Chinesisches Neujahr feiern


Sich von der harten Arbeit des letzten Jahres erholen und das neue Jahr gebührend begrüßen – was bei uns in einer Silvesternacht passiert, feiern die Chinesen 15 Tage lang. Das Fest fällt immer in den Zeitraum vom letzten Monatsdrittel im Januar und den ersten beiden Monatsdritteln im Februar. Vielleicht seid ihr ja dieses Mal mit dabei?

Überblick

Für die Chinesen ist es wohl das wichtigste Fest des Jahres: Neujahrsfest oder auch Frühlingsfest genannt. Das ganze Jahr über freuen sich die Menschen auf die Feiertage, nehmen Urlaub und treffen viele Vorbereitungen, bevor die ganze Familie kommt. Beim Neujahrsfest treffen Menschen aus aller Welt zusammen und begrüßen das neue Jahr, welches immer im Zeichen eines Tieres steht.

Jedem Tier werden bestimmte Eigenschaften nachgesagt und diese auf die Menschen übertragen, die in dem Zeitraum eines bestimmten Tierkreiszeichens geboren wurden. Am 22. Januar 2023 beginnt das Jahr des Hasen. Er bildet das vierte Tierkreiszeichen aus dem chinesischen Horoskop, welches aus zwölf Tieren besteht. Er gilt als sanft, ruhig, freundlich und geduldig. Des Weiteren ist er verantwortungsvoll. Abgelöst wird der Hase 2024 vom Drachen, dem Symbol für Glück. Das heißt, alle Menschen, die in diesem Jahr zur Welt kommen, sind vom Schicksal begünstigt. Wer im Jahr der Schlange das Licht der Welt erblickt, also 2025, darf sich über Weisheit, Intelligenz sowie Intuition freuen.

Zum Chinesischen Neujahrsfest wird traditionell in Rot geschmückt
Zum Chinesischen Neujahrsfest wird in Rot geschmückt

Zwar richten sich die chinesischen Bürger in ihrem Alltag auch nach dem gregorianischen Kalender, doch der chinesische Mondkalender spielt gerade in Bräuchen und Traditionen noch eine besonders große Rolle. Traditionelle Veranstaltungen, wie Hochzeiten, Beerdigungen oder sogar Geschäftseröffnungen richten sich nach den Phasen des Mondes. Das Neujahrsfest fällt immer auf den Neumond zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar.

Legende der zwölf Tierkreiszeichen

Weltweit ranken sich zahlreiche Mythen und Legenden um die Entstehung der chinesischen Tierkreiszeichen. So soll Buddha einst ein Wettrennen veranstaltet haben, in dem alle Tiere des Königreiches gegeneinander antraten. Die ersten zwölf Tiere sollten als Ehre im chinesischen Kalender erscheinen und jeweils über das ganze Jahr regieren dürfen. Tatsächlich gewann die Ratte, welche das Jahr 2020 repräsentierte. Sie gewann mit List, da sie einen Fluss auf dem Rücken des Büffels überquerte. Kurz bevor er das Ufer erreichte, sprang sie vom Rücken und sprintete zum Ziel. Daher belegte der Büffel (Repräsentant des Jahres 2021) nur Platz zwei.

Chinesisches Neujahrsfest: Tradititionelle Lampions
Chinesisches Neujahrsfest: Tradititionelle Lampions

Der Tiger, der für das Jahr 2022 steht, machte den dritten Platz im Rennen, da er zwar schnell, aber sein dichtes Fell auch von Wasser durchtränkt war. Als Viertes kam der Hase ins Ziel. Das Tier des Jahres 2023 sprang über im Fluss befindliche Steine, rutsche aus und konnte sich dank eines im Wasser treibenden Baumstammes ans andere Ufer retten. Der Drache, dem das Jahr 2024 gewidmet ist, belegte nur den fünften Platz, obwohl er fliegen kann. Grund war, dass er während des Rennens von Menschen um Hilfe gebeten wurde und so Zeit verlor. Die Schlange, welche das Jahr 2025 verkörpert, gelangte als sechstes Tier über die Ziellinie, weil das Pferd, was dem Ende des Rennens schon entgegenblickte, von dieser erschreckt war. Das Schwein, das Tier des Jahres 2019, schaffte es als letztes Tier ins Ziel, weil es sich im Wasser wohl doch etwas zu wohl fühlte.

