Wer in die Stadt Bariloche reist, zu den „Menschen hinter dem Berg“, wie die Ureinwohner der Mapuche sagen, ist von der großartigen Landschaft drumherum sehr ergriffen. Die Erhabenheit der Natur ist es, was die Region auszeichnet – doch auch in der Stadt selbst gibt es einiges zu sehen und zu erleben.
Überblick
Bariloche, auch “Die Schweiz Argentiniens” genannt, gilt als das Tor zum sagenumwobenen Patagonien. Dabei wird oft übersehen, dass die Stadt selbst so viele eigene Reize zu bieten hat. Besonders das Umland mit seinem Panorama aus Bergen und Seen ist ein Ziel für alle Naturliebhaber. Es ermöglicht euch einen spannenden, erfüllten und unvergesslichen Urlaub in dieser Region. Der offizielle Name der heute etwa 140. Einwohner zählenden Stadt lautet San Carlos de Bariloche.
Sehenswürdigkeiten
Wenn ihr nach der langen Anreise nicht gleich in die Natur aufbrechen möchtet, empfiehlt sich die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten in der Stadt, denn auch in Bariloche warten einige Entdeckungen auf euch.
Museo de la Patagonia
Untergebracht ist das Museum aus dem Jahr 1940 im Ostflügel des Civic Centers der Stadt. Es bietet einen umfassenden Überblick über die Naturgeschichte und das kulturelle Erbe der Region. Im Rahmen einer Restaurierung 1992 erweiterte und modernisierte man die Sammlungen des Museums und es wurde in vier Themenbereiche unterteilt: Naturwissenschaft, Vorgeschichte, Ethnografie und Regionalgeschichte. Ein erstklassiger Ort, um mehr über den Ort zu erfahren!
Kathedrale San Carlos de Bariloche
Diese neugotische Kirche ist ein Ort für alle, die eine Verbindung aus Spiritualität und der beeindruckenden Schönheit dieses Bauwerks suchen. Die 1946 eingeweihte Kathedrale ist ein beeindruckender Bau aus Naturstein, die Ästhetik manifestiert sich in detailreichen Buntglasfenstern, erhabenen Türmen und kunstvollen Verzierungen. Das Kirchenschiff beziehungsweise der gesamte Innenraum vermittelt ein Gefühl von Ehrfurcht, wodurch er zu einem idealen Ort für Gebet und Besinnung wird. Die mächtige Kuppel könnt ihr schon von Weitem sehen.
Nationalpark Nahuel Huapi
Argentiniens ältester Nationalpark ist von unvergleichlicher Schönheit – und mit mehr als 700.000 Hektar Fläche auch einer der größten des Landes. Flora und Fauna weisen eine große Vielfalt auf. Der Nahuel Huapi erstreckt sich von der patagonischen Steppe bis zu den Bergregionen des Regenwalds, wodurch verschiedene Vegetationszonen zu erkennen sind.
In Ost-West-Richtung gibt es unterschiedliche Ökosysteme. Darunter fallen üppige Regen- sowie ausgedehnte Nadel- und Scheinbuchenwälder. Im Feuchtwald gedeihen unter anderem Patagonische Zypressen, die bis zu 40 Meter hoch werden. Die Baumgrenze liegt bei etwa 1.600 Metern über dem Meeresspiegel. Oberhalb davon erstreckt sich die typische Hochgebirgsvegetation mit Moosen, Gräsern, Kräutern, kleineren Sträuchern und Flechten. Der Luma apiculata, ein immergrüner Baum aus der Familie der Myrtengewächse, ist im Nationalpark streng geschützt.
Die Bezeichnung „Nahuel Huapi“ stammt aus der Sprache der Mapuche, einem indigenen Volk Südamerikas, und bedeutet übersetzt „Jaguar“. Dieser wurde jedoch in den 1930er Jahren ausgerottet. Heute ist der Puma das größte Raubtier im Park. Weitere Bewohner sind Rotfüchse, Hirsche, Wildschweine, Beuteltiere und Guanakos, die wilde Form der Lamas, sowie Reptilien, Insekten und zahlreiche Vogelarten. Der imposanteste Vogel ist zweifellos der Andenkondor mit einer Flügelspannweite von über drei Metern.
