Während im Sunshine State Florida die Sonne strahlt, erwartet euch unweit von Miami das komplette Kontrastprogramm: der Everglades Nationalpark mit seiner sumpfigen Umgebung und der außergewöhnlichen Artenvielfalt. Ob mit dem motorisierten Sumpfboot, dem Kajak oder zu Fuß – bei einer Erkundung der Everglades locken zahlreiche Highlights, die wir euch nicht vorenthalten möchten. Lasst euch von der spektakulären und einzigartigen Landschaft verzaubern.
Überblick
Die Everglades erstrecken sich über einen Großteil der Gesamtfläche von Südflorida und liegen tatsächlich nur eine Autostunde von Miami entfernt, weswegen sie auch als „subtropischer Garten Floridas“ bezeichnet werden. Das komplexe Ökosystem besteht aus insgesamt 1,5 Hektar Sumpfflächen, Mangrovenwäldern und Feuchtgebieten und zieht sich vom Süden der Florida-Halbinsel bis in den Norden zum Lake Okeechobee. Der Everglades Nationalpark umfasst 6.000 Quadratkilometer Fläche und nimmt somit etwa 20 Prozent der Gesamtfläche der Everglades ein. Zwar sind die Everglades allgemein als Sumpfgebiet bekannt, doch genau genommen sind sie ein sehr langsam fließender Fluss. Dieser fließt so langsam, dass er den Eindruck erweckt, es handelt sich um ein stehendes Gewässer. Die Besonderheit ist die Mischung aus Süß- und Salzwasser, welche sich ihren Weg durch die Natur bahnt. Durch seine Breite von 60 Kilometern, die Länge von 160 Kilometer und die geringe Tiefe ist dieser Fluss flächendeckend mit Gras bewachsen, weswegen er seinem indianischen Beinamen „Pahayokee“, was übersetzt Fluss aus Gras bedeutet, alle Ehre macht. In den Wintermonaten herrscht hier jedoch Trockenheit und Dürre.
Zum Schutz der zahlreichen exotischen Tier- und Pflanzenarten wurden die Everglades in den 1970ern zum Biosphärenreservat und Feuchtgebiet sowie zum UNESCO-Weltnaturerbe anerkannt. Denn leider gilt der Nationalpark durch Umweltverschmutzungen und Eingriffe in das Ökosystem als stark bedroht. So versucht die amerikanische Regierung, die emfindliche Natur zu bewahren. Aufgrund der rasant wachsenden Stadt Miami und dem damit verbundenen steigenden Wasserbedarf, der den Everglades das Lebenselixier entzieht, sind dort viele Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht.
Flora und Fauna in den Everglades
Trotzdem sind die Everglades zum Glück noch immer für die vielseitige Tierwelt bekannt, von der euch sicher als erstes die Alligatoren in den Kopf schießen. Doch auch über 350 verschiedene Vogelarten, wie Pelikane und Kormorane leben in den Everglades. Ein besonderes Highlight für Tierfreunde sind dabei die freilebenden Flamingos, die ihr sonst an keinem anderen Ort der USA beobachten könnt. Außerdem könnt ihr hier mit etwas Glück Panther, Waschbären, Skorpione, Schlangen, Schildkröten, Manatees (Seekühe), Spinnen und sogar Krokodile bestaunen. Auch die 43 Arten von Moskitos werden garantiert nicht unbemerkt bleiben. Angler freuen sich dagegen über die seltenen Fischarten, wie Sonnenfische, Katzenfische oder den Florida Gar.
Die Everglades sind die einzige Region der Welt, in der sich Alligatoren und Krokodile ihren Lebensraum teilen. Die Mischung aus Süß- und Salzwasser macht dies möglich, denn Alligatoren halten sich am liebsten im Süßwasser auf, während Krokodile das Salzwasser und die Küstennähe bevorzugen. Doch auch die Pflanzenwelt beeindruckt mit ihrer Artenvielfalt. Neben den typischen Sumpfzypressen und dem Seegras wachsen in dem Nationalpark auch wunderschöne Orchideen, Lianen und Bromelien. In den höhergelegenen Gebieten findet ihr sogar Königspalmen und Mahagonibäume.
