Eisenbahn-Freunde aufgepasst! Auf der ganzen Welt gibt es herausragende Bahnstrecken, die mal abenteuerlich, mal romantisch, mal modern und mal mit historischem Flair begeistern. Wer die Welt mal aus einer anderen Perspektive betrachten möchte, sollte sich unsere Top 10 Bahnstrecken weltweit unbedingt genauer anschauen.
Überblick
Vor rund zwei Jahrhunderten hat die Eisenbahn unsere moderne Welt entscheidend mitgeprägt. Dank der zunächst dampfgetriebenen Züge wurden Verkehrs- und Transportwege schneller und effizienter zurückgelegt als je zuvor. Das Reisen wurde ebenfalls schneller und einfacher. Moderne Tunnel und Brücken sowie länderübergreifende Verkehrsnetze entstanden.
Die Eisenbahn hatte aber auch vielfältige andere Auswirkungen. Die moderne Aktiengesellschaft, wie wir sie kennen, erhielt durch die teuren Eisenbahnprojekte des 19. Jahrhunderts ihre Konturen. Auch heute haben Züge trotz der großen Auswahl an Transportmöglichkeiten nach wie vor eine große Bedeutung, die besonders in Verbindung mit dem Thema Umweltschutz noch zunehmen dürfte.
Durch den Aufstieg der Eisenbahn wurden überall auf der Welt Bahnstrecken geschaffen, von denen einige länger, abenteuerlicher, schöner oder einfach besonderer sind als der Durchschnitt. Wir gehen auf eine kleine Reise um die Welt und stellen in diesem Artikel zehn tolle Bahnstrecken aus verschiedenen Ländern und Erdteilen vor.
1. Gornergrat Bahn (Schweiz)
Beginnen wollen wir unsere Reise zu den besten Bahnstrecken der Welt in der beschaulichen Schweiz, genauer gesagt in Zermatt. Auf dem mehr als 3.000 Meter hoch gelegenen Gornergrat etwas östlich der Gemeinde befindet sich nicht nur ein beliebtes Wintersportzentrum, sondern auch eine der höchstgelegenen Bergbahnen Europas.
Die Gornergrat Bahn beginnt unmittelbar neben dem Bahnhof der wichtigen Matterhorn-Gotthard-Bahn und führt auf einer Länge von rund neun Kilometern bis hinauf auf den Berggrat. Dabei werden fast 1.500 Höhenmeter überwunden, was mit einer Steigung von bis zu 20 % geschieht.
Die Gornergrat Bahn wurde bereits 1898 eingeweiht und von Beginn an mit Drehstrom angetrieben. Früher kam der Strom aus einem eigenen Wasserkraftwerk, ab 1930 dann direkt aus dem Landesnetz. Bei der Talfahrt speist die Bahn durch sogenannte Rekuperationsbremsung wieder Strom ins Netz ein.
Wer im Gebiet um Zermatt Urlaub macht, sollte unbedingt eine Fahrt mit der Schmalspurbahn auf den Gornergrat machen. Die Haltestation Riffelalp ist ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen. Weiter oben, am Riffelberg oder direkt auf dem Gornergrat, wartet eine atemberaubende Aussicht über die Schweizer Alpen.
2. Transsibirische Eisenbahn (Russland)
Die weltberühmte Transsibirische Eisenbahn ist mit 9.288 Kilometern Länge die mit Abstand längste Eisenbahnstrecke der Welt. Sie beginnt in Moskau und durchquert die endlosen Weiten Russlands bis nach Wladiwostok am Japanischen Meer. Jeder Eisenbahnfan träumt wohl davon, einmal mit der Transsib unterwegs zu sein.
Die Transsibirische Eisenbahn war das Ergebnis der russischen Bemühungen, die Rohstoffe des riesigen Reiches besser transportieren und zugleich den Handel mit China ankurbeln zu können. Der Bau dauerte von 1891 bis 1916 und geschah zeitgleich in verschiedenen Regionen und Abschnitten. 2002 wurde die Elektrifizierung endgültig abgeschlossen.
Tatsächlich erhielten die asiatischen Regionen Russlands dank der Bahn einen erheblichen Aufschwung. Holz, Kohle und Lebensmittel kamen in großen Mengen in den europäischen Teil des Landes. Zugleich wurde die Bahnstrecke zu einer Attraktion und zieht bis heute viele Urlauber an.
