Manch einer feiert das quirlige und doch reich mit historischen Sehenswürdigkeiten geschmückte Cluj-Napoca als heimliche Hauptstadt Rumäniens. Und das geht nicht nur von den zahlreichen Studenten aus! Entdeckt einen Geheimtipp für das südosteuropäische Land und freut euch auf viel Kultur in allen Varianten.
Überblick
Im Nordwesten von Rumänien, einem vergleichsweise von Urlaubern selten besuchten Reiseziel, begrüßt euch ein Juwel unter den kaum bekannten Reisezielen: Cluj-Napoca. Die Stadt mit den vielen Namen – auf Deutsch heißt sie „Klausenburg“ und auf Ungarisch „Kolozsvár“ – beeindruckt durch ihr reiches geschichtliches Erbe aus einem Schmelztiegel der Kulturen. Es finden sich sowohl rumänische als auch ungarische und deutsche Einflüsse vor Ort, was sich teilweise sogar in den gesprochenen Sprachen und öffentlichen Angeboten widerspiegelt.
Während im Zentrum ein Mix aus alten Kirchen, sehenswerten Bauwerken und modernen Einkehrmöglichkeiten herrscht, könnt ihr vor Stadt in den dichten Wäldern wandern gehen. Oder ihr erklimmt einen der Berggipfel an den Ausläufern der Karpaten in Siebenbürgen beziehungsweise Transsilvanien und erhascht zauberhafte Blicke über die mysteriöse Region, in der laut Legendenbildung Vampire zu Hause sind. Cluj-Napoca hat einerseits genau die richtige Balance aus Abwechslung sowie Trubel und andererseits aus Entspannung sowie Gemütlichkeit gefunden!
Sehenswürdigkeiten
Die meisten Urlauber beginnen in Cluj-Napoca mit dem Sightseeing, zum Beispiel am zentralen Piața Avram Iancu Platz. Kein Wunder, dass die Stadtbesichtigung an erster Stelle steht: Schaut euch die folgenden Highlights einmal genauer an! Schon in der Vorschau machen sie Lust auf eine gedankliche Reise in die Vergangenheit.
Kirche St. Mihail
Gotische, barocke und mit unterschiedlichen Stilen begeisternde Gotteshäuser prägen in der Innenstadt das Bild. Allen voran: die Kirche St. Mihail, auch bekannt als Klausenberger Michaelskirche. Sie wurde zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert errichtet. Das imposante Gebäude ziert den nahe des Piața Avram Iancu Platzes befindlichen Unirii-Platz und repräsentiert eindrucksvoll den gotischen Stil. Es ist eine großzügige Hallenkirche der römisch-katholischen Stadtgemeinde von Cluj-Napoca.
Orthodoxe Kathedrale
Eines der wichtigsten religiösen Gebäude in Cluj-Napoca ist die orthodoxe Kathedrale im neobyzantinischen Stil aus den 1920er-Jahren. Das historische Denkmal ist außerdem die dritthöchste Kathedrale des Landes und ein Werk der bekannten Architekten Constantin Pomponiu und Georges Cristinel. Gewidmet ist der Sakralbau der Himmelfahrt der Muttergottes. Im Inneren der Kirche werdet ihr künstlerische Mosaike sehen, die in Rumänien eher eine Seltenheit sind.
Franziskanerkirche und -kloster
Vorwiegend im Barockstil, aber auch mit gotischen Elementen ausgestattet, zeigt sich die Franziskanerkirche in einer alten Zitadelle. Sie wurde im 13. Jahrhundert in ihr heutiges Gewand gehüllt und mit der Unterstützung des Fürsten Johann Hunyadi entstand ein zusätzliches Kloster. Nach Auflösung des Franziskanerordens wurde das Kloster ab dem Jahr 1556 nicht mehr für religiöse Zwecke genutzt. Heute ist ein Teil allerdings wieder im Besitz der Franziskaner.
Schneiderbastei
Wahrscheinlich aus dem 15. bis 17. Jahrhundert stammt die Schneiderbastei, die auch „Schneiderturm“ genannt wird. Sie gehörte zum Komplex der Alten Festung von Cluj-Napoca und ist der davon einzig erhalten gebliebene Turm. Dieses geschichtsträchtige Überbleibsel musste einige Zerstörungen über sich ergehen lassen. Sein jetziges Erscheinungsbild beruht überwiegend auf Umbauten und Sanierungen des frühen 18. Jahrhunderts, aber auch vor ein paar Jahren kamen Renovierungen hinzu. Im Inneren gibt es einen Ausstellungsraum sowie ein Café.
