Austin in Texas erkunden


Nicht etwa Houston, San Antonio oder Dallas ist die Hauptstadt von Texas, sondern Austin. Dabei ist die Stadt eher untypisch für den Lone Star State. Hier gibt es viel Grün, viel Wasser, mehr Bildung und Kultur als Rodeo und Barbecue – vor allem aber Livemusik.

Überblick

Austin ist lediglich die viertgrößte Stadt in Texas, aber auch seit 1839 die Hauptstadt des US-amerikanischen Bundesstaats im Süden. Zudem liegt sie relativ zentral im Inland und wird vom mächtigen Colorado River durchflossen. Dieser sorgt auch dafür, dass es rund um die Stadt nicht so trocken ist, wie man es vom texanischen Hinterland erwarten könnte. Kulturell ist Austin vor allem für seine lebendige und traditionsreiche Livemusikszene bekannt. Die Stadt gilt sogar als Hauptstadt der Livemusik in den USA. Darüber hinaus findet ihr hier einen sehenswerten Universitätscampus, ein riesiges Kapitol und die größte urbane Fledermauskolonie der Welt.

Blick auf Austin in Texas
Blick auf Austin in Texas

Geschichte

Die Stadt hieß bei ihrer Gründung im Jahre 1835 noch Waterloo, wurde aber schon drei Jahre später zu Ehren von Stephen F. Austin umbenannt. Jener hatte nämlich die unabhängige Republik Texas gegründet, die 1845 als Bundesstaat in die USA aufgenommen wurde. Austin wurde Hauptstadt dieser Republik und ist bis heute auch Hauptstadt des Bundesstaates. Bereits in den 1930ern legte man in Austin den Grundstein für das heutige Stadtbild, schuf Parks und Erholungsanlagen. In den 1970ern begann dann die Ära der Musikikonen, vorrangig in den Genres Blues und Country. Gemeinsam mit der seit 1883 bestehenden University of Texas entwickelte sich das kreative, kulturelle und bildungsbürgerliche Umfeld, das auch heute noch Austin prägt.

Sehenswürdigkeiten

In Austin selbst gibt es eine Reihe von sehenswerten Bauwerken, allen voran natürlich das große Texas State Capitol. Doch auch die Natur hat einige Sehenswürdigkeiten rund um Austin hervorgebracht, wie etwa die warmen Quellen von Barton Springs oder den Enchanted Rock.

Texas State Capitol

Das bedeutendste und vor allem auffälligste Wahrzeichen von Austin ist das Texas State Capitol in Downtown. Das Kapitol sowie die angrenzenden Gebäude beherbergen die texanische Legislative, das Büro des texanischen Gouverneurs sowie den obersten Gerichtshof des Bundesstaates. Der Prunkbau wurde 1888 fertiggestellt und 1993 nochmals unterirdisch erweitert. Das Kapitol in Austin ist mit über 92 Metern sogar höher als das US-Kapitol in Washington D.C. Auf dem Gelände befinden sich zudem einige Monumente – etwa das Texas African American Memorial oder das Price of Liberty Monument.

Texas State Kapitol
Das Texas State Kapitol ist höher als das Washingtoner Kapitol

St. Mary Cathedral

Nur wenige Schritte südlich des Kapitols steht die St. Mary Cathedral, die wohl schönste Kirche in Austin. Einst nur eine kleine Kapelle für irischstämmige Katholiken, bauten jene Iren gemeinsam mit Glaubensbrüdern aus Deutschland eine neue Kathedrale im Jahre 1874. Die Kathedrale im viktorianischen Stil besticht durch eine helle Fassade und opulenten Glasfenster sowie einen auffälligen Hochaltar, zahlreiche Statuen und Verzierungen. 1948 wurden einige ursprünglich gotische Dekorationen entfernt und durch modernere Versionen ersetzt.

University of Texas Campus

Nördlich des Kapitols befindet sich der weitläufige Campus der University of Texas. Sie wurde 1883 gegründet und ist heute eine der renommiertesten Adressen in der US-amerikanischen Hochschullandschaft. Ein Spaziergang über den Campus lohnt sich auch dann, wenn ihr keiner Vorlesung lauschen wollt. Viele Gebäude stammen noch aus der Gründungszeit und geben einen Einblick in die Geschichte der amerikanischen Architektur.

University of Texas
Treppe zur University of Texas

Sixth Street

Ebenfalls Downtown, etwas südlich des Kapitols, findet ihr die Sixth Street. Damit ist aber nicht nur die eigentliche Straße, sondern vielmehr ein ganzer Bezirk gemeint, der so etwas wie die Nummer Eins Ausgehmeile von Austin darstellt. Hier gibt es unzählige Clubs, Restaurants und Lokale, aber auch einige sehenswerte Gebäude aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Ein ganzer Abschnitt der Sixth Street, zwischen der Interstate 35 und der Congress Avenue, wird an den meisten Wochenenden abends für den Autoverkehr gesperrt. So entsteht eine lange Partymeile, die nicht nur vom jungen und studentisch geprägten Publikum bevölkert wird, sondern einen bunten Mix bietet.