Sehenswürdigkeiten in den Everglades
Die Everglades sind in drei verschiedenen Sektoren für euch zugänglich. Einer davon ist der Tamiami Trail im Norden, welcher am besten zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erkunden ist. Dieser Weg verbindet die Städte Miami und Tampa miteinander. Wenn ihr diesem Trail folgt, gibt es unterwegs einige sehenswerte Orte, an denen ihr unbedingt einen Stopp einlegen müsst.
Shark River Valley
Nur 35 Kilometer von Miami entfernt, werden im Shark River Valley besonders Wanderfreunde voll auf ihre Kosten kommen. Ihr habt die Wahl zwischen drei offiziellen Routen. Mit ausreichend Kondition könnt ihr den 24-Kilometer langen Rundweg zum Shark River Tower auf euch nehmen, der euch mit einem Ausblick aus 22 Meter Höhe belohnt. Die zwei kürzeren Wege, der 800 Meter lange Bobcat Boardwalk und der 400 Meter lange Otter Cave Trail sind jedoch auch einen Spaziergang wert und während ihr unterwegs durch den tropischen Mischwald lauft, begegnen euch sicher Schildkröten und Alligatoren.
Die hohe Luftfeuchtigkeit zehrt an der Kondition und so könnt ihr das Shark River Valley sogar mit der Tram oder dem Boot durchqueren. Auch einen Fahrradverleih findet ihr in diesem Abschnitt des Nationalparks.
Big Cypress Gallery
Tatsächlich kommen auch Kulturinteressierte in den Everglades auf ihre Kosten. In der Big Cypress Gallery stellt der Fotograf Clyde Butcher seine fotografischen Eindrücke der Everglades und anderen Regionen aus. Die schwarz-weißen Landschaftsaufnahmen könnt ihr hier auch als Postkarten oder Kalender erwerben und habt gleich ein passendes Souvenir für die Liebsten zu Hause. Der Big Cypress Bend Walk führt euch von der Galerie schließlich zu einem großartigen Aussichtspunkt. Auf dem Weg dorthin tummeln sich ebenfalls viele Vögel und Alligatoren.
Ochopee Post Office
Ebenso auf dem Tamiami Trail gelegen findet sich klein und unscheinbar am Wegesrand das kleinste Posthaus der USA – mitten in den Everglades. Darin findet gerade mal eine Person Platz und so ist es wohl mittlerweile eher ein Foto-Point für Touristen anstatt funktionierendes Postoffice.
Everglades City
Im Nordwesten der Everglades befindet sich die kleine Stadt Everglades City. Mit rund 600 Einwohnern beheimatet das verschlafende Dorf mehr tierische Bewohner als Menschen. Doch ein Zwischenstopp solltet ihr hier trotzdem einlegen, denn neben einer Tankstelle gibt es hier auch Restaurants, Cafés und Bars, die ihren typisch amerikanischen Charme versprühen. In einem dieser urigen Häuschen sollten die beliebten Steinkrabben und ein kühles Bier auf eurem Tisch landen, wenn ihr es ganz typisch für Everglades City handhaben möchtet.
Ten Thousand Islands
Everglade City wird auch als „Gate to the Ten Thousand Islands” bezeichnet, denn die Stadt ist der perfekte Ausgangspunkt für weitere Touren und Aktivitäten. So könnt ihr von hier aus die Inselgruppe, bestehend aus 16.000 Inseln, an der Südwestküste von Florida besichtigen. Am besten funktioniert diese Tour vom Besucherzentrum Gulf Coast Visitor Center in Everglades City aus. Ab hier fahren Boote zu den Inseln, auf denen ihr Kajakfahrten unternehmen könnt. Falls ihr euch nicht davor scheut, im Zelt zu übernachten und ein wenig Zeit mitbringt, könnt ihr per Kajak sogar einige der Inseln innerhalb mehrerer Tage erkunden.
