Aragonien im Norden Spaniens


Im nördlichen Spanien erstreckt sich das schöne, aber eher unbekannte Aragonien. Hier erlebt ihr das Land von seiner ursprünglichen und ruhigen Seite samt wilder Natur. Auch UNESCO-Welterbestätten befinden sich hier. Aragonien zählt zu den Autonomen Gemeinschaften im Landesinneren, weist also keine Küste auf.

Überblick

Aragonien ist ein landschaftliches Juwel in Nordspanien, das vor allem mit seiner Kulisse aus Bergen und Tälern bezaubert. Die Pyrenäen locken ambitionierte Wanderer vor die Tür, doch auch gemütliche Spaziergänger werden in den von Flüssen durchzogenen Landschaften mit dichten Wäldern auf ihre Kosten kommen. Sie sind es, die unter anderem für Tourismus in Aragonien sorgen. Ein Teilstück des Jakobswegs verläuft ebenfalls durch die Autonome Gemeinschaft, die beim traditionellen Spanien-Urlaub jedoch vergleichsweise wenig berücksichtigt wird.

Mallos de Riglos
Die Felsformation Mallos de Riglos in den Pyrenäen

Schade, denn auch an kulturellen Schönheiten mangelt es der Region keineswegs. Viele eindrucksvolle Bauten wie die zum UNESCO-Welterbe gehörenden Mudéjar-Türme in Teruel, historische Kathedralen und alte Paläste ziehen sich quer durch Aragonien und machen den Aufenthalt in fast jedem größeren Ort zu einem eigenen Höhepunkt der Reise.

Städte und Provinzen

Der Großteil der Bevölkerung von Aragonien lebt in dessen Hauptstadt Saragossa. Der sehenswerte Ort ist aber nicht der Einzige, der in der Region einen längeren Besuch rechtfertigt. Wir präsentieren euch ein paar Spots.

Saragossa

Saragossa (spanisch „Zaragoza“) ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz sowie der gesamten Region Aragonien. Die Provinz wird von grünen Landschaften rund um den Fluss Ebro dominiert. In der Stadt selbst offenbaren sich ganze 2.000 Jahre Geschichte in Form von Gebäuden aus der römischen, maurisch-islamischen und christlich-spanischen Epoche.

Das Wahrzeichen der Stadt und die wichtigste Kirche im Barockstil von Spanien ist die Basilika Nuestra Señora del Pilar. Ebenso wie der einst im maurischen Stil errichtete Aljafería-Palast thront sie elegant im Ortszentrum. Seit 2008 ist Saragossa auch durch eine Weltausstellung zum Thema Nachhaltigkeit in Hinblick auf Wasser bekannt.

Huesca

Auch Huesca bezeichnet sowohl eine Provinz als auch eine Stadt. Mit gut 50.000 Einwohnern ist Letztere die zweitgrößte von Aragonien. Von dem auf einem Hügel gelegenen historischen Zentrum habt ihr eine hervorragende Aussicht auf die Region am Fuße der Pyrenäen. Bestaunt die umliegende Umgebung, denn sie besticht nicht nur mit Naturparks, die teilweise zum UNESCO-Welterbe zählen. Im Winter verwandelt sich die Bergwelt in ein Paradies für Skifahrer. Zudem gibt es Bauwerke wie eine gotische Kathedrale und ein romanisches Kloster, die zum Stadtbild zählen und das kulturelle Erbe präsentieren. Im Mittelalter lebten die Könige von Aragonien zum Teil in Huesca.

Plaza Luis Lopez Allue
Die Plaza Luis López Allué in Huesca

Teruel

Die Provinz Teruel mit ihrer gleichnamigen Hauptstadt ist eine Gegend, die Kulturliebhaber bei ihrem Streifzügen durch Aragonien auf den ersten Blick begeistern dürfte. Zweifellose Highlights sind die im Mudéjar-Stil gefertigten Türme El Salvador, San Pedro und San Martín, die zum UNESCO-Welterbe zählen. Der älteste ist der Turm der Kirche San Pedro aus dem 13. Jahrhundert, während die anderen aus dem 14. Jahrhundert stammen. Aber sicherlich nicht weniger beeindrucken!

Daroca

Daroca gehört zur Provinz Saragossa und präsentiert überwiegend mittelalterliche Sehenswürdigkeiten. Eine Burg, eine Stadtmauer und alte Türme bilden die Kulisse und entführen rasch gedanklich in die Vergangenheit. Ein Spaziergang an der historischen Mauer entlang belohnt gleichermaßen mit Aussichten auf die Region. Weiterhin sehenswert sind die sakralen Bauten wie die Kirchen Santa María und San Juan de la Cuesta, die mit Stilen aus unterschiedlichen Epochen für Staunen sorgen.

