Chios – Insel in der Ägäis

Die Insel des Mastixharzes vereint alle Landschaften, die man in Griechenland vorfinden kann: Der Norden ist rau und felsig, der Süden hingegen besticht durch grüne Täler, Pinienwälder und Zitrushaine. Entlang der Küsten liegen fast menschenleere Kies- und Sandbuchten. Wer Urlaub abseits der großen Touristenströme machen möchte, wird auf Chios ideale Bedingungen für einen Traumurlaub vorfinden. Aber auch Fans von Aktivurlauben kommen auf der Mittelmeerinsel voll und ganz auf ihre Kosten.

Chios ist eine sehr bergige Insel und liegt im östlichen Teil der Ägäis, nur wenige Kilometer vor der türkischen Küste entfernt. Deshalb kann man einen Urlaub auf Chios auch mit Tagesausflügen ins türkische Çeşme oder das etwas weiter entfernte Ephesus verbinden. Obwohl Chios nach Kreta, Euböa, Lesbos und Rhodos die fünftgrößte Insel von Griechenland ist, ist sie – verglichen mit den vorgenannten Inseln – vielen Reisefreunden immer noch eher unbekannt. Der Menschheit ist sie allerdings schon wesentlich länger ein Begriff: Die Spuren der Besiedlung reichen 5.000 Jahre zurück. Chios stand unter persischer, byzantinischer, venezianischer, genuesischer und osmanischer Fremdherrschaft.

Die Geschichte der griechischen Insel in der Ägäis ist eine bewegende Abfolge von despotischen Machthabern, daraus resultierenden stetig wechselnden Kulturen, Naturkatastrophen, dem Massaker von Chios, aber auch Blütezeiten großen Reichtums und steten Wirtschaftswachstums. Man könnte fast meinen, ihre Geschichte hätte geografische Spuren auf der Mittelmeerinsel hinterlassen. Steinig und rau auf der einen, reichlich bewachsen und florierend auf der anderen Seite.

Seit dem Mittelalter erfreute sich die Region an großem Wohlstand. Besonders italienische Kaufleute machten einen Anspruch auf die Insel geltend. Seit 1272 stand Chios unter der Regierung von Venedig, ab 1346 übernahm Genua die Herrschaft. 1566 regierten schließlich die Osmanen. Im Rahmen des Griechischen Unabhängigkeitskrieges (1821–1829) kam es zu zahlreichen Aufständen gegen die Türken.

Fotogene Windmühlen, wildromantische mittelalterliche Gassen und Museen, die einen detaillierten Einblick in die Inselgeschichte bieten: Auf Chios erwartet euch ein bunter Mix aus Architektur, Naturphänomenen und UNESCO-Weltkulturerbe.

Mastrix ist ein seltenes und sehr beliebtes Harz, das aus dem so genannten Mastrixstrauch gewonnen wird. Die gesamte südliche Region der Insel Chios hat den Namen Mastichoria. Hier finden sich zahlreiche alte Siedlungen, die im Stil der damalig vorherrschenden italienischen Architektur erbaut und in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO aufgenommen wurden. Die Gebäude sind so errichtet, dass sie die äußeren Begrenzungswände eine Verteidigungsmauer mit Schießscharten bildeten.

Von allen Mastixdörfern sind diejenigen am besten erhalten, die durch das Erdbeben von 1881 nicht wesentlich beschädigt wurden. Dies sind die Dörfer: Pyrgi, Mesta, Olimpi sowie Vessa, Kalamoti und Elata. Noch heute wird Mastix gewonnen, und zwar den ganzen Sommer über. Der Prozess ist relativ aufwendig: Der Boden um den Baum wird gereinigt und danach der Baum mit einer besonderen Nadel ungefähr drei Millimeter tief eingeritzt, so dass das Mastix langsam herauslaufen kann. Nach fünfzehn Tagen, wenn es fester geworden ist, wird es eingesammelt. In Europa wird auf Chios am meisten Mastix produziert. Wer ein Andenken von der Insel mit nach Hause nehmen möchte, kauft ein Produkt, in dem das Harz verarbeitet wurde. Ein Klassiker ist Kaugummi, Mastix findet sich aber auch in Zahnpasten, Backwaren, Limonaden und Spirituosen wieder.

In einem grünen Tal in der Inselmitte gelegen wartet das byzantinische Kloster Nea Moni auf Besucher. Bekannt ist es wegen der schönen Mosaike in der Kirche der Anlage. Diese stellen thematisch Szenen aus dem Leben Christi und der Erzengel Michael und Gabriel dar. Die Kuppel der Kirche und der Glockenturm stürzten beim einem Erdbeben im Jahr 1881 ein, wurden aber 19 Jahre später wieder aufgebaut. In den 1960er Jahren wurden die Mosaike restauriert.

