Balkan – Urlaub in Südosteuropa


Der Balkan ist seit vielen Jahrzehnten eine beliebte Urlaubsregion mit vielfältigen Reisezielen in den verschiedenen Ländern Südosteuropas. Dabei haben die ehemals eher weniger bereisten Staaten gut aufgeholt. Wer heute auf den Balkan will, hat die Wahl aus rund einem Dutzend Ländern.

Überblick

Vor gar nicht allzu langer Zeit hieß Urlaub auf dem Balkan entweder eine Reise an die kroatische Adria, an den bulgarischen Goldstrand oder – je nach Lesart, nach Griechenland. Länder wie Serbien, Kosovo oder Nordmazedonien gab es noch gar nicht oder waren nicht attraktiv. Das hat sich zum Glück geändert.

Heute locken Staaten wie Albanien, Montenegro oder Bosnien und Herzegowina immer mehr Besucher aus dem Ausland an. Kein Wunder, begeistert der Balkan doch mit einer reichhaltigen Geschichte, herzlichen Menschen und einer wunderschönen Natur, die von majestätischen Bergen geprägt ist.

Der Balkan als Halbinsel

Der Begriff Balkan ist nicht eindeutig definiert. Zunächst einmal wird damit die Balkanhalbinsel bezeichnet, die zwischen dem Mittelmeer und dem Schwarzen Meer liegt. Welche Staaten jedoch im engeren Sinne auf dem Balkan liegen, ist umstritten – je nachdem, wo man die geographischen Grenzen des Balkans ansetzt.

In diesem Artikel soll es vor allem um den westlichen Balkan gehen. Die dortigen Länder Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien sind eher Newcomer, positionieren sich aber immer stärker neben den bekannten Urlaubsländern wie Kroatien oder Bulgarien.

Balkan Albanien Souvenier
Die Balkanländer werden bei Urlaubern immer beliebter

Der Balkan als Gebirge

Der Balkan ist zugleich der Name eines Faltengebirges, welches sich größtenteils über Bulgarien erstreckt. Das Balkangebirge bildet eine Art natürliche Grenze der Halbinsel und ist zudem ihr Namensgeber. Der Name Balkan kommt womöglich aus dem Türkischen und bedeutet so viel wie „Gebirge mit Wäldern“.

Der Einfluss des Osmanischen Reichs ist zugleich ein weiteres Charakteristikum der Balkanstaaten. Das Gebiet war lange Zeit ein Spielball der großen Mächte Russland, Österreich-Ungarn und eben dem Osmanischen Reich, was sich in der kulturellen Vielfalt, aber auch der komplexen Identitätsfindung der jungen Staaten zeigt.

Albanien

Unsere erste Station auf unserer abwechslungsreichen Reise durch den westlichen Balkan ist Albanien. Das kleine Land an der Adriaküste hat zwar nur knapp drei Millionen Einwohner, verzaubert aber durch eine reichhaltige Kultur und viele Sandstrände an der Küste, wo die Adria in das Ionische Meer übergeht.

Balkan Albanien Saranda
Der Badeort Saranda an der Albanischen Riviera

Die Hauptstadt Albaniens ist Tirana. Sie ist zugleich die größte und wichtigste Stadt des Landes sowie kultureller Mittelpunkt. Das zeigt sich vor allem am zentralen Skanderbeg-Platz, auf dem sowohl das gleichnamige Reiterstandbild als auch der 35 Meter hohe Uhrenturm und die Et’hem-Bey-Moschee als wichtigste Sehenswürdigkeiten der Stadt stehen.

Wer seinen Urlaub in Albanien gern mit ausgedehnten Strandtagen abrundet, sollte sich die Badeorte Ksamil und Durrës näher anschauen. Fans von archäologischen Stätten sollten hingegen einen Abstecher ins 2.400 Jahre alte Shkodra oder zur antiken Ruinenstadt Butrint machen.

Balkan Albanien Valbona
Albanien verzaubert mit viel unberührter Natur

Eher in den kleinen Dörfern ringsum der großen Städte, findet sich die bekannte albanischen Volkskultur. Bunte Trachten, Volkstänze und nicht zuletzt die vielseitigen Gesänge festigten die kulturelle Identität der Albaner auch zu Zeiten der Besetzung. Die charakteristische iso-polyphone Musik des Südens wurde von der UNESCO sogar als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt und ausgezeichnet.

Wem der Sinn eher nach Natur steht, der wird im gebirgigen Inland glücklich. Im Norden erstreckt sich das Prokletije, ein Gebirgsmassiv mit Höhen bis zu 2.700 Metern. Hier sowie in den insgesamt 14 Nationalparks lässt es sich bestens wandern, klettern oder unberührte Flora und Fauna bestaunen.

