Birmingham im Vereinigten Königreich


Ein Urlaub im Vereinigten Königreich kann mehr sein als nur die Besichtigung von London oder ein Besuch der Kreidefelsen an der Kanalküste. Auch im Inselinneren existieren interessante und vielseitige Orte, die es zu erkunden gilt. Einer davon ist Birmingham, die zweitgrößte Stadt des Landes.

Überblick

Birmingham liegt im Zentrum der West Midlands, rund drei Autostunden nordwestlich von London. Einst gab es hier viel Industrie samt Metallverarbeitung, heute ist Birmingham eine moderne Stadt, die jedes Jahr viele Besucher anzieht. Das liegt an den hervorragenden Einkaufsmöglichkeiten, aber auch am lebendigen Kulturangebot. Die Einwohnerschaft besteht aus vielen internationalen Ethnien, allen voran Menschen aus Indien und Pakistan, aber auch aus der Karibik und Irland. Die kulturellen Eigenheiten und vor allem Feste und Feiertage erfreuen Einheimische und Urlauber gleichermaßen.

Blick auf Birminghams Zentrum
Blick auf Birmingham im Vereinigten Königreich

Geschichte

Die Gegend um das heutige Birmingham war bereits in der Bronzezeit besiedelt. Später führte eine römische Straße durch das Gebiet und verhalf der Siedlung Brummagem zu einem gewissen Aufschwung. Doch erst im Mittelalter wurde aus dem kleinen Dorf ein florierendes Handelszentrum. In dieser Zeit änderte sich auch der Name der Stadt zu Birmingham. Trotzdem blieb der Spitzname „Brum“ erhalten – ebenso die „Brummies“ für die Einwohner.

Einen Aufschwung erlebte Birmingham in der Industrialisierung. Seit dem 15. Jahrhundert wurde hier Metallverarbeitung betrieben, welche nun noch wichtiger wurde. Angeschlossen an die Eisenbahn nach Liverpool, Manchester und London wurde Birmingham zu einer der wichtigsten Industriestädte der Welt.

Im 20. Jahrhundert wandelte sich das Stadtbild, weg vom Grau der Industriesiedlungen hin zu einer modernen und offenen Stadt. Zudem zogen Immigranten aus dem Commonwealth hierher. Die kulturelle Vielfalt führt dazu, dass Birmingham heute immer mehr Menschen aus der ganzen Welt anzieht.

Sehenswürdigkeiten

Birmingham ist eine alte und geschichtsträchtige Stadt mit einer Vielzahl an sehenswerten Bauwerken aus unterschiedlichen Jahrhunderten. Dazu zählen Plätze und Kirchen ebenso wie Denkmäler, Stadt- und Markthallen. Eine Besichtigungstour durch „Brum“ lohnt sich also auf alle Fälle.

Cathedral Church of Saint Philip

Von den vielen sehenswerten Kirchen Birminghams ist die anglikanische Kathedrale der Stadt wohl die schönste. Sie wurde Anfang des 18. Jahrhunderts als Pfarrkirche errichtet und erhielt im Jahr 1905 den Status einer Kathedrale als Sitz der neuen anglikanischen Diözese von Birmingham. Der Sakralbau ist dem Heiligen Philippus gewidmet, einem der Zwölf Jünger Jesu. Er wurde im barocken Baustil entworfen und über die Jahrhunderte immer wieder ausgebaut und erweitert. Typisch sind die hohen Fenster und die Balustrade. Die korinthischen Säulen und die kunstvolle Kassettendecke kamen Ende des 19. Jahrhunderts dazu.

Birmingham Kathedrale
Die Kathedrale von Birmingham

St. Paul’s Square

Ganz typisch für das England zwischen 1720 und 1840 war der sogenannte Gregorianische Baustil, benannt nach vier englischen Königen, die alle den Namen Georg trugen. Zentral für diesen Stil war eine Rückbesinnung auf die klaren Formen der antiken griechischen und römischen Architektur. Der St. Paul’s Square ist der letzte Platz in Birmingham, bei dem diese Ausprägung zu erkennen ist. Er wurde ab dem Jahr 1777 erbaut und diente bis zur Industrialisierung als eleganter Treffpunkt. Das markanteste Gebäude ist die St. Paul’s Church, eine Kirche, die zwei Jahre später fast zeitgleich mit dem Platz fertiggestellt wurde.