Aktivitäten
Bei eurer Tour durch die Everglades gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder ihr macht eine geführte Tour mit ausgebildeten Rangern, die euch alle Besonderheiten der Umgebung zeigen und erklären oder ihr stürzt euch ins Abenteuer und erkundet die Gegend auf eigene Faust.
Wanderung durch die Everglades
Solltet ihr euch für die letztere Variante entscheiden und gut zu Fuß unterwegs sein, solltet ihr unbedingt den Anhinga Trail ansteuern. Mit seiner Länge von 1,6 Kilometern ist er zwar sehr überschaubar, doch trotzdem werdet ihr auf dem Weg allerhand spannende Naturschauspiele beobachten können. Der Anhinga Trail startet am Royal Palm Visitor Center, welches ein beliebter Ausgangspunkt für viele Touren ist. Ihr wandert über stabile Holzstege und seht links und rechts die Alligatoren in seichten Wasserstellen lauern – ein abenteuerliches Erlebnis, welches ihr sogar mit Rollstuhl und Kinderwagen auf euch nehmen könnt.
Auch Vogelfans sollten hier auf keinen Fall ihr Fernglas vergessen, denn auf diesem Trail wimmelt es von Reihern, Grey Vulture Geiern und natürlich den namensgebenden Anhingas, den Schlangenhalsvögeln. Falls ihr bei eurer Wanderung Alligatoren begegnet, bitte kommt ihnen nicht zu nahe und kommt auf keinen Fall auf die Idee, sie zu füttern.
Weitere Trails im Everglade Nationalpark, die sich für eine kleine Wanderung eignen, sind:
- Gumbo Limbo Trail: ein 800 Meter langer Pfad durch Schlingpflanzen und Palmen
- Pine Land Trail: ein 600 Meter langer Pfad durch den Elliotskiefernwald mit Florida Slash Pines
- Mahagony Hammock: ein 600 Meter langer Trail mit Bretterstegen durch dschungelartige Mahagoniwälder
- Mangrove Trail: ein Brettersteg durch Sümpfe und Mangrovenwälder
- West Lake: ein 600 Meter langer Trail durch den Sumpf, umgeben von Mangroven im Wasser
Geführte Kajakfahrt durch die Sümpfe
Auf keinem Fortbewegungsmittel kommt ihr den gefürchteten Alligatoren so nah, wie auf dem Kajak. Lautlos paddelt ihr in einer kleinen Gruppe durch die Natur und könnt die Landschaft und Tierwelt der Everglades hautnah auf euch wirken lassen. Doch keine Sorge, durch das leise Gleiten stört ihr die Tiere nicht – sie dösen meist weiter oder schwimmen weg.
Mit einem Guide paddelt ihr mehrere Stunden auf verschiedenen Wasserwegen, wie dem Turner River, durch das Gebiet der Mangrovenwälder und könnt so alle Sumpfbewohner aus nächster Nähe bestaunen. Mit ganz viel Glück seht ihr bei einer solchen Tour sogar die berüchtigten Seekühe der Region.
Rasante Tour mit dem Airboat
Lauter geht es auf den typischen Booten mit den Propellern zu, weswegen ihr dort auch mit Kopfhörern oder Ohrstöpseln ausgestattet werdet. Diese Touren dauern meist 30 Minuten und sind sehr rasant, sodass ihr eher in den Genuss einer windigen Fahrt kommt und nur mit viel Glück die Tiere oder Pflanzen in der Umgebung bewundern könnt. An besonders schönen Orten halten die Guides jedoch meist an, sodass ihr euch ein Bild von der Natur machen könnt. Außerdem ist in einer solchen Tour meist ein Restaurantbesuch inbegriffen, bei denen nicht selten Spezialitäten wie Alligatorwurst oder Krokodilschwanz auf dem Teller landen.