Centro Cívico
Die Calle Mitre war die erste gepflasterte Straße der Stadt. Hier findet ihr die meisten Geschäfte: Schokoladen-, Buch- und Musikläden sowie Geschäfte für Kunsthandwerk, Galerien, Bars, Restaurants und vieles mehr. Das 1940 eingeweihte Centro Cívico liegt am westlichen Ende der Straße und überzeugt mit den für den Bau verwendeten Natursteinen. Für die Fenster und Teile der Fassaden wurde Holz verwendet.
Kapelle San Eduardo
Die Capilla de San Eduardo steht seit 1938 in Bariloche, erbaut nach Plänen des Architekten Alejandro Bustillo. Die deutlichen europäischen beziehungsweise neugotischen Einflüsse dieses Gotteshauses ähneln dem Stil der Kathedrale. Von außen verzieren Stein und Zypressenstämme aus der Region die Fassade, während die Buntglasfenster religiöse Szenen und Erzählungen darstellen. Besonders beeindruckend ist die Aussicht auf die Seen Moreno Oeste und Nahuel Huapi sowie den Berg Tronador und Wald. Sicher mit ein Grund, weswegen diese Kapelle bei Einheimischen für Hochzeiten besonders hoch im Kurs steht.
Straße der sieben Seen
Die „Ruta de los Siete Lagos“ ist eine 120 Kilometer lange Panoramastraße von Villa la Angostura nordwestlich von Bariloche bis nach San Martín de los Andes, die ihr keinesfalls verpassen dürft. Als reine Fahrtzeit werden zwei Stunden angegeben, doch unterwegs gibt es so viele Haltepunkte mit immer neuen und großartigen Ausblicken, dass ihr hier locker die doppelte oder dreifache Dauer einplanen solltet.
Dazu kommen einige Aussichtspunkte, die nur durch kurze Wanderungen vom Auto aus zu erreichen sind. Viele Pfade belohnen euch am Ende mit türkisfarbenen Bächen, die in Seen der gleichen Farbe münden, und Stränden, die zum Verweilen einladen. Die Strecke ist vollständig beschildert und Wegweiser geben Auskunft darüber, welchen See ihr gerade passiert. Nacheinander kommt ihr auf dieser Route vorbei an dem Espejo, Correntoso, Villarino, Falkner, Escondido, Machónico und Lácar. Wenn ihr euch keinen Mietwagen nehmen möchtet, könnt ihr in Bariloche oder direkt in San Martín auch geführte Tagestouren buchen.
Cerro Otto
Hierbei handelt es sich um den 1.405 Meter hohen Hausberg von Bariloche, dessen Gipfel entweder mit dem Auto oder per Seilbahn zu erreichen ist. Im Sommer ist der Cerro Otto ein beliebtes Wander- und Ausflugsrevier, während im Winter gerodelt und Ski gefahren wird. Der Ausblick ist zu allen Zeiten des Jahres phänomenal: Im Osten erahnt ihr die Steppen Patagoniens, wobei im Norden der Bariloche und der Nahuel Huapi-See liegen. Im Süden befindet sich der Lago Gutierrez und im Westen grüßen der exakt eintausend Meter höhere Catedral sowie die hohen Andengipfel.
Aktivitäten
Bariloche und die Region sind so vielfältig, dass ihr Ausflüge und Abenteuer verschiedener Art unternehmen könnt. Dabei sammelt ihr unglaubliche Eindrücke dieses herrlichen Landstrichs.
Wanderungen in der Umgebung
Diese eindrucksvolle Region müsst ihr unbedingt auch auf Wanderungen kennenlernen. Das Angebot an Wegen ist gigantisch! Eine herrliche Strecke führt in circa sechs Stunden vom Cerro Campanario im Südwesten von Bariloche hinüber zum Cerro Catedral. Endpunkt ist die Gastwirtschaft Rifugio Frey. Ihr umwandert die Nordspitze des Lago Gutierrez, dann geht es durch Wälder langsam hinauf in den Skiort Villa Catedral und von dort in einer weiten Schleife zum einzigartig gelegenen Refugio an der Laguna Toncek. Eine wunderschöne Tour mit fantastischen Panoramen. Wenn euch die gesamte Strecke zu weit ist, dann könnt ihr natürlich auch in Villa Catedral starten, das sind etwa drei Stunden Wegstrecke. Zurück führt ein alternativer Weg über die Rückseite des Cerro Catedral.