Enchanted Rock

Für einen Trip zum Enchanted Rock müsst ihr zwar rund 100 Meilen (ca. 160 Kilometer) fahren, doch die längere Anfahrt lohnt sich durchaus. Der benannte Felsen ist nämlich ein 130 Meter hoher und über 250 Hektar großer Granitmonolith, der von der Erosion nach oben getrieben wurde. Er liegt im gleichnamigen State Park und darf sogar erklettert werden, sofern der Fels dabei nicht beschädigt wird. Seinen Namen – „enchanted“ heißt so viel wie „verzaubert“ – hat der Felsen den seltsamen Geräuschen zu verdanken, die bei der Erwärmung und Abkühlung des Gesteins durch die Sonne entstehen. Schon die indigenen Tonkawa hielten diese Geräusche für das Flüstern der Geister im Felsen.

Enchanted Rock
Granitmonolith Enchanted Rock westlich von Austin

Barton Springs

Mitten in der Stadt, unweit des Kapitols, geht der Barton Creek vom Colorado River ab. Dort formt sich Barton Springs, ein natürliches Freibad, welches unter anderem von heißen Quellen gespeist wird. Im glasklaren Wasser könnt ihr baden, schwimmen, tauchen oder sogar Kajak fahren. Direkt nördlich des Barton Springs Freibads befindet sich der Zilker Metropolitan Park, der vielleicht schönste Park der Stadt. Er verfügt über ein Theater, eine Picknickfläche, einen Golfplatz sowie einen wunderbaren Botanischen Garten mit einheimischen und exotischen Pflanzen.

Barton Springs
Barton Springs: Ein Bad bei kühlen Außentemperaturen nehmen

Aktivitäten

Wer nach Austin reist, der sollte auf jeden Fall einige Livekonzerte miterleben. Auch die Parks, Museen und natürlich der Colorado River laden zu vielfältigen Betätigungen ein. Ein einzigartiges Schauspiel bietet sich zudem an der Congress Bridge, wenn mehr als eine Million Fledermäuse zur nächtlichen Nahrungssuche aufbrechen.

Livemusik hören

Musik ist gerade für die Südstaaten der USA eine überaus bedeutsame kulturelle Komponente. Das gilt für den Jazz in New Orleans, den Rock ‘n‘ Roll in Tennessee oder eben den Blues in Austin. Wöchentliche oder sogar tägliche Blues und Country Konzerte machen Austin zur selbsternannten Hauptstadt der Livemusik.Falls ihr im März nach Austin fliegt, dann kommt ihr womöglich gerade richtig zum South by Southwest, dem zehntägigen Festival zum Thema Country und Roots Rock. Auf rund 50 Bühnen spielen oft mehr als 1.000 Bands aus aller Welt. Hinzu kommen diverse Filmvorführungen, Comedyshows sowie Vorträge und Diskussionsrunden, die sich rund um das Thema digitale Kreativität drehen.

Millionen Fledermäuse fliegen sehen

Ein Schauspiel ganz anderer Art könnt ihr hingegen im Sommer erleben. Begebt euch dafür abends zur Congress Avenue Bridge, die über den Colorado River führt. Unter der Brücke nisten nämlich rund 1,5 Millionen Fledermäuse und bilden damit die größte urbane Fledermauskolonie der Welt. Bei Einbruch der Nacht flattern die Tiere los und suchen nach Beute. Doch keine Angst, diese Art hat es nur auf Insekten abgesehen. Die abertausenden Fledermäuse verdunkeln beinahe den Himmel und machen dieses sommerliche Spektakel zu einem ganz besonderen und beeindruckenden Erlebnis.

Fledermaeuse an der Congress Avenue Bridge
Fledermäuse an der Congress Avenue Bridge

Ins Museum gehen

Passend zum kulturellen Anspruch seiner Einwohner verfügt Austin über ein breites Spektrum an Museen für jeden Geschmack. Im Texas Music Museum dreht sich natürlich alles um die hiesige Musik. Das Contemporary hingegen ist ein Kunstmuseum für zeitgenössische Kunst mit zahlreichen Werken moderner Prägung. Etwas weniger ernsthaft geht es im Selfie Museum zu. Hier könnt ihr selbst zu einem Teil der Kunst werden und Selfies vor zahlreichen Kulissen machen. Ein Besuch lohnt auch im Museum of the Weird. Hier findet ihr zahlreiche seltsame Ausstellungsstücke wie Schrumpfköpfe oder den angeblich originalen Bigfoot.

Austins Umland erkunden

Texas steht in dem Ruf, recht eben und vor allem recht trocken und staubig zu sein. Beides trifft im Umland von Austin aber nicht unbedingt zu. Im Westen gibt es grün bewachsene Hügel, die geradezu zum Wandern oder Radfahren einladen. Im Nordwesten liegt das Balcones Canyonlands National Wildlife Refuge, ein weitläufiges und wunderschönes Naturschutzgebiet. Vorbei an Schutzhütten, Aussichtsplattformen und markierten Felsen erkundet ihr dort die beinahe unberührte Natur von Texas. Nehmt aber auf jeden Fall ausreichend Wasser mit – vor allem im Sommer.