Birmingham Town Hall

Birmingham hat eine weit zurückreichende Geschichte, was Musikfestivals angeht. Bereits seit dem Jahr 1784 fand hier das Triennial Music Festival statt. Um dafür einen entsprechenden Veranstaltungsort zu haben, baute man vor rund 200 Jahren die Birmingham Town Hall mit 1.100 Plätzen, einer majestätischen Orgel und formidablen Akustik. Das auffällige, tempelartige Gebäude folgt dem römischen Stil und ist ein absolutes Muss auf jeder Besichtigungstour durch Birmingham. Komponisten wie Edvard Grieg und Antonin Dvorak stellten hier ebenso ihre Werke vor wie später die Beatles, Led Zeppelin, Pink Floyd oder die Rolling Stones.

Birmingham Town Hall
Die Birmingham Town Hall für Veranstaltungen

Bibliothek von Birmingham

Eines der auffälligsten Bauwerke der Stadt befindet sich auf dem Centenary Square. Die Rede ist von der Bibliothek. Doch nicht nur der Blick von außen ist sehenswert. Das Gebäude verfügt über einen Dachgarten und eine terrassenförmige Aussichtsplattform, die einen tollen Blick auf die Stadt bietet. Modern und digital gestaltet sich das Konzept der Bibliothek mit mehr als 40.000 ausleihbaren Büchern. Zudem gibt es Theateraufführungen, eine Dauerausstellung zu William Shakespeare sowie ein Archiv des British Film Institutes. Dort könnt ihr euch viele spannende Filme anschauen.

Birmingham Bibliothek
Auffällige Fassade: Birminghams Bibliothek

Villa Park

Was wäre ein Besuch in einer englischen Stadt ohne den Faktor Fußball? Mit Aston Villa und Birmingham City sind gleich zwei Vereine mit ruhmreicher Vergangenheit vorhanden. Ersterer ist seit einiger Zeit die klare Nummer Eins der Stadt und verfügt zudem über das größere Stadion. Wer schon immer mal Premier League Fußball schauen wollte, der kann dies also im Villa Park von Birmingham tun. Hier spielt Aston Villa regelmäßig gegen  Konkurrenten in der höchsten Fußballliga Englands. Vorsicht: Die Eintrittspreise haben es in sich und liegen höher als in Deutschland.

Selfridge Kaufhaus

In Birmingham lässt es sich angeblich fast genauso gut einkaufen wie im Londoner West End. Das größte und bekannteste Einkaufszentrum ist das Bullring nahe dem Hauptbahnhof New Street. Der Name ist ein Rückgriff auf die ersten Märkte, die im zwölften Jahrhundert hier abgehalten wurden und die Birmingham den Aufstieg zur Metropole ermöglichten. Das auffälligste Gebäude des Bullring Centers ist das Selfridge Kaufhaus. Das 60 Millionen Pfund teure, futuristisch anmutende Gebäude besteht aus Stahl und Beton und besticht durch seine Kurvenform. Die Fassade ist mit 15.000 anodisierten Aluminiumscheiben überzogen und zieht die Blicke aller Besucher auf sich.

Birmingham Selfridge Kaufhaus
Links im Bild: die Kaufhausfassade

Joseph Sturge Memorial

Eher schlicht und unscheinbar erscheint dagegen das Joseph Sturge Memorial in der Harbone Road in der Westside. Die Statue zeigt den englischen Abolitionisten Joseph Sturge und wurde im Jahr 1862 im Beisein von mehr als 12.000 Menschen eingeweiht. Eine nachträglich ergänzte Inschrift weist auf die Taten Sturges bei der Sklavenbefreiung hin. Joseph Sturge kämpfte Mitte des 19. Jahrhunderts für die ehemaligen Sklaven in der Karibik, die auch nach der offiziellen Befreiung faktisch noch immer geknechtet wurden. Er engagierte sich zudem für die Rechte der Arbeiterklasse und war außerdem als pazifistischer Diplomat zu den Höfen Europas unterwegs, um Kriegsausbrüche zu verhindern.