Eine weitere großartige Wanderung führt vom Gletschersee Ventisquero Negro zum Fuß des Cerro Tronador, etwa 50 Kilometer westlich von Bariloche. Von der Base del Cerro Tronador geht ihr weiter bis zum Aussichtspunkt am Cascada Garganta del Diablo, einem Wasserfall. Am Gebirgsfluss entlang geht es noch ein Stück weiter hinauf – die Aussicht bei eurer Rast am Umkehrpunkt ist die verdiente Belohnung, während über euch der gewaltige Gletscher des Tronador thront.
El Bolsón besuchen
Dies ist eine wunderschöne Kleinstadt etwa zwei Autostunden südlich von Bariloche. Gegründet wurde sie von echten „Aussteigern“. Jeden Dienstag und Donnerstag sowie an den beiden Wochenendtagen könnt ihr hier den Markt besuchen, auf dem ihr regional angebautes Obst und Gemüse sowie Kunsthandwerk aus der Umgebung kaufen könnt. Östlich der Stadt rund um den Cerro Piltriquitrón gibt es weitere schöne Wanderwege mit tollen Aussichtspunkten und im Westen lohnt sich ein Ausflug zum Mirador Del Azul, wo ihr ein herausragendes Panorama über das gesamte Flusstal genießt.
Gang über den Paseo de los Artesanos
Im Zentrum von Bariloche gibt es mehrere Straßenzüge, in denen Einheimische ihr Kunsthandwerk direkt verkaufen. Ein prima Ort, um euch mit einem Souvenir einzudecken. Hier findet ihr hübsche Andenken wie Keramik, Schmuck, Töpferwaren und vieles mehr. Eine einzigartige Möglichkeit, die Kultur der Stadt zu erfahren und von der Freundlichkeit der Händler umhüllt zu werden.
Ein Tag am Moreno-See verbringen
Der kristallklare Lago Perito Moreno, der nichts mit dem eintausend Kilometer südlicher gelegenen Gletscher und seinem See zu tun hat, könnte schöner nicht liegen inmitten von schneebedeckten Bergen und hügeligen Wäldern. Hier findet ihr eine tolle Auswahl an Stränden und kleinen Buchten, wildromantisch und abgelegen. Offizielle Badestrände mit Infrastruktur wie Bars und Restaurants gibt es ebenfalls.
Das Wasser des Moreno-Sees ist spürbar wärmer als das vieler anderer Binnengewässer in der Region, das Baden bereitet euch hier also mehr Freude als anderswo in der Umgebung. Dies liegt daran, dass dort oft Gletscherwasser für kühlere Temperaturen sorgt. An der Playa del Moreno Sin Viento und in der Colonia Suiza könnt ihr Kajaks ausleihen. Überall rund um den See findet ihr Wanderwege, die zu Aussichtspunkten mit den herrlichsten Panoramablicken führen.
Skifahren
Wenn am Cero Otto zu wenig Schnee liegt und es immer schon euer Traum war, mal in Südamerika die Bretter unter die Stiefel zu schnallen, dann fahrt ihr ins westlich von Bariloche gelegene Skigebiet Catedral Alta Patagonia, dem mit Abstand größten seiner Art in Südamerika. Zwischen 1.030 und 2.180 Metern befinden sich 120 Kilometer Piste und die 29 Liftanlagen befördern euch hier die Hänge hinauf. Es gibt Übungsstrecken für Anfänger sowie eine Vielzahl an Blauen und Roten Routen. Wer es etwas schwerer liebt, kann sich hier auch auf den Schwarzen Pisten austoben.