Balcones Canyonlands National Wildlife Refuge
Landschaft im Balcones Canyonlands National Wildlife Refuge

Kanu auf dem Colorado River fahren

Austin sowie das Umland werden vom mächtigen Colorado River geprägt. Dieser entspringt im Südosten von New Mexico und führt durch Austin weiter bis in den Golf von Mexiko. Mit einem Kanu aus einem der örtlichen Verleihe erkundet ihr den Strom und erlebt Austin von der Wasserseite aus. Falls euch Kanus zu langweilig sind, dann frönt doch dem sogenannten Tubing. Dabei setzt ihr euch in einen ausgedienten Autoreifen und lasst euch von der Strömung den Fluss hinuntertreiben. Alternativ laden die zahlreichen Nebenarme und Creeks sowie Seen zum Baden und Schwimmen ein.

Reise-Infos

Lust bekommen auf einen Trip ins musikalische Herz von Texas? Dann nichts wie auf zum Urlaub in Austin. Wir haben euch die wichtigsten Reise-Infos zusammengestellt und sagen euch, wann und wie ihr am besten nach Austin kommt und was ihr dort beachten solltet.

Reisezeit

Das Klima in Austin kann als gemäßigt warm beschrieben werden. Es ist nicht so subtropisch wie an der Küste, etwa in Houston oder New Orleans, und wird auch nicht von Hurrikans heimgesucht. Reist ihr im Sommer, dann ist es meist trocken, aber auch über 30 Grad heiß. Frühling und Herbst sind gemäßigter, aber oft auch etwas verregneter, vor allem der Mai.

Steg fuer Fussgaenger
Steg für Fußgänger am Colorado River

Reisedauer & Reisevorbereitung

Aufgrund der langen Anreise und der Größe der Stadt ist ein Trip nach Austin sicher nichts für ein langes Wochenende. Gönnt euch lieber eine gute Woche für euren Urlaub dort. Ist Austin eine Station auf einer Rundreise durch Texas, dann reichen auch 2-3 Tage, denn die wichtigsten Spots liegen in der Innenstadt recht dicht beieinander.

Um in die Vereinigten Staaten von Amerika einreisen zu dürfen, reicht leider ein Reisepass allein nicht aus. Ihr benötigt zusätzlich noch ein Visum oder die elektronische Reisegenehmigung namens ESTA. Diese erhaltet ihr bereits vor eurer Reise bei der amerikanischen Botschaft in Berlin.

Wie im Rest der USA, so gilt auch in Austin eine hohe Akzeptanz der gängigen Kreditkarten. Für den Notfall solltet ihr aber trotzdem ein paar US-Dollar eintauschen und einstecken. Beachtet außerdem den Zeitunterschied zu Europa, denn in Austin herrscht im Sommer die Central Daylight Time, welche sieben Stunden hinter der Mitteleuropäischen Zeit liegt.

Anreise

Wenig überraschend verfügt Austin über einen eigenen internationalen Flughafen, nämlich den Austin-Bergstrom International Airport. Von Frankfurt aus gibt es dorthin sogar Direktflüge. Ansonsten fliegt ihr über London oder über Atlanta, Chicago oder Dallas.

Macht ihr eine Tour durch die USA und bevorzugt den Zug, dann bringt euch der Amtrak-Fernzug „Texas Eagle“ von Chicago, Dallas, Phoenix oder sogar Los Angeles nach Austin. Für die Straße bieten sich Mietwagen oder der legendäre Greyhound-Bus an. Letzterer hat von San Antonio, Dallas oder Houston Verbindungen in Richtung der texanischen Hauptstadt.

Sprache & Verständigung

Die offizielle Amtssprache in Austin ist natürlich Englisch. Mit solidem Schulenglisch solltet ihr also schon zurechtkommen. Wie in ganz Texas, so gibt es auch in Austin eine sehr große spanischsprechende Minderheit. Sprecht ihr Spanisch, dann könnt ihr euch also mit rund einem Drittel der Bevölkerung in deren Muttersprache unterhalten.

Essen & Spezialitäten

Austin ist schon allein durch seine kosmopolitische Nachtszene äußerst international. Das macht sich natürlich auch in der Gastronomie bemerkbar. Ihr könnt hier Spezialitäten von jedem Kontinent finden und nicht nur typisch amerikanisches Essen. Für ein texanisches Barbecue bleibt aber sicher immer Zeit. Auf kaum etwas sind die Texaner stolzer als auf ihr saftiges Rindfleisch von den örtlichen Ranches.

Hotels & Unterkünfte

Die meisten Hotels befinden sich im Zentrum, zwischen dem Uni-Campus im Norden und dem Colorado River. Südlich des Flusses findet ihr zudem ein paar hochklassige, aber auch hochpreisige Hotelanlagen. Wer es gern etwas günstiger hat, orientiert sich nach Norden. Entlang der Route 183 oder der Interstate 35 befinden sich viele Hotels und Inns, die der mittleren Preisklasse entsprechen.

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