Darum wird Neujahr in China gefeiert

Dies ist jedoch nicht die einzige Sage, welche sich die Chinesen beim Feiern des neuen Jahres erzählen. So soll es im alten China ein bösartiges Monster namens Nian gegeben haben, welches sich das ganze Jahr über in einem dunklen See versteckt hielt. Zu Ende des Mondjahres ging es jedoch an Land und jagte die Menschen und deren Viehherden. So kam es, dass die Menschen jedes Jahr vor Beginn des Neujahrsfestes in die Berge flüchteten, um den Angriffen des Monsters zu entgehen. Doch eines Tages besuchte ein alter Mann das Dorf und das Monster erschien zum ersten Mal nicht.

Der Mann erklärte den Dorfbewohnern, dass das Monster die Farbe Rot verabscheue und mit ihr leicht zu ängstigen sei. Außerdem möge es keine lauten Geräusche und vor allem keine unbekannten Wesen. Würden die Bewohner des Dorfes also jedes Jahr aufs Neue das ganze Gebiet mit rotem Schmuck dekorieren und mit Trommeln, Musik und Feuerwerk gegen das Monster antreten, so ergreife es schnell wieder die Flucht. Kinder sollten Masken aufsetzten und sich mit roten Laternen schützen.

Als die Dorfbewohner diese Ratschläge annahmen, wurde das Monster Nian nie wiedergesehen. Auf Chinesisch heißt das Neujahrsfest „Guo Nian“, was übersetzt „Nian bezwingen“ heißt. So ist es bis heute Tradition, das Neujahr mit roten Farben, lauten Trommeln und kuriosen Masken zu feiern. Außerdem kommt immer wieder der tanzende Löwe zum Vorschein, der als friedlicher Zeitgenosse der Menschen auf Paraden an deren Seite steht, um dem Ungeheuer Angst zu machen. So begrüßen sie nicht nur das neue Jahr, sondern vertreiben auch die Furcht. Die Farbe Rot steht in China für Freude, Glück und Wohlstand.

Bräuche des chinesischen Neujahrsfests

Mit Feuerwerk und Paraden mit tanzenden Drachen erreicht das chinesische Frühlingsfest zwar seinen Höhepunkt, doch schon vorher treffen die Chinesen unheimlich viele Vorbereitungen. So stehen einige Tage vor dem großen Fest die Reinigung und Dekoration des Hauses an. Manche Chinesen nutzen diese Zeit im Jahr sogar dafür, das Haus neu zu renovieren. Neben den typischen roten Lampions werden außerdem Spruchbänder mit motivierenden Zitaten aufgehängt.

Da das chinesische Neujahrsfest mit Abstand das wichtigste Fest im ganzen Jahr ist, treffen in dieser Zeit Familien und weit voneinander entfernt lebende Freunde wieder aufeinander. Die Besuche der Freunde und Verwandten stehen im Vordergrund und die Kinder sowie die Ältesten der Familie erhalten zu diesem Fest sogar Geldgeschenke, die meist in roten Umschlägen verteilt werden. Doch auch Angestellten bekommen sie von ihren Chefs und religiöse Führer von ihren Anhängern – so werden jedes Jahr Milliarden an roten Umschlägen verteilt. Das Neujahrsfest ist ein Familienfest und ebenso wie bei uns werden in der Familie gegenseitig Wünsche für das neue Jahr verteilt. Doch auch die Digitalisierung macht vor solchen langjährigen Traditionen nicht Halt und modernere Familien senden sich die roten Umschläge sowie die Glückwünsche nur noch via Smartphone.

Die gemeinsam verbrachte Zeit dient trotzdem dazu, das zurückliegende Jahr voller schwerer Arbeit hinter sich zu lassen und zusammen auf ein glückliches neues Jahr zu hoffen. Während man sich früher eine ertragreiche Ernte wünschte, geht es bei den heutigen Neujahrsvorhaben eher um Karriere, Gesundheit und Erfolg.