Auf Events, wie Alligator-Wrestling oder ähnlichen Showeinlagen solltet ihr euch jedoch nicht einlassen, denn diese sind häufig mit Tierquälerei verbunden. Auch die Fahrten mit dem Propellerboot sind umstritten, da sie einerseits ökologisch bedenklich und andererseits mit grenzwertigen Touristenattraktionen verbunden sind. Hier solltet ihr euch jedoch euer ganz eigenes Bild machen.
Unterwegs mit dem Swamp Buggy
Wenn ihr den Adrenalinkick sucht, solltet ihr eine mehrstündige Tour mit dem Swamp Buggy, einem großen offenen Sumpffahrzeug unternehmen. Dieses Gefährt kann sowohl an Land als auch im flachen Wasser fahren und garantiert nicht nur einen tollen Blick auf die Umgebung, sondern auch viel Spaß.
Reise-Infos
Damit euer Trip in die Everglades unvergesslich wird, haben wir noch einige Reisetipps für euch.
Ideale Reisezeit
In den Everglades herrscht eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit, die das Klima besonders in den Sommermonaten von Mai bis September sehr schwül und warm macht. Zu dieser Zeit müsst ihr außerdem vermehrt mit Moskitos und Schweißperlen auf der Haut rechnen. In den trockenen Wintermonaten von November bis April ist das Klima viel erträglicher und sehr mild. Es regnet nur selten und den hohen UV-Schutz sowie das Mückenspray könnt ihr getrost zu Hause lassen. Zwischen Juni und September solltet ihr euch unbedingt nach den aktuellen Hurrikan-Warnungen erkundigen.
Eure Anreise
Im Nationalpark gibt es vier Eingänge, von denen ihr am besten einen mit dem Auto ansteuert. Vom internationalen Flughafen in Fort Myers benötigt ihr zum Nationalpark etwa 1,5 Stunden. Wer seine Florida-Reise mit einem längeren Abstecher in die Everglades verbinden will, findet auch im lebendigen Miami einen guten Ausgangspunkt. Von hier aus geht es mit dem Mietwagen etwa eine Stunde bis in den östlichen Teil der Everglades.
Dort angekommen führt der schnellste Weg durch den Park über die gebührenpflichtige Autobahn Everglades Parkway 75, welche auch Alligator Alley genannt wird. In nur zwei Stunden könnt ihr das gesamte Gebiet von Ost nach West durchqueren, doch die volle Pracht der Landschaft wird sich für euch auf dieser Strecke nicht entfalten. Besser ist die State Road 9333 – sie führt von Florida City bis nach Flamingo. Ihr könnt jedoch auch den Tamiami Trail mit dem Auto entlangfahren und unterwegs an verschiedenen Stopps halten, um von dort aus mit dem Fahrrad, dem Boot oder zu Fuß die Gegend zu erkunden.
Passende Unterkünfte
Verbringt ihr gerade euren Urlaub im Sunshine State Florida, werdet ihr die Everglades wohl im Rahmen eines Tagesausfluges von Miami oder Fort Lauderdale angesteuert, sodass passende Hotels in den beiden Städten zu empfehlen sind. Solltet ihr doch mehrere Tage im Nationalpark verbringen, könnt ihr in Everglades City eine Unterkunft buchen, die in der Regel sehr rustikal und einfach ausfallen wird. Abenteuerlicher wird es beim Camping.
Campingplätze findet ihr in Long Pine Key und Flamingo. Wollt ihr euer Zelt abseits der offiziellen Campingplätze aufschlagen, braucht ihr allerdings eine Erlaubnis, welche ihr in den Besucherzentren der Everglades erwerben könnt.
Preise für den Nationalpark
Der Eintritt des Nationalparks kostet etwa 15 US-Dollar pro Person und mit der Eintrittskarte könnt ihr sieben Tage lang die Everglades erkunden. Kinder unter 16 Jahren müssen noch keinen Eintritt zahlen. Mit einem Auto zahlt ihr im Schnitt 30 US-Dollar für einen Wochenpass. Es gibt allerdings zahlreiche Touren, die ihr auch außerhalb des offiziellen Nationalparks unternehmen könnt.