Wer mit dem durchgehenden Zug von Moskau bis Wladiwostok fahren will, muss viel Zeit mitbringen. Eine Standard-Fahrt dauert ganze 144 Stunden, also rund sechs Tage. Aus diesem Grund fahren die Personenzüge der Strecke mit Schlafwagen oder mit offenen Liegewagen mit Großraumabteilen.
3. Venice-Simplon-Orient-Express (Europa)
Wer hat nicht schon einmal vom legendären Orient-Express gehört? Die transnationale Eisenbahnstrecke von Paris nach Istanbul gibt es zwar nicht mehr, wohl aber einen legitimen Nachfolger. Der Venice-Simplon-Orient-Express ist eine wahre Kreuzfahrt auf Schienen und führt je nach Strecke nach London, Paris, Venedig, Wien, Budapest, Bukarest und Istanbul.
Das Besondere am Venice-Simplon-Orient-Express – oder kurz: VSOE – ist die Verwendung historischer Schlaf- und Speisewagen aus den 1920er und 1930er Jahren. Diese wurden modernisiert und schaffen trotzdem Reisegeschwindigkeiten von bis zu 160 km/h. Der VSOE verkehrt seit 1982 und gilt als touristischer Luxuszug, der 180 Passagieren Platz bietet.
Die wöchentliche Standardstrecke führt von London über Paris nach Venedig und fährt dabei über Basel und Innsbruck sowie den Brennerpass. Ein einziges Mal im Jahr allerdings gibt es eine Verbindung von Paris über Budapest und Bukarest bis nach Istanbul, dem Ziel des alten Orient-Express. Diese Reise dauert sechs Tage und beinhaltet fünf Übernachtungen.
Durch die Verwendung der originalen Wagen und die traditionsreiche Aufmachung versprüht eine Fahrt im VSOE noch immer das Flair des alten Orient-Express’. Dieser Zug inspirierte Schriftsteller und Filmemacher zu Spionage- und Kriminalgeschichten und gilt als ein Stück europäischer Geschichte auf Schienen.
4. Hanoi Train (Vietnam)
In manchen Ländern gibt es Bahntrassen, die durch ihre Länge und Lage von besonderer Bedeutung sind. Dazu gehört auch die Bahnstrecke von Hanoi bis Ho-Chi-Minh-Stadt. Mit einer Länge von 1.726 Kilometern macht sie einen Großteil des vietnamesischen Schienensystems aus und verbindet rund zwei Drittel aller Bahnhöfe des Landes miteinander.
Die ursprüngliche Strecke war noch ein Projekt der französischen Kolonialverwaltung, die sie „Transindochinois“ taufte. Von zahlreichen Kriegen in Mitleidenschaft gezogen, ist die Strecke heute wieder in gutem Zustand und nicht nur für die Einheimischen eine wichtige Verkehrsachse, sondern auch ein beliebtes Ziel für ausländische Besucher.
Die Strecke führt einmal in Nord-Süd-Richtung durch das ganze Land und nutzt dabei 27 Tunnel und 1.334 Brücken. Viele davon weisen allerdings noch Sanierungsbedarf auf, sodass es häufig zu Stellen mit langsamer Fahrt kommt. Immerhin lässt sich so die tolle Landschaft Vietnams in aller Pracht erleben.
Ein bekannter Hotspot ist die sogenannte Train Street in Hanoi. Der Zug fährt hier direkt durch ein belebtes Viertel der Stadt, teilweise nur mit einem halben Meter Abstand zur Häuserzeile. Daher wird die Train Street regelmäßig von Besuchern gesäumt, die hier ein ganz besonderes Erinnerungsfoto an den Urlaub machen.
5. Shinkansen (Japan)
Wer Japan entdecken möchte, sollte dies mithilfe der Shinkansen tun. Diese Hochgeschwindigkeitszüge verkehren auf neun Bahnstrecken in ganz Japan und erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 320 Kilometern pro Stunde. Sie gelten als das Rückgrat des Fernverkehrs und fahren auf eigenen Strecken unabhängig vom restlichen Schienenverkehr.