Heute leben Nonnen im Kloster und im Nordwesten der Anlage findet sich ein kleines Museum, bei dem sich kulturinteressierte Besucher über die bewegende Geschichte der Anlage informieren können.

Unweit des Mastixdorfes Olimpi liegt die gleichnamige Tropfsteinhöhle, die im Jahr 1985 von Archäologen entdeckt wurde. Über eine große Halle gelangen Besucher zum Eingang der Höhle. Mit lediglich 30 x 30 Metern Größe recht klein, jedoch dank der faszinierenden Kaskaden aus Tropfstein absolut sehenswert ist die Olimpis Cave ein absolutes Must-see auf Chios. Ein Loch in der Höhlendecke sorgt für außergewöhnliche Lichtspiele und entführt euch an einen magischen Ort, an dem ihr eurer Fantasie freien Lauf lassen könnt.

Ihr seid Fans von Lost Places und Geisterstädten? Dann ist diese Sehenswürdigkeit ein absolutes Muss für euch! Gespenstisch, mysteriös und faszinierend: Das mittelalterlich-byzantinische Dorf von Anavatos zieht einen sofort in seinen Bann. Bei einer Wanderung durch die Ruinen der Siedlung stoßt ihr auf die Überreste einer alten Schule und mehrerer Kirchen. Nach zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen in der Gegend stand der Wiederaufbau des Dorfes unter keinem guten Stern, denn 1881 fielen die alten Gemäuer einem Erdbeben zum Opfer. Bis auf ein Café am Ortseingang ist das Dorf, das sich 19 Kilometer von Chios-Stadt entfernt befindet, völlig menschenleer.

Das Archäologische Museum von Chios-Stadt ist mit einer imposanten Gesamtfläche von 2.500 Quadratmetern definitiv ein Muss für alle Kultur- und Geschichtsinteressierten. Aber auch Laien werden sich von der Ausstellung im dritten Stock des Gebäudes, welches 1999 komplett renoviert wurde, unterhalten fühlen. Hier könnt ihr Artefakte wie beispielsweise Vasen, Goldschmuck, Terrakotta-Figuren und Grabbeigaben bestaunen.

Nur einen kleinen Fußmarsch weiter erwartet euch das Byzantinische Museum in der Nähe des zentralen Platzes (Vounaki Square). Hier werden Skulpturen aus der frühen christlichen sowie aus der byzantinischen Periode, Kunst aus der Zeit der Genuesen und auch Sammlungen der islamischen Kunst ausgestellt.

Aufgrund der liebevoll dekorierten Außenfassaden seiner Häuser wird Pyrgi auch „Das bemalte Dorf“ genannt. “Xistà” nennen die Griechen diese außergewöhnlichen Motive. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die mittelalterliche Siedlung bereits vor dem 10. Jahrhundert entstand. Seinerzeit ließen sich die Bewohner hier nieder, um sich vor Angriffen von Piraten zu schützen.

Noch heute zeigt sich Pyrgi authentisch und vor allem traditionell. Der idyllische Dorfplatz Platia Livadi lädt zum Verweilen ein und beim verträumten Spaziergang durch die engen Gassen des Dorfes flaniert ihr an zahlreichen alten byzantinischen Kirchen vorbei. Der Bau der Kirche Kato Panagia am Hauptlatz wurde mit den für Pyrgi typischen „Kratzmustern“ versehen.

Steht euch nach diesem ausgiebigen Sightseeing jetzt der Sinn nach ein wenig Erholung und Abkühlung? Dann kommen wir nun zu weiteren Highlights der Insel Chios: Die Strände der Region sind allesamt für ihr kristallklares Wasser und optimalen Bedingungen für ein relaxtes Bad in der Sonne geeignet. Und einmal mehr zeigt sich der Vorteil eines touristischen Geheimtipps, denn überlaufen ist keiner der Küstenabschnitte. Chios ist eben eine wahrlich (noch) unbekannte Perle in der Ägäis.

Der Strand von Glaroi, der auch als Moni Mirsinidiou bekannt ist, gehört zu den besten Badeplätzen von Chios. Es erwarten euch spiegelglattes Wasser und beeindruckende Landschaften. Der Küstenabschnitt ist lediglich sieben Kilometer von Chios-Stadt entfernt und kann bei Bedarf auch ganz einfach mit dem Bus erreicht werden. Für unbekümmerten Komfort sorgen zahlreiche Sonnenliegen und eine Beachbar im hinteren Teil des Strandes.