Daroca
Eines der Stadttore von Daroca

Jaca

In der Provinz Huesca findet ihr den Ort Jaca am Jakobsweg. Eingebettet in die Hügellandschaft der Pyrenäen, eignet sich die Stadt hervorragend als Startpunkt für Wanderungen und im Winter für Skifahrten. Im Ort selbst solltet ihr die Zitadelle San Pedro und die romanische Kirche mit gotischen sowie plateresken Elementen bei einem Spaziergang besichtigen. Die Kathedrale wurde ab dem elften Jahrhundert gebaut.

Sehenswürdigkeiten

Mehrere Klöster, ein Schloss und besonderer „Bahnhof“ sind die möglichen Zutaten für Besichtigungen in Aragonien. Ein kurzer Bummel sollte auch bei einem aktiven Urlaubsfokus eingeplant werden.

Kloster San Juan de la Peña

In ein altes und ein neues Bauwerk teilt sich das Kloster San Juan de la Peña, welches südwestlich von Jaca liegt. Das historische Gebäude aus dem zehnten Jahrhundert wurde über einer Wallfahrtskirche gebaut und später mit Nebengebäuden erweitert. Im 17. Jahrhundert wurde es das neue Kloster im barocken Stil, das heute ein Informationszentrum beherbergt. Das Bauwerk ist Teil des spanischen Kulturguts und somit für Kulturreisende einen Besuch wert.

Schloss Loarre

In der Provinz Huesca ragt das Schloss Loarre aus dem elften Jahrhundert in die Höhe. Das heutige Ausflugsziel wurde ursprünglich als Verteidigungsanlage gegen die Mauren erbaut, aber aufgrund der später fehlenden militärischen Bedeutung vorwiegend als Adelswohnsitz genutzt. Im Inneren findet ihr zudem die dreischiffige Kirche Santa María mit großer Vielfalt an Dekorationen sowie ein Kloster. Das Schloss steht unter Denkmalschutz und zählt zu den besten erhaltenen Festungen des Landes, die sich im romanischen Stil präsentieren.

Bahnhof Canfranc

Ein ehemaliger Lost Place und heutiges Hotel ist der Bahnhof Canfranc. Eine Art Symbol für eine Fehlplanung, das aber zu einem markanten Wahrzeichen von Aragonien geworden ist. Der Bahnhof sollte die Grenzabfertigung zwischen Spanien und Frankreich erleichtern. Tatsächlich war das Fahrgastaufkommen aber viel zu gering, sodass der knapp 250 Meter lange Bahnhof deplatziert wirkt. Gerade das macht aber seinen Reiz aus. Urlauber gelangen mit den zweimal täglich eintreffenden Zügen aus Saragossa her und erfreuen sich an dem kurios überdimensionierten Bauwerk.

Bahnhof Canfranc
Das Bahnhofsgebäude

Monasterio de Piedra mit Naturpark

Das im zwölften Jahrhundert gegründete Monasterio de Piedra ist ein Hort der Ruhe inmitten eines malerischen Naturparks von Aragonien. Etwa eine Stunde von Saragossa entfernt, könnt ihr in dem Zisterzienserkloster authentische Gebäudeteile wie die Krypta oder den Kreuzgang besichtigen. Alternativ erholt ihr euch in dem umgebenden Naturpark, wo der Fluss Piedra einen grünen Zufluchtsort bildet. Hier erwarten euch eine Reihe imposanter und faszinierender Wasserfälle, deren Schönheit es zu erkunden gilt.

Monasterio de Piedra
Unterwegs auf dem Klostergelände

Basílica del Pilar

Die Basílica del Pilar in Saragossa gilt als wichtige Barockkirche und die größte ihrer Art in Spanien. Dem heutigen Gebäude, dessen Bau im 17. Jahrhundert begann, gingen einige Bauwerke voran. Zunächst stand an dieser Stelle eine gotische, dann eine romanische Kirche, die 1443 einem Brand zum Opfer fiel. Das Gotteshaus steht unter Denkmalschutz und beherbergt ein Gnadenbild, das von zahlreichen Pilgern besucht und angeschaut wird, da dort Überlieferungen zufolge die Muttergottes dem Apostel Jakob erschienen ist. Die Einheimischen widmen dieser Geschichte und dem Beginn der Christianisierung Spaniens ein Fest am 12. Oktober.