Die Strecken der Shinkansen-Züge verbinden die japanischen Hauptinseln sowie die meisten größeren Städte miteinander. Den Anfang machte die Verbindung zwischen Tokio und Osaka im Jahre 1964. Es war die weltweit erste Hochgeschwindigkeitsbahn, lange vor dem LGV zwischen Paris und Lyon.
Die japanischen Shinkansen-Züge sind für ihre Schnelligkeit, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit bekannt. Durch die eigenen Gleise können sie durchgehend mit hoher Geschwindigkeit fahren und sind unabhängig von anderen Zügen. Die Zeitersparnis für die Reisenden führte zu einem volkswirtschaftlichen Nutzen, der auf bis zu 3,8 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt wird.
Der Shinkansen mit seiner konstant hohen Geschwindigkeit bei gleichzeitig bestem Komfort und großer Sicherheit ist bis heute ein Vorbild für den Eisenbahnverkehr in vielen anderen Ländern. Vor allem Bahnsysteme in Indien, China und südostasiatischen Staaten sind stark vom Shinkansen beeinflusst.
6. Narrow Gauge Railroad (USA)
Die Eisenbahn spielte bei der Erschließung des Mittleren Westens der USA eine bedeutende Rolle. Viele historische Eisenbahnlinien finden sich heute noch in den zentralen Bundesstaaten, darunter auch die Durango and Silverton Narrow Gauge Railroad in Colorado, eine Schmalspur-Museumseisenbahn, deren Geschichte fast 150 Jahre zurückreicht.
Nach ihrer Fertigstellung im Jahre 1882 diente die Bahnstrecke zunächst dem ganz regulären Personen- und vor allem Güterverkehr. Dank der tollen Landschaft der Rocky Mountains, durch die der Zug fährt, wurde die Strecke jedoch bald zu einer Attraktion für Reisende und ist es bis heute geblieben.
Die Durango and Silverton Narrow Gauge Railroad verwendet heute Dampflokomotiven aus den 1900er und 1920er Jahren sowie historische Wagen, soweit dies nach Sicherheits- und Komfortstandards noch möglich ist. Außerdem gibt es spezielle Events, etwa zu Weihnachten oder zum Valentinstag.
Wer gern Western schaut, dem kommt die Strecke vielleicht sogar bekannt vor. An der ikonischen Bahntrasse wurden im Laufe der Zeit viele Westernfilme gedreht, vor allem in den 1950er und 1960er Jahren. Bei einer Reise durch die Rocky Mountains kommt garantiert Wild West Feeling auf.
7. Glenfinnan-Viadukt (Schottland)
Stichwort Filme: Wer die Harry Potter Filme kennt, der kennt sicher auch die ikonische Brücke mit den bogenförmigen Pfeilern, über die der Hogwarts Express fährt. Dabei handelt es sich um das Glenfinnan Viadukt mit der vielleicht schönsten Bahnstrecke, die Schottland zu bieten hat.
Das Viadukt befindet sich nahe dem Dörfchen Glenfinnan in den schottischen Highlands. Hinüber führt die Bahnstrecke der West Highland Line, die in Glasgow beginnt und von dort durch die atemberaubenden Highlands bis nach Mallaig am Atlantik führt. Der Abschnitt über das Viadukt ist dabei der Höhepunkt des Streckenverlaufs.
Das Viadukt ist dabei übrigens kein Relikt aus der Antike, sondern wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Eisenbahnbrücke konzipiert und erbaut. Das 380 Meter lange Bauwerk mit den 30 Meter hohen Pfeilern war damals eine der ersten großen Betonbrücken der Welt und brachte seinem Erbauer sogar den Ritterschlag ein.
Normalerweise verkehren auf der nicht-elektrifizierten Strecke Diesellokomotiven. Im Sommer jedoch fährt hier auch eine dampfbetriebene Museumsbahn namens „The Jacobite“. Mit dieser Art Zugmaschine und den offenen Abteilwagen aus den 1950ern taucht man in eine längst vergangene Zeit ein – oder fühlt sich vielleicht ein bisschen wie die Zauberlehrlinge Harry, Hermine und Ron auf dem Weg nach Hogwarts.
8. Der Rasende Roland (Deutschland)
Historische Eisenbahnen versprühen ein ganz besonderes Flair. Auch Deutschland hat einige dieser Bahnen zu bieten, wie zum Beispiel die Rügensche Bäderbahn auf der Insel Rügen, bekannt als der Rasende Roland. Diese Schmalspurbahn gilt als die Attraktion der Insel und ist ein Publikumsliebling.
