einplanen.

Gjeravica
Der Gjeravica liegt im Kosovo

Reise-Infos

Eine Reise ins Prokletije-Gebirge ist auf viele verschiedene Arten möglich. Wir werden euch hier alles, was ihr für den Urlaub in Albanien wissen müsst, zusammenfassen.

Ideale Reisezeit

Weil die Region kaum erschlossen ist, lohnt sich vor allem eine Reise im Sommer. Denn einige Dörfer stehen im Winter sogar leer, da wegen der schlechten Infrastruktur keine Versorgung gewährleistet werden kann. Die besten Monate, um die Albanischen Alpen zu besuchen, sind demnach Juni bis September. Das Wetter ist dann am mildesten und es ist die Zeit, in der die meisten Unterkünfte geöffnet haben.

Nationalpark Prokletije
Nationalpark Prokletije in Montenegro

Anreise & Fortbewegung vor Ort

Der üblichste Punkt, um ins Prokletije zu starten, ist Shkodra. In drei Stunden könnt ihr von hier aus nach Theth fahren oder mit einer Fähre nach Valbona übersetzen. Wenn ihr mit dem Flugzeug anreisen wollt, habt ihr im Wesentlichen zwei Flughäfen zur Auswahl. Der erste ist der Flughafen Tirana, welcher von vielen deutschen Städten direkt angeflogen wird. Von dort sind es etwa zwei Stunden Fahrt nach Shkodra. Der andere Flughafen liegt in Montenegro, und zwar in der Stadt Podgorica. Hierhin gehen zwar deutlich seltener Direktflüge aus Deutschland, aber auch mit nur einem Umstieg seid ihr recht zügig hier. Von Podgorica aus dauert die Fahrt nach Shkodra etwa eine Stunde. Alternativ könnt ihr eure Tour ins Prokletije auch über die albanische Stadt Bajram Curr, die montenegrinische Stadt Plav oder den Ort Peja im Kosovo beginnen.

In dem Gebirge gibt es wohl einige gepflasterte Straßen, die meisten Menschen bewegen sich jedoch zu Fuß fort. Falls ihr die Albanischen Alpen nicht auf eigene Faust erkunden möchtet, lohnt es sich sehr, eine geführte Tour zu buchen – dann werdet ihr teilweise auch bequem mit Shuttles an euer nächstes Ziel gebracht.

Dokumente, Währung & Bezahlung

Die Urlaubsregion Albanische Alpen verteilt sich auf drei verschiedene Länder, glücklicherweise aber reicht jeweils ein gültiger Personalausweis für die Einreise.

Die Meisten Orte sind sehr traditionell und ursprünglich. Die Möglichkeit, mit Karte zu bezahlen, ist hier also in den seltensten Fällen gegeben. Da der Großteil des Prokletijes in Albanien liegt, solltet ihr stets ausreichend Albanische Lek bei euch führen. In Montenegro und im Kosovo könnt ihr eure Rechnungen und Einkäufe mit Euros begleichen.

Sprache & Verständigung

Je nach Aufenthaltsort wird entweder Albanisch oder Montenegrinisch gesprochen, teilweise können einige wenige Einheimische Englisch. Doch da die Einwohner an Besucher gewöhnt sind, klappt das mit der Kommunikation erfahrungsgemäß trotzdem sehr gut – zur Not mit Händen und Füßen.

Kulinarische Spezialitäten

Das Prokletije ist aus zwei Gründen kulinarisch sehr vielseitig und interessant. Zum einen bewegt ihr euch hier in drei verschiedenen Ländern, die jeweils ihre eigene Esskultur haben, zum anderen beziehen die Menschen ihre Nahrung hier vor allem aus lokalem Anbau, da eine Versorgung von außen nicht immer einfach ist. Freut euch also auf Spezialitäten wie Flija, ein pfannkuchenähnliches Gericht, das im Freien über offener Glut gekocht und gedämpft wird und oft mit lokalem Honig serviert wird, und das Fladenbrot Pitja.

Hotels & Unterkünfte

Unterbringungsmöglichkeiten könnt ihr in den Albanischen Alpen stets in den Dörfern und Orten finden, die meist idyllisch in Tälern und an Flüssen liegen. Die Hotels und Gasthäuser werden häufig von Einheimischen geführt und ermöglichen so auch einen direkten Einblick in die Kultur und das Leben der Menschen vor Ort.

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