Zitadelle von Jaca

Den Abschluss unserer Vorschläge für Sehenswürdigkeiten, die ihr in Aragonien auf dem Schirm haben solltet, macht die Zitadelle von Jaca. Die Bauzeit der fünfeckigen Verteidigungsanlage zog sich vom späten 16. bis ins 18. Jahrhundert hinein. Der lange Zeitraum hat sich aber ausgezahlt, denn noch immer ist die Zitadelle hervorragend erhalten. Durch authentische Restaurierungen, zuletzt in den 1960er Jahren, wurde der originale Charme beibehalten. In einer dazugehörigen Kaserne könnt ihr die Geschichte der Burg in Miniaturform in einem Museum nachvollziehen.

Zitadelle von Jaca
Die sternförmige Zitadelle

Aktivitäten

Wisst ihr nicht, was man nach den Besichtigungen unternehmen könnte, haben wir Tipps gegen Langeweile. Sie richten sich an Sportler, Erholungssuchende und jene, die es vielseitig mögen.

Wanderungen unternehmen

Wenn ihr euch vorwiegend für ein Wanderziel im Urlaub begeistern könnt, überzeugt Aragonien vollends. Im besten Fall begebt ihr euch spontan in Naturparks wie den Ordesa y Monte Perdido auf eure Streifzüge, denn dort existieren an allen Ecken und Enden eine vielfältige Flora und Fauna. Das UNESCO-Welterbe erstreckt sich in vier Tälern um den majestätischen Monte Perdido, den dritthöchsten Berg der Pyrenäen. Grüne Buchen- und Kiefernwälder, schroffe Felswände und klare Bergbäche sowie Greifvögel oder Murmeltiere erwarten euch.

Parque Nacional Ordesa y Monte Perdido
Der Naturpark Ordesa y Monte Perdido

Besonders beliebt ist die Ruta de la Cola de Caballo, eine neun Kilometer lange Strecke zum beeindruckenden Cola de Caballo Wasserfall, die für jeden zugänglich ist. Erfahrenere Wanderer, die eine Herausforderung mit atemberaubendem Ausblick suchen, begeben sich auf die Senda de Los Cazadores. Folgt dem Weg entlang der südlichen Abhänge über eine steile Bergkette, der Faja de Pelay, und genießt die umliegende Gebirgslandschaft.

Alternativ winken bei den Pyrenäen Wanderwege für einen Halbtages- oder Tagesausflug. Von Huesca aus erreicht ihr Ziele wie Kletterfelsen und Bergdörfer, die sich ein traditionelles Ambiente bewahren konnten und zu einer kleinen Pause einladen.

Weg nach Santiago in Aragonien beschreiten

Entschleunigung pur wartet auf dem aragonischen Teil des Jakobswegs, dem Camino Aragonés. Er ist im Vergleich zu den anderen Etappen sehr unbekannt und daher wenig überlaufen. Stattdessen konzentriert ihr euch einzig und allein auf die hohen Berge und tiefen Täler um euch herum, die nur gelegentlich von Dörfern durchbrochen werden. So fühlt sich echtes Pilgern an!

Camino Aragones
Sich auf Pilgerreise begeben

Das Aquarium von Saragossa erleben

Im Aquarium von Saragossa bestimmt ihr einen anderen Reisefokus: den der Entdeckung der Tierwelt, zumeist auf spielerische Weise. Es ist ein perfektes Ziel im Urlaub mit Kindern, die beim Anblick der rund 6.000 Tiere aus dem Staunen sicher gar nicht mehr herauskommen. Doch auch für Erwachsene hat das größte Flussaquarium Europas viel zu bieten. Schaut euch auf 3.400 Quadratmetern um, erfahrt durch Führungen mit Theatereinlagen und Workshops etwas über die verschiedenen Wasserlebensräume auf der Welt. Thematisiert werden auch Piranhas und Krokodile.

Museen besuchen

Steht euch der Sinn nach Kultur, könnten sich die Museen in Aragonien als Beschäftigung anbieten. Ganz unterschiedliche Themen werden bedient. Im Museo Minero Escucha in der gleichnamigen Stadt wird die Geschichte des Kohlebergbaus seit dem frühen 20. Jahrhundert anhand des Besuchs einer originalen Mine beleuchtet. Auf den Spuren des spanischen Malers Francisco de Goya, der in der Nähe Saragossas geboren wurde, wandelt ihr im Museo Goya Coleccion Ibercaja. Und das Alma Mater Museum, ebenfalls in der aragonesischen Hauptstadt ansässig, erzählt die Geschichte des Ortes mit Marienfiguren und Malereien.

