Bergen in Norwegen ist vermutlich eines der nördlichsten Urlaubsziele auf eurer Wunschliste. Wenn euch Regen und Kälte nicht allzu viel ausmacht, erwarten euch hier malerische Fjorde, eine Stadt voller Kultur und einer Architektur aus fast 1000 Jahren. Obendrein gibt es auch ein internationales Nachtleben, das sich nicht verstecken muss.
Überblick
Bergen ist die zweitgrößte Stadt Norwegens und befindet sich an der Westküste, also direkt inmitten der Fjorde, die diese Region so berühmt machen. Doch in Bergen findet ihr weit mehr als nur Fjorde. Die Stadt ist eine seit Jahrhunderten gewachsene Hafenmetropole, in der sich moderne Kultur ebenso finden wie Relikte der Hansezeit oder gar der Wikinger-Ära. Lasst euch nur nicht durch den Regen abschrecken. In Bergen regnet es nämlich mehr als 200 Tage im Jahr.
Mit knapp 300.000 Einwohnern ist Bergen in Norwegen sicher nicht die größte oder am meisten angesagte Stadt Europas. Doch gerade in der Abgeschiedenheit liegt ihre größte Stärke. Hier könnt ihr beinahe ungestört die Natur genießen, die Fjorde befahren oder die sieben Hügel rund um die Stadt bewandern. Am Abend wartet dann die lebendige Innenstadt auf euch, die dank der vielen internationalen Studierenden durchaus zu feiern weiß.
Geschichte
Bergen wurde laut alter norwegischer Quellen im Jahre 1070 von König Olav Kyrre gegründet und wurde bald zur wichtigsten Stadt der Westküste. Für die Wikinger der damaligen Zeit bildete die Hafenstadt das Tor für den Handel mit dem restlichen Europa. 1360 eröffnete hier ein Handelskontor der Hanse, des wichtigsten Städtebundes im Mittelalter. Es folgte eine lange Zeit der Union Norwegens mit Schweden und Dänemark, durch die Bergen ein wenig an Bedeutung verlor.
Im 19. Jahrhundert wütete die Lepra in Bergen. Dort wurde dann auch der verantwortliche Erreger dafür entdeckt. Heute ist das damalige Lepra-Spital, das im 15. Jahrhundert eröffnete St.-Jørgens-Hospital, ein Lepra-Museum und sicher einen Besuch wert. 1916 schließlich verwüstete ein Großbrand die größtenteils aus Holzhäusern bestehende Stadt. Seitdem ist der Bau von Holzgebäuden weitgehend untersagt.
Sehenswürdigkeiten
Architektonisch betrachtet ist Bergen in Norwegen schon an sich eine Sehenswürdigkeit. Die typisch skandinavische Bauweise mit den teils bunten Fassaden kennt ihr sicher schon als beliebtes Postkartenmotiv. Inmitten der schönen Häuser finden sich aber einige Orte, die ihr unbedingt besuchen solltet. Wir haben eine kleine, aber feine Auswahl an Sehenswürdigkeiten für euch zusammengestellt.
Hafenviertel Bryggen
Anders als der Rest der Stadt, besteht das alte Hafenviertel noch aus den typischen Holzhäusern wie es sie bereits vor fast 700 Jahren hier gab. Damals errichtete nämlich die Deutsche Hanse einen Außenposten in Bergen. Aus dieser Zeit stammen die außerdem auch bunten Kontorgebäude im Hafenviertel Bryggen, das auch Tyske Bryggen, was so viel wie “Deutsche Seebrücke” bedeutet, genannt wird.
Viele der rund 60 Gebäude der Bryggen wurden nach Bränden detailgetreu rekonstruiert und beherbergen heute Hotels und Restaurants sowie Museen und kleine Läden. 1979 wurde Bryggen von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Wenn ihr in Bergen seid, ist ein Besuch im Hafenviertel also ein unbedingtes Muss.