Der Name „Schneiderbastei“ rührt daher, dass Schneider der früheren Zeit für den Bau und Erhalt des Turmes verantwortlich waren. Weitere Berufsgruppen wie Schuhmacher oder Töpfer kamen für andere Türme der Verteidigungsmauer auf.
Königliches Geburtshaus und Denkmal
Die ungarischen Einflüsse in Cluj-Napoca werden spätestens mit einem Blick auf das Geburtshaus von Matthias Corvinus deutlich. Bei ihm handelt es sich um den Sohn des zuvor erwähnten Johann Hunyadi, der am Klosterbau beteiligt war. Corvinus war ein ungarischer König aus dem 15. Jahrhundert, der in dem mittelalterlichen Haus im Jahr 1443 das Licht der Welt erblickte. Angeblich ist er auch später, getarnt als einfacher Bürger, in seine Geburtsstadt zurückgekehrt. Das Gebäude kann vorwiegend von außen betrachtet werden, ist doch im Inneren die Universität für Kunst und Design angesiedelt. Wer das Gebäude besuchen möchte, sollte aufgrund von Renovierungsarbeiten auf eventuell geänderte Öffnungszeiten achten. Andernfalls können lediglich Teile des Hauses erkundet werden. Des Weiteren wurde König Matthias Corvinus ein Denkmal in der Innenstadt gewidmet. Besonders in Ungarn galt er durch seine kulturellen Impulse auf die städtische Wirtschaft und Verwaltung als einflussreich.
Ungarisches Staatstheater
Das Theater ist ein weiteres Beispiel für ungarische Bauten in Cluj-Napoca und ist im Nationalen Register historischer Denkmäler aufgeführt. Seit dem frühen 20. Jahrhundert gilt es als feste Institution der Stadt, in der in ungarischer Sprache gestaltete Theaterstücke aufgeführt werden. Mehr als 800 Personen können in dem Theater Platz finden.
Ausflugstipp Schloss Bánffy
40 Minuten mit dem Auto trennen euch von einem der schönsten Schlösser der Gegend, das den klassisch mystischen Charme von Siebenbürgen mitbringt. Das Schloss Bánffy stammt aus dem Mittelalter und wurde schon mehrfach liebevoll restauriert. Geplant ist nach der Fertigstellung der Sanierungen, die auch King Charles von England mitfinanziert haben soll, ein allgemeines Zentrum für Restaurierungen von Baudenkmälern zu errichten. Die Mischung aus Renaissance und Barock fasziniert bei dem Burggebäude ebenso wie die Elemente der Neogotik.
Aktivitäten
Die Erholung im Urlaub kann viele Gesichter haben, wie etwa die folgenden mit den Schwerpunkten Kultur und Natur. Die Freizeittipps fokussieren sich auf Entspannung und darauf, die Seele baumeln zu lassen.
Museen besuchen
Wenn die Ausflüge durch die Stadt beim Besichtigen noch nicht ganz ausgereicht haben, um euren Kulturhunger zu stillen, schaut euch gern die Museen des Ortes an. Diese sind in vielseitigen Themengebieten angesiedelt. Im Siebenbürgischen Ethnographischen Museum werden beispielsweise mehr als 40.000 Objekte aus dem 17. bis 20. Jahrhundert ausgestellt. Diese zeigen die traditionelle Lebensweise der bäuerlichen Bevölkerung dieser Zeit.
Das Nationalmuseum für Siebenbürgische Geschichte ist ebenfalls interessant, präsentiert es doch eine Mischung aus Dauer- und Wechselausstellungen aus den Bereichen der Archäologie und Geschichte. Die Institution soll bereits im 19. Jahrhundert entstanden sein.
Wandern und Spazieren
Wanderungen im Umland von Cluj-Napoca bilden den perfekten Kontrast zum städtischen Trubel und dem kulturellen Angebot. Nur wenige Kilometer außerhalb des Stadtzentrums dominieren Waldgeruch und herrliche Stille, lediglich unterbrochen von den einheimischen Tieren, die zur Beobachtung und Naturfotografie einladen.