Ski fahren

Wintersport in den Pyrenäen: Ist das euer Wunsch, könnt ihr ihn in der Saison von Dezember bis Anfang April realisieren. Ein beliebtes Skigebiet von Aragonien ist Formigal. Es begrüßt Winterurlauber mit 176 Pistenkilometern in einer Höhe von über 2.500 Metern. Umgeben von den Bergspitzen der Pyrenäen ist die Schneesicherheit hoch. Über mehr als 30 Liftanlagen geht es bequem hinauf und rasant wieder hinab.

Navarra erkunden

Ihr möchtet eine benachbarte Region kennenlernen? Dann besucht nach Aragonien auch Navarra, ein weiteres Ziel im Norden Spaniens! Es sind je nach Startpunkt nur zwei Stunden mit dem Auto bis dorthin. Navarra liegt nördlich von Aragonien und grenzt ebenfalls an Frankreich. Pittoreske Dörfer wie Ochagavía, Kultur-Highlights wie das Kloster San Salvador de Leyre und erneut die Pyrenäen vor der Tür sprechen für einen abwechslungsreichen Aufenthalt. Sogar eine wüstenähnliche Region nennt Navarra ihr Eigen: die bizarre Welt der Bardenas Reales.

Navarra Landschaft
Die grandiose Landschaft Navarras

Reise-Infos

Die Tipps am Ende des Artikels helfen euch bei der Organisation eines Urlaubs in der wunderbaren Region. Wir verraten, woran ihr denken sollt und geben euch praktische Hinweise an die Hand.

Ideale Reisezeit und Reisedauer

Wanderungen oder Klettertouren locken vorwiegend im Frühjahr oder Herbst nach Aragonien, wenn die Temperaturen angenehm sind und es nicht zu heiß oder kalt für die Aktivität an der frischen Luft wird. Wen es eher nach drinnen, etwa in die Geschäfte und Museen zieht, der kann sich auch für den Sommer oder Winter entscheiden. Letzterer ermöglicht das Skifahren in der nordspanischen Region.

Die Anreise ist trotz eventuellem Zwischenstopp an einem Flughafen schnell erledigt, sodass ihr mit zwei oder drei Tagen Aufenthalt bequem einen der Orte besichtigen könnt. Ein ausgedehnter Aktivurlaub verdient ebenso wie eine Rundreise quer durch Aragonien aber mindestens eine Woche.

Sprache und Verständigung

Ein wenig Landessprache im Gepäck, schon seid ihr fit für die Kommunikation im Spanien-Urlaub. Wer Spanisch nie gelernt hat, nimmt ein Wörterbuch mit oder verlässt sich auf sein Schulenglisch, das vor allem in größeren Einrichtungen wie Hotels in Saragossa in der Regel kein Problem ist.

Anreise und Fortbewegung vor Ort

Es gibt einen Flughafen in Saragossa, der jedoch normalerweise nicht per Direktflug ab Deutschland erreichbar ist. Stattdessen solltet ihr Kurs auf Madrid nehmen. Von dort aus geht es in zwei Stunden mit dem Zug nach Saragossa. Alternativ nehmt ihr euch einen Mietwagen, der für die verschlungene Strecke jedoch bis zu drei Stunden benötigt.

In Saragossa gibt es eine Straßenbahn und Busse, die euch zudem quer durch die Region bringen. Die sehr dünn besiedelten Gegenden in Aragonien müssen hingegen mit dem PKW angefahren werden, da das Busnetz nicht so gut ausgebaut ist.

Essen und Spezialitäten

Eine Spezialität der Region ist der Teruel-Schinken aus Schweinefleisch. Zudem solltet ihr euch den erlesenen Wein aus Aragonien nicht entgehen lassen und dazu die vielen lokalen Käsesorten genießen. Natürlich trefft ihr auch hier auf die typischen Tapas, Paella und zum Nachtisch Churros, wobei es sich um Fettgebäck handelt.

Hotels und Unterkünfte

Die Wege zu den Natur-Highlights in den Bergen sind dank der günstig gelegenen Hotels meist kurz. Sie ermöglichen quasi den Sprung vom Bett in die Welt der Pyrenäen. Ideal für Wanderer und Kletterer! Wer den Fokus lieber auf Erholung legen möchte, wird ebenfalls in gemütlichen Pensionen in dem idyllischen Szenario fündig. Alternativ entscheidet ihr euch für ein Hotel in einem der größeren Orte wie Saragossa, das ein städtisches Flair mit sich bringt und den optimalen Ausgleich zum Natururlaub bieten kann. Moderne Unterkünfte sind dort keine Seltenheit.

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