Festung Bergenhus
Wenn ihr sowieso gerade in Bryggen seid, dann macht doch direkt einen Abstecher zur Festung Bergenhus, der am besten erhaltenen Festung in ganz Norwegen. Der Großteil der Anlage stammt aus dem 12. und 13. Jahrhundert, darunter die prächtige Håkonshalle, benannt nach dem König Håkon Håkonsson. Auch heute noch befinden sich hier militärische Einrichtungen, etwa eine Marineschule, die Heimwehr oder das Wehrpflichtswerk Bergen. Das Festungsmuseum Bergenhus zählt zu den ältesten Festungen des Landes und zeigt eine eindrucksvolle Ausstellung über die Stadt Bergen unter deutscher Besatzung im Zweiten Weltkrieg.
Fantoft Stabkirche
Historisch und architektonisch interessierte Besucher sollten auf jeden Fall die Stabkirche im Stadtteil Fantoft besuchen. Diese stand eigentlich seit dem 13. Jahrhundert in einem kleinen Dorf, sollte 1879 dort aber abgerissen werden. Der Konsul von Bergen kaufte daraufhin das Gebäude, ließ es behutsam zerlegen und auf seinem Grundstück in Bergen-Fantoft wieder aufbauen. Leider wurde die Kirche 1992 bei einem Brandanschlag zerstört, aber an gleicher Stelle wieder aufgebaut. Dabei wurden sogar originalgetreue Bautechniken sowie Materialien aus den gleichen Wäldern und Steinbrüchen wie damals verwendet.
Das Interessante an dieser Art Kirche ist nicht nur die vertikale Bauart und die Beschaffenheit aus Holz. Auch das Interieur zeigt ein beachtenswertes Kapitel der Christianisierung Nordeuropas. Der Innenraum der Kirche, die auf sechzehn Masten ruht, zeigt auf Schnitzereien in den Bänken und im Portal die heidnische Sage von Sigurd. Dies illustriert den Übergang von den heidnischen Religionen der Wikinger zum Christentum.
Aktivitäten
Wenn ihr nach Bergen kommt, könnt ihr je nach Wetter, Lust und Laune entweder die vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt besuchen – oder aber ihr entfernt euch ein wenig, um Fjorde, Hügel oder die schöne Berglandschaft in Norwegen zu erkunden. Wir haben euch eine Auswahl an Aktivitäten zusammengestellt, die ihr unbedingt einmal in Bergen und ihrer Umgebung gemacht haben solltet.
Auf den Fischmarkt gehen
Was wäre eine Hafenstadt ohne einen schönen großen Fischmarkt. Der Fischmarkt in Bergen versorgt die Bürger schon seit mehr als 700 Jahren mit fangfrischem Fisch, quasi direkt von den Booten. Zudem gibt es hier Obst und Gemüse sowie Kunsthandwerk und Souvenirs. Der Fischmarkt befindet sich auf der gegenüberliegenden Uferseite der Bryggen. Verlasst Bergen keinesfalls, ohne in einem der Imbisse und Restaurants nicht wenigstens einmal frischen Fisch probiert zu haben.
Das Nachtleben genießen
Rund zehn Prozent der Menschen in Bergen sind Studierende, viele davon aus ganz Europa und der Welt. Kein Wunder also, dass Bergen bei aller Beschaulichkeit über ein hervorragendes Nachtleben verfügt. Viele überregional bekannte Bands und Künstler haben hier ihre ersten Gehversuche unternommen. Besucht am besten um die Abendstunden herum das Zentrum, denn hier wohnen nicht nur die meisten jungen Leute, sondern hier befinden sich auch massig Kneipen, Bars und Lokale, um die Nacht zum Tag zu machen.