Beliebte Wanderstrecken führen beispielsweise zu den Hügeln der Stadt Feleacu. Sie liegen 20 Minuten von Cluj-Napoca entfernt und verwöhnen euch mit einer traumhaften Aussicht über die Dächer der Stadt. Auf dem Gipfel befindet ihr euch in ganzen 700 Metern Höhe! Dazu gesellen sich Wälder, Täler und Landschaftspanoramen mit Flüssen und Seen.
Nachtleben feiern
Wer sich doch noch mehr Action wünscht, darf nach Sonnenuntergang in der Stadt so richtig aufdrehen. Denn das Nachtleben von Cluj-Napoca kann sich sehen lassen und lädt alle, die nach den aufregenden Urlaubstagen nicht zu müde sind, zum Mitmachen ein. Entweder werden lokale Köstlichkeiten probiert oder das Tanzbein in den Diskotheken geschwungen. Auch Besonderheiten wie Festivals und Konzerte an der frischen Luft sind keine Seltenheit in der pulsierenden Universitätsstadt. Wer Lust auf die nächtliche Abwechslung hat, nimmt am besten Kurs auf die Partymeile rund um die Universitätsstraße. Doch auch anderswo trefft ihr sicher auf Feierlustige.
Salzbergwerk besichtigen
Das Salzbergwerk Salina Turda ist ein Ausflugsziel, das nach einer Fahrt von knapp 45 Minuten mit dem Auto erreichbar ist und somit auch als Halbtagestrip punktet. Zu sehen gibt es eines der ältesten Salzbergwerke Rumäniens, das die hohe Priorität dieser Arbeit seit dem elften Jahrhundert hervorhebt.
Mehrere Jahrhunderte lang wurde in der Mine von Turda Salz gefördert. In der Vergangenheit auch als Luftschutzbunker und dann als Käselager genutzt, dient es seit dem Jahr 2010 als Freizeitpark 120 Meter unter der Erde. Bowling, Riesenrad oder Minigolf sind in dieser Umgebung eine skurrile Besonderheit. Darüber hinaus erfahrt ihr Interessantes über ehemalige Abbauwerkzeuge und die Geschichte des Salzbergwerkes.
Schwimmen gehen
Aus der langen Tradition der alten Salzbergwerke sind inzwischen mineralisierte Seen entstanden. Die Durgău-Seen befinden sich direkt in der Nähe des Salzbergwerkes und bieten neben Erholung auch therapeutisches Potenzial bei Krankheiten wie Rheuma. Heute breitet ihr euer Handtuch am gleichnamigen Strand aus.
Im Parcul Balnear Toroc Dej könnt ihr in verschiedenen Pools, die mal über Süß- und mal über Salzwasser verfügen, baden gehen. Der 40.000 Quadratmeter große Park wurde im Jahr 2010 eröffnet. Die Lage auf einem Hügel bezaubert mit weitläufigen Ausblicken, für sportliche Vielfalt sorgen Tennis- und Fußballplätze. Bei schlechtem Wetter könnt ihr bequem auf einen der Innenpools vor Ort ausweichen. Euch trennt ab Cluj-Napoca nur rund eine Stunde Autofahrt von Dej.
Grüne Lungen der Stadt
Darf es etwas ruhiger zugehen, nehmt Kurs auf den Stadtpark Simion Bărnuţiu, der seit dem frühen 19. Jahrhundert öffentlich zugänglich ist. Seit 2010 gehört er zu den historischen Denkmälern der Region. Sehenswert ist der Chios-See als zentraler Erholungsort der grünen Oase, doch auch das mit bunten Programmen gesegnete Sommertheater und ein Casino sind typische Anziehungspunkte. Weiterhin toll: ein Kinderspielbereich, ein Springbrunnen, ein Pavillon mit Restaurant und frei verwendbare Fitnessgeräte.
Im Botanischen Garten von Cluj-Napoca ist das Ambiente ähnlich naturnah wie im Stadtpark. Auf 14 Hektar bestaunt ihr mehr als 10.000 Pflanzen. Bei Regen lohnt sich ein Gang durch die Gewächshäuser.
Stadionbesuch
Die Cluj Arena ist seit dem Jahr 2011 das Stadion der Stadt und wird die meiste Zeit für Fußballspiele genutzt. Die Leichtathletikbahn ermöglicht aber auch die Austragung olympischer Wettkämpfe. Wer kein Fan von Sportveranstaltungen ist, sollte jetzt die Ohren spitzen. Denn hier finden auch hin und wieder Konzerte statt. Bei der Einweihung der Arena füllte eine deutsche Rockband mit mehr als 40.000 Zuschauern die Reihen. Seit 2015 ist das größte Musikfestival Rumäniens, das „Untold Festival“, hier zu Hause. Meist findet es Anfang August statt, informiert euch also am besten vorher im Netz, damit ihre keine spannende Veranstaltung verpasst.