Einem Vulkanausbruch aus antiken Zeiten verdankt dieser Traumstrand seine schwarzen Kieselsteine. Gemischt mit dem Azurblau des Meeres und den vielen farbenfrohen Blüten, die am Rand des Strandes zu finden sind, ergibt sich eine einzigartige Farbkomposition. Sonnenschirme fehlen an diesem verlassenen Fleckchen Paradies. Denkt also daran, euch vor eurem Besuch ausgiebig einzucremen oder selbst einen Sonnenschirm mit im Gepäck dabei zu haben. Snacks und Getränke gibt es in einem Bistro, das fußläufig vom Strand zu erreichen ist. Auf Chios gibt es für den Mavra Volia eine Art ungeschriebenes Gesetz, an das sich alle Einheimischen und Touristen halten: Die faszinierenden vulkanischen Kieselsteine verschwinden auf keinen Fall als Souvenir in der Strandtasche. Nur so können alle Besucher sichergehen, dass dieses Idyll auch in einigen Jahren noch existiert.

Dieser Strand ist bis auf ein paar zerstreute Kieselsteinchen größtenteils sandig. Ein idealer Ort also für einen ausgedehnten Spaziergang am Wasser. In der Nähe befindet sich eine kleine Kapelle, nach der der Strand benannt ist. Annehmlichkeiten, wie öffentliche Toiletten, Restaurants und einen Sonnenliegenverleih sucht ihr hier vergebens. Dafür erwartet euch ein ruhiges Naturidyll, in dem die Zeit stillzustehen scheint.

Im Nordwesten der Insel gelegen und nur zwei Kilometer südlich des Dorfes Sidirounta ist dieser Strand ein absoluter Geheimtipp auf Chios. Hier genießt ihr das ursprüngliche Griechenland. Der Küstenabschnitt selbst bietet viel Ruhe und Abgeschiedenheit. Nach einem kleinen Spaziergang ins Inselinnere jedoch findet ihr jede Menge Tavernen und Restaurants. Das Wasser verspricht eine erfrischende Abkühlung und ist außerordentlich klar. Ein idealer Strand zum Schnorcheln.

Die kulturellen Highlights von Chios sind besucht und nach ein paar erholsamen Stunden am Strand habt ihr bereits Hummeln im Hintern und wollt zum aktiven Teil eures Urlaubs übergehen, dann haben wir hier noch ein paar Tipps für eure Freizeitgestaltung auf der fünftgrößten Insel Griechenlands.

Wer die berauschenden Düfte und die mittelalterlichen Dörfer, die ihre einmalige Atmosphäre bewahrt haben, unverfälscht erleben will, sollte auf Chios auch wandern. Zahlreiche Wege unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade, vom einfachen Spaziergang bis hin zu anspruchsvollen Klettertouren, stehen zur Wahl. Das wilde Kalksteinmassiv des Pelineon-Gebirges mit seinen Dörfern, in denen die Zeit scheinbar stehen geblieben ist, ist es wert, zu Fuß entdeckt zu werden.

Der Giosonas-Wanderweg führt durch die gleichnamige Schlucht und ist mit seinen insgesamt zwölf Kilometern Strecke nicht unbedingt etwas für Anfänger. Hunde sind erlaubt und können teilweise sogar ohne Leine laufen. Die Strecke ist bei Abenteurern besonders beliebt, da sie das Wandern mit Canyoning kombiniert. Während der Aufstieg noch relativ einfach ist, setzt beim Abstieg, der teilweise durch Abseilen bewältigt werden kann, die Adrenalinproduktion auf Hochtouren ein. Auf dem Lithi Wanderweg geht es wesentlich gemächlicher zu. Die Strecke ist lediglich vier Kilometer lang und kann auch als Wanderung mit Kindern bewältigt werden. Der Weg wurde von den Einwohnern von Chios besonders gerne während der türkischen Besetzung genutzt. Heute gibt es keinen Grund mehr, auf geheimen Pfaden zu wandeln, jedoch belohnen der Ausblick auf das kleine Dörfchen Lithi, das Küstengebiet und die abgelegene Bucht umgeben von unberührter Natur für den idyllischen Umweg um die Hauptstraßen.

Mit der Fähre gelangt ihr einfach und vor allem recht schnell ans türkische Festland. Die Überfahrt dauert lediglich eine halbe Stunde und bietet einen wunderschönen Ausblick auf die gesamte Region vom Meer aus. Bei der Einreise in die Türkei gibt es für deutsche Staatsbürger nicht viel zu beachten. Für einen kurzen Aufenthalt braucht ihr kein Visum und ein Reisepass oder Personalausweis reichen für die Grenzkontrolle vollkommen aus.

Die Fähre bringt euch nach Çeşme, einem Juwel an der Küste, das für seine wunderschöne Marina, die imposante Burg und zahlreiche Wassersportmöglichkeiten wie Surfen und Parasailing bekannt ist. In direkter Nachbarschaft wartet die mediterrane Hafenstadt Alaçatı auf euch. Neben jeder Menge Traumstränden gibt es hier auch eine berühmte Thermalquelle, die Pazaryeri Camii Moschee und einen farbenfrohen Wochenmarkt zu besichtigen.