Ins Museum gehen
Bergen ist nicht nur eine Stadt der Musik, sondern auch der Kunst. KODE ist dafür das beste Beispiel. Dabei handelt es sich um einen mehrteiligen Komplex aus Kunstmuseen, Eventlocations und den ehemaligen Anwesen berühmter Künstler und Musiker. Das vielleicht berühmteste davon ist das Edvard-Grieg-Haus Troldhaugen im nahe gelegenen Fana. Hier komponierte der weltberühmte Romantiker über 20 Jahre lang. Heute ist das Haus ein lebendiges Museum und ein Must-see für alle Musikfreunde.
Bergen hat noch viele weitere interessante Museen zu bieten. Falls ihr also einen der vielen Regentage sinnvoll unter einem Dach verbringen möchtet, dann legen wir euch einen Museumsbesuch nahe. Wie wäre es mit dem Hanseatischen Museum an den Bryggen, dem Schifffahrtsmuseum Bergen oder vielleicht doch dem Lepramuseum im ehemaligen Spital? Alternativ lasst ihr im Stadtmuseum die Vergangenheit wieder aufleben. Dabei handelt es sich nämlich um eine rekonstruierte Kleinstadt aus Holz, die euch zeigt, wie Bergen jahrhundertelang ausgesehen hat.
Fløyen und Ulriken besuchen
Nein, dabei handelt es sich nicht um ein paar belastbare Einwohner Bergens, sondern um zwei der Hügel, die die Stadt umgeben. Fløyen ist am einfachsten zu erreichen und bietet einen tollen Ausblick auf die unmittelbar darunter liegende Stadt. In nur sechs Minuten erreicht ihr den 320 Meter hohen Hügel über die sogenannte Fløibahn.
Der höchste Berg des Bergener Umlandes ist der Ulriken mit immerhin 643 Metern. Hier oben seht ihr nicht mehr nur die Stadt, sondern auch die Inseln, Berge und beeindruckenden Fjorde der näheren Umgebung. Ein atemberaubender Ausblick, den ihr nach einer kurzen Fahrt mit einer Gondelbahn ausgiebig und in aller Ruhe genießen könnt.
Eine Fjordtour machen
Bergen wird nicht umsonst als Tor zu den Fjorden bezeichnet. Die Stadt liegt nämlich genau zwischen den beiden größten Fjorden des Landes, dem Hardangerjford und dem Sognefjord. Erlebt die UNESCO-geschützte Fjordlandschaft hautnah und nutzt Bergen als Ausgangspunkt für kleine oder ganz ausgedehnte Touren durch diese Naturphänomene.
Skifahren
Ihr wollt auch im April oder Mai noch Skifahren? Dann findet ihr eines der schneesichersten Skigebiete in Myrkdalen, nur rund zwei Autostunden von Bergen entfernt. Zwar ist das Gebiet vergleichsweise klein und verfügt nur über 29 Pistenkilometer. Dafür gibt es keinen Andrang und auch im Frühling liegt hier in den allermeisten Fällen noch genug Schnee für eine ordentliche Abfahrt.
Reise-Infos
Habt ihr Lust auf einen Abstecher in den hohen Norden bekommen? Dann haben wir abschließend noch ein paar wichtige Reisetipps für euch. Vor allem das Wetter solltet ihr für euren Trip nach Norwegen im Blick haben. Bergen ist nämlich die regenreichste Großstadt Europas mit mehr als 2500 mm Niederschlag an bis zu 248 Regentagen im Jahr.
Reisezeit
Wollt ihr Bergen im angenehmsten Wetter besuchen, dann müsst ihr ganz klassisch im Sommer dorthin fahren. Doch auch im Juli und August liegt die Durchschnittstemperatur nur bei höchstens 18 Grad. Packt also warme Sachen ein. Der Reisemonat Juni ist statistisch gesehen der trockenste Monat. Hier regnet es nur an rund einem Drittel der Tage. Wollt ihr Skifahren, müsst ihr im Winter nach Bergen. Richtet euch dann aber auf frostige Minustemperaturen und bis zu ganzen 21 Regentage im Monat ein.