Reise-Infos
Die Reise nach Cluj-Napoca plant ihr am besten mit einer übersichtlichen Liste. Die wichtigsten Infos dafür folgen wie gewohnt zum Schluss, sodass ihr auf alles gut vorbereitet seid.
Ideale Reisezeit und Reisedauer
Das Klima von Cluj-Napoca ähnelt dem deutschen Wetter, sodass ihr bei einem gewünschten Wanderurlaub das Frühjahr oder den frühen Herbst bevorzugen solltet. Auch beim Sightseeing punkten die gemäßigten Temperaturen dieser Jahreszeiten. Wenn ihr baden und die Sonne genießen möchtet, solltet ihr zwischen Juni und August anreisen, müsst aber mitunter mit Hitze von 30 Grad Celsius und mehr rechnen.
Durch den relativ kurzen Direktflug nach Cluj-Napoca von Deutschland aus eignet sich die Stadt als Ziel für einen Wochenendtrip. Von Berlin aus benötigt ihr zum Beispiel unter zwei Stunden. An zwei Tagen schafft ihr in Klausenburg die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Für Wanderungen und Tagestrips solltet ihr zusätzliche Zeitfenster einplanen.
Währung und Bezahlung
Bei der Währung müsst ihr vorsorgen, der Euro wird nur in wenigen Einrichtungen in Rumänien akzeptiert. Tauscht also etwas Bargeld in die Landeswährung, den Rumänischen Leu, um. Das könnt ihr zum Beispiel am Flughafen von Cluj-Napoca in den Wechselstuben machen. Alternativ nutzt ihr die Geldautomaten.
Anreise und Fortbewegung vor Ort
Von Berlin, Dortmund oder Frankfurt am Main aus fliegt ihr ohne Zwischenstopp binnen zwei bis drei Stunden komfortabel nach Cluj-Napoca. Auch der Ankunftsflughafen ist nicht weit von der Universitätsstadt entfernt. Lediglich 15 Minuten mit dem Mietwagen oder Taxi beziehungsweise eine halbe Stunde mit dem Bus sind erforderlich, um gleich mitten im Geschehen zu sein.
Innerhalb der Stadt startet ihr am besten einen Bummel von Hotspot zu Hotspot. Auch in den umliegenden Wäldern heißt es: zu Fuß gehen und genießen! Ziele in der Umgebung von Cluj-Napoca erreicht ihr mit dem Bus oder Mietwagen.
Sprache und Verständigung
Durch die Spuren von deutschen Siedlern in der Stadt könnt ihr Glück haben und auf den einen oder anderen Deutsch sprechenden Einheimischen treffen. Darauf verlassen solltet ihr euch nicht und ein Wörterbuch in der Landessprache Rumänisch dabeihaben.
Essen und Spezialitäten
Gerichte mit Sauerkraut sind typisch in Siebenbürgen, wie die Ciorba-Suppe mit Sauerkrautsaft und Fleischklößen. Auch Varza a la Cluj, eine Art Auflauf mit Sauerkraut, Reis und Hackfleisch, ist beliebt. Süße Sünden gibt es unter anderem in Form der Teigrolle Kürtöskalács, die am ehesten dem deutschen Baumkuchen entspricht.
Hotels und Unterkünfte
Ein gemütliches Hotel, auf das ihr euch nach einem anstrengenden Tag sicherlich freut, kann in Cluj-Napoca leicht gebucht werden. Denn die Auswahl ist groß, oft geprägt von internationalen Ketten und richtet sich an unterschiedliche Ansprüche. Es gibt schlichte und dennoch komfortable Unterkünfte ebenso wie Hotels für den gehobenen Anspruch. Die Ausstattung ist ebenfalls je nach Einrichtung anders. Ein weiteres Kriterium für die Entscheidung: der Standort. Im Zentrum kann es nachts aufgrund der Partykultur etwas lauter werden, dafür sind die Wege zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten kurz. Am Stadtrand und außerhalb residiert ihr entspannt mit Blick in die Natur, braucht aber länger zu Museen und anderen Sehenswürdigkeiten.