Aktivitäten

Zweifelsohne könnt ihr in Birmingham eine Menge erleben. Das ist vor allem der multikulturellen Zusammensetzung der Einwohner zu verdanken. Menschen aus Irland, der Karibik oder dem indischen Subkontinent brachten ihre Bräuche und Feste mit nach Mittelengland und leben sie bis heute aus.

Festivals miterleben

Birmingham besitzt eine lebendige Kulturlandschaft und richtet jedes Jahr mehrere Festivals aus. Dank der großen irischen Gemeinde findet in der Stadt unter anderem jährlich die weltweit drittgrößte Parade zum St. Patrick’s Day statt. Nur die Paraden in Dublin und New York sind noch größer und reicher an Teilnehmern. Weitere bekannte Veranstaltungen sind das Birmingham Film Festival, die Hundeausstellung „Crufts“ oder die „Birmingham Tattoo“ Militärshow. Wer zufällig an Weihnachten in der Stadt weilt, freut sich sicher über den Frankfurter Markt, einen Weihnachtsmarkt in bester deutscher Tradition mit jeder Menge bekannter heimischer Produkte.

Narrow Canals erkunden

Obwohl Birmingham an keinem großen Fluss liegt, gehört eine Bootsfahrt zu den beliebtesten Aktivitäten in der Stadt. Das liegt am sogenannten Narrowboat-Kanalsystem, welches viele mittelenglische Städte miteinander verbindet. Damit wurden in Zeiten der Industrialisierung Güter und Rohstoffe effektiver transportiert als über Straßen, ehe die Bahnstrecken ausgebaut wurden. Birmingham hat gemessen an der Gesamtlänge heute noch mehr Kanäle als Venedig. Viele davon sind zwar unpassierbar geworden, doch andere wurden restauriert und sind heute wahre Attraktionen. Der beste Ausgangspunkt für eine Kanaltour ist die Sherborne Wharf Marina in der Westside.

Birmingham Canal
Eine Kanalfahrt in Birmingham unternehmen

Entspannen im Botanischen Garten

Wer bei seinem Aufenthalt in Birmingham entspannen möchte, der sollte sich einen Besuch in den örtlichen Botanischen Gärten vormerken. Sie gehören zu den Schönsten und Artenreichsten im ganzen Land. Die Gärten befinden sich südwestlich des Stadtzentrums, nahe des South Campus der Birmingham City University. Die Botanischen Gärten bieten mehr als 7.000 exotischen und einheimischen Pflanzenarten ein Zuhause. In vielen gläsernen Pavillons lassen sich uralte Bonsaibäume oder unzählige Schmetterlinge bestaunen. Für Kinder gibt es einen speziellen Entdeckergarten, in dem einiges über die Welt der Pflanzen gelernt werden kann.

Birmingham Botanischer Garten
Erholung in einem der Botanischen Gärten

Einkaufen

Das Bullring Einkaufszentrum ist nicht nur von außen auffällig. Es bietet auch eine Menge moderner Waren von bekannten Marken an. Dazu gehören britische Modemarken ebenso wie internationale. Wer das Einkaufen liebt, wird hier sicher den ganzen Tag verbringen können. Falls ihr ein Souvenir aus England mitbringen möchtet, sollte etwas finden können. Die großen Einkaufszentren sind aber nicht der einzige Ort, an dem ihr gute Geschäfte machen könnt. Dazu gehört auch das Jewellery Quarter in Birminghams Norden. Auf engstem Raum bieten hier mehr als 150 Goldschmiede und Kunsthandwerker ihre Produkte an. Rund 40 Prozent des britischen Juwelierhandels soll hier stattfinden.