Reisedauer
Wenn ihr mit dem Flieger anreist, kann schon ein Wochenende ausreichen, um viele wunderbare Dinge in Bergen zu erleben. Als Wochenendtrip ist Bergen also durchaus zu empfehlen. Bleibt ihr etwas länger, dann habt ihr natürlich auch mehr Zeit für längere Wander- oder Fjordtouren. Langweilig wird euch der Urlaub in Bergen auch nach zehn Tagen sicher noch nicht.
Reisevorbereitung
Obwohl Norwegen nicht zur Europäischen Union gehört, reicht ein Personalausweis für Bürger der EU, um einzureisen. Folglich gibt es natürlich auch keinen Euro. Die Währung in Norwegen ist die norwegische Krone. Viel müsst ihr aber nicht tauschen, da eure Kreditkarte buchstäblich überall akzeptiert wird, selbst an abgelegenen Orten in den kleinsten Geschäften.
Anreise
Wenn ihr nach Bergen fliegen wollt, könnt ihr dies direkt oder über die Hauptstadt Oslo tun. Die meisten größeren deutschen Flughäfen bieten regelmäßige Flüge dorthin an. Bergen ist außerdem ein häufiger Anlegepunkt für Kreuzfahrtschiffe sowie die Postschiffe der Hurtigruten. Eine direkte Fährverbindung von Deutschland aus gibt es aber nicht. Habt ihr viel Zeit, dann fahrt von Oslo aus mit der Bergensbanen, der vielleicht schönsten Eisenbahnstrecke Europas. Diese führt in sieben Stunden 500 Kilometer weit durch die malerische Landschaft Norwegens.
Nicht wenige Norwegenreisende möchten das Land mit dem eigenen Auto oder Wohnmobil erkunden. Am besten geht das über Schweden oder per Fähre von Kiel oder Dänemark aus. Beachtet in diesem Fall, dass ihr außerhalb geschlossener Ortschaften nur 80 km/h fahren dürft und dass auch am Tage mit Abblendlicht gefahren werden muss.
Fortbewegung vor Ort
Für Bergen selbst benötigt ihr eigentlich kein Fahrzeug. Ihr kommt überall auch mit den Oberleitungsbussen, Stadtbussen oder der Stadtbahn hin. Das Zentrum lässt sich bestens auch zu Fuß erkunden. Wollt ihr tiefer in die Landschaft eintauchen, empfiehlt sich ein Mietwagen.
Sprache & Verständigung
In Bergen wird, wie in ganz Norwegen, natürlich Norwegisch gesprochen. Es ist aber absolut nicht nötig, diese nicht ganz einfache Sprache zu erlernen, denn mit Englisch, und zum Teil auch mit Deutsch, kommt ihr in Bergen bestens zurecht. Die meisten Speisekarten und Hinweisschilder sind mindestens auch in Englisch ausgewiesen.
Essen & Spezialitäten
Wenig überraschend finden sich in Bergen vor allem Fisch und Meeresfrüchte auf dem Teller wieder. Fangfrisch direkt aus dem Atlantik, gibt es in den Fischrestaurants den zartesten Lachs, den ihr je gegessen habt. Steht euch der Sinn mehr nach Fleisch, dann lasst euch von den Wildspezialitäten aus den üppigen Wäldern des Inlands überraschen. Für den kleinen Hunger am Nachmittag schwört der Bergener übrigens – ganz typisch skandinavisch – auf seine Zimtschnecke, gern zu einem kräftigen Kaffee.
Hotels & Unterkünfte
Bergen verfügt über einige ausgezeichnete Hotels, von denen viele unmittelbar im Zentrum oder im Hanseviertel Bryggen liegen. Preislich bewegen sich die besseren Hotels auf einem gehobenen Niveau, sind es aber in der Regel auch wert.