Bosnien und Herzegowina

Unsere nächste Station ist Bosnien und Herzegowina, einer der Nachfolgestaaten Jugoslawiens und vielleicht das angesagteste der jungen Balkanländer. Städte wie Sarajevo wirken zumindest auf aufgeschlossene Urlauber sehr anziehend, was sicher auch an der großartigen Landschaft des Landes liegt.

Die Hauptstadt Sarajevo ist ein leuchtendes Beispiel für Vielfalt und Völkerverständigung. Hier stehen Kirchen neben Synagogen und Moscheen und osmanische Kaffeehäuser neben modernen Biergärten. Entdeckt die Altstadt und lasst euch von der Kultur aus acht Jahrhunderten Stadtgeschichte verzaubern.

Balkan Bosnien Herzegowina Sarajevo
Die Altstadt von Sarajevo

Eine weitere wichtige Stadt, die unbedingt auf eurer To-do-Liste stehen sollte, ist Mostar. Der malerische Ort am Fluss Neretva scheint wie aus einer Postkarte entsprungen zu sein. Äußerst geschichtsträchtig ist die Brücke Stari Most über den Fluss, die einst gesprengt wurde und die Stadt in einen kroatischen und einen bosnischen Teil teilte, heute aber beide Stadtteile wieder vereint.

Balkan Bosnien Herzegowina Mostar
Mostar am Fluss Neretva

Nicht nur die Städte, sondern vor allem die Natur locken immer mehr Gäste auf diesen Teil des Balkans. Obwohl Bosnien und Herzegowina recht klein ist, gibt es hier schneebedeckte Berge, üppige Wälder und sogar einen 30 Meter hohen Wasserfall, die Kravica-Wasserfälle nahe dem Ort Studenci.

Im Balkanland könnt ihr also wunderbare Wandertouren machen, euch mit dem Schlauchboot auf die wilde Neretva wagen oder im Winterparadies Jahorina eure Skier herausholen. Danach geht es in die Cafés und Bars der Städte, wo bei Bier und Ćevapčići über die Erlebnisse des Tages geplaudert wird.

Kosovo

Sogar noch jünger als Bosnien und Herzegowina ist die Republik Kosovo, die ganz eng betrachtet, noch nicht einmal ein voll anerkannter souveräner Staat ist. Das bedeutet aber nicht, dass der Kosovo nicht trotzdem ein lohnendes Urlaubsziel auf dem Balkan abgibt.

Die Hauptstadt des Kosovo ist Pristina mit rund 200.000 Einwohnern, wenn man die Bewohner der umliegenden Ortschaften mitzählt. Die Stadt ist stark muslimisch geprägt. Es gibt hier gleich mehrere beachtliche Moscheen, von denen die Größten aus dem 15. Jahrhundert stammen. Außerdem gibt es in Pristina einen großen Hamam, ein traditionelles osmanisches Badehaus.

Die zweite wichtige Stadt des Kosovo ist Prizren. Die Stadt spielte vor allem bei den Unabhängigkeitsbestrebungen der Albaner im 19. Jahrhundert eine bedeutende Rolle. Heute ist Prizren beliebt wegen der vielen historischen Bauten in der Altstadt und der beeindruckenden Festung, die auf einem Hügel über der Stadt thront.

Balkan Kosovo Gjeravica
Atemberaubende Berglandschaften im Kosovo

Ähnlich wie in Bosnien und Herzegowina stehen auch in kosovarischen Städten oft Moscheen neben katholischen oder orthodoxen Kirchen und Kathedralen. Wie auf dem gesamten Balkan zeigt sich auch hier, dass sich über die Jahrhunderte hier verschiedenste Kulturen und Religionen vermischten.

Der Kosovo ist vergleichsweise flach und liegt größtenteils in der Ebene des Amselfeldes. Doch im Westen gibt es einen Nationalpark, der auch die „verwunschenen Berge des Kosovo“ genannt wird. Hierhin solltet ihr reisen, wenn ihr zwischen glasklaren Seen und 2.000 Meter hohen Gipfeln wandern möchtet.

Montenegro

Der westliche Nachbar des Kosovo ist Montenegro. Mit nur rund 620.000 Einwohnern ist dieser Staat einer der kleinsten auf dem Balkan. Trotzdem konnten sich die Montenegriner zuletzt über steigende Besucherzahlen freuen. Das liegt vor allem an der günstigen Lage direkt an der malerischen Adriaküste.

Wer einen schönen Strandurlaub an der Adria verbringen möchte, der muss sich nicht auf Kroatien beschränken. Auch in Montenegro gibt es diese Möglichkeit, nur ohne den großen Sommerandrang. Die Strände im Westen des Landes sind schneeweiß, das Wasser glasklar und die Badeorte oft menschenleer – ein ideales Ziel für alle, die einen Traumstrand ohne Menschenmengen suchen.