Viele Chinesen feiern das Neujahrsfest mit der Familie
Viele Chinesen feiern das Neujahrsfest mit der Familie

Am Neujahrsabend, der im Jahr 2023 auf den 22. Januar fällt, gibt es ein großes Festessen, das „Wiedersehens-Essen“, bei dem traditionell Fisch und Hühnchen auf den Tellern der zahlreichen Gäste landen. Meist sitzen dabei mehrere Generationen an einem riesigen Tisch und genießen die gemeinsame Zeit. Dabei wird das Fenster des Hauses geöffnet, damit das Glück hereinkommen kann. Allerdings besagen die Traditionen auch, dass das Glück wieder verschwindet, wenn man sich am Tag des Neujahrs die Haare schneidet, den Boden kehrt, schwarze oder weiße Kleidung trägt oder sich neue Schuhe kauft.

Spät am Abend soll ein riesengroßes Feuerwerk das Monster des Jahres vertrieben werden – es dauert meist mehrere Stunden. So gibt es in China jährlich das größte Feuerwerk der Welt. 90 Prozent aller Feuerwerke werden von China in die Luft geschossen, um böse Geister mit viel Lärm zu vertreiben.

Am 15. Tag endet dann das chinesische Neujahrsfest – und zwar mit einer weiteren Veranstaltung, dem Laternenfest. Dabei werden zahlreiche Laternen aufgehängt, Kerzen angezündet und Süßigkeiten verspeist. Mit den Laternen soll den Geistern der Ahnen der Weg nach Hause beleuchtet werden. Das Essen süßer Speisen, wie Tangyuan, Klößchen aus Reismehl mit süßer Füllung, soll viel Glück bringen – ebenso wie das Baden in den Blättern der Pampelmuse. Noch vor einigen Jahren wurden die Laternen auf Booten ins Wasser oder auf Papierfliegern in die Lüfte entlassen, doch dies ist aufgrund des Brandschutzes nicht mehr üblich.

Reise-Infos für das chinesische Neujahr

Tatsächlich gilt das chinesische Neujahrsfest als „Massenimmigration“ oder „Völkerwanderung“, die dank der perfekt funktionierenden Fluggesellschaften, dem Handel und der öffentlichen Verkehrsmittel jedoch immer glückt. Mehr als eine Milliarde Menschen reisen in dieser Zeit im Land herum, um sich auf den Weg in die Heimat zu machen, Sehenswürdigkeiten in China zu besuchen und das chinesische Neujahr zu feiern – das sind vier Prozent der gesamten Weltbevölkerung. Es ist klar, dass in dieser Zeit ein Ausnahmezustand auf den Straßen und im öffentlichen Verkehr Chinas herrscht.

Geschmückter chinesischer Tempel
Geschmückter chinesischer Tempel

Falls ihr einmal kräftig mitfeiern möchtet und die Traditionen der Chinesen hautnah miterleben wollt, solltet ihr euren Urlaub in China also rechtzeitig und die Reise ins Reich der Mitte gründlich planen. Spät gebuchte Flüge können sehr teuer werden und Unterkünfte sind vielleicht gar nicht mehr verfügbar. Rechnet außerdem mit dichtem Gedränge in Zügen sowie vor Ticketschaltern. Restaurants und Geschäfte lassen ihre Türen am Neujahrstag und einen Tag davor meist komplett geschlossen. Seid ihr davon nicht abgeschreckt, steht eurer Reise nach China nichts mehr im Weg. Doch wann und wo wird das Fest denn überhaupt gefeiert?

Wann wird das chinesische Neujahr gefeiert?

Das Neujahrsfest 2023 beginnt am 22. Januar. An diesem Tag finden das Neujahrsessen, das Feuerwerk und die Feierlichkeiten statt. Die folgenden Tage sehen folgendermaßen aus:

  • Neujahrstag: gemeinsame Zeit mit Freunden und Familie
  • Zweiter Tag: Rückkehr verheirateter Töchter mit ihrem Mann und den Kindern
  • Dritter und vierter Tag: Besuch der Verwandten
  • Fünfter Tag: gemeinsames Frühstück mit chinesischen Teigtaschen (Jiaozi)
  • Siebter Tag: Geburtstagsfeier, an dem laut Mondkalender jeder ein Jahr älter wird
  • Neunter Tag: Anbeten des Jadekönigs
  • Fünfzehnter Tag: Laternenfest

Schafft ihr es Anfang 2023 nicht, nach China zu reisen, erfahrt ihr nun die Starts der folgenden Neujahrsfeste:

  • 10. Februar 2024: das Jahr des Drachen
  • 29. Januar 2025: das Jahr der Schlange
  • 17. Februar 2026: das Jahr des Pferdes

Wo wird das chinesische Neujahr gefeiert?