Der Rasende Roland trägt einen ironischen Namen, denn der Zug fährt lediglich mit gemütlichen 30 km/h durch die Landschaft. So dauert die Fahrt über die 24 Kilometer von Putbus über Binz, Sellin und Baabe zum Seebad Göhren deutlich länger als mit dem Auto oder einem Zug, versetzt einen aber in eine andere Zeit und bietet Mitfahrenden tolle Ausblicke.
Vor über einhundert Jahren verkehrte die damalige Rügensche Kleinbahn noch über ein größeres Netz und half dabei, die Insel wirtschaftlich und touristisch zu erschließen. Nach mehreren Umbauten und Eigentümerwechseln ist die Bäderbahn heute Teil des öffentlichen Nahverkehrs der Insel und zugleich eine Attraktion für Urlauber.
Die Bedeutung und das Flair des Rasenden Rolands stammen vorrangig von der Verwendung rund 100 Jahre alter Triebwagen und Waggons. Die älteste Dampflok, eine Lenz-Typ M, stammt von 1914. Der älteste Waggon wurde sogar bereits im Jahre 1905 gefertigt. Genehmigt euch also eine Fahrt!
9. Montenvers – Mer de Glace (Frankreich)
Überall dort, wo das Gelände besonders schwierig ist, haben sich auffallende Bahnen etabliert und sind gerade deswegen so außergewöhnlich. Das gilt auch für den Chemin de fer du Montenvers, eine Zahnradbahn, die den fast 2.000 Meter hohen Montenvers in den Französischen Alpen erklimmt.
Bei einer Zahnradbahn greift ein sogenanntes Zahnstangengetriebe zwischen Triebfahrzeug und Fahrbahn und ermöglicht so das Überwinden von weit größeren Steigungen. Da dem Zug zum Montevers nur rund fünf Kilometer Strecke zur Verfügung stehen, um fast 900 Höhenmeter zu erklimmen, kommt hier ein solches Zahnradgetriebe zum Einsatz.
Die Strecke zwischen dem Wintersportort Chamonix-Mont-Blanc und dem Montevers wurde 1909 eröffnet und 1953 elektrifiziert. Daher werden heute nicht mehr Dampflokomotiven, sondern nur noch elektrische Triebwagen verwendet, die allerdings teilweise auch schon über 50 Jahre alt sind.
Der Montevers ist ein Felssporn, der vor allem wegen seiner Aussicht über das Mer de Glace so berühmt ist. Das Mer de Glace – zu Deutsch: Eismeer – ist wiederum eine riesige Gletscherformation mit bis zu 420 Meter dicken Eisschichten auf einer Breite von zwölf Kilometern. Nach eurer Fahrt mit dem Chemin de fer du Montenvers erwartet euch also direkt das nächste Highlight!
10. Ella (Sri Lanka)
Die letzte Station auf unserer Reise zu den Top 10 Bahnstrecken der Welt führt uns ins Inland von Sri Lanka. Dort, im Dschungel des Hochlands der Insel, liegt die kleine Stadt Ella, die neben der schönen Landschaft vor allem für ihre Teeplantagen bekannt ist – und für eine ganz besondere Zugfahrt.
An Ella vorbei führt die Bahnstrecke zwischen Kandy und Badulla. Der Zug fährt durch das prächtige Hochland und bietet dabei die vielleicht schönste Aussicht, die man aus einem Zugfenster haben kann. Zugleich ist diese Region noch eher ein Geheimtipp und nicht so überlaufen wie anderswo.
Wer am Bahnhof Ella aussteigt, kann sich und seinen Urlaub deutlich entschleunigen und die Ruhe der Natur genießen. Die klare, deutlich kühlere Luft des Hochlands, die prächtige Flora und die freundlichen Einwohner machen eine Bahnreise nach Ella zu einem Erlebnis, bei dem Weg und Ziel gleichermaßen wunderschön sind.
Zu den Highlights rund um Ella gehören unter anderem Ella Gap, eine 1.000 Meter tiefe Schlucht, sowie die Ravana Wasserfälle, die über verschiedene Ebenen ins Tal fließen. Eine Wanderung später geht es mit der Bahn weiter durch die Landschaft.