Nachtleben in Birmingham auskosten

Im Stadtteil Digbeth lohnt es sich, in das Nachtleben abtauchen. Dort finden Streetfood Markets und Flohmärkte statt. Trendige Clubs und alteingesessene Pubs wechseln sich ab und ermöglichen es, die Nacht zum Tag zu machen. Wer hingegen mit dem Narrowboat die Kanäle erkundet, der kommt sicherlich am Brindley Place vorbei. Hier haben sich einige angesagte Bars und Restaurants etabliert, die den Charme der alten Kanäle für die eigene Inszenierung nutzen. Ob Bierhaus oder Cocktaillounge – am Brindley Place gibt es alles, was das Herz am Abend begehrt.

Reise-Infos

Eine Reise nach England ist nach dem Brexit zwar nicht mehr ganz so einfach wie zuvor, aber mit unseren Tipps ganz sicher kein Problem. Eine einfache und schnelle Anreise, kaum Verständigungsprobleme sowie gute Unterkunftsmöglichkeiten machen Birmingham zu einem tollen Urlaubsziel.

Ideale Reisezeit und Reisedauer

Das Wetter in Mittelengland ist vergleichbar mit dem in Kontinentaleuropa. Birmingham liegt außerdem weit von der oft windigen Küste entfernt. Die Stadt eignet sich somit als Ziel für den Sommerurlaub, aber auch für die kleinere Frühlings- oder Herbstreise zwischendurch.

Birmingham ist eine recht große Stadt, die schon einige Tage in Anspruch nimmt, wenn ihr sie ausgiebig erkunden möchtet. Wer zudem noch Ausflüge plant, sollte besser einen Aufenthalt von mindestens einer vollen Woche einplanen. Bei einer Reise durch die Midlands eignet sich Birmingham zudem als Etappenziel.

Reisevorbereitung

Da Großbritannien nicht mehr der Europäischen Union angehört, ist eine Einreise nur mit dem Personalausweis nicht möglich. Ein gültiger Reisepass muss also vorliegen. Im Land wird mit dem Britischen Pfund bezahlt, so dass ein Geldumtausch notwendig ist.

Anreise und Fortbewegung vor Ort

Birmingham verfügt über einen großen internationalen Flughafen, der sich im Osten befindet. Flugzeuge aus vielen europäischen Städten steuern ihn an. Alternativ lohnt die Anfahrt mit dem Zug. Birmingham New Street ist der größte Eisenbahnknotenpunkt Großbritanniens und ein Muss für alle Zugliebhaber.

Die Innenstadt solltet ihr am besten zu Fuß erkunden, da es an jeder Ecke etwas zu entdecken gibt. Für längere Ausflüge empfehlen sich die städtischen Busse sowie die Midland Metro, eine Art Regional- und Stadtbahn, die Birmingham mit Nachbargemeinden verbindet.

Centenary Square Birmingham
Der Centenary Square grenzt an die Innenstadt

Sprache und Verständigung

In Birmingham wird natürlich in erster Linie Englisch gesprochen, was die Kommunikation sehr angenehm gestaltet. Allerdings ist der Akzent der lokalen „Brummies“, wie die Einwohner genannt werden, manchmal nicht einfach zu verstehen – selbst für Muttersprachler aus anderen Regionen Englands nicht.

Essen und Spezialitäten

Birmingham wird auch die Curry-Hauptstadt des Vereinigten Königreichs genannt. Tatsächlich ist ein traditionelles Curry das wohl typischste Gericht der Stadt. Mitgebracht von den Einwanderern aus Indien und Pakistan, gibt es das leckere und oft scharf gewürzte Pfannengericht an so gut wie jeder Ecke.

Hotels und Unterkünfte

Birmingham ist eine Millionenstadt und ein Urlaubermagnet. Daher gibt es eine große Auswahl von kleinen und großen Hotels sowie Pensionen in jeder Lage und Preisklasse. Am besten bucht ihr vorab, um möglichst gute Angebote abzupassen, vor allem in der Hochsaison im Sommer.

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