Von glasklaren Wasser der Ägäis haben wir ja bereits geschwärmt. Auf Chios bietet es sich an, auch einmal abzutauchen. Denn unter der Meeresoberfläche gibt es jede Menge zu sehen. Bei einem Schnupperkurs müssen Anfänger nicht einmal besonders tief tauchen, um auf faszinierende Fische und wunderschöne Korallen zu treffen. Erfahrenen Tauchern ist die so genannte „Große Mauer“ ans Herz zu legen. Hier gibt es jede Menge farbenfrohe Korallenriffe und auch ein Schiffswrack zu entdecken.

Habt ihr nun Lust auf einen Urlaub in Griechenland bekommen? Dann geben wir zum Schluss wie immer noch ein paar hilfreiche Reisetipps an die Hand, die euch vorab bei der Planung und Buchung sehr hilfreich sein könnten.

Im Zeitraum von April bis Mitte Oktober lässt es sich auf Chios gut aushalten, dann ist es zumeist trocken. Danach beginnen die regenreichen Monate, wobei der November noch moderat ausfällt. Tagestemperaturen zwischen 11 und 17 Grad lassen dann problemlos Städteerkundungen und Wanderungen zu. Zum Baden macht man sich zwischen April und September auf nach Chios, dann beträgt die Temperatur der Ägäis über 20 Grad. Der Höhepunkt ist im Juli und August mit 25 bis 26 Grad erreicht, dann ist es allerdings mit Lufttemperaturen von über 30 Grad recht heiß. Wem ein knapp unter 20 Grad warmes Mittelmeer nichts ausmacht, ist auch im Oktober noch gut für einen Badeurlaub aufgehoben.

Deutsche Staatsbürger benötigen für die Einreise lediglich einen Personalausweis oder Reisepass sowie ein paar Euro im Gepäck. Das macht Chios zu einem Geheimtipp auch für spontane Kurzurlaube. Dank der möglichen Direktflüge aus München oder Stuttgart ist die Insel sehr gut mit dem Flugzeug zu erreichen. Vom vier Kilometer südlich der Stadt Chios gelegenen Flughafen bringen Taxis und Shuttlebusse die Urlauber zu ihren Hotels. Deutlich mehr individuelle Reiseflexibilität bietet da selbstverständlich ein Mietwagen. Wer hier Zeit und auch Geld sparen möchte, bucht sich den Leihwagen am besten bereits in Deutschland vor Reisebeginn.

Öffentliche Verkehrsmittel sind das günstigste Transportmittel und gleichzeitig eine unterhaltsame Art, die Region zu erkunden. Lokale Busse bringen die Besucher zu den beliebtesten Hotspots auf dem Eiland. Der zentrale Busbahnhof befindet sich in Chios-Stadt. Taxis und bei größeren Gruppen auch Transferbusse bieten Unabhängigkeit von Fahrplänen, kosten jedoch auch deutlich mehr und müssen nicht selten im Voraus gebucht werden.

Durch die Nähe zum türkischen Festland und die bewegte Vergangenheit der Insel finden sich einige Einwohner, die nach wie vor Türkisch sprechen. Jedoch ist die Landessprache Griechisch. Wir raten dazu, einige Höflichkeitsfloskeln vorab zu lernen, da Chios touristisch noch nicht so weit entwickelt ist, dass hier jeder Englisch oder sogar Deutsch spricht. Und denkt immer daran: Ein freundliches Lächeln öffnet auf der ganzen Welt Türen.

Die Bewohner von Chios verwenden Mastix traditionell als Weihrauch, Medizin oder Kaugummi. Seit einiger Zeit hat das Harz jedoch auch Einzug in der Küche gehalten. Hier wird es vor allem zur Verfeinerung von Süßspeisen verwendet. Eine weitere Besonderheit der Insel sind Tomatenpflanzen, die fast ohne Wasser auskommen. Ihre kleinen Früchte werden zum Trocknen an die frische Luft gehängt. So bleibt ihr Inneres besonders lange saftig.

Typische Gerichte auf Chios sind:

Große Hotelketten haben sich auf Chios noch nicht angesiedelt. Das macht die griechische Insel zu einem tollen Geheimtipp für Urlaubsfans. Reisende müssen dabei jedoch auf keinen Fall auf Komfort und Luxus verzichten. Ein Großteil der Unterkünfte liegt sogar direkt am Strand. Zusätzlich können hauseigene Spas und ein Swimmingpool für noch mehr Annehmlichkeiten sorgen.