Balkan Montenegro Biogradsko
Montenegro ist ein absolutes Naturparadies

Etwas weiter im Inland findet ihr mehrere Nationalparks, in denen der Schutz von Pflanzen und Tieren ganz oben auf der Agenda steht. Besucht den Skutarisee, den Lovcen-Nationalpark oder den Durmitor-Nationalpark mit seinen tiefen Schluchten und majestätischen Bergmassiven.

Die Hauptstadt von Montenegro ist übrigens Podgorica, das ehemalige Titograd. Hier befinden sich viele kulturelle Einrichtungen wie etwa das Nationaltheater, einige Museen sowie die wichtigsten Galerien des Landes. Die Brücken über die Moraca, die serbisch-orthodoxe Auferstehungskathedrale sowie die Zitadelle von Podgorica sind ebenfalls sehenswert.

Nach einer langen Wanderung in einem der Nationalparks könnt ihr in der Altstadt von Podgorica entspannen und euch den Genüssen der Balkanküche hingeben. In Montenegro bekommt ihr nach dem Essen übrigens immer einen Sljivovica, den auch hierzulande nicht unbekannten Pflaumenschnaps.

Nordmazedonien

Ganz im Zentrum des Balkans befindet sich Nordmazedonien. Der nordwestliche Teil der historischen Region Makedonien besticht durch Hoch- und Tiefebenen sowie Berge und Hügel an den Ausläufern des Dinarischen Gebirges. Damit verbunden ist eine weitgehend unberührte Flora und Fauna.

Ähnlich wie in den meisten anderen Ländern auf dem Balkan kommen auch in Nordmazedonien Wanderer und Naturfreunde voll auf ihre Kosten. Beinahe vier Prozent des Staatsgebietes sind als Nationalpark ausgewiesen. Dort tummeln sich beispielsweise Bären, Dachse, Wölfe, Füchse und Luchse.

Balkan Nordmazedonien Ohridsee
Der Ohridsee ist bei Badegästen beliebt

Die mit Abstand größte und wichtigste Stadt von Nordmazedonien ist Skopje am Fluss Vardar. Die mehr als 2.000 Jahre alte Stadt weist Bauwerke aus den verschiedensten Epochen auf und ist ein weiteres interessantes Beispiel für die Vermischung verschiedenster kultureller Einflüsse aus griechischer, römischer, byzantinischer und osmanischer Zeit.

In Skopje stehen noch die Reste eines alten römischen Aquädukts sowie byzantinische Kirchen und Klöster, vor allem aber Bauwerke aus osmanischer Zeit. Die Altstadt, das sogenannte Basar-Viertel, ist voll mit Moscheen, Hamams und Karawansereien.

Skopje ist außerdem das unbestrittene kulturelle Zentrum des Landes. In Skopje erwarten euch viele Museen und Galerien, etwa das Museum für zeitgenössische Kunst oder die nationale Kunstgalerie. Zudem finden hier Musik- und Literaturfestivals statt, darunter ein bekanntes Jazz-Festival, ein Opernfestival und ein Blues und Soul Festival.

Serbien

Das größte der hier vorgestellten Länder ist Serbien. Dieser Binnenstaat ist der Rechtsnachfolger des zerfallenen Jugoslawiens und hat nach wie vor sehr komplexe Beziehungen zu den anderen Nachfolgestaaten. Aber auch Serbien hat sich zuletzt zu einem Geheimtipp auf dem Balkan gemausert.

Serbiens Landschaft ist abwechslungsreich und besteht aus den sanften Ebenen der Vojvodina im Norden und den durch Gebirge und Flusstäler zerfurchten Hochlanden im Süden. In fünf Nationalparks und 20 Naturparks kann nach Herzenslust gewandert werden. Es gibt Pflanzen zu entdecken, die nur in der Region vorkommen.

Die Hauptstadt Serbiens ist Belgrad, die „weiße Stadt“. Sie ist zugleich das Bildungs- und Kulturzentrum des Landes und beherbergt mit dem Dom des Heiligen Sava zugleich die größte Kirche des Balkans. Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist die Belgrader Festung, an deren Standort schon seit der Römerzeit Befestigungen erbaut wurden.

Balkan Serbien Belgrad
Die wunderschöne Altstadt von Belgrad

Ein Geheimtipp in Serbien ist Novi Sad, das auch das „serbische Athen“ genannt wird. Theater, Literatur und Wissenschaft haben hier einen besonders hohen Stellenwert. Nicht umsonst ist Novi Sad neben Kaunas in Litauen und Esch in Luxemburg die Kulturhauptstadt Europas 2022.

In Serbien gibt es zahlreiche archäologische Fundstätten und nicht wenige sehen in dieser Region die Wiege der europäischen Zivilisation. Artefakte der Ausgrabungsstätte Lepenski Vir gehen auf das 7. Jahrtausend v. Chr. zurück. Wer sich also auf Entdeckungstour durch die europäische Frühgeschichte machen will, wird in Serbien fündig.

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