Nicht nur in China wird das Neujahrsfest so traditionell und ausgiebig gefeiert. Auch in anderen asiatischen Ländern, wie in Thailand, in Malaysia, in Brunei, in Singapur, in Indonesien oder in Vietnam werden die Bräuche fortgeführt. Ein Fünftel der gesamten Weltbevölkerung feiert das chinesische Neujahr.

Sogar in europäischen Großstädten, wie in den Chinatowns von London oder der Stadt der Liebe, Paris, feiern die Menschen das Frühlingsfest auf traditionelle Weise. Jedes Jahr strömen 500.000 Menschen in das Londoner Chinatown oder an den Trafalgar Square. Damit ist das Fest in London fast ebenso groß, wie das in Hongkong. Wollt ihr die Veranstaltung trotzdem in ihrem Geburtsland China feiern, sind dies die besten Orte dafür:

Tempelmesse in Beijing

Da ihr als Touristen wahrscheinlich nicht zu einem familiären Neujahressen eingeladen werdet, könnt ihr das Fest jedoch trotzdem mit vielen Aktivitäten und Unterhaltungsmöglichkeiten verbringen. Ob Jahrmarkt, Fasching, Oper, Show, Teezeremonie oder Handwerksmarkt – die Tempel der Großstädte bieten neben Tempelmessen meist ein abwechslungsreiches Programm zum Neujahrsfest an. So könnt ihr in Peking beispielsweise den Tempeln Ditan Park oder Dongyue einen Besuch abstatten und dort ins neue Jahr feiern.

Löwentanz in Guangzhou

Einer darf bei den festlichen Neujahrs-Paraden auf keinen Fall fehlen: der Löwe mit seinem Horn an der Stirn. Das verheißungsvolle Tier soll Glück bringen und daher kommen auf fast allen großen Straßen-Feiern verkleidete Löwen daher, die begleitet von Trommeln und Gongs eine tänzerische Darbietung zeigen, welche mit chinesischen Elementen der Kampfkunst verknüpft ist. Einen der größten Löwentänze könnt ihr in Guangzhou erleben.

Parade in Hongkong

In Hongkong findet eine der größten Paraden statt, bei der sich Menschen aus aller Welt auf den Straßen versammeln und ähnlich wie beim Karneval in bunten Kostümen tanzen und auf selbstgebauten Wagen feiern. Am nächsten Tag gibt es am Viktoria Hafen ein riesiges Feuerwerk und eine spektakuläre Lichtshow, bei der bunte Laser an die umliegenden Gebäude gestrahlt werden – diese Show solltet ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen.

Feuerwerk zum neuen Jahr in China
Feuerwerk zum neuen Jahr in Hongkong

Pferderennen in Hongkong

Am dritten Tag des Frühlingsfestes findet in Hongkong ein Pferderennen statt, bei dem mehr als 100.000 Zuschauer auf den Sha Tin Rennplatz strömen. Neben dem Löwentanz als Eröffnungsshow finden hier nicht nur das Pferderennen, sondern ebenso viele kulturelle Aufführungen und Shows statt, die das neue Jahr in Empfang nehmen.

Beten in den Tempeln Chinas

Trotz all der Festlichkeiten ist das chinesische Neujahrsfest auch ein Fest, an dem besonders für Buddhisten das Beten einen großen Stellenwert einnimmt. Auch ihr könnt in diese religiöse Tradition eintauchen, einen chinesischen Tempel besuchen und dort euer Jahr tief in euch gekehrt, Revue passieren lassen.

Diese Tempel könnt ihr beispielsweise besuchen:

  • Emei Berg
  • Lingyin Tempel in Hangzhou
  • Nengren Tempel in Guilin
  • Jadebuddha Tempel in Shanghai
  • Lamatempel in Beijing
  • Chenghuang Tempel in Hangzhou

In diesem Sinne wünschen wir euch ein Xīnnián kuàilè! (新年快), ein “sshin-nyen kwhy-luh”, frohes neues (chinesisches) Jahr.

Chenghuang Tempel in Hangzhou
Der Chenghuang Tempel in Hangzhou
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