Unten im Ort gibt es Skischulen und Geschäfte, wo ihr Material leihen könnt. Die Saison dauert normalerweise von Mitte Juni bis Oktober. Im gesamten Skigebiet gibt es eine Vielzahl an Hütten und Restaurants. Von überall aus habt ihr einen guten Blick auf Bariloche, den Nahuel Huapi See und den Lago Gutierrez bis hinüber in die Pampas der Provinz Rio Negro.
Reise-Infos
Spürt ihr schon das Reisefieber in euch aufsteigen? Total verständlich. Bevor ihr eure Sachen packt, um zum Urlaub in Argentinien aufzubrechen, hier nur noch schnell ein paar Tipps für die optimale Vorbereitung!
Ideale Reisezeit und Reisedauer
Die beste Reisezeit für Bariloche ist der europäische Winter. Wenn es bei uns ungemütlich ist, also von November bis März, ist es rund um Bariloche am schönsten – wenngleich es im November und Dezember noch recht kühl sein kann. Der ideale und durchschnittlich wärmste Monat ist der Februar.
Das Ziel liegt zwar nicht ganz am anderen Ende der Welt, aber allein für die An- und Abreise von und nach Deutschland sollte jeweils ein Tag berechnet werden. Plant für Bariloche und die Region mindestens zwei Wochen ein, damit sich die Reise lohnt.
Reisevorbereitung
Als deutsche Staatsbürger benötigt ihr für Argentinien einen mindestens sechs Monate gültigen Reisepass. Ein Personalausweis reicht nicht aus. Solange ihr nicht plant, 90 Tage zu bleiben, ist ein Visum nicht nötig. Denkt daran, euch die nötigen Adapter für Steckdosen zu besorgen, denn in Argentinien wird unter anderem der Steckertyp I genutzt.
Anreise und Fortbewegung vor Ort
Typischerweise geht der Flug von Deutschland beziehungsweise Europa über Buenos Aires bis Bariloche. Wenn ihr es nicht eilig habt und vor Ort autonom unterwegs sein möchtet, um eure Ausflüge in die Umgebung unabhängig gestalten zu können, mietet ihr in Buenos Aires einen Wagen. Dann müsst ihr für die Anreise nach Bariloche einen zusätzlichen Tag einplanen.
Sprache und Verständigung
In Argentinien wird Spanisch gesprochen. Es schadet nicht, ein paar Floskeln zu kennen oder ein Wörterbuch mitzuführen. In Städten wie Bariloche könnt ihr euch auch mit Englisch durchschlagen, aber spätestens jenseits der Stadtgrenze wird es schwierig.
Essen und Spezialitäten
Wenn ihr in Bariloche ins Restaurant geht, seid ihr womöglich überrascht – nicht selten stehen Gulasch oder Fondue auf der Speisekarte. Dies sind Einflüsse der Auswanderer aus Deutschland und der Schweiz, die schon vor vielen Jahrzehnten hierhergezogen sind. Ansonsten steht wie im Rest des Landes Fleisch hoch im Kurs. Nicht nur Rindersteaks, sondern auch viel Wild und Lamm sowie Forelle und Lachs aus den unzähligen Seen landen auf den Tellern. Zum Dessert gibt es Schokolade, Marmelade und Eis, welches oft aus den zahllosen Beerensorten der Region hergestellt wird. Für etwas Abwechslung besucht ihr eins der vielen Teehäuser der Stadt. Private Brauereien bieten außerdem hausgemachtes Bier an.
Noch heute leben in der Region viele Ureinwohner vom Stamm der Mapuche – und deren Art zu kochen ist im Alltag öfter zu sehen. Heiße Steine in einem Erdloch werden mit Blättern bedeckt, darauf kommen Gemüse, Fleisch, Kartoffeln, Käse oder andere Zutaten. Nach einiger Zeit ist das Gericht fertig. Diese Art der Zubereitung nennt sich “Curanto”.
Hotels und Unterkünfte
Bariloche und seine Umgebung sind ein äußerst beliebtes Reiseziel – hier findet ihr eine große Auswahl an Unterkünften. Ähnlich verhält es sich im knapp 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernten Villa Cerro Catedral, dem Hauptort des Skigebiets Catedral Alta Patagonia. Sucht euch eine passende Unterkunft für euer Reisebudget aus